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27.09.16 | D-EADW | PA28 | Allendorf/Eder EDFQ | Flugschüler bei Soloflug abgestürzt


F-LSZH

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http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/44150/3441818

 

Am gestrigen Abend stürzte um 18.10 Uhr ein einmotoriges Flugzeug, Typ Piper PA 28 nahe des Flugplatzes Allendorf/Eder in ein Waldstück. Der Pilot überlebte schwerverletzt, konnte sich aus dem Wrack selbst befreien kollabierte dann aber später. Er wurde mit dem Rettungshubschrauber in eine Marburger Klinik verbracht. Es besteht Lebensgefahr. Bei dem Piloten handelt es sich um einen 29-jährigen Flugschüler aus Rudolstadt/Thüringen, der zurzeit in einem Allendorfer Ortsteil wohnt. Das Flugzeug gehört dem Luftsportverein Ederbergland.

 

Zur Absturzzeit setzte der Flugschüler, der sich allein in dem Flugzeug befand, zur Landung an, musste aber noch eine Platzrunde drehen, weil ein weiterer Jet starten wollte. Auf dieser Platzrunde meldete er technische Schwierigkeiten und verschwand im Sinkflug aus dem Sichtfeld des Towers und stürzte in das nahegelegene Waldstück. Ein Revierförster, der den Absturz beobachtete, eilte sofort zur Unfallstelle. Der Pilot hatte sich zwischenzeitlich aus dem Wrack befreit, kollabierte dann aber an der Absturzstelle.

 

Der Flugschüler hatte ab 15.45 Uhr mit seinem Fluglehrer gemeinsam Starts und Landungen absolviert, um sich auf die praktische Flugprüfung vorzubereiten. Die theoretische Prüfung hatte er bereits bestanden. Nach einigen gemeinsamen Starts und Landungen, setzte der Flugschüler seine Flugstunden alleine weiter fort, der Fluglehrer beobachtete ihn dabei aus dem Tower.

 

Aufgrund der Dunkelheit konnte die Unfallstelle gestern Abend nicht mehr untersucht werden. Im Laufe des Morgens untersucht ein Gutachter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) die Unglücksstelle.

 

Bislang liegen keine Hinweise auf die Unfallursache vor.

Bearbeitet von F-LSZH
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  • 5 Jahre später...
Frank Holly Lake

https://www.aerokurier.de/unfallanalyse-der-vergessene-tankschalter/

 

Hallo,

kurz zusammengefasst. Schlechte Einweisung, Tankumschalter falsch bedient, mit clear setting Notlandung durchgführt. Und zeigt die Risiken eins Fluggerätwechsel im PPL Bereich.

Der 29 Jährige hat überlebt obwohl er schwerst verletzt war. 

 

Unfallhergang.

Der Flügschüler bereite sich zur Prüfung von.

Unglücklicher weise ist die Cessna 172, welche er sonnst geflogen hat wegen einer Reparatur, out of Order. Kein Problem , wir haben auch eine andere Maschine eine Piper PA-28 .

Eine halbstündige Einweisung am Boden erfollgte.

 

In dieser Einführung wurde auch auf die Tank / Benzinhanprobematik ausführlich hingewiesen.

Bei der Bodeneinweisung überprüfen Fluglehrer und Prüfungsanwärter unter anderem gemeinsam die Kraftstoffmenge in beiden Flächentanks der Piper.

Die Sichtprüfung ergibt, dass die Tanks etwa halbvoll sind. Daraus lässt sich eine Flugzeit von zweieinhalb Stunden ableiten. Die beiden Tank­anzeigen im Cockpit bestätigen die Sichtkontrolle. Darüber hinaus erklärt der Fluglehrer bereits bei der Bodeneinweisung die Bedienung des Tankwahlschalters. Das Kraftstoffmanagement unterscheidet sich wesentlich vom Handling der Cessna: Für Start und Landung muss der Tankwahlschalter laut Flughandbuch dieser PA-28 auf den rechten Tank gestellt werden, im Reiseflug ist der linke oder der rechte Tank zu benutzen – je nachdem, wie der Kraftstoffvorrat verteilt ist. Der Fluglehrer zeigt seinem Schüler bei dieser Gelegenheit auch, wie zwischen den Tanks hin- und hergeschaltet wird

 

Nach dem Start folgeten 6 Platzrunden, im Tower am Funk der Fluglehrer. Anflug Abflug.

Plötziich über Funk schreit der Flugschühler, "Motor stottert" und "jetzt ist der Motor aus"  ,

Aus dem Gegenanflug versucht er, die Piste im Gleitflug zu erreichen. Doch sein Vorhaben misslingt:

Etwa zwei Kilometer vor der Schwelle schlägt die Maschine im Wald auf. 

