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LAPL vs PPL & allgemeine Fragen!


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Geschrieben

Ich beschäftige mich ja nun seit Jahren mit dem Fliegen im FS9/FSX/P3D, und möchte nun mal langsam den Traum des "echten" Fliegens verwirklichen.

Allerdings habe ich durchaus noch zweifel. Einerseits bin ich absolut unfähig in Mathe. Bis zur 10. Klasse kam ich mit Taschenrechner und Formelsammlung noch klar, im Abi ging dann nix mehr. Wie viel Mathe ist in der PPL Ausbildung nötig?

 

Ich habe grade mein Studium abgebrochen, und kehre nun in meinen gelernten Beruf zurück. Hier verdiene ich rund 1800€ netto. Macht es sinn mit so "wenig" Geld einen Schein zu erwerben? Wenn ich mir angucke wie teuer alleine 1 Stunde Miete ist (c.a 115€ nass) ist das natürlich nicht wenig. Soweit ich weiß muss ich zum Scheinerhalt eine bestimmte Zahl von Stunden haben. Davon mal abgesehen, möchte ich natürlich öfter fliegen als nur die minimum Stunden. Eventuell auch mal mehrere Tage, eventuell mal in anderen Ländern der EU! Zählt bei sowas dann nur die reine Flugzeit, oder auch die Zeit welche der Flieger steht?

 

Ich habe eine Flugschule in nächster Nähe, ungefähr in 20 minuten zu erreichen, Das Problem ist das dieser Verein nicht viele Flugzeuge besitzt. Muss ich mich dann da auf hauen und stechen einstellen, wenn ich mal Spontan ne runde Fliegen will? Oder doch besser einen Verein suchen/bzw Platz, wo es mehr Verfügbarkeit gibt, und ich dafür weiter fahren müsste. Oft wird ja schon bei Ausbildungsbeginn darauf gedrängt das man dem jeweiligen Verein beitritt, von daher ist das ganze (finde ich) nicht unerheblich.

 

Zur Zeit tendiere ich zum LAPL. Dieser würde mir erstmal reichen, ich könnte mich in Europa frei bewegen, und 3 Personen mitnehmen. Doch der Preis zur PPL ist auch nicht mehr viel höher. Was würdet ihr empfehlen?

 

Da ich momentan erstmal mein Konto wieder aufbessern muss, würde es wohl noch 1 Jahr dauern bis ich das nötige Geld hätte. Kann ich die Theorie schonmal im vorraus machen? Wie viel Zeit darf dann noch zwischen (abgeschlossener) Theorie, und Praxis liegen? Läuft die bestandene Theorieprüfung ab?

Geschrieben (bearbeitet)

Wie viel Mathe ist in der PPL Ausbildung nötig?

+ - * / und einfache Trigonometrie

 

 

Macht es sinn mit so "wenig" Geld einen Schein zu erwerben?

Kommt drauf an, wie wichtig es dir ist und wieviel andere teuren Ausgaben/Hobbies/Urlaubsreisen Du dafür opfern möchtest. Wenn du einen grossen flugwilligen Bekanntenkreis hast, muss der Scheinerhalt nicht teuer sein, da Kostenteilung.

 

Zählt bei sowas dann nur die reine Flugzeit, oder auch die Zeit welche der Flieger steht?

Hängt vom Verein/Vercharterer ab. In der Regel wird eine Anzahl Mindestflugstunden pro Tag gefordert. Man möchte nicht den Flieger irgendwo auf einem fremden Platz geparkt haben, wo er nur herumsteht und für die anderen Mitglieder nicht mehr verfügbar ist.

 

Muss ich mich dann da auf hauen und stechen einstellen, wenn ich mal Spontan ne runde Fliegen will?

Es gibt ein Reservierungssystem. Einfach kommen und wollen wird nicht funktionieren. Suche einen Verein, der für die Schulung günstigere Zweiplätzer bereitstellt.

 

Kann ich die Theorie schonmal im vorraus machen? Wie viel Zeit darf dann noch zwischen (abgeschlossener) Theorie, und Praxis liegen? Läuft die bestandene Theorieprüfung ab?

