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14.10.2017 | Segelflugzeug | Davos Tschuggen | Pilot tot


Empfohlene Beiträge

Geschrieben (bearbeitet)

Nach meiner Rekonstruktion war die Meldung auf dem Funk um ca. 16:35 Uhr. Es dauerte also noch volle 1 1/4 Stunden bis zur Benachrichtigung der Polizei. Dünkt mich sehr lange.

 

 

Roland

 

 

Als ehemaliger Mitarbeiter des RCC kann ich folgendes dazu sagen. Die Alarmierung der zuständigen Polizei ist, immer in Abhängigkeit der Situation, nicht erste Priorität. Man muss den Einsatzkräften eine Meldung liefern, mit der sie auch etwas anfangen können. Solange im RCC die Meldung eingeht, ein Airliner höre im Raum XY auf FL 400 ein ELT, hast du noch gar nichts. Der infrage kommende Radius ist mit mehreren 100km einfach zu gross. Also wird z.B. via BAKOM versucht, das Signal zu orten, oder die LW / REGA hat gerade ein Flieger in der Luft welcher ins besagte Gebiet peilen kann. Vielleicht kommt auch eine Meldung vom Satellitensystem, welche bei Sendern ohne GPS erst via Dopplerverfahren und zweifachem Satellitenüberflug genauer wird. Und das sind erst ein paar wenige Beispiele, wie so eine Meldung ins RCC gelangen kann.

 

Es spielen also eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle, wie schnell das RCC eine brauchbare Alarmierung starten kann. Nur weil es heisst, es wurde ein ELT im östlichen Alpenraum empfangen, kann man nicht gleich die Polizei ins Rennen schicken. Von welchem Kanton den? Und welche Kapo hat schon einen Hubschrauber?

Bearbeitet von silverchord
Geschrieben

Super, danke für die Antwort. Darum habe ich geschrieben, es dünkt mich lange, nicht es dauerte zu lange. Ich glaube sehr wohl, dass die Rettungskette in der Schweiz gut organisiert ist. Mit deiner Begründung kann ich es jetzt auch besser nachvollziehen.

 

Merci!

 

Roland

Geschrieben

Aus einer vermasselten Ortung gleich das ganze System in Frage zu stellen ist etwas vermessen. Equipment und Befähigung zur Bedienung desselben vorausgesetzt ist SAR sehr wohl in der Lage die Absturzstelle zu lokalisieren.

 

Markus, mir ging es nicht darum das System generell in Frage zu stellen, sondern darum, dass die Aussage bei einem ELT-Abgang die Position bestens bekannt sei und eine Meldung entfallen könne, einfach nicht stimmt.

Dies wurde nun auch inzwischen genauer erläutert und bestätigt, Danke...

 

Ueli

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Eine lehrreiche Diskussion. Danke für die wertvolle Aufklärung. Diese Gedanken wie sie hier geäussert wurden habe ich mir nicht gemacht.

Zürich hat von einem Squak gesprochen. Was wurde da überprüft? Da der Pilot die Frequenz kurz nacher wieder verlassen hat, ist mir nicht klar was sie damit wollten.

Marco

was, wirklich? Cool kann ich mal mitfliegen?
Geschrieben

was, wirklich? Cool kann ich mal mitfliegen?

Was hast du denn heute geraucht?

 

Manfred

Geschrieben

Sorry ist I'm völlig falschen Kontext gelandet. Ich rauche nicht.

Geschrieben

Ich war selbst bei solche SAR Einsätzen mehrfach dabei und auch Übungen solch ein Notsender mit dem Super Puma zu peilen. Es würden 2 Personen in hügligen Gelände ausgesetzt. Hüglelig, nicht Bergig. Und da war es auch eher schwierig den Notsender, also das ELT genau zu lokalisieren. Die F/A-18 haben zb. Nichts empfangen. Wir mit dem Super Puma hatten einen Empfang, doch der war schwierig einzuordnen woher er kam. Denn die Hügel haben den Sender immer wieder reflektiert, wie ein Echo das immer wieder am Hügel aufschlägt und wieder die Richtung wechselt. Wir waren im richtigen Gebiet, wenn aber kein rauch aufsteigt und sich jemand nicht bemerkbar machen kann, kann Das auch noch einmal Verzögerungen verursachen.

Geschrieben

Wie macht man sich am besten bemerkbar, wenn man überlebt hat? Gibt es Empfehlungen, zum Beispiel für Leuchtraketen und Rauchsignale?

swissglobaltraveller
Geschrieben

Wie macht man sich am besten bemerkbar, wenn man überlebt hat? Gibt es Empfehlungen, zum Beispiel für Leuchtraketen und Rauchsignale?

