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Sicherste Fluggesellschaften


Ueli Zwingli

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JACDEC AIRLINE SAFETY RANKING 2015

Das aktuelle Ranking über die Sicherheit von 60 Fluggesellschaften wurde veröffentlicht. Die Swiss fungliert im Mittelfeld auf dem 31., die Lufthansa auf dem 12. und Air Berlin auf dem 20. Platz. Spitzenreiter ist die Cathay Pacific Airways vor der Emirates. Es macht sicher etwas nachdenklich, dass Swiss so weit abgeschlagen auftaucht.

 

http://www.jacdec.de/airline-safety-ranking-2015/

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Jacdec sollte man nicht überbewerten. Die Statistik basiert massgeblich auf der Erfassung von veröffentlichten Incidents. Wer als Airline aus einer Region kommt, wo wenig Incidents veröffentlicht werden, steht besser da.

 

Wer Interesse an echten Safety Statistiken hat, dem würde ich folgendes Dokument empfehlen: http://www.iata.org/publications/Documents/iata-safety-report-2014.pdf

 

Das ist deutlich aufwändiger zu lesen, als eine simple Rangliste, zugegeben, aber viel aussagekräftiger, und zeigt auch schön, dass Statistiken auch richtig interpretiert werden müssen.

 

Grüsse

Lorenz

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Wobei die IATA ja keine unabhängige Organisation ist, sondern eine Interessenvertretung einger Gruppe von Airlines, und zwar im wesentlichen der großen Netzwerkcarrier. Ich kenne jetzt die IATA nicht persönlich, nur die ATA, und in letzterer haben einige wenige Airlines das Sagen. Ich vermute das ist bei der IATA nicht anders.

Auch diese Statistik ist also "with a grain of salt" zu lesen. Wie jede Statistik.

 

Über die Bewertung von Incidents kann man immer streiten, wie knapp es nun war, und was hätte passieren können ist halt immer pure Spekulation. Sich nur auf tatsächliche Unfälle zu beziehen gibt genauso ein verzerrtes Bild, und bewertet oft schlicht nur Glück.

Ob man ein abgeschossenes Flugzeug nun der Airline anlastet, die mutig über das Krisengebiet geflogen ist, ist auch Geschmackssache. Und die Statistik einer (z.B.) Indonesischen Airline die auf den Unfällen in Südostasien basiert, sagt wenig über die Sicherheit der Flüge aus, die sie hier nach Deutschland machen.

 

Sehr schwierige Materie.

 

Gruß

Ralf

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Ausserdem sagt die Position in der Liste nicht viel über das tatsächliche Sicherheitslevel aus. Wichtiger ist der Index an sich: dieser geht bis Rang 34 (also über die Hälfte der bewerteten Airlines) nicht über 0.1 hinaus, danach steigt die Kurve rasant nach oben. Ist wie bei Skirennen - wenn die ersten zwanzig alle innerhalb zweier Zehntelsekunde liegen, kann schon das leichte touchieren einer Torstange über Sieg oder Niederlage entscheiden. Ist deswegen der Zwanzigste ein schlechter Skiläufer?

 

Nebenbei: was soll eine Auflistung mit nur 60 Airlines, bei mehreren hundert existierenden auf diesem Planeten? Die Grossen kennt man eh, gerade deswegen bin ich der Meinung, dass auch kleinere dort rein gehören. Schlussendlich sind es diese, über die Otto Normalfluggast mit dem mulmigen Gefühl im Magen im Zweifelsfall mehr ergoogeln möchte. Oder hat schon mal wer von euch jemanden sagen hören "Emirates? Kenne ich nicht. Sind die auch sicher?"

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Hörte ich tatsächlich neulich in so einem komischen Forum ;)

Mea culpa, diesen Thread habe ich tatsächlich nicht gesehen :) Aber das meinte ich nicht. Natürlich wird keine Fluggesellschaft jemals weltweit einen 100%-igen Bekanntheitsgrad erreichen. Es geht mir darum, dass in dieser Liste auch Fluggesellschaften fehlen, die auch innerhalb grosser Allianzen durchaus eine gewisse Rolle spielen. Und ich spreche hier nicht bloss von Regionaltöchtern unter Konzernflagge (das bemerken die meisten Fluggäste eh nicht mal), sondern von einer Austrian, einer Brussels Airlines oder Kleinstairlines wie eine Adria Airways, um nur mal innerhalb einer Star Alliance zu bleiben.

 

Über die findet man dann beim googlen schlechtestenfalls ein nichtssagender Wikipedia-Artikel, in dem jemand genüsslich alle Crashs seit anno dazumal ausgeweidet hat. Ob eine Adria für den durchschnittlichen, flugangstgeplagten Amerikaner vom Lande von Belang ist, sei dahingestellt. Aber für uns Europäer ist ein Ritt mit der AUA durchaus mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit verbunden. Was soll aber der geneigte Flugangstpatient denken, wenn er vor einer Maschine einer Gesellschaft steht, die in besagtem Ranking noch nicht mal auftaucht?

 

Ich weiss Gott kein Psychologe, aber gewisse Grundfunktionen menschlicher Psyche sind mir durchaus vertraut. Reaktionen wie "die sind ja nicht mal auf diesem Sicherheitsranking! Wie gefährlich müssen die sein, dass sie da nicht auftauchen?" sind nur allzu natürlich und menschlich, wenn man mit den Hintergründen nicht vertraut ist.

 

Dies ist kein Vorwurf an betroffene Fluggäste, sich doch besser mit dem Thema auseinander zu setzen. Sondern der Vorwurf an JACDEC, das eine unvollständige Liste bestenfalls nutzlos, aber leider meist sogar irreführend ist.

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Was bedeutet denn ein JACDEC-Index von 0,0x für mich als Passagier? Kann ich damit irgendwas Praktisches anfangen?

 

Um eine vernünftige Diskussion über Sicherheit zu führen müsste man doch erst mal definieren, was man damit eigentlich meint. Ist das das Risiko (im Sinne der Wahrscheinlichkeit), dass ich bei einem Flug (oder während eines Flugkilometers?) sterbe? Verletzt werde?

 

Selbst wenn man alle Informationen von allen Gesellschaften aus allen Teilen der Welt hätte - wie soll man dass den aggregieren?

Ist eine Gesellschaft "sicherer", die bei 100 Vorfällen jeweils einen Toten hat oder eine, die bei einem Vorfall 100 Tote hat? Oder gleich sicher?

Ist eine Gesellschaft sicherer, bei der in 100 Incidents keine Tote/Verletzte zu beklagen waren, oder eine die nur 5 Incidents hatte, bei denen es aber Verletzte gab?

 

Schliesslich:

Die gute Nachricht ist ja, dass Unfälle in der Verkehrsluftfahrt in Europa und Amerika (zum Glück) extrem selten sind. Um daher überhaupt was zu sagen können, muss man schon ziemlich lange Zeiträume betrachten. Ist dann "schlimmer", dass eine Airline vor 10 Jahren zwei Unfälle mit je 50 Toten hatte oder vor einem Jahr einen einzelnen mit 10 Toten? Ist nicht vielleicht die Airline, die vor 10 Jahren ihren letzten Unfall hat heute sicherer als wenn es den Unfall nicht gegeben hätte, weil man daraus etwas gelernt haben könnte...

 

Florian

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Ist nicht vielleicht die Airline, die vor 10 Jