HB-JNB Geschrieben 9. November 2016 Geschrieben 9. November 2016 Ein grosse Linienflugzeug, alles ist ruhig an Bord. Bei einem Kontrollgang schaut die Chefpurserin in die Pilotenkanzel und entdeckt beunruhigendes. Die Piloten sind irgendwie nicht mehr da, fast wie von Bord gegangen. Es war wohl einfach Zeit für sie, die Uhr ist abgelaufen. Entschlossen greift die Dame zu dem Mikrofon und macht unverzüglich eine Ansage. "Ist vielleicht ein Pilot an Bord?" Im Flugzeug wird es augenblicklich ruhig und die Passagiere schauen sich ängstlich um. Eine gepflegte, ältere Dame aus der ersten Klasse meldet sich und berichtet, dass sie seit über 30 Jahren solche grossen Flugzeuge durch allerlei Stürme gelenkt habe und sich mit ihren x-tausend Flugstunden Erfahrung durchaus zutraue, dieses sicher zu landen. In der Businessklasse meldet sich ein älteres Semester, leicht übergewichtig, mit wirrer Frisur und offensichtlich erhöhtem Blutdruck. Buschpilot sei er, auf einer Cessna 172, ein Mann für's Grobe, einer der besten weltweit! Airlinepiloten können sowieso nicht mehr fliegen, Unfälle würden dies belegen. Er sei der Mann für diesen Job! Er wolle das Steuer übernehmen. Die Purserin war ratlos und griff in ihrer Verzweiflung zu dem Mittel, welches Politiker weltweit auch gerne in Anspruch nehmen – sie führte eine Abstimmung durch, sie befragte das Volk. Die Businessklasse war sich einig: diesem Rüpel und Lustmolch wollten sie nicht ihr Schicksal anvertrauen und setzte auf die erfahrene Dame. Die Economy-Klasse wusste nicht worum es ging und warum sie mitten im Bordunterhaltungsprogramm gestört wurden. Da sie sich offensichtlich zwischen einer Passagierin – jawohl eine Frau! – eine aus der ersten Klasse! – eine aus dem Establishment! – und einem gestandenen Mann mit Sand an den Stiefeln entscheiden mussten, wählten sie den Mann – einen der Ihrigen – und schauten weiter ihr Reality-TV.. Die handvoll Gäste in der ersten Klasse wählten den gleichen Stand, weil sie sich von der eleganten Dame eine Vorzugsbehandlung versprachen, falls die Kiste an irgend einer Destination zwischenlanden müsste. So kam es wie es musste: das Volk entschied, die Mehrheit bestimmte. Der Herr mit der grossen Klappe und dem bescheidenen Rucksack nahm im Cockpit Platz. Das Mikrofon für die Passagieransagen fand er sofort, den Knopf für den Autopiloten zum Glück nicht. Man kann nur hoffen, dass das in den nächsten vier Jahren so bleibt. Gott erbarme, falls der Kerl den roten Knopf findet... 30
Wisi Geschrieben 9. November 2016 Geschrieben 9. November 2016 Wäre es nicht Realität, es wäre zum Lachen. Ich unterstreiche Deinen letzten Satz Peter.... 2
INNflight Geschrieben 9. November 2016 Geschrieben 9. November 2016 So kam es wie es musste: das Volk entschied, die Mehrheit bestimmte. FunSad fact: Die alte Dame hatte sogar die Mehrheit der abgegebenen Stimmen aus der gesamten Kabine. Bringt leider nichts, wenn jene Sektionen (in so einer 777 gibt's deren ja viele) nicht gleich gewertet werden, sondern dort, wo die meisten PAX sitzen (also in der Exit row... haha), die Stimmen mehr wert sind. Nur Dritte-Welt-Airlines würden freilich so abstimmen, ganz im Gegenteil zu einem weit-verbreiteten... ehhhh... Karibu-count. Ach nein, das sagt man ja nicht mehr so. She had 59,755,284 votes, according to CNN's tally, with 92% of the expected vote counted. Trump had 59,535,522. http://edition.cnn.com/2016/11/09/politics/donald-trump-hillary-clinton-popular-vote/ 1
Joel Vogt Geschrieben 9. November 2016 Geschrieben 9. November 2016 Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass pro Sitzreihe abgestimmt und dann je ein PAX pro Reihe in die Galley geschickt wurde, wo dann die 60 (oder wieviele Reihen hat so ein Trippelbock?) Vertreter über den oder die Commandant de Bord zu entscheiden hatten ... ;) JOEL 3
