Gast Geschrieben 26. Januar 2016 Teilen Geschrieben 26. Januar 2016 Harry Hohmeister hat zum Abschluss im Tagesanzeiger Online nochmal richtig die Post durchgegeben. Wenn man die grosse Anzahl (ca. 200) Kommentare im TA Online überfliegt fällt auf,s das wenig Bezug auf seine einzelnen konkreten Aussagen genommen wurde. Das liegt vielleicht eben auch daran, dass sich dort kaum Aviatik-Experten oder zumindest aviatisch Interessierte äussern. Seine Aussagen zusammengefasst im einzelnen: zum Flughafen Zürich: ...Die Infrastruktur ist nicht adäquat, und zudem ist das Betriebskonzept suboptimal, weil es aus einer Summe von Kompromissen besteht. .....weil Skyguide (notwendiger und vom BAZL erzwungenerweise , meines Erachtens) in den letzten Jahren erhebliche, zusätzliche Sicherheitsmargen eingebaut hat, was zu Verzögerungen geführt hat. ...Zürich ist natürlich lokalpolitisch geprägt, und die gefühlten Nachteile unserer Tätigkeit werden in den Vordergrund gestellt. Bern hat faktisch kein Durchgriffsrecht und will das auch nicht.. zur Lärmdiskussion: ......die meisten Einschränkungen kommen eben nicht von Deutschland, vielmehr haben sie sich die Schweizer unter dem Titel Lärmgerechtigkeit selber auferlegt. ....wir investieren Milliarden, damit wir leiser und ökologischer werden, doch das wird in keiner Art und Weise honoriert. (Südstart) ...Das abstimmende Volk repräsentiert alle Interessen. Die allermeisten profitieren privat und beruflich vom Flughafen. Aber die Gegner machen halt mehr Lärm. Gegen etwas zu sein, ist einfacher, als etwas vorwärtszubringen. Das spiegelt sich in der Flughafenpolitik. Wir haben eine Kapazitätsblockade in Zürich. wirtschaftliche Aussichten: ...wir haben 7 Prozent Wachstum, aber vor allem dank grösserer Flugzeuge. Wir bauen unsere Flotte im Moment vor allem über den Ferienflieger Edelweiss aus. Dort müssen Sie den Piloten weniger zahlen..... aber das ist nicht das Hauptmotiv. Er spricht meiner Meinung einige Punkte klar an: Verhältnis Bern-Zürich und die politische Blockade die sich daraus ergibt. Seine Argumentation für den Süd-Start finde ich ebenfalls nachvollziehbar. Von seiner Position aus ist seine Stellung zur DVO mit den Betriebseinschränkungen morgens, abends und an den Wochenenden konsequent zu Ende gedacht. Allerdings wenn es um wirtschaftliche Fragen geht, bleibt er doch eher sehr konventionell. Auch für ihn gibt es "nur" Kostendruck, der alles überragende Faktor im derzeitigen Wirtschaftsdenken. Nicht fehlen darf auch der Verweis auf die Hubs im Mittleren Osten. Aber immerhin, den A380 Träumereien für die SWISS schiebt er strategisch dann doch ein Riegel vor. Zum Flottenausbau über die Edelweiss hätte man sich doch mehr Nachhaken von Interviewer gewünscht. Dann wäre eine mögliche Frage noch gewesen, Geschäftsentwicklung heisst auch das Umfeld "mit entwickeln". Ich verstehe sein Interview auch dahingehend, dass ihm hier nichts gelungen ist, was ihn natürlich frustriert. Wenn ich die Kommentare im TA Online lese, habe ich den Eindruck, die SWISS bleibt den Schweizern doch irgendwie fremd. Würde die SWISS von den Schweizern mehr geschätzt, gäbe es auch wahrscheinlich weniger Widerstand gegen den Flughafen Zürich. Da dem nicht so ist, wird weiterhin nur über zu enge Sitzabstände, schlechter Service, alte Flugzeuge und übermässiger Fluglärm u.a. lamentiert und damit der zentralen Punkt über die Ausgestaltung und Entwicklungsmöglichkeiten einer zwingend notwendigen internationalen Schweizer Luftfahrtgesellschaft aus dem Auge verloren. Vielleicht schafft ja eine Debatte hier mehr Klarheit. Gruss einstweilen Bernhard (LSZH) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Walter_W Geschrieben 26. Januar 2016 Teilen Geschrieben 26. Januar 2016 ….und hat mit seinem Interview bewiesen, dass er in der Schweiz überhaupt gar nie richtig angekommen ist und auch nie angenommen wurde, dies im Gegensatze zu seinem Vorgänger. Dass der Flughafen Zürich für die aviatischen Belange nicht optimal ist, ist ein Fakt. Aber welcher Flughafen hat schon grenzenlose Freiheit in Europa? Ein guter Manager versucht jedoch mit Sachzwängen, die ausserhalb seines Einflussbereiches sind, umzugehen und nicht dauernd zu bejammern. Wenn er glaubt, dass Bundes-Bern mehr tun würde für den Flughafen als der Kanton Zürich kann er sich massiv täuschen. Den Föderalismus wird Bern ganz sicher nicht wegen dem Flughafen aufs Spiel setzen wollen. Im Uebrigen hatte die Bevölkerungen in Volksabstimmungen