reverser Geschrieben 25. Oktober 2017 Geschrieben 25. Oktober 2017 Guten Tag allerseits, rein aviatisches Interesse hier; politische Diskussion unerwünscht :mellow: (!) Von Leipzig aus ist gestern eine B737 der Tschechischen Travel Service mit 12 ausgewiesenen Afghanen nach Kabul geflogen. Solche Kabul-Flüge hatte ich auch schon ab München verfolgt - zum Einsatz kamen jeweils B767 der Meridiana. Ist für solche Flüge eine spezielle Lizenz erforderlich, oder kann der Staat jede beliebige Chartergesellschaft damit beauftragen? Es stellt sich mir auch die Frage, ob das mitfliegende Sicherheitspersonal gleichzeitig die Dienste der Cabin-Crew übernimmt, bzw. ob es speziell dafür ausgebildet ist - Stichwort emergency-procedures. Eher nicht, denke ich mal: Wer soll denn sonst den Piloten den Kaffee servieren? ;) Gruss Richard 1 Zitieren
FalconJockey Geschrieben 25. Oktober 2017 Geschrieben 25. Oktober 2017 Das ist ein ganz normaler Charterflug, die Begleiter sind auch nur Passagiere, die sich um die Auszuschaffenden kümmern. Zitieren
Danix Geschrieben 25. Oktober 2017 Geschrieben 25. Oktober 2017 Die Kabinenbesatzung ist ganz normal, wobei man meistens eher Männer aufbietet. Pro Auszuschaffenden gibt es immer eine Anzahl Sicherheitskräfte. Das kann bis zu 2 pro Mann sein. Also 2 Polizisten pro Ausländer. Jedes Land macht das anders. Manchmal sind das richtige Polizisten, manchmal ist es nur angelerntes Personal, manchmal von privaten Firmen angestellt. Je nach Land und je nach Flug gibt es dann noch verschiedene Sicherheitsvorkehrungen, man hat ja manchmal auch immobilisierte Personen (durch Beruhigungsmedikamente, Rückhaltesystem="Fesselung"). Manchmal gibt es auch spezielles Essen, einerseits aus ethnischen Gründen, andererseits wegen der möglichen Verletzungesgefahr usw. Dani Zitieren
Kjeld Geschrieben 25. Oktober 2017 Geschrieben 25. Oktober 2017 Bei der LH hatten wir teilweise abgeschobene auf normalen Linienflügen. Je nach Gefahrenbewertung mit oder ohne Begleitung Gesendet von iPhone mit Tapatalk 1 Zitieren
fabiodv Geschrieben 25. Oktober 2017 Geschrieben 25. Oktober 2017 Kann die Besatzung, Kabine oder Cockpit, die Mitnahme auch verweigern? Zitieren
Danix Geschrieben 25. Oktober 2017 Geschrieben 25. Oktober 2017 Natürlich, das wird auch relativ häufig gemacht. Wenn z.B. Aufruhr entsteht. Deshalb tun die Ausgeschafften ja so. Die wissen das, ihre Anwälte briefen sie. 3 Zitieren
Manfred J. Geschrieben 25. Oktober 2017 Geschrieben 25. Oktober 2017 Bei der LH hatten wir teilweise abgeschobene auf normalen Linienflügen. Je nach Gefahrenbewertung mit oder ohne Begleitung Gesendet von iPhone mit Tapatalk Hallo, in dem Fall aber nicht, kommt sowas nicht in Frage. Da war es kein Linienflug, da davon 14 Abzuschaffende drunter der Kategorie hochkradig Kriminelle <_< waren. Zitieren
Kuno Geschrieben 25. Oktober 2017 Geschrieben 25. Oktober 2017 Mir kommt grad der Film "Con Air" in den Sinn - mit Nicolas Cage :-) 2 Zitieren
reverser Geschrieben 25. Oktober 2017 Autor Geschrieben 25. Oktober 2017 Vielen Dank Euch, für die Antworten :) Eine kleine Korrektur noch: Die B737 von Leipzig ist nicht nach Afghanistan geflogen, sondern nach Bulgarien; von dort ging's weiter nach Kabul, wie ich gelesen habe - hatte mich noch über den Langstrecken-Flug mit dieser 737-er Boeing gewundert. Gruss Richard Zitieren