Kuno Geschrieben 10. November 2016 Geschrieben 10. November 2016 Ist es wirklich richtig, die Passagiere in der Eco-Klasse einfach als Volldeppen hinzustellen, deren oberstes Ziel es ist, weiter ungestört Reality-TV zu schauen, Peter? Das frage ich wahrscheinlich auch, weil ich selber zumeist Eco fliege (von der Firma aus sogar Eco fliegen muss). Für die, die "Vorne" sitzen ist immer noch alles in Ordnung. Sie haben noch nicht gemerkt, dass hinten der Sitzabstand immer kleiner geworden ist. Ihr hört die Leute zwar manchmal murren - erklärt (euch selber) dann aber, dass das irgendwelche "undefinierten Ängste" sind und dass das Volk halt zu doof ist, die grösseren Zusammenhänge zu verstehen. Der "Bushpilot", der jetzt gewählt wurde, wird seine Versprechen (oder das, was seine Wähler glauben, dass er versprochen hat) nicht einlösen. Da bin ich sicher. Seine Mauer zu Mexiko wird er eventuell bauen lassen - durch Firmen, an denen er fette Anteile hat und welche illegale Mexikanische Arbeiter beschäftigen. Darauf angesprochen wird er einfach frech in die Kamera schauen und fragen: "Na und? Wer hätte es nicht so gemacht?" und damit auch noch davonkommen. Aber euch aus der "First" und der "Business" glaubt man halt einfach nicht mehr. Ich glaube, es gibt kein Foto von Trump, welches ihn nicht mit einem unvorteilhaften Gesichtsausdruck zeigt. Und und genau das macht ihr "Vorne" gerne falsch: Ihr stellt die, die gegen euch opponieren immer gerne als Trottel hin. Das müsste man vielleicht auch einmal überdenken. Vielleicht wäre es nicht ganz schlecht, wenn die aus der "First" und der "Business" sich gelegentlich auch wieder mal hinten reinsetzen würden. Einfach, um wieder einmal zu merken, wie man dort so sitzt und was die Leute dort wirklich beschäftigt. Viele Grüsse aus der "Eco" 4
Chipart Geschrieben 10. November 2016 Geschrieben 10. November 2016 (bearbeitet) Ist es wirklich richtig, die Passagiere in der Eco-Klasse einfach als Volldeppen hinzustellen, deren oberstes Ziel es ist, weiter ungestört Reality-TV zu schauen, Peter? Besser hätte man nicht erklären können, warum die Wahl so gelaufen ist, wie sie das ist: Weil zu viele Leute alle pauschal für Volldeppen erklären, die nicht das machen, was diese Leute doch in ihrer Weisheit für richtig erkannt haben. Zudem verstehe ich die Moral von der Geschichte nicht: Sollen wir - wie Peter es vorschlägt - ernsthaft die Demokratie abschaffen, weil die "Business-Class" doch so viel besser weiss, was gut für das Flugzeug ist, als das man den dummen Eco-Passagieren das Recht geben sollte, irgendwie mitzureden? Gibt es - historisch oder aktuell - auch nur ein einziges Beispiel dafür, dass so ein oligarchisches bzw. aristokratisches (je nachdem wie man ein BC-Ticket bekommt) System tatsächlich besser ist, als Demokratie? Und bevor ebenjene Oberschlauen auch noch das US-Wahlsystem kritisieren (was ja leicht ist, wenn man selber nicht betroffen ist), mögen sie doch erst mal dafür sorgen, dass es in ihrem eigenen Heimatland besser läuft! Ist ja in der Schweiz auch nicht so, dass der Nationalrat proportional nach den Wählerstimmen der Gesamtschweiz zusammengesetzt ist (dann wäre z.B. Appenzell Innerrhoden nicht vertreten). Die Deutschen hier können ja mal erklären, wie die Stimmen in der Bundesversammlung sich aus den Wahlergebnissen der einzelnen Länder zusammen setzen und wie sich das in der nächsten BV mit den Stimmenmehrheiten im Vergleich zum "popular vote" verhält - können nämlich 95% der Deutschen nicht, weil das hier absolut intransparent ist. Und wenn wir dann das nächste mal einen Bundeskanzler bekommen, der nicht vom Wahlsieger (aka der stärksten Partei) kommt, dann können wir diskutieren, ob das US- oder das deutsche Wahlsystem "fairer" ist. Florian P.S.: Wurde der Off-Topic Bereich nicht für Nicht-Mitglieder geschlossen, weil man genau solche Diskussionen nicht mehr haben wollte? Bearbeitet 10. November 2016 von Chipart
Lukas Kaufmann Geschrieben 10. November 2016 Geschrieben 10. November 2016 Man muss die Politdiskussion einfach aviatisch verpacken und schon wird sie durchgewunken... es ist davon auszugehen dass hätte einer eine ähnliche Satire zu Hillary verfasst die Reaktion sicherlich anders ausgefallen wäre.