eigentlich immer mehrheitlich pro Aviatik gestimmt. Sicher ist aber schon, dass die Swiss nicht mehr den gleichen Goodwill in der Bevölkerung geniesst wie früher die Swissair. Wenn er meint, dass die allermeisten privat und beruflich vom Flughafen profitieren, überschätzt er die Rolle des Flughafens Zürich. Natürlich profitieren viele, aber sicher nicht die allermeisten. Für florierende Volkswirtschaften und eine zufriedene Gesellschaft braucht es schon etwas mehr als ein gut funktionierender Flughafen und dies tut Zürich ja zweifellos auch mit der Aussicht auf Verbesserungspotential. Im Uebrigen muss der Flughafen Zürich nicht nur die Interessen der Swiss berücksichtigen, sondern auch die der anderen Fluggesellschaften und dies gelingt ihm gar nicht so schlecht. Spannend wird die Zukunft sein, hatte doch H. Hohmeister die Swiss immer mit einem hohem Autonomiegrad führen dürfen; wird er in seiner neuen Funktion diese Freiheiten auch künftig gewähren oder alles zentral steuern wollen? Seine These mit mehr Einfluss von „Bundes-Bern“ lässt eher befürchten, dass er die Swiss zentral führen wird und das lokale Management auf operative Tätigkeiten reduziert. 3 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Chipart Geschrieben 26. Januar 2016 Teilen Geschrieben 26. Januar 2016 Wenn er meint, dass die allermeisten privat und beruflich vom Flughafen profitieren, überschätzt er die Rolle des Flughafens Zürich. Natürlich profitieren viele, aber sicher nicht die allermeisten. Für florierende Volkswirtschaften und eine zufriedene Gesellschaft braucht es schon etwas mehr als ein gut funktionierender Flughafen ... Das ist unbestritten. Die Frage ist, ob eine solche Stadt wie Zürich ohne einen internationalen Flughafen denkbar wäre. Es gibt zumindest weltweit kein Beispiel einer bedeutenden Banken- und Finanzmetropole, die keinen solchen Flughafen hat. Gerade auch in China konzentrieren sich Dienstleistungs- und Finalsektor sehr stark auf die international gut angebundenen Städte, während "auf dem flachen Land" auch Millionenstädte sind, die aber hauptsächlich von produzierender Industrie "leben". Man kann auch nach Deutschland schauen, wo nach dem Krieg Frankfurt das Banken- und Finalzentrum geworden ist, obwohl der eigentlich Schwerpunkt der Finanzindustrie damals in Köln und München lag. Auch hier liegt zumindest die Vermutung nahe, dass die Verkehrsanbindung durch den Flughafen dieser Entwicklung nicht geschadet hat... Jetzt kann man sehr lange über Hennen und Eier streiten, aber ich denke schon, dass Zürich ohne den Flughafen eine völlig andere Stadt wäre. Und ob nun "die meisten" davon profitieren ist eine irrelevante Frage, weil "die meisten" ohne diesen Flughafen einfach keine Zürcher wären und deswegen gar nicht darüber nachdenken würden. Florian 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast Geschrieben 2. Februar 2016 Teilen Geschrieben 2. Februar 2016 Die Debatte wird scheinbar auch auf andere Ebene vorangetrieben. Somit war Hohmeister`s "Post" nur die Vorankündigung einer neuen Entwicklung. Auch aus dem Tagesanzeiger von heute 2.2.16: Weil die Zürcher die Entwicklung des Flughafens wegen der endlosen Lärmdiskussionen bremsen, will Bern das Heft selbst in die Hand nehmen. Jetzt ist auch klar, wie das geschehen soll: Laut der «NZZ» hat Bundesrätin Doris Leuthard vor, in den Sachplänen zum Flughafen verbindliche Vorgaben zu definieren, was die erwartete Leistung und Kapazität des Flugbetriebs angeht. Leuthard wird dem Gesamtbundesrat die neue Regelung laut dem Bericht am 24. Februar vorlegen, die Zustimmung dazu sei wahrscheinlich Formsache. Verbindliche Vorgaben aus Bern würden Entscheide des Kantons Zürich verunmöglichen, die mit diesen in Konflikt stehen. Was das bedeuten kann, sah man letzten Herbst, als der Bund den Zürcher Entscheid korrigierte, auf eine Pistenverlängerung am Flughafen zu verzichten. In Zukunft liessen sich mit Verweis auf die Vorgaben aus Bern womöglich auch Südstarts geradeaus legitimieren, wie sie der abtretende Swiss-Chef Harry Hohmeister jüngst propagierte. Gruss einstweilen Bernhard (LSZH) . Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