Ja, kann man vorher machen. Nach der letzten bestandenen Teilprüfung (z.B. Radio) hat man noch 2 Jahre Zeit (zumindest war das noch beim JAR-FCL so), danach verfallen alle Theorieprüfungen und müssen wiederholt werden. 2 Jahre hört sich nach viel an, aber wenn das Budget limitiert ist und nur wenige Stunden pro Monat möglich sind, ist die Zeit schnell vorbei. Für eine Person ohne praktische Flugerfahrung und mit durchschnittlichem Talent, welche die Ausbildung auf zwei Jahre zieht (kein Blockkurs) rechne 45 Stunden für den LAPL und 65 Stunden für den PPL.

 

Im Winter muss an mindestens 3 verschiedenen Tagen reserviert werden, zwei werden wegen Wetter ausfallen, am dritten Tag kann geflogen werden. Im Sommer ist das Verhältnis etwas besser als 1:2

Bearbeitet von Dierk
Geschrieben

Lieer Yoda,

 

zunächst mal Glückwunsch zu der Entscheidung. Fliegen ist etwas wunderbares und mit Simulatoren - so gut diese auch sein mögen - nicht zu vergleichen!

Ich habe grade mein Studium abgebrochen, und kehre nun in meinen gelernten Beruf zurück. Hier verdiene ich rund 1800€ netto. Macht es sinn mit so "wenig" Geld einen Schein zu erwerben? Wenn ich mir angucke wie teuer alleine 1 Stunde Miete ist (c.a 115€ nass) ist das natürlich nicht wenig. Soweit ich weiß muss ich zum Scheinerhalt eine bestimmte Zahl von Stunden haben. 

 

Die Mindeststunden kannst Du am Anfang getrost vergessen - zum einen ist es ein sich hartnäckig haltendes Gerücht, dass es so etwas wie Mindeststunden gibt (Du kannst mit Null Flugstunden nach zwei Jahren Deinen Schein immer durch einen Checkflug verlängern), zum Anderen ist das was als Mindeststunden gehandelt wird gerade am Anfang viel zu wenig, um sicher fliegen zu können.

20-25 Flugstunden im Jahr sind imho das Mindeste, was Du fliegen musst, um einigermassen sicher zu bleiben (das sind gerade einmal im Monat 2 Flugstunden - Du fliegst also gerade mal alle 4 Wochen...). Wenn Du dann viele Jahre Erfahrung hast, dann darf auch mal ein Jahr dabei sein, in dem Du nur 10 Stunden fliegst - dann solltest Du aber schon erst mal wieder mit nem Fluglehrer loslegen.

Wenn Dir diese 20-25 Flugstunden im Jahr finanziell Sorge bereiten, dann solltest Du über eine andere Möglichkeit nachdenken, Deinen Hintern in die Luft zu bekommen. Segelfliegen ist z.B. deutlich günstiger und macht mindestens genau so viel Spass...

Ich habe eine Flugschule in nächster Nähe, ungefähr in 20 minuten zu erreichen, Das Problem ist das dieser Verein nicht viele Flugzeuge besitzt. Muss ich mich dann da auf hauen und stechen einstellen, wenn ich mal Spontan ne runde Fliegen will? Oder doch besser einen Verein suchen/bzw Platz, wo es mehr Verfügbarkeit gibt, und ich dafür weiter fahren müsste. 

Nähe zum Flugplatz ist ein unschlagbarer Vorteil - ich kenne viele, die viel zu wenig fliegen, weil ihnen ne Dreiviertel Stunde Anfahrt jedesmal zu viel Aufwand ist - gerade für Wenigflieger, die nicht jedesmal 4-5 Stunden am Stück in der Luft sind, sondern immer nur so ne Stunde, ist der Zeitaufwand für An- und Abfahrt ja durchaus relevant.

Wie es genau bei diesem Verein läuft, kannst Du am Besten rausfinden, wenn Du da ab und zu mal hingehst. Als "Hangaround" am Flugplatz lernst Du Leute kennen und erfährst relativ gut, wie es läuft - und kannst vielleicht sogar ab und zu mal mitfliegen.

