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01.04.12 | Utair ATR-72 | VP-BYZ | Sibirien | Absturz


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Geschrieben

In Sibirien ist eine ATR-72 der Utair abgestürzt. Dabei kamen offenbar mindestens 16 der 43 Insassen ums Leben. Die Maschine befand sich auf einem Inlandflug von Tyumen (TJM) nach Surgut (SGC).

 

Es gibt noch keine Berichte über mögliche Ursachen. Laut dem russischen Nachrichtenportal lifenews.ru stürzte die Maschine rund 10 Minuten nach dem Start ab.

 

Bilder von lifenews.ru:

400-4.jpg

400-2.jpg

400-225-5.jpg (eine andere ATR-72 der Utair)

 

 

Wetter am Tyumen Airport:

METAR 020200Z USTR 24007MPS 9999 SCT013CB M01/M01 Q1003

 

 

 

Quellen:

Aviation-safety.net

life-news.ru

Geschrieben
USTR 020200Z 24007MPS 9999 SCT013CB M01/M01 Q1003 TEMPO 26015MPS 1500 SHSN BLSN BKN005 RMK QFE742/0990 21290060 30750029

 

USTR 020130Z 24006G09MPS 9999 BKN013CB M01/M01 Q1002 TEMPO 26015MPS 1500 SHSN BLSN BKN005 RMK QFE742/0989 21290060 30750029

 

icing?

 

Der FO hat überlebt. Wird sicher einiges zur Ursachenermittlung beitragen.

Geschrieben

Hmm, die ATR's habe doch ein massives Problem bei Icing... Mal abwarten...

Geschrieben

Vergesst in Russland die ganzen Angaben mit "CB" und SHSN sowie BLSN. Das ist in der Regel nur drin, damit dem Meteorologen niemand nachsagen kann, dass er es nicht für möglich angegeben hätte.

Geschrieben
Vergesst in Russland die ganzen Angaben mit "CB" und SHSN sowie BLSN. Das ist in der Regel nur drin, damit dem Meteorologen niemand nachsagen kann, dass er es nicht für möglich angegeben hätte.

 

Das kann ich nur mal wieder bestätigen, dass in diesen Gefilden sehr konservative Wetterfrösche leben.

 

@Devis,

 

naja, massiv ist wohl jetzt auch ein bißchen übertrieben. Das Problem war, dass die Ice-Bots zu kurz waren und sich so in extremen Icing-Conditions hinter selbigen Eis gebildet hat, das wiederum zu so starken Verwirbelungen sorgte, dass die Maschine nahezu unkontrollierbar wurde. Das passierte aber wirklich nur in extremsten Situationen. Meines Wissens wurden auch Modifikationen vorgenommen, um das zu verhindern. Ich will jetzt aber nicht ausschließen, dass der Absturz auf eben jenes Problem zurückgeführt werden kann. Im Moment ist es aber sogar noch zu früh für Spekulationen. :D

Geschrieben

Russische Medien berichten:

 

«Der Leiter der russischen Zivilluftfahrtbehörde, Alexander Neradko sagte gegenüber der Nachrichtenagentur RIA-Nowosti, das Flugzeug sei vor dem Start nicht richtig enteist worden. Zugleich betonte er, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass dies den Absturz verursacht habe.»

 

und

 

«Zum Zeitpunkt des Absturzes habe es starken Wind und Niederschlag gegeben, berichteten Anwohner des Gebietes Tjumen im Radiosender Echo Moskwy.»

 

 

Quelle: Der Tages-Anzeiger Online

Geschrieben

@Andreas

 

Die ATR ist nach dem Start und etwa 1.5 NM auf der Pistenachse runtergekommen.

 

Das METAR lässt auch ohne CB, SHSN, usw. schöne icing Bedingungen erahnen.

Aber wie viel Eis soll sich schon in 30 - 60 Sek. ansetzen können?

 

War sicher der erste Flug an diesem morgen. Was wäre, wenn die Crew den Fliegen nicht hat enteisen lassen? Dort gilt auch sicher kein "always clean wing". Gewagte These, aber immer noch besser, als zwei Turboprobs die zeitgleich den Geist aufgeben oder Avionik die falsche Daten liefert.

Geschrieben
Dort gilt auch sicher kein "always clean wing".

 

Stimmt! Da gilt russisch Roulette. Ich habe gehört, dass es in Rußland einen Wettbewerb gibt, "Wer überlebt einen T/O mit dem größten Eisansatz".

