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124 Schritte bis Bangkok


HB-JNB

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Auch ich nenne eine dieser denkenden Uhren mein Eigen und lasse zahlreiche Parameter aufzeichnen, auswerten und darstellen. Dank dem Wunderding an meinem Handgelenk weiss ich, dass ich für die rund 9000 km nach BKK ganze 124 Schritte brauche. Die Thrombose lässt grüssen!

 

Sieben Schritte sind es vom Pilotensitz bis in die Toilette, deren 12 bis zur Kaffeemaschine. Erklimme ich den Crewbunk, schlägt sich das in der Statistik mit 20 Schritten nieder. Ein Gang ins Gerüchtehauptquartier der F/A’s, der Businessküche, würde mit sagenhaften 25 Schritten zu Buche schlagen. Der Konjunktiv ist bewusst gewählt. Erstens unterbricht des Kapitäns Anwesenheit die Nonstop Sendung von Rumor-Radio unnötig und zweitens lasse ich mit meinem zentnerschweren Gewicht die Bodenplatten dermassen erzittern, dass sich die Top Passagiere in ihrem Schlaf gestört fühlen. Die Businessküche ist für mich tabu.

 

So lassen sich meine 124 Schritte gut erklären. Vier Mal Schiffen: 56 Schritte. Einmal Crewbunk und zurück: 40 Schritte. Ein Kaffee selber herauslassen: 24 Schritte. Uniformhose im Bunk ausziehen: 4 Schritte. Et Voilà, so einfach ist das.

 

Aus medizinischen Gründen wäre es wünschenswert, wenn ich mich auf 10000 Metern mehr bewegen würde. Doch Vernunft und Fliegerei lassen sich bei weitem nicht immer unter einen Hut bringen. Ein einziger und tragischer Zwischenfall hat dazu geführt, dass die Thrombosegefahr unter den Piloten sprunghaft angestiegen ist.

Von oberster Stelle wurde verfügt, dass immer vier Augen im Cockpit offen sein sollten, was diese allerdings zu fokussieren haben, regelt das Gesetz nicht. Öfters, als dies den Sicherheitsverantwortlichen lieb ist, tasten sich diese vier Augen gegenseitig die Iris ab. Lassen sie mich das an einem Beispiel erklären.

 

Ein junger Copilot in Ausbildung, nennen wir ihn Kevin, hat von einem Kollegen die Freigabe zur „2-Men-OPS“ bekommen. Das heisst nichts Anderes, als dass er ab subito mit seinem Ausbilder alleine unterwegs sein darf, ohne dass ihm ein Ausbildungs-F/O vom dritten Sitz nonstop über die Schulter schaut. Kevin hat eine zweistellige Anzahl Flugstunden auf dem Flugzeugtyp im Logbook vermerkt und kämpft noch mit diesem und jenem.

Der Fluglehrer, erfahren und grau, muss mal pinkeln. Gesetzeskonform wird ein F/A ins Cockpit zitiert, die ihre zwei himmelblauen Augen der Flugsicherheit zur Verfügung stellt. Das F/A, nennen wir sie Lara, ist jung, attraktiv und mit einem Körperbau gesegnet, der aus Männerträumen gemeisselt sein könnte. Lara setzt sich auf dem dritten Sitz und schnallt sich an. Laut Wikipedia geschieht in Kevins Körper interessantes: Verschiedene Botenstoffe sorgen für Euphorie (Dopamin), Aufregung (Adrenalin), rauschartige Glücksgefühle und tiefes Wohlbefinden (Endorphin und Cortisol) sowie erhöhte sexuelle Lust (Testosteron sinkt bei Männern, steigt bei Frauen).

 

Junge Männer sind trotz zur Schau gestelltem Selbstbewusstsein in solchen Situationen erstaunlich oft Scheu. Rote Wangen sind nur eines von vielen Zeichen dafür. Kevin zieht die Kopfhörer nach unten und fokussiert die Instrumente. Er hofft dadurch zu imponieren.