Chipart Geschrieben 26. Oktober 2017 Geschrieben 26. Oktober 2017 Mir kommt grad der Film "Con Air" in den Sinn - mit Nicolas Cage :-) Leider! Was bei solchen Diskussionen leider vergessen wird: Nur ein sehr geringer Teil der Abschiebungen betrifft Straftäter, für die dann eventuell auch besondere Sicherheitsmassnahmen erforderlich sind. Der weitaus überwiegende Teil sind „ganz normale Menschen“, die einfach nur nicht in Europa bleiben dürfen. Davon der überwiegende Teil hat sich mit diesem Schicksal abgefunden, so dass die Abschiebung eine „ganz normale Flugreise“ ist. Wenn wir das Bild im Kopf haben, dass solche Abschiebungen wie Gefangenentransprote von gewalttätigen Intensivtätern sind (wie in ConAir), dann werden wir der Wirklichkeit solcher Flüge nicht gerecht. Florian 3 Zitieren
Danix Geschrieben 26. Oktober 2017 Geschrieben 26. Oktober 2017 Im Gegenteil: Meistens sind es die "Netten", die ausgeschafft werden. Die wirklich üblen Typen finden immer eine Strategie um zu bleiben, sei es durch Untertauchen, Wiedereinwanderung, gefälschte Papiere, Scheinheirat usw. 3 Zitieren
Volume Geschrieben 26. Oktober 2017 Geschrieben 26. Oktober 2017 Es stellt sich mir auch die Frage, ob das mitfliegende Sicherheitspersonal gleichzeitig die Dienste der Cabin-Crew übernimmt, bzw. ob es speziell dafür ausgebildet ist - Stichwort emergency-procedures. Ich wundere mich auch, Stichwort Emergency, dass es zulässig ist Leute in Handschellen und mit Sack über dem Kopf zu transportieren... Wenn man dann noch bedenkt, dass für die gigantischen Kosten der Abschiebung im fast leeren Sonderflug die Leute auch hätten zwei, drei Jahre komplett hier leben können, und bis dahin längst einen legalen Job hätten finden und ihr Leben selbst finanzieren können, dann fragt man sich manchmal wirklich was diese Symbolpolitik soll. Wie Dani schon sagt, die wirklich "fiesen" melden sich nichtmal, die leben gleich illegal im Untergrund und arbeiten schwarz oder finanzieren ihr Leben gleich über Verbrechen. Und eine Razzia brauchen sie nicht mal zu fürchten, solange sie in den "no go areas" wohnen, in die sich weder Polizei noch Zoll je trauen werden. Eine weltfremde Rechtslage produziert halt öfters weltfremde Aktionen. Dann fliegen wir halt schonmal voll integrierte gut deutsch sprechende Familien wieder aus und holen deren Kinder direkt aus der Schule ab, während wir verurteilen Straftätern ermöglichen kurz vor der angekündigten Abschiebung unterzutauchen. Natürlich alles voll im Rahmen der Gesetze. Und dann behaupten wir auch noch "wir schaffen das". Nichts haben wir da im Griff. Und irgendwelche armen Flugzeugbesatzungen müssen es dann noch ausbaden, wer fliegt schon gerne in Krisengebiete, aus denen selbst die Einheimischen nur weg wollen. Gruß Ralf 2 Zitieren
FalconJockey Geschrieben 26. Oktober 2017 Geschrieben 26. Oktober 2017 Es wird langsam zu politisch, bitte noch die Kurve kriegen, bevor hier die verbalen/ideologischen Fetzen fliegen. 1 Zitieren
conaly Geschrieben 26. Oktober 2017 Geschrieben 26. Oktober 2017 Und irgendwelche armen Flugzeugbesatzungen müssen es dann noch ausbaden, wer fliegt schon gerne in Krisengebiete, aus denen selbst die Einheimischen nur weg wollen. Nunja, es ist deren Job. Ich arbeite auch öfters in Krisengebieten. Ich werd dafür auch bezahlt, genau so wie eine Crew, die die runter muss (und ich vermute stark die Crews bleiben dort sicher nicht mehrer Monate am Stück bei schlechtem Essen und miesester Unterkunft). 1 Zitieren