reverser Geschrieben 10. November 2016 Geschrieben 10. November 2016 Wäre interessant zu erfahren, was der andere Präsident und Geschäftsmann, Mr. Dennis Muilenburg, zu sagen hat, wenn er vorne im Cockpit vorstellig wird: Der Boeing Chairman hat vielleicht eine etwas "globalere" Sicht der Dinge;-) Mit aviatischen Grüssen Richard
Joel Vogt Geschrieben 10. November 2016 Geschrieben 10. November 2016 Und bevor ebenjene Oberschlauen auch noch das US-Wahlsystem kritisieren (was ja leicht ist, wenn man selber nicht betroffen ist), mögen sie doch erst mal dafür sorgen, dass es in ihrem eigenen Heimatland besser läuft! Die Alternative wäre eine Parlamentswahl mit einem grossen Wahlkreis (sprich alle 300 Leute im Flieger müssten einzeln je bis zu 60 Vertreter vorschlagen). Damit könnten vielleicht ein paar Superclevere umgehen, aber selbst bei denen gäbs dann wieder Zweifel. So in einer Triple geht das ja noch, aber 200 Nationalräte eigenhändig aus einem Vielfachen von Kandidaten auswählen? Da hatten sie es damals noch schön einfach, als es nur Aeroflot oder Aeroflot gab ... ;) So bleibt nun halt einfach für die Lady in der First Class die Erkenntnis übrig, dass sie gegen den Instinkt mehr Zeit in den Sitzreihen mit den ihr nicht so genehmen PAXen hätte verbringen sollen. JOEL
Chipart Geschrieben 10. November 2016 Geschrieben 10. November 2016 Was in der Ursprungsgeschichte auch fehlt: Neben der 70jährigen sass in der First Class auch ein 40jähriger aktiver Linienpilot mit gültigem Type Rating für ebenjenes Muster. Noch bevor die Purserin gefragt hat, bezahlte die 70jährige aber alle anderen First Class Paxe dafür, dass bei einer First-Class internen Abstimmung raus kommt, dass dieser 40jährige sich gar nicht erst zur Wahl stellen darf. Nur durch diese Form von P2F kam es überhaupt dazu, dass am Ende die Wahl nur zwischen der 70jährigen und dem Buschpiloten war... Florian 4
Gast Geschrieben 10. November 2016 Geschrieben 10. November 2016 Ein grosse Linienflugzeug, alles ist ruhig an Bord. Bei einem Kontrollgang schaut die Chefpurserin in die Pilotenkanzel und entdeckt beunruhigendes. Die Piloten sind irgendwie nicht mehr da, fast wie von Bord gegangen. Es war wohl einfach Zeit für sie, die Uhr ist abgelaufen. Diese Geschichte ist verlockend und die Pointe gut gesetzt. Aber genau das ist das Problem! Es geht heute um Geschichten, Pointen, kleine Witzchen, Shows usw. Das mühsame Geschäft sich in politische Zusammenhänge einzulesen und sich Meinung zu "bilden", was vom Wortstamm etwas mit Bildung zu tun haben dürfte, wird durch Tweets, postings, clips etc. ersetzt. Man könnte sehr viel über Verlust der Reputation "des Establishments" sprechen, das Clinton bei dieser Wahl zum Verhängnis wurde. Das ist übrigens nicht nur ein Problem in Amerika. Man könnte auch über den Zwang und das falsche Versprechen alles vereinfachen zu können sprechen, dass Auseinandersetzung mit politischen Fragen scheinbar nicht mehr notwendig sind. Das Fernsehen und Internet liefert ja alles in klein verdaulichen Häppchen für alle. 10X Heute-Show ersetzt Politischen Bildung? Dann hast du Trump und die anderen Populisten aber ganz oben............. Hitler kam auch an die Macht weil er die aufkommenden neuen Medien Radio und Film sehr gut zu nutzen wusste. Wo bleibt die Wahrheit bei 10000 tweets und postings? Wer kann da so schnell zwischen Schrott und Wahrheit unterscheiden? Wer lässt sich nicht von einer guten Pointe "verführen" nicht mehr weiterzudenken? Gruss einstweilen Bernhard (LSZH)
FalconJockey Geschrieben 10. November 2016 Geschrieben 10. November 2016 Ich mache hier mal zu, weil es eine politische Diskussion geworden ist. Die ist nicht erwünscht. Offenbar haben hier viele nicht erkannt, dass es sich in Peters Beitrag nur um eine Konfliktsituation in einem Linienflugzeug gehandelt hat. Das hat nix mit Trump, Clinton oder dem tumben Volk zu tun. 4
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