 

In der Toilette sieht der Kapitän auf seinen tropfenden Hahn und ahnt nicht, welche hormonelle Katastrophe sich ein paar Meter weiter vorne abspielt.

 

Das F/A geniesst die Pause, hält die jugendliche Haut an die Sonne und stellt mit ihrem schwäbischen Akzent die Frage, die beim Copiloten alle Dämme zum Brechen bringt: „Kommsch heud Abend au a Bierle drinka?“

 

Das Fliegen geht vergessen, der Funk wird ignoriert und die Memory Items haben sich aus dem Memory verabschiedet. Der Stier in Kevin ist erwacht und er tut das, worauf ihn die Natur vorbereitet hat: Er denkt mit jeder Körperfaser an die Fortpflanzung.

 

Wer jetzt noch glaubt, dass das Vier-Augen-Prinzip die Flugsicherheit erhöht, glaubt auch an den Storch.

Liebe EASA, liebe Verantwortliche bei den Airlines: Zeigt Eier und kippt diese unnötige Vorschrift. Denn eines ist sicher: Unsere Copiloten haben Cojones!

Bearbeitet von HB-JNB
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Der Nebel hat sich hartnäckig in einem dieser grundsätzlich wunderschönen Walliser Bergtäler festgekrallt, meine Lust auf's Skifahren entsprechend bei Null... da lese ich eine wiederum tolle Geschichte aus Peter's Welt und lache Tränen! Danke für diesen Aufsteller - wobei, Aufsteller ist in diesem Zusammenhang eher verfänglich, oder?!? ;-)

 

Neblige Grüsse, Erich

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"Eine tausend Meilen lange Reise beginnt mit der ersten Schritt."

Da gewinnt das Sprichwort eine zusätzliche Bedeutung.

Köstliche Geschichte - auch hormonell lustig :)

 

Richard

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Wer jetzt noch glaubt, dass das Vier-Augen-Prinzip die Flugsicherheit erhöht, glaubt auch an den Storch.

Liebe EASA, liebe Verantwortliche bei den Airlines: Zeigt Eier und kippt diese unnötige Vorschrift. Denn eines ist sicher: Unsere Copiloten haben Cojones!

 

Und im nächsten Schritt verbietet die EASA dann, dass Männer und Frauen zusammen in einem Cockpit fliegen - oder lieber gleich, dass Lara keine höhere Ambitionen als F/A bekommen darf und deswegen niemals Pilotin werden ?!?

 

Vielleicht sollte man eher über alte, graue, ... Fluglehrer nachdenken, als über Frauen im Cockpit.....

 

Florian

Bearbeitet von Chipart
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Vielleicht sollte man eher über alte, graue, ... Fluglehrer nachdenken, als über Frauen im Cockpit.....

 

Florian

Ich bin ein alter grauer Fluglehrer und Du hast hiermit die Erlaubnis über mich nachzudenken.

 

Wolfgang

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Bei Airlines wie KLM oder American kann sowas nicht passieren, da kommt nur in die Business Class wer seit 30 Jahren den Job macht. Wenn so eine Endfünfzigerin dann ins Cockpit kommt, bleibt auch der heisseste Kevin kalt...

 

Liebe EASA, liebe Verantwortliche bei den Airlines: Zeigt Eier und kippt diese unnötige Vorschrift.

Zumal diese Vorschrift ja nur kitten soll, was eine andere genauso unsinnige Vorschrift verursacht hat... Also kippt gleich beide, bisher hat die "sichere" Cockpittür mehr Menschen umgebracht als gerettet. Wie viele Leute mangels Getränk an Trombosen gestorben sind, wäre dann die nächste Diskussion über sinnlose Vorschriften bzgl. Flüssigkeiten an Bord..

 

Postfaktische Zeiten eben.

Leider nicht immer so amüsant wie hier.

 

Gruß

Ralf

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