FalconJockey Geschrieben 26. Oktober 2017 Geschrieben 26. Oktober 2017 Eine Übernachtung wird es dort eher nicht geben. Eventuell ist noch ein dritter Pilot dabei, damit die maximale Dienstzeit verlängert werden darf. In manchen Firmen hat man die Wahl, ob man in Krisengebiete fliegt und wird dann entsprechend mit einem Bonus bezahlt. Zitieren
Volume Geschrieben 26. Oktober 2017 Geschrieben 26. Oktober 2017 Nunja, es ist deren Job Ob man sich dessen bewusst ist, wenn man den Arbeitsvertrag unterschreibt? Andererseits war es mir auch nicht bewusst, dass ich regelmäßig Dienstreisen in Länder mit Reisewarnung machen würde als im Arbeitsvertrag "leichte Reisetätigkeit" vereinbart wurde... In manchen Firmen hat man die Wahl, ob man in Krisengebiete fliegt und wird dann entsprechend mit einem Bonus bezahlt. Das ist fair. So sollte es sein. Könnte man sich wohl aus Gewissensgründen weigern, Abschiebeflüge durchzuführen? Wie sieht es eigentlich mit den Pflichten eines Arbeitgebers aus, wenn etwas passiert? Wenn man z.B. bei einem Flug in den Jemen "im Job" entführt wird? Kann man sich da auf höhere Gewalt berufen, oder ist der Arbeitgeber in der Pflicht, muss z.B. das Lösegeld bezahlen? Aus der rechtlich sehr ähnlichen Seefahrt müsste es da ja eindeutige Präzedenzfälle geben. Die eigenen Versicherungen schliessen solche Fälle ja explizit aus, da braucht man ganz spezielle Policen. Gruß Ralf Zitieren
FalconJockey Geschrieben 26. Oktober 2017 Geschrieben 26. Oktober 2017 Genau, Versicherer zahlen da eher nicht, wobei dies auch auf terroristische Akte in "sicheren Ländern" zutrifft! Auch ein Grund, nicht bei jedem Laden anzuheuern, der der "Luftfahrtprostitution" nachgeht! Zitieren
conaly Geschrieben 26. Oktober 2017 Geschrieben 26. Oktober 2017 (bearbeitet) Ob man sich dessen bewusst ist, wenn man den Arbeitsvertrag unterschreibt? Andererseits war es mir auch nicht bewusst, dass ich regelmäßig Dienstreisen in Länder mit Reisewarnung machen würde als im Arbeitsvertrag "leichte Reisetätigkeit" vereinbart wurde... Man informiert sich normalerweise vorher, was auf einen zukommt. Wer einen Job mit Reisetätigkeit annimmt, dann aber hofft nur in New York oder auf Kreta zu landen, dem ist dann auch nicht mehr zu helfen. Ich wusste worauf ich mich einlasse, das wurde mir klar vorher aufgezeigt und ich hab mich bewusst dafür entschieden. Und dann kommt auch mal sowas wie Algerien, Saudi oder Bangladesch. Wobei ich Sudan und Nigeria abgelehnt hatte, das geht bei Ländern mit Reisewarnung bei uns ohne Probleme. Was mögliche Entführungen angeht: bei uns wird versucht, das Risiko so minimal, wie möglich zu halten. Das kann von "nur eigens ausgesuchte Transportmittel" über "nur Fahrten bei Tageslicht" bis hin zu "nur mit militärischer Eskorte" alles möglichen an Sicherungsmaßnahmen sein. Hilft sicher auch nicht immer (kenne Kollegen, die im Irak gearbeitet haben, als der IS die Anlage gestürmt hat), da wird dann aber alles stehen und liegen gelassen und dann heißts nichts wie raus. Dafür stehen auch immer Fahrzeuge und Fahrer bereit (oder ggf. gar Hubschrauber und Flugzeuge). Bearbeitet 26. Oktober 2017 von conaly Zitieren
Chipart Geschrieben 29. Oktober 2017 Geschrieben 29. Oktober 2017 Genau, Versicherer zahlen da eher nicht, wobei dies auch auf terroristische Akte in "sicheren Ländern" zutrifft! Hängt halt davon ab, gegen was man versichert ist. Unternehmen, die Mitarbeiter regelmäßig in "heisse Gebiete" schicken haben natürlich eine K&R-Insurance. Das bietet jeder Broker in seinem Paket mit an. Bedeutet aber nicht, dass die Mitarbeiter auch davon wissen. Zudem haben exponierte Firmen of auch vertrage mit Crisis Response Anbietern, die zur Not einen Heli mit SWAT-Team einfliegen. Ob es hilft sei dahin gestellt - allerdings scheitert es zumindest auch nicht am Geld. Florian Zitieren