 

Vereine sind halt immer so ne Sache: Es wird relativ günstige Schulung und Miete angeboten, aber dafür auch (zu Recht) erwartet, dass jeder aktiv mit anpackt. Ich selber hab (vor einigen Jahren) im Verein mit dem (Segel-)fliegen begonnen. Das war prima, weil ich als Schüler viel Geld gespart habe und noch dazu das ganze Wochenenden unter Gleichgesinnten war. Das man dann bei schlechtem Wetter gemeinsam in der Werkstatt stand und Flieger poliert hat, war kein "Arbeitsdienst", sondern willkommene Gelegenheit Zeit mit Kumpels zu verbringen. 

Seitdem haben sich meine Prioritäten und Einstellungen geändert. Vereinsleben finde ich nicht mehr so prickelnd und habe ausserdem am Wochenende auch anderes zu tun wenn ich nicht gerade fliege. Deswegen habe ich konsequenterweise erst zu einem kommerziellen Vercharterer und später zum eigenen Flieger gewechselt. 

 

Es gibt heute eine große Vielfalt an unterschiedlichen Vereinen: Manche sind noch "ganz traditionell" und im Wesentlichen nur für ihre Mitglieder da. Hier kann man gar nicht fliegen, ohne Mitglied zu sein. Andere sind eher "große Haltergemeinschaften" mit relativ wenig Vereinsleben. Wieder andere verwenden den Verein eigentlich nur als Hülle um kommerziell Flieger zu verchartern bzw. Piloten auszubilden. 

Man muss da für sich halt finden, was man braucht...

 

Florian

Geschrieben

Lieer Yoda,

 

zunächst mal Glückwunsch zu der Entscheidung. Fliegen ist etwas wunderbares und mit Simulatoren - so gut diese auch sein mögen - nicht zu vergleichen!

 

Die Mindeststunden kannst Du am Anfang getrost vergessen - zum einen ist es ein sich hartnäckig haltendes Gerücht...

 

Danke! Ja, du hast auf jeden Fall recht. Wenn dann möchte ich natürlich auch wirklich sicher im Umgang mit meinem Fluggerät sein, Erfahrung (wie beim Führerschein) ist durch nix zu ersetzen. Grade bei bei verschiedenem Wind und Wetter.

 

Nähe zum Flugplatz ist ein unschlagbarer Vorteil - ich kenne viele, die viel zu wenig fliegen, weil ihnen ne Dreiviertel Stunde Anfahrt jedesmal zu viel Aufwand ist

 

Kann ich mir gut vorstellen. Dann würde ich definitiv in der Nähe schauen, aber ich glaube ne halbe Stunde Autofahrt könnte ich überleben. Vor allem wenn ich eh meine Flüge im vorraus buchen müsste. Mit dem Kriterium "halbe Stunde" habe ich direkt 2 Flugplätze, welche auch Ausbilden. Da werde ich mich dann mal umsehen! :)

 

+ - * / und einfache Trigonometrie

 

Okay, ich glaube das dürfte ich mit einiger Auffrischung hinbekommen, soweit ich weiß sind Taschenrechner erlaubt?! :blush:

 

Kommt drauf an, wie wichtig es dir ist und wieviel andere teuren Ausgaben/Hobbies/Urlaubsreisen Du dafür opfern möchtest. Wenn du einen grossen flugwilligen Bekanntenkreis hast, muss der Scheinerhalt nicht teuer sein, da Kostenteilung.

 

Das ist so eine Sache. Klar fliege ich gerne, und oft in den Urlaub. Aber dann muss man halt Prioritäten setzen. Ich glaube meine Bekannten könnte ich nur sporadisch mitnehmen, aber wer weiß wen man so kennenlernt bei der Ausbildung! :)

 

Ja, kann man vorher machen. Nach der letzten bestandenen Teilprüfung (z.B. Radio) hat man noch 2 Jahre Zeit (zumindest war das noch beim JAR-FCL so), danach verfallen alle Theorieprüfungen und müssen wiederholt werden. 2 Jahre hört sich nach viel an, aber wenn das Budget limitiert ist und nur wenige Stunden pro Monat möglich sind, ist die Zeit schnell vorbei. Für eine Person ohne praktische Flugerfahrung und mit durchschnittlichem Talent, welche die Ausbildung auf zwei Jahre zieht (kein Blockkurs) rechne 45 Stunden für den LAPL und 65 Stunden für den PPL.

