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Skybars, schnelle Beine und lange Nächte


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Geschrieben

«Politics is show business for the ugly people» – das habe ich neulich irgendwo gelesen. Politiker scheint es in dieser Skybar keine bis gar keine zu haben, von Politikerinnen ganz zu schweigen. Schöne Leute beherrschen die Szenerie und schöne Leute sind so schlecht ja nicht. Der jüngere Teil der weiblichen Crew wollte den Abend unbedingt in eben dieser Skybar beginnen und der alte Kapitän soll gefälligst auch mitkommen. Nicht dass ich ein hübscheres Gesicht hätte, als all die Hibster mit ihren Bärten, aber der Geldbeutel des Vierstreifers hat bei diesen Preisen eine gewisse Anziehungskraft.

Während die Jüngeren Selfies aus allen möglichen Positionen mit möglichst jedem beleuchteten Hochhaus im Hintergrund aufnehmen, betrachten wir Älteren die Frauen als Ganzes und fragen uns ernsthaft, warum diese stets ihr Gesicht ablichten, wenn der Rest doch genau so schön ist. Die Drinks sind weg, die jungen Damen bedanken sich höflich beim Herrn Kapitän und verschwinden so schnell wie der Schnee an der Engadiner Frühlinssonne. Man sieht sich.

Die Herren Piloten haben Blut geleckt und können von schönen Beinen nicht genug kriegen. Es ist Mittwochabend und im «Happy Valley» sind Pferderennen. Nicht so wie in Ascot mit Hüten und teuren Roben, nein eher wie in einem deutschen Fussballstadion. Biertheken gibt es zahlreiche und diese bieten Bölkstoff aus allen Kontinenten an. Wurststände verkaufen peinliche Kopien von Bratwürsten und Marktschreier versuchen in den Rennpausen allerlei Unnützes an Mann und Frau zu bringen. Das alles unter freiem Himmel bei Temperaturen um die 28°C. Mit einem Auge verfolgt der Mann die Pferde, die mit 60 Stundenkilometern über den Rasen laufen und das andere Auge versucht keine der weiblichen Kopien von «Penelope Cruz» zu verpassen.

Das macht Appetit und die Herren Piloten verschieben langsam nach «Lan Kwai Fong». Scharfes Curry und noch schärfere Vorspeisen bringen Unruhe in den Magen und die ersten Zeichen von Müdigkeit schleichen die Beine hoch. Zu Hause ist es erst 17 Uhr und wer jetzt schlafen geht, begeht einen grossen Fehler. Denn nach ein paar Stunden ist man automatisch wieder wach und das wäre suboptimal für das Schlafmanagement des ganzen Aufenthalts und des Heimflugs.

Gut, dann halt weiter an die «Staunton Street» im Soho. Nicht angeschrieben und hinter dicken Plüschvorhängen versteckt liegt unser nächstes Ziel. Wer es zum ersten Mal von aussen betrachtet ist sich sicher, dass sich hinter den rustikalen Vorhänden entweder eine Opiumhöhle oder ein Bordell versteckt. Weder noch! Dieser kleine und feine Club ist eine Cocktailbar, in der sich die Crewmitglieder der «Star Alliance» vor dem Gang in den Tanzclub gerne treffen. Mit zwei Crews aus der Schweiz und zwei Crews aus München ist das Lokal genau richtig ausgelastet und das Verhältnis alte Männer zu jungen Damen in einem aus meiner Sicht ausgewogenen Verhältnis. Als mich meine Damen erkennen, ertönt ein lautes Hallo und wird auch gleich wieder vom dicken Vorhang geschluckt. Man erinnere sich, nicht mein hübsches Gesicht lässt die Frauenherzen höher schlagen, sondern mein Geldbeutel.

Der Lufthansakapitän gesellt sich zu mir an die Bar, tut es mir gleich und bestellt für seine Mädels Gläser gefüllt mit farbigen, süssen und leicht alkoholisieren Getränken. Es wird mit den Damen geschäkert, mit dem Käpitän über die Unterschiede von A340 und B777 geredet und wieder geschäkert. Schweizerzeit 20 Uhr ist Zeit, dass die älteren Herren die Bühne verlassen und ins Hotelbett schlüpfen – alleine wohlverstanden. Die Star-Alliance-Damen wollen auf den Tanz und das ohne zitrigen Anhang.

Eine Stunde später döse ich ein und frage mich, was eigentlich alle so gut finden an Hong-Kong…

Geschrieben (bearbeitet)

:D Wieder mal ein Highlight hier!

 

 

Kleiner Exkurs:

 

Zur Zeit der Hipster-Hochblüte (der "Trend" ist rückläufig) habe ich meinen Studis immer gesagt, dass sie sich in die Lage der Personaler versetzen müssen. Wenn die nach einem Bewerbungsmarathon zusammensitzen und der eine dann fragt:

 

HR_1: "Ich fand den einen Typen gut,... den mit dem Bart, den großen Brillen und dem Holzfällerhemd!"

 

HR_2: "Eeeehhh....jaaa....da waren mehrere von dieser Art."

 

HR_1: "Naja der, der das 80er-Jahre Rennrad mit in den Besprechungsraum genommen hat und seinen Latte Macchiato von der kleinen Baristeria um's Eck mit hatte."

 

HR_2: "Eeeeeeh...jaaa, da waren mehrere von dieser Art."

 

HR_1: "Na der halt mit dem McBook Air, der Retro-Casio-Uhr und den Beats-Kopfhörern...!?"

 

HR_2: "Eeeeeeh....."

 

HR_1: "Ach vergiss es,... nehmen wir den Typen mit dem Milchgesicht, dem Red Bull und den Hochwasserhosen!"

 

HR_2: "Ah der,... ok - einverstanden!"

 

Um obiges zu gendern, muss man lediglich den Bart mit einem Dutt (Knopf im Haar) austauschen und die Brillenfassungen etwas oversizen - und schon hat man die weibliche Version. ^_^

 

Meine zynische Definition des Hipstertums war immer: "Uniformierter Nonkonformismus"

 

Gruss

Johannes

Bearbeitet von Phoenix 2.0

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