Ein Förster entdeckt zuerst das Wrack und den Schwerverletzten; Ersthelfer bringen den in akuter Lebensgefahr schwebenden Piloten in ein Krankenhaus.

 

BFU

Bei der Sicherung der Trümmer stellen die Ermittler der BFU fest, dass Hauptschalter und elektrische Kraftstoffpumpe noch auf der Position "an" gerastet sind, die rechte Landeklappe ist eingefahren.

Demnach hatte der Flugschüler – vermutlich infolge der extremen Stresssituation – das Flugzeug nicht für den Landeanflug konfiguriert und flog daher mit hoher Geschwindigkeit in die Bäume.

Schlimmer noch, als besonders aufschlussreich für die Unfallursache werten die Ermittler die Position des Tankwahlschalters: Er steht auf dem rechten Flächentank. Dieser ist aber völlig leer. Aus dem linken Tank werden dagegen noch 20 Liter Flugbenzin abgepumpt. Zudem ist in der Kraftstoffleitung vom rechten Flächentank zum Motor sowie im Vergaser kein Kraftstoff nachweisbar.

Daraus folgern die Ermittler, dass sowohl während des Einweisungsfluges mit dem Ausbilder als auch beim anschließenden Alleinflug der rechte Flächentank sehr wahrscheinlich durchgehend genutzt wurde. Dadurch kam es nach rund einer Stunde und 20 Minuten Gesamtflugzeit zum Ausfall des Triebwerks – wegen Spritmangels.

 

Kritisch sehen die BFU-Ermittler die Bodeneinweisung. Diese sei mit etwa 30 Minuten viel zu kurz bemessen gewesen und habe deutlich unter der empfohlenen Zeit von zwei Stunden gelegen.  Zwar habe der Ausbilder auf die Besonderheiten der Tankwahlschaltung bei der PA-28 hingewiesen, vor allem für das Verinnerlichen von Checks und Notfallchecks sei die Zeit aber nicht ausreichend gewesen.

Auch der Einweisungsflug war nach Einschätzung der BFU-Experten nicht ausreichend ,  zu kurz.

 

Im Handbuch der PA-28 ist zu einem Triebwerksausfall außerdem Folgendes zu lesen:

"Ein Leistungsverlust wird in der Regel durch eine Unterbrechung des Kraftstoffflusses verursacht. Der Antrieb wird kurz nach Wiederherstellung der Spritzufuhr wieder starten. Tritt ein Leistungsverlust des Motors in niedriger Höhe auf, ist der erste Schritt die Vorbereitung einer Notlandung." Etwas weiter unten heißt es noch: "Wenn kein Kraftstoffdruck angezeigt wird, prüfen Sie die Position des Tankwahlschalters, um sicherzustellen, dass er auf dem Tank mit Kraftstoff steht."

 

Letztendlich Pilotenfehler des Schülers, wobei hier auch der Ausbilder mit verantwortlich für die  Ausbidung Fehler einräumen musste.

 

Der 77-jährige Ausbilder ist sowohl als Pilot wie auch als Fluglehrer sehr erfahren. In seiner Lizenz sind unter anderem Berechtigungen für Motorsegler, Kunstflug und Nachtflug eingetragen. Rund 7200 Stunden und etwa 38 000 Starts und Landungen stehen in seinen Flugbüchern. Seit etwa 40 Jahren ist er als Ausbilder aktiv.

Nach eigenen Angaben war er in der Vergangenheit an der Ausbildung von etwa 400 Flugschülern beteiligt.

 

Grüße Frank

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Bearbeitet von Frank Holly Lake
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Am 8.2.2022 um 22:08 schrieb Frank Holly Lake:

https://www.aerokurier.de/unfallanalyse-der-vergessene-tankschalter/

 

Hallo,

........................

 

Letztendlich Pilotenfehler des Schülers, wobei hier auch der Ausbilder mit verantwortlich für die  Ausbidung Fehler einräumen musste.

 

...........................

 

Grüße Frank

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OK, einen Schüler beim ersten Flug mit einem noch unbekannten Muster gleich solo fliegen zu lassen, war sicher nicht optimal. Andererseits, im realen Leben ist halt immer derjenige Pilot, der physisch im Cockpit sitzt, auch wenn er noch Schüler ist (er loggt solche Flüge ja auch schon als PIC..). Ein Fluglehrer am Boden hat wenig Möglichkeiten, wenn nicht getan wird, was er vorher ausführlich erklärt hat. Insgesamt war wohl die Alleinflugreife des Schülers auf er PA-28 nicht wirklich gegeben.

 

Gruß

Manfred 

Bearbeitet von DaMane
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1 hour ago, DaMane said:

(er loggt solche Flüge ja auch schon als PICUS)

Er logt PIC und nicht PICUS.

 

"Pilot-in-command under supervision" (PICUS) means a co-pilot performing, under the supervision of
the pilot-in-command, the duties and functions of a pilot-in-command.