 

Also werde ich definitiv erstmal gut die hälfte ansparen müssen, ich möchte mir auch nicht zu viel Zeit lassen, ich will ja schließlich fliegen! :lol: Aber trotzdem, die Möglichkeit direkt die Theorie zu machen, und mich danach aufs Fliegen zu konzentreiren ist gut! So kann ich dann während der Theorie noch den letzten Rest zusammen sparen, könnte aber schonmal im Winter anfangen, damit ich im Frühjahr (bei besserem Wetter) dann in die Luft kann. 

 

Vielen dank euch beiden erstmal, ihr habt mir schonmal so einige Fragen beantwortet die in meinem Kopf rumgeschwirrt sind!! :)

Geschrieben
..............................

 

Die Mindeststunden kannst Du am Anfang getrost vergessen -

Warum am Anfang? :unsure: Gerade da sind sie am wichtigsten, aber das schreibst du ja später selber...

 

....zum Anderen ist das was als Mindeststunden gehandelt wird gerade am Anfang viel zu wenig, um sicher fliegen zu können.....

 

..... zum einen ist es ein sich hartnäckig haltendes Gerücht, dass es so etwas wie Mindeststunden gibt (Du kannst mit Null Flugstunden nach zwei Jahren Deinen Schein immer durch einen Checkflug verlängern).....

So, so. Und diese Art der Verlängerung geht dann so mit links, wenn man als Anfänger 2 Jahre lang nicht geflogen ist  :o ? Der erforderliche Flug ist dann im übrigen kein üblicher  "Checkflug", sondern ein Prüfungsflug mit einem FE, der im Wesentlichen eine Wiederholung der praktischen PPL-Prüfung sein dürfte, bei der man auch durchfallen kann. Also kein ganz so empfehlenswerter Vorschlag.....

 

Gruß

Manfred

Geschrieben

Zum Glück ist der Spaß beim fliegen nicht linear mit der Höhe des Bankkontos verknüpft.  Manche versichern glaubhaft aus persönlicher Erfahrung, daß er dort am größten sein soll, wo am wenigsten kostentreibende Technik im Spiel ist. Drachen- oder Segelfliegen ist eine andere, und auf seine Art eine größere Herausforderung als mit Motor zu fliegen. Aber auch da muß es nicht unbedingt die Echo-Klasse sein. Mit Motorseglern und ULs kommt man auch fast überall hin, aber halt nur zu zweit.

 

Also, warum nicht mit Segelflug beginnen, und danach aufsteigen, wenn es der Geldbeutel zuläßt?

 

Gruß

Manfred

Geschrieben

Wie viel Mathe ist in der PPL Ausbildung nötig?

Im Flugzeug hast du eh nicht gross Zeit zum rechnen ;) Spass beiseite: wenn du Abitur geschafft hast, schaffst du diesbezüglich auch den PPL. Das eigentlich 'schwierige' an der Fliegerei ist eher, dass man sich ständig mit verschiedenen Themenbereichen auseinander setzen muss, die zudem miteinander verknüpft sind. Ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und die Fähigkeit interdisziplinär zu denken, sind viel wichtiger, als Integralrechnungen lösen zu können (letzteres habe ich bis heute nicht begriffen - und auch nie gebraucht :P). Ebenfalls viel wichtiger, ist eine gewisse Praxisorientierung. Wenn man zu kopflastig ist und die Theorie in der Praxis nicht umgesetzt bekommt, nützt einem auch einen Doktortitel in Mathematik nichts. Bei deinem Beruf sehe ich da eigentlich eine ganz gute Basis, eine gute Mischung zwischen Papierkram und 'anpacken können'.

 

Ich habe grade mein Studium abgebrochen, und kehre nun in meinen gelernten Beruf zurück. Hier verdiene ich rund 1800€ netto. Macht es sinn mit so "wenig" Geld einen Schein zu erwerben? Wenn ich mir angucke wie teuer alleine 1 Stunde Miete ist (c.a 115€ nass) ist das natürlich nicht wenig. Soweit ich weiß muss ich zum Scheinerhalt eine bestimmte Zahl von Stunden haben. Davon mal abgesehen, möchte ich natürlich öfter fliegen als nur die minimum Stunden. Eventuell auch mal mehrere Tage, eventuell mal in anderen Ländern der EU! Zählt bei sowas dann nur die reine Flugzeit, oder auch die Zeit welche der Flieger steht?