conaly Geschrieben 29. Oktober 2017 Geschrieben 29. Oktober 2017 Dafür meldet man sich auch immer bei der eigenen Botschaft im jeweiligen Zielland an. Dann kann einen zur Not der Bund ausfliegen, die Rechnung dafür schreibt man halt auf die Reisekostenabrechnung... Zitieren
FalconJockey Geschrieben 29. Oktober 2017 Geschrieben 29. Oktober 2017 In meiner Firma gibt es auch keinen Versicherungsschutz, wenn man in einem sicheren Land (Europa...) Opfer eines Anschlags wird. Das sind auch Dinge, die man verbessern muss. Zitieren
Kuno Geschrieben 29. Oktober 2017 Geschrieben 29. Oktober 2017 Zudem haben exponierte Firmen of auch vertrage mit Crisis Response Anbietern, die zur Not einen Heli mit SWAT-Team einfliegen. ...dann aber doch lieber Nicolas Cage, der mich raushaut :) 1 Zitieren
Chipart Geschrieben 29. Oktober 2017 Geschrieben 29. Oktober 2017 In meiner Firma gibt es auch keinen Versicherungsschutz, wenn man in einem sicheren Land (Europa...) Opfer eines Anschlags wird. Das sind auch Dinge, die man verbessern muss. Aber welchen Versicherungsschutz meinst Du denn? Lebens-, Unfall-, Kranken- und Arbeitsunfähigkeitsversicherung zahlen auch, wenn der Versicherungsfall auf Grund von Terroranschlägen eintritt. Eine Lücke kann dann nur entstehen, wenn ein Opfer eine solche Versicherung nicht hat. Florian Zitieren
Danix Geschrieben 29. Oktober 2017 Geschrieben 29. Oktober 2017 (bearbeitet) Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Anschlages zu werden ist verschwindend gering. Ist etwa so wie mit der Drohnenproblematik. Während in Europa dieses Jahr mehrere Dutzend Menschen an Terroranschlägen gestorben sind, starben allein in der EU 26 000 auf der Strasse. Bei 135 000 Schwerverletzten, die mehrheitlich nie mehr ein Leben wie früher führen können werden. Würden wir rational agieren, müssten wir den Strassenverkehr verbieten, und bevor wir Araber nicht mehr in unser Land hineinlassen und Burkas verbieten, sollten wir Motoren über 100 PS verbieten oder Strafen für schnelles Fahren erhöhen. Ich weiss, unter Luftfahrtangestellten ist die Angst vor Terror relativ prioritär im Hinterkopf. Das ist aber eine falsche Wahrnehmung. Und genau die, welche Terroristen in uns wachrütteln wollen. Ich kenne auch Piloten, die Mühe haben, längere Zeit in einer Flughafenhalle zu verbringen, wie z.B. in Brüssel. Das sind eindeutige psychische Traumata. Dani Bearbeitet 29. Oktober 2017 von Danix 3 Zitieren
J.M.G. Geschrieben 29. Oktober 2017 Geschrieben 29. Oktober 2017 (bearbeitet) Lebens-, Unfall-, Kranken- und Arbeitsunfähigkeitsversicherung zahlen auch, wenn der Versicherungsfall auf Grund von Terroranschlägen eintritt. Eine Lücke kann dann nur entstehen, wenn ein Opfer eine solche Versicherung nicht hat. Das gilt sicherlich für Altverträge vor 2001. Wie sieht aber die Situation aktuell aus? Wird da Terror tatsächlich mitversichert? Ich spiele insbesondere auf Loss of Licence Verträge an. http://www.meineberater.de/wp-content/uploads/2016/06/Loss-of-License-Piloten-u.-Fluglotsen.pdf Aus meiner Sicht war die Frage der Versicherung auch treibende Kraft, 9/11 als kriegerischen Akt und nicht als Terroranschlag zu qualifizieren. Denn 2001 waren Schäden aufgrund von Terror noch gemeinhin versichert. Johannes Bearbeitet 29. Oktober 2017 von J.M.G. Zitieren
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