 

Jonas

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vor 1 Stunde schrieb AirJon:

Er logt PIC und nicht PICUS.

 

"Pilot-in-command under supervision" (PICUS) means a co-pilot performing, under the supervision of
the pilot-in-command, the duties and functions of a pilot-in-command.

 

Jonas

Danke für den Hinweis, da war ich auf der falschen Spur....😎

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12 hours ago, DaMane said:

OK, einen Schüler beim ersten Flug mit einem noch unbekannten Muster gleich solo fliegen zu lassen, war sicher nicht optimal.

Das ist gleich mehrfach ein suboptimales Setup:

Als Stellvertreter des Flugzeughalters und Ausbildner müsste der Fluglehrer doch sicherstellen , dass die Einweisung in einem sicheren Rahmen stattfindet:

- Meteo

- Verkehr, Pistenlänge usw..

- technischer Zustand der Maschine, Einhaltung der W&B

- Treibstoffvorrat für gesamte Trainingszeit plus ges. Minima

- Erstflug auf einem unbekannten Muster mit- nicht ohne Einweiser????

 

das verstehe ich nicht...

Cosy

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vor einer Stunde schrieb cosy:

- Erstflug auf einem unbekannten Muster mit- nicht ohne Einweiser????

Grundsätzlich stimme ich dir völlig zu, dass in so einer Situation eine richtige Einweisung nötig gewesen wäre. Es geht ja nicht nur um das Fuel-Management, sondern auch wie man die Kiste landet, wie sie im Langsamflug reagiert, usw. Das sind nämlich Dinge, die im Gegensatz zum Tankwahlschalter NICHT der Checkliste zu entnehmen sind. Fuel Management gemäss Checkliste könnte man eigentlich einem seriösen Flugschüler sogar zutrauen, nur eben die Kombination mit einem völlig neuen Flieger ist schlecht.

 

Andererseits: Es gibt auch einsitzige Flugzeuge, dort ist ein Einweisungsflug schlicht unmöglich. Während im PPL-Bereich solche Flieger heutzutage kaum zur Schulung eingesetzt werden, ist das im Segelflug gang und gäbe, da die meisten Segelflieger halt einfach Einsitzer sind. Dort liest man das Handbuch, kriegt eine Bodeneinweisung und ab gehts. Und das direkt im Formationsflug mit einer Schleppmaschine, und (da Segelflug) meist nicht gerade bei ruhigem Wetter.

 

Gruss Felix

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vor 2 Stunden schrieb cosy:

- Erstflug auf einem unbekannten Muster mit- nicht ohne Einweiser

Der Schüler hat doch 6 Platzrunden mit dem Lehrer an Bord gedreht, bevor er alleine losflog. Nur wurden alle diese Platzrunden auf dem rechten Tank geflogen, was dann am Ende zum Leistungsverlust führte. Ist mir auch schon in einer Archer passiert - hatte beim Überlandflug einen Tankwechsel verpasst, bis uns der Motor kurz vorm Zielflugplatz zu verstehen gegeben hat, dass er gerne wieder die volle Portion Treibstoff hätte. Der Drill (magnetos, mixture full rich, carb heat ON, fuel pump ON, change selected fuel tank) hat sofort gewirkt, der Motor ging nicht aus und es konnte nach kurzer Beruhigung des Pulses gelandet werden.

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13 hours ago, FalconJockey said:

Nur wurden alle diese Platzrunden auf dem rechten Tank geflogen, was dann am Ende zum Leistungsverlust führte. Ist mir auch schon in einer Archer passiert - hatte beim Überlandflug einen Tankwechsel verpasst, bis uns der Motor kurz vorm Zielflugplatz zu verstehen gegeben hat, dass er gerne wieder die volle Portion Treibstoff hätte. Der Drill (magnetos, mixture full rich, carb heat ON, fuel pump ON, change selected fuel tank) hat sofort gewirkt, der Motor ging nicht aus und es konnte nach kurzer Beruhigung des Pulses gelandet werden.

Vielen Dank, das hatte ich übersehen.

Da drängt sich mir auch eine Erinnerung auf:

Ich war als einer der Letzten mit der Archer aus Basel in Ascona gelandet bevor der Platz LSZD zugieng (wegen Investoren) (Geotagging).

Auf dem Rückflug richtung Gotthard stotterte plätzlich der O-360- Motor: ich war auf dem rechten Tank.

In einer reflexartigen Bewegung (Pump=on, R->L, check fuel flow+press) verschwand das Stottern innert Sekunden. Das war schon ein Pulstreiber, im Steigflug mit 4 POB und wenig Sicht in die ansteigende Landschaft.. Warum dies Auftrat, war nicht klar, denn der Tank war nicht leer.

Cosy

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