 

Ich habe eine Flugschule in nächster Nähe, ungefähr in 20 minuten zu erreichen, Das Problem ist das dieser Verein nicht viele Flugzeuge besitzt. Muss ich mich dann da auf hauen und stechen einstellen, wenn ich mal Spontan ne runde Fliegen will? Oder doch besser einen Verein suchen/bzw Platz, wo es mehr Verfügbarkeit gibt, und ich dafür weiter fahren müsste. Oft wird ja schon bei Ausbildungsbeginn darauf gedrängt das man dem jeweiligen Verein beitritt, von daher ist das ganze (finde ich) nicht unerheblich.

 

Zur Zeit tendiere ich zum LAPL. Dieser würde mir erstmal reichen, ich könnte mich in Europa frei bewegen, und 3 Personen mitnehmen. Doch der Preis zur PPL ist auch nicht mehr viel höher. Was würdet ihr empfehlen?

Thema Finanzen und Lizenz: Wie siehst du dein zukünftiges Fliegerdasein? Willst du quer durch Europa bolzen? Soll die Möglichkeit, später IFR, Akro, oder gar ein CPL zu machen, bestehen bleiben? Oder siehst du dich eher als Luftwanderer, der fliegt, weil ihm der Blick von oben gefällt?

 

Du lebst ja in Deutschland; wenn du findest, dass das Flugzeug für dich eher den Zweck eines fliegenden Motorrads für die sonntägliche Kaffeefahrt hat und weniger eine Limousine für grosse Strecken, dann könnte man allenfalls auch über eine UL-Lizenz nachdenken*. Dies ist finanziell sicher die attraktivste Variante für Motorflug.

 

Thema Verein vs. Flugschule: Für eine kommerzielle Flugschule spricht, wenn man den Scheinerwerb möglichst rasch durchziehen will, z.B. als Sommerferienprojekt. Die können sich vollzeit um dich kümmern, Maschine wie Fluglehrer sind bei entsprechender Planung immer verfügbar, es sind alles Vollprofis, etc.

 

Der grosse Nachteil ist halt, dass die ein inhärentes Interesse daran haben, dir Flugstunden zu verkaufen. Das ist insbesondere dann von Belang, wenn man mal Tacheles reden muss. Ein etwas extremes Beispiel: in meinem Theoriekurs war ein angehender Helipilot, hatte schon über 120 Stunden (mit Instruktor natürlich) auf der Uhr, ist aber damals eben zum dritten Mal durch die Theorieprüfung gerasselt. Für die Flugschule war der ein super Kunde. Leider ist er jetzt pleite, 120 Heli-Stunden kosten eine ziemliche Stange Geld. In einem anderen Fall hat mal einer unserer Vereinsfluglehrer mit einem angehenden Piloten nach einigen Flugstunden ein längeres, ernsthaftes Gespräch über die Durchführbarkeit seines Unterfangens geführt. Und ihn damit wahrscheinlich vor grossen finanziellen Ausgaben und viel Frust bewahrt.

 

Für einen Verein spricht nebst den Kosten, wenn man die Sache ohnehin zeitlich stark verteilt angehen muss, man auch ein Interesse am gemeinsamen Erlebnis hat und am Klatsch mit den Fliegerkollegen beim After Landing Beer. Und auch den Weg zur Lizenz als einen integralen Teil des Hobbys begreift und nicht bloss als lästige Pflicht. Nachteil: der meist nebenamtliche Fluglehrer hat nicht dann Zeit, wann du hast. Oder wenn, dann sind alle Flugzeuge schon reserviert. Und wenn es dann mal klappt, ist das Wetter mies...

 

Wie Florian weiter oben schon erwähnt hat, kommt es zudem stark auf den Verein an. Wenn du den Verein zum Erhalt des Andenkens an die guten alten Zeiten oder Karl's kleines Königreich erwischst (wie sich hier im Forum mal ein Kollege so treffend ausgedrückt hat), dann lass es lieber. Da wirst du bei einem Vercharterer mehr Freude haben. Aber bei einem lockeren Club, bei dem man sich den 'Beteiligungsgrad' selber aussuchen kann und der auch kein Problem damit hat, wenn jemand den Verein bloss als bessere Haltergemeinschaft versteht, überwiegen durchaus die Vorteile.