F-LSZH Geschrieben 2. Februar 2016 Teilen Geschrieben 2. Februar 2016 Den Föderalismus wird Bern ganz sicher nicht wegen dem Flughafen aufs Spiel setzen wollen. Vielleicht lehne ich mich etwas zu weit aus dem Fenster, aber der Kanton Uri kann auch nicht alleine über die Anzahl Fahrzeuge entscheiden, die den Gotthard passieren dürfen und dann einfach die A2 sperren. 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Walter_W Geschrieben 2. Februar 2016 Teilen Geschrieben 2. Februar 2016 (bearbeitet) Vielleicht lehne ich mich etwas zu weit aus dem Fenster, aber der Kanton Uri kann auch nicht alleine über die Anzahl Fahrzeuge entscheiden, die den Gotthard passieren dürfen und dann einfach die A2 sperren. Ja du lehnst zuweit raus. Der Nationalstrassenbau und Betrieb ist Sache des Bundes nach Anhörung der Kantone. Ebenso der Eisenbahnbau und Betrieb, da wird nach Eisenbahngesetz entschieden und nicht nach den örtlichen Bauvorschriften. Für die Luftfahrt stehen dem Bund derzeit keinerlei adäquate Rechtstitel zu Verfügung. Der LUPO und der SIL sind Planungsgrundlagen ohne Gesetzeskraft. Es müssten also zuerst die entsprechenden Gesetze geschaffen werden. Das weiss auch BR Leuthard, dass sie ohne die Zustimmung der Kantone da nichts fertigbringt. Derzeit wird versucht für die Unterbringung der Asylsuchenden dem Bund mehr Kompetenzen zuzuteilen und die Kantone etwas zu "entmachten". Ausgang fraglich. Bearbeitet 2. Februar 2016 von Walter_W Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
cosy Geschrieben 2. Februar 2016 Teilen Geschrieben 2. Februar 2016 Ich erinnere mich an einen Vortrag von Moritz Suter , als er noch CEO der Crossair war, wo er eine Karte von greater London Area auflegte mit den Flughäfen rund um die Stadt drauf. Dann legte er ein Transparent der Schweiz im gleichen Massstab darüber (das waren halt noch Zeiten mit dem Overhead Projektor) und siehe da!!!!! Die Abstände zwischen LFSB und LSZH und LSGG waren sogar etwas kürzer als die grössten Distanzen der Londoner Karte!!!! Dann plädierte er für ein intelligentes Kapazitätsmanagement der drei Standorte GEMEINSAM. Er hatte einfach Recht. Umsomehr, als dass wir die perfekteste Anbindung aller Flughäfen haben , besonders Genf und Zürich mit integriertem Bahnhof. Aber die Politiker und Lokalmatadoren sind halt mit dicken Scheuklappen ausgerüstet und können sich mit den andern Standortkönigen kaum verständigen... das war jetzt böse, hat aber was---- 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast Geschrieben 5. Februar 2016 Teilen Geschrieben 5. Februar 2016 Aus dem Tagesanzeiger von heute: Daniel Wedel (Chef Skyguide) nimmt Stellung zum H. Hohmeister Interview vom 26.1.2016 Zum Komplex Sicherheitsanforderungen und Verspätungen: - Skyguide tut alles um einen möglichst sicheren Betrieb zu ermöglichen. Er weisst auch darauf hin, dass die Sicherheitsabstände in Zürich immer noch sehr klein sind und nicht internationalen Standards entsprechen würden. Derzeitiges Betriebsregime: - Optimierungsmöglichkeiten sieht er in einer Entflechtung des Ostkozepts. Es ginge dabei nicht um die Erhöhung der Flugbewegungen sondern um den Abbau von Verspätungen. Dieses An- und Abflugregime ist fertig entworfen und könnte eingeführt werden. Südstart geradeaus: - Skyguide befürwortet den Südstart, denn es würde die Flugwege entflechten. Das heisst: Er würde kleinere Sicherheitsabstände ermöglichen, weniger Verspätungen bedeuten und so für mehr Nachtruhe sorgen. Sicher geht (mittel- und langfristig) um die Entwicklungsmöglichkeiten des Flughafens. Zunächst geht es aber darum, die Verspätungen abzubauen. Der Südstart geradeaus muss Eingang in die Planungsgrundlagen finden. Ohne diesen ist das Wachstum beschränkt und der Flughafen langfristig nicht entwickeln können. Ich denke das es hier im Forum kaum Einwände gegen den Südstart geradeaus gibt und auch die Entflechtung des Ostkonzepts ist unstrittig.Im Tagesanzeiger ergibt sich nun eine Debatte um die Entwicklungsmöglichkeiten des Flughafens in Zürich. Eine überfällig Debatte! Welchen Flughafen möchte die Gesamtschweiz in Zürich und was sind die Schweizer und die Zürcher bereit dafür zu tun? Weitere Beiträge dazu? Gruss einstweilen Bernhard (LSZH) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
F-LSZH Geschrieben 5. Februar 2016 Teilen Geschrieben 5. Februar 2016 Welchen Flughafen möchte die Gesamtschweiz in Zürich und was sind die Schweizer und die Zürcher bereit dafür zu tun? Weitere Beiträge dazu? Die Gesamtschweiz hat hier nichts zu melden, wie wir gelernt haben. Möchte beispielsweise der Kanton Schaffhausen eine bessere Anbindung an den Luftverkehr, müssen sie sich halt einen eigenen Flughafen bauen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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