Es gibt da nicht DIE Lösung - weil es nicht DEN Unfall gibt. Ich würde sagen, mit folgender Kombination erhöht man die Überlebensschancen wesentlich:

- Notfallorganisation: Segelflieger haben keinen Flugplan; somit -> wenn man ausserhalb des organisierten Vereinsbetriebs unterwegs ist, jemanden informieren, welcher Alarm schlägt, sollte man zum vereinbarten Zeitpunkt sich nicht zurückmelden.

- Aktuelles 406 ELT

- SPOT Tracker INKLUSIVE der Tracking - Funktion.

- Mobiltelefon "auf Mann"

 

Frohe Festtage.

Geschrieben

Wir hatten Internationale Übungen gehabt, mit Gebirgsspezialisten. Da haben wir mit Helikoptern aus verschiedenen Nationen die Gebirgsspezialisten mit der Winde geborgen. Obwohl wir die Personen 3-4 Minuten vorher dort abgesetzt haben, war es manchmal doch schwierig sie wieder direkt zu finden. Es wahr sehr zerklüfteter Fels oder Geröllhalde mit grossen Felsen drin. Nur die österreicher hatten ein zehr klein zusammengefaltetes Tuch in oranger Farbe was dann aufgefaltet ca. 70x70cm gross war und man sie durch dieses einfache Hilfsmittel viel einfacher sehen konnte. Beim Wrack bleiben würde ich sagen oder wenn man unter dichten Bäumen ist, versuchen auf die nächste kleine Lichtung zu gehen. Oftmals ist auch der Fehler gemacht worden: Ein Gleitschirm Pilot hängt im Baum, das Handy ist sogar auf Mann. Nur ist es hinter Ihm im Packsack. Da kommt er jetzt nicht dran und kann keine Hilfe organisieren. Also Handy immer so positionieren dass ich bestenfalls immer dran komme.

  • 1 Jahr später...
Geschrieben (bearbeitet)

Schlussbericht: https://www.sust.admin.ch/inhalte/AV-berichte/2338_D.pdf

 

Ursache: Vermutlich CFIT. («Die Ursache des Unfalls, bei dem das Segelflugzeug wahrscheinlich im gesteuerten Flug mit dem Gelände kollidierte, konnte nicht abschliessend geklärt werden.»)

 

SAR: Weiterhin verbesserungsfähig, unter anderem: «Nach verschiedenen Abklärungen durch das RCC war diesem 38 Minuten nach dem Unfallzeitpunkt bekannt, dass die HB-3359 sehr wahrscheinlich im Raum Prättigau-Vilan-Klosters unterwegs war und deren Pilot weder über Flugfunk noch Telefon erreichbar war. Nicht nachvollziehbar ist, weshalb daraufhin das RCC den Senior Duty Officer (SDO) der Schweizer Luftwaffe nicht unmittelbar darüber informierte, sondern erst nachdem zwei weitere Alarmmeldungen mit Positionsangaben eingegangen waren. Auch wenn das RCC offensichtliche Fehlalarme ausschliessen muss, ist die Zeitspanne bis zur Benachrichtigung des SDO, der die eigentliche SAR-Aktion erst auslösen kann, von grosser Bedeutung.»

 

Zum Beispiel so: «Die Besatzung des REGA-Helikopters konnte das Wrack finden, indem sie dem stärker und schwächer hörbaren Notsignal auf der Frequenz von 121.5 MHz gefolgt war. Mit einer Vorrichtung zum Peilen von Notsendern hätte die Besatzung den Unfallort schon nach dem Überflug der ersten Position, also rund 30 Minuten früher, finden können. Um das Auffinden von verunfallten Luftfahrzeugen im Allgemeinen zu verkürzen, ist anzustreben, dass sämtliche Rettungshelikopter aller in der Schweiz verfügbaren HEMS-Betreiber mit einer Vorrichtung zum Peilen von Notsendern ausgerüstet werden.»

 

Ausserdem ist für Piloten ein SPOT-Messenger oder ein vergleichbares Gerät sinnvoll. Die Position wird zwar nur alle fünf Minuten erfasst, was aber bereits helfen kann. Wenn man überlebt, kann man damit ausserdem alarmieren. Leider gibt es immer noch Flugplätze, die nicht bereit sind, die Messenger von Piloten zu erfassen.

 

Fux5AUv.jpg

Bearbeitet von mds
Formatierung, Bild(er).
Geschrieben

Finde ich gut, dass die SUST Vorschläge für eine Verbesserung der SAR macht. Hier hätte es am Resultat wahrscheinlich nichts geändert aber in anderen Fällen kann der Faktor Zeit sehr kritisch sein.

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