 

Thema Planbarkeit: Ob Verein oder Vercharterer, du wirst immer das gleiche Problem haben. Am Wochenende bei guter Wetterprognose werden die Maschinen immer besetzt sein. Du musst also ohnehin frühzeitig reservieren, wenn du eine Chance auf einen Flug am Sonntagnachmittag haben willst. Auf der anderen Seite vermute ich bei deinem Beruf, dass du ohnehin Schichtarbeit mit Wochenenddienst hast? Super! Die Wahrscheinlichkeit, an einem Dienstagmorgen auch mal spontan eine freie Maschine zu finden, ist deutlich besser, egal wo.

 

 

 

Da ich momentan erstmal mein Konto wieder aufbessern muss, würde es wohl noch 1 Jahr dauern bis ich das nötige Geld hätte. Kann ich die Theorie schonmal im vorraus machen? Wie viel Zeit darf dann noch zwischen (abgeschlossener) Theorie, und Praxis liegen? Läuft die bestandene Theorieprüfung ab?

Wie Dierk schon erwähnt hat; ja, die Theorie läuft ab und wenn man keinen Blockkurs macht, sind die zwei Jahre ziemlich schnell vorbei. Dazu kommt die berühmte Vergessenskurve: wenn du heute in der Theorie etwas lernst und du benötigst es in der Praxis erst 18 Monate später, dann sind evt. essentielle Dinge inzwischen vergessen gegangen. Kann man hingegen heute im Theorieunterricht gelernte Sachen schon morgen praktisch anwenden, dann ist man auch an der Theorieprüfung wesentlich sicherer. Eben weil man das frisch gelernte mit einem realen Erlebnis assoziieren kann.

 

Besonders deutlich ist mir dies beim Sprechfunkzeugnis aufgefallen: dieses Schulungsmodul ist (zumindest in CH - wie ist das in D? Ist ja auch EASA?) sehr praxisorientiert, mit vielen Übungen in Form eines simulierten Fluges. Da waren Anwärter, die bestenfalls einen Schnupperflug gemacht hatten, deutlich im Nachteil. Ihnen fehlte die Erfahrung einer Flugdurchführung, das Verständnis für den Zusammenhang zwischen einem guten NAV-Flugplan und guter Voice. Und es ist dann auch für den Instruktor nicht unbedingt prickelnd, wenn er den Schülern erst noch beibringen muss, wei man besagte Flugpläne vernünftig schreibt.

 

Ein Vorschlag zur Güte: beginne in einem Sommer mit fliegen, mach ein paar Stunden, so dass du schon mal eine gewisse Ahnung von der Materie, ein wenig Gefühl für die Belange der Fliegerei bekommst. Dann machst du die Theorie im Winter, wenn mit fliegen eh meist Essig ist. Bei schönstem Flugwetter Theorie zu büffeln, ist aus eigener Erfahrung nicht soooo spannend ;)

 

-----------------------------

 

* Mit UL-Schein wärst du zwar juristisch gesehen kein Pilot, sondern bloss Luftsportgeräteführer. Spielt aber keine Rolle - die meisten Leute, bei denen man damit angeben könnte, kennen den Unterschied eh nicht. Und unter Fliegerkollegen zieht man die Grenze wenn schon, dann zwischen Fussgängern und nicht-Fussgängern. Und Fallobst ;)

Geschrieben

Thema Verein vs. Flugschule: Für eine kommerzielle Flugschule spricht, wenn man den Scheinerwerb möglichst rasch durchziehen will, z.B. als Sommerferienprojekt. Die können sich vollzeit um dich kümmern, Maschine wie Fluglehrer sind bei entsprechender Planung immer verfügbar, es sind alles Vollprofis, etc.Der grosse Nachteil ist halt, dass die ein inhärentes Interesse daran haben, dir Flugstunden zu verkaufen. Das ist insbesondere dann von Belang, wenn man mal Tacheles reden muss...

