Airport Stentor

[reverser]

Guten Tag allerseits:

"Stentor":...nach Homer ein Grieche vor Troja, der so laut rufen konnte wie 50 Männer zusammen.

 

Wie komme ich darauf?

Ich bin auf einen Tagebuch Eintrag von Ernst Jünger gestossen, in dem er seine Eindrücke beschreibt als er im Flughafen London Gatwick unterwegs war und mit einer Verspätung zu tun hatte - und da kommt eben, unter anderen "altertümlichen" Dingen, auch dieser Stentor vor.

Der Eintrag lautet wie folgt:

 

"Allerdings zeigt der erste Blick, daß die Dimensionen beträchtlich, ja ungewöhnlich sind. Man glaubt in einen Fahrstuhl zu steigen und sieht ihn nach kurzem Halt in einen Omnibus verwandelt, der zu entfernten Hallen oder gar in ein anderes Gebäude rollt. Dort öffnet sich die Tür zu einer Nabelschnur, die nach einigen Schritten, ohne daß man den Übergang bemerkt hätte, in ein Flugzeug führt. Man bewegt sich wie ein Gulliver des Abschied nehmenden Jahrhunderts; in der Tat scheinen die Menschen zu Däumlingen zu schrumpfen - die Maße der Riesenhallen tragen dazu bei. Ameisenschnüre kreuzen sich in verschiedene Richtungen, werden auf Rolltreppen durch gläserne Rohre gepreßt. Dabei werden sie winzig - Blutkörperchen in einem Adergeflecht.

Immerhin fehlt es nicht an Observanz. (Bei Cicero schwankt der Begriff zwischen Ehrerbietung und Pflichtmäßigkeit.) Wir können uns an den Schaltern zurechtfragen, hören Daten durch Megaphone, deren Stärke die eines Stentors übertrifft. An einer Tür erwartet uns ein Ephebe mit dem Schild unserer Fluggesellschaft, in deren Auftrag er sich für den Umweg entschuldigt und uns zum Dinner einlädt. Wir folgen ihm in einen Speisesaal, der offenbar zu einem Fünf-Sterne-Hotel gehört, und verweilen dort behaglich, bis uns nach Mitternacht ein Lautsprecher zum Abflug ruft."

 

Offenbar war er mit dem Service zufrieden - das war 1988;-)

 

Gruß

Richard