 

Zugegeben, auf russischen Regionalflughäfen ist es manchmal schon schwierig eine Type II Flüssigkeit zu kriegen, wo dann die Hold Over Time kürzer als kurz ist und man praktisch auf der RWY den Frostschutz aufbringt. Das heißt aber noch lange nicht, dass es jenseits der Oder/Neiße Friedensgrenze nur Hornochsen gibt, die Eis bestenfalls als Nahrungsmittel kennen. Andererseits, wenn ich mir anschaue, bei welchen Bedingunen Air Canada anfängt zu Anti-Icen, da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Nur weil im Longterm TAF eine single Schneeflocke angekündigt wird, brauche ich mir nicht über den kompletten Flieger Type IV kippen lassen.

 

Wie gesagt, es ist nicht ausgeschlossen, dass Eis eine Rolle gespielt hat. Es gibt aber mehr als nur diese Möglichkeit, warum der Flieger vom Himmel gekippt ist. Angesichts der Informationen die wir bisher darüber haben, halte ich jede Spekulation für überflüssig. (Und das, obwohl ich gerne mal Spekulatius esse).

 

Gruß

Thomas

Geschrieben

Aeroflot und Transaero lassen auch nicht immer enteisen. Vor ein paar Wochen haben Kollegen von mir, die als SLF mit Aeroflott (A320, EDDM) und Transaero (B737, Ort gerade entfallen) unterwegs waren, Bilder von vereisten/verschneiten Tragflächen gezeigt. Wegen der langen Schlange bei den Enteisern hat man darauf verzichtet. Das sind Hazardeure, wenn nicht einfach nur dumme A****löcher. Meine Kollegen haben übrigens die Crew vor dem Start darauf aufmerksam gemacht, wurde aber alles abgewiegelt: "Captain knows best, is safe for flight".

Geschrieben

Hallo

 

da hast recht, sowas verantwortungsloses gegenüber

den Passagiere.... Da ist dieses erwähnte Wort/ Ausdruck

noch fast zu milde!

 

Gruss Manfred

Geschrieben
Aeroflot und Transaero lassen auch nicht immer enteisen. Vor ein paar Wochen haben Kollegen von mir, die als SLF mit Aeroflott (A320, EDDM) und Transaero (B737, Ort gerade entfallen) unterwegs waren, Bilder von vereisten/verschneiten Tragflächen gezeigt. Wegen der langen Schlange bei den Enteisern hat man darauf verzichtet. Das sind Hazardeure, wenn nicht einfach nur dumme A****löcher. Meine Kollegen haben übrigens die Crew vor dem Start darauf aufmerksam gemacht, wurde aber alles abgewiegelt: "Captain knows best, is safe for flight".

 

Kann ich in München nur bestätigen, diesen Winter erst erlebt. Schneefall so, dass unsere Werbung nach rund 20min zugeschneit war, von den Flächen garnicht zu sprechen. TSATs wurden automatisch mit 2h delay erteilt, lauschen auf Delivery war angesagt. Plötzlich eine Stimme die alle aufhorchen ließ: "Aeroflot 2326, we are fully ready - without de-icing!". Erst nach dem dritten mal nachfragen erteilte Delivery die Startup Clearance gen Moskau. Ging zum Glück alles gut. Mal wieder.

Geschrieben

So sah der nicht enteiste Flügel nach dem Start in EDDM aus:

 

21492-1-20111212131943.jpg

 

 

Und hier Transaero (Eis ab Triebwerksaufhängung auf der Tragflächenoberseite "inboard"):

 

22044-1-20120113191009.jpg

Geschrieben
Hmm, die ATR's habe doch ein massives Problem bei Icing... Mal abwarten...

 

Nachforschen, Junge, bevor schreiben...

 

Ich gehe davon aus Du beziehst Dich auf den Unfall in dem eine Crew trotz Servere Icing in der Wolke blieb und dann abstürzte? Daraufhin mussten alle damaligen neuen Turboprops nochmals zur Zertifikation antraben (ATR, Dash8, Saab340, EMB120). Bei der ATR (als Unfallverursacher) wurden danach noch die 'Horns' elektrisch enteist. Die Horns sind die über die Fläche hinausragenden aerodynamischen Gegengewichte der Querruder. Alle mussten einen Zusatz in den Flughandbüchern zum Thema Severe Icing hinzufügen, im Stil von: GEH RAUS VON HIER!!!

 

Die Cessna Caravan hat demnach auch ein Icing Problem, denn da haben sich auch eigne zu lange in starker Vereisung aufgehalten und erst zu spät gemerkt dass der Flieger nur aufgrund der Physik fliegt und nicht aufgrund des Piloten...

Geschrieben

Ist das, was man auf Falcon Jockey's Fotos sieht ein Risiko?

Wenn ich mich recht erinnere, war ja dieser hier vieldiskutierte Sturm-Start auch eine russische Maschine.

 

Wahrscheinlich sind die meisten ru-Piloten noch ihre alten russischen Muster gewohnt, wo man mit 3 cm Schnee und Eis auf der Tragfläche mit einem Jet bei Sturm auf einer Schotterpiste starten konnte. Heute - mit den filigraneren westlichen Jets - spielen sie wohl das "iron balls" game. Wer kneift, wird bei der nächsten Betriebsfeier als Weichei abgestempelt :009:

 

War halbironisch - soll hier kein Russen-Bashing werden!

 

Gruss

Johannes

Geschrieben

Als Laie muss ich doch mal nachfragen.

Eisbildung hat doch auch etwas mit der Luftfeuchtigkeit zu tun?Nun ist es in Sibirien zwar sehr kalt,aber die Luft auch sehr trocken.Kann es möglich sein,das in dieser Region das Problem der Eisbildung gegenüber mitteleuropäischen Verhältnissen "fast" vernachlässigbar ist.

 

Könnte mir auch gut vorstellen,das der Schnee auf den Tragflächen so trocken ist,das es ihn sehr schnell wieder von selbst wegpustet.

Geschrieben
So sah der nicht enteiste Flügel nach dem Start in EDDM aus:

 

Vor allem das obere erachte ich als sehr krasses Foto. Nun weiss ich freilich nicht, wo beim A320 beim Take-off die "Schmerzgrenze" liegt und was der kann.

 

Deshalb die Frage, wie man sich bei diesem Anblick vor der Startbahn verhalten soll - ich würde vermutlich schon aus Panik so "unruly" werden, dass der Flieger nicht abhebt. Bei den von mir gewählten Gesellschaften wurde aber immer brav enteist...

 

Gruss Patrick

Geschrieben

Nunja, wie man ja sieht, passiert bei den allermeisten Fällen eben nichts. Jedoch gibt es da halt auch die Gegenbeispiele, ich meine es war eine nicht enteiste 737-200 in Washington welche abgestürzt ist, ein chinesischer CRJ200 ohne Wing-Anti-Ice, ein Cimber-Air CRJ wurde in letzter Sekunde nach dem T/O in Oslo dank richtiger Recovery abgefangen - auch hier, vergessenes Wing-Anti-Ice... Also das Thema ist sicherlich diffizil und nicht leicht zu durchschauen. Ich denke nicht, dass man irgendwo eine Grenze ziehen kann, ab welcher Ice gefährlich wird. Deshalb gibt es bei den meisten mir bekannten Fluggesellschaften ein Clean Aircraft Concept. Das ist sicherlich meist etwas übervorsichtig, aber ganz bestimmt die sicherere Wahl. Wie man sich in so einem Fall verhalten soll, ich weiß es nicht. Bei der Aeroflot auf dem Foto wäre ich im Zweifelsfall ausgestiegen.

 

@ Rainer,

 

das ist vielleicht bei trockenem Pulverschnee so, aber auch hier gilt bei uns das Clean Aircraft Concept. Ich bin zwar noch nie in Sibirien unterwegs gewesen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man hier unter Wetterbedingungen wie sie bei diesem Absturz vorherrschten nicht enteisen musste... Das sind, wenngleich das ein konservatives Ostblock Metar ist, absolute Icing Conditions. Selbst wenn du am Boden nur Pulverschnee hast den es direkt auf der Fläche beim T/O verlierst, so kannst du doch nicht ausschließen, dass vllt irgendwo etwas hängen geblieben ist und im Flug anfriert.

Gast Hans Fuchs
Geschrieben

Ich sehe Unfallfotos von einem Wettercharakter, die keinerlei Hinweise liefern, dass die hier allenthalben gestellte Ferndiagnose besonders wahrscheinlich ist.

 

Als ob es nicht tausende Möglichkeiten gibt, waum ein Flugzeug crashen könnte.

 

Hans

Geschrieben

Ja, ist richtig Hans, auch hier gibt es diverse Möglichkeiten. Ich glaube aber in den letzten Posts hier ging es eher um die Eisthematik an sich.

Geschrieben

Ersten Informationen durch die russischen Behörden (Interstate Aviation Committee; IAC) zufolge soll die Maschine vor dem Absturz eine Höhe von 210 Metern erreicht haben und in beide Richtungen stark gerollt sein:

 

"After taking off, the plane gained a height of about 210 meters, then banked more than 35 degrees to the right and then 50 degrees to the left, at which point it slammed into the ground," the International Aviation Committee said in a statement.

QUELLE: Presseartikel, The Moscow Times

 

Liest man sich die Details zum Absturz der American Eagle ATR72 im Jahre 1994, so tun sich Ähnlichkeiten auf, die einen nachdenklich stimmen - auch wenn sich in der Zwischenzeit viel getan hat, da American Eagle Flight 4184 (Englisch) Anlass für Massnahmen beim De Icing war (technisch und procedures).

 

Gruss

Johannes

Geschrieben

Auch wenn es jetzt off-topic wird, brennt mir das auf der Zunge:

 

Ich bin Laie, fliege nur am Simulator und sonst nur als Pax (oft!):

 

Aber nachdem, was ExcelJokey und Thomas Linz schreiben, muss ich als Nichtsahnender ja richtig Schiss haben?

 

Desöfteren bin ich über Moskau oder St Petersburg nach Colombo geflogen, mit Aeroflot, sah diese als eine renommierte Airline an, zumindest ab dem Zeitpunkt, ab dem Boeing und Airbus Standard in der Flotte waren und jetzt wird hier - überspitzt gesagt - vom Roulette spielen geredet, sprich "Entweder geht es gut oder nicht, oder nur halb".

 

Natürlich ist dem Captain sein Leben auch lieb, natürlich hat ein russischer Captain auch Erfahrung mit kaltem Wetter und Eis, aber und ich denke, dass einem die Erfahrung nicht mehr weiterbringt, wenn der Flieger so schwer wird, dass er fällt wie ein Stein (oder so ähnlich...) - aber ich lese auch oft in diversen Foren, Blos, Erfahrungsberichten vom alltäglichen "Stress" der Piloten und ich habe gelernt, dass Zeitdruck ein ekelhafter Bekannter ist.

 

Und das beunruhigt mich eigentlich: Muss/darf da die ATC nicht eingreifen und sagen "Junge, wenn Du bei solchen Verhältnissen Deinen Flieger nicht sauber machst, gehst Du nirgendwo hin?". Wenn nicht, sollte man darüber mal nachdenken, denn ich finde, das betrifft die Flugsicherheit immens. Aber wie gesagt, ich bin Laie und Denken sollte ich vielleicht den Pro's überlassen.

 

Andererseits denke ich, dass es so tragisch gar nicht sein kann. Die Kollegen von Andreas sind sicher vom Fach, wäre es so dramatisch gewesen, wären sie ausgestiegen? Lieber fünf mal feig als einmal tot.

 

Korrigiert mich, aber peitscht mich nicht.

Geschrieben

Hallo Bernhard,

 

wie gesagt: So ein Start geht zumeist gut, ansonsten würden wir im Winter regelmässig von verunglückten Aeroflot & Co. lesen. Wirklich professionell ist das aber nicht. Die Flugzeuge sind mit sauberen Tragflächen getestet und zertifiziert worden, wer mit kontaminierten Flächen in die Luft geht, wird zum Testpiloten. Offenbar haben da ein paar Aeroflottler ihre Tupolev-Procedures auf die Airbus- und Boeinflotten mitgenommen ;)

 

Wie schon an anderer Stelle geschrieben, mache ich auf Privatreisen einen Bogen um Airlines, die nicht ein gewisses Renommee haben, also (fast) alles südlich der Alpen.

 

Und nein, in unseren Breiten darf und will ATC da nicht eingreifen, das ist die alleinige Verantwortung des PIC. Darum heisst es ja "Pilot In Command".

 

 

Zurück zu unserem Fall:

 

Wenn man in der METAR-Historie ein wenig zurückblättert, stellt man wenige Stunden vor dem Unfall fest, dass es doch ein wenig geschneit/geregnet hat. Das könnte die Ursache sein:

 

USTR 020030Z 26007MPS 8000 -SHSN BKN015CB OVC070 00/M00 Q1000

USTR 012300Z 27007G10MPS 8000 -SHSNRA BKN009CB OVC070 00/00 Q0997

 

Weiterhin zitiert der Avherald die Rosaviatsia (Russia's Civil Aviation Authority) wie folgt:

[..]due to environmental conditions the aircraft was to be de-iced before departure, ground staff however did not perform de-icing and the flight crew did not insist on de-icing being done[..]
Sollte das der Wahrheit entsprechen...

 

Es würde mich aber nicht wundern, wenn man mal wieder versucht, allen anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben.

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