Ich finde, dass ist etwas sehr schwarz weiss gemalt: Weder sind real existierende komerzielle Flugschulen in Deutschland nur voll professionell durchorganisierte Flugbetriebe, noch sind Vereine völlig frei von allen wirtschaftlichen Interessen.

Natürlich gibt es die extrem organisierten/strukturieren ATPL-Schmieden. Aber ein großer Teil der kommerziellen Flugschulen sind auch 1-2 Mann Betriebe mit mehreren Teilzeit-FIs bei denen die Verfügbarkeit nicht fundamental anders ist, als in Vereinen - und dort gibt es auch den Typ "50+ Jahre Flugerfahrung und immer am Platz", den es bei den komerziellen seltener gibt.

Ob man mit einem ungeeigneten Kandidaten "Tacheles" redet, hängt auch mehr von der Persönlichkeit der handelnden Personen als vom Typ der Flugschule ab: Ich habe auch Vereine erlebt, wo das nicht stattgefunden hat, weil das doch ein so netter Kollege ist - das dem von Dir zitierten Karl im Verein keiner sagt, dass er Mist baut, ist eh klar.

 

Was am Ende imho entscheidend ist: Die praktische Flugausbildung macht man zu 80% nicht bei einer Flugschule, sondern bei einem Fluglehrer! Diesen muss man sich aussuchen. Mit ihm (oder ihr) muss man klären, dass die Verfügbarkeiten, Lehr- und Lernstile zusammen passen. Ob man sie (oder ihn) in einem Verein oder einer komerziellen Flugschule findet, ist zweitrangig. Das ist mehr für das "Aussenrum" relevant.

 

Florian

Geschrieben

Nochmal vielen Dank für eure Ausführungen! :) Die ganzen Infos muss ich erstmal verarbeiten.

 


UL ist natürlich durchaus eine Möglichkeit, grade weil sie günstiger in Miete und Scheinerwerb sind (und weniger Sprit fressen). Selbst wenn ich den LAPL (A) mache, hatte ich vor (aufgrund zuvor genannter Vorteile) mir ab und zu mal ein UL zu mieten. Ich muss mir selber aber auch erstmal klar werden, wo die Reise hin gehen soll, und auf welchem Weg es in die Luft gehen soll. Jetzt steht aber erstmal früher oder später ein Schnupperflug auf dem Plan, und natürlich sparen! ;)

Geschrieben

Warum am Anfang? :unsure: Gerade da sind sie am wichtigsten, aber das schreibst du ja später selber...

...

So, so. Und diese Art der Verlängerung geht dann so mit links, wenn man als Anfänger 2 Jahre lang nicht geflogen ist  :o ?

 

Du hast ihn vollkommen falsch verstanden. Er meinte sinngemaess: Kurz nach der Ausbildung nur mit Mindeststunden fliegen kann man getrost vergessen, weil viel zu wenig, um das Level zu halten.

 

 

Chris

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Okay, ich komme immer mehr zu dem Schluss das PPL einfach meine Mittel übersteigt! Selbst wenn ich mir den Schein leiste, danach werde ich mir viel Fliegen einfach nicht leisten können, dazu kommt dann eben auch das Hobby "Reisen", welches nicht günstig ist, und warauf ich nicht verzichten kann/will.

 

Was ich mir im Bereich des Motorfluges aber noch offenhalten möchte ist das UL Fliegen. Klar weniger "fancy", weniger Paxe, aber ebenso schnell, und langt auch für den ein oder anderen Trip in Europa. Und das ist es was ich will. Zum einen natürlich fliegen, zum anderen eben Ausflüge am WE, mal nach Berlin, London, Schweiz oder ähnliches. Die Miete (bzw. Charter) ist doch um einiges günstiger als bei den Großen, so würde mehr Geld für mehr Fliegen da sein. Zusätzlich gefällt mir der Sicherheitsaspekt eines Rettungsschirms. Die Ausbildung ist Preiswerter. Wenn es motorisierte Fliegerei werden soll, dann wird es wohl UL.

 

Ich möchte mich trotzdem nochmal bei euch bedanken! Ihr habt mir echt weitergeholfen, und vielleicht auch ein wenig die realität vor Augen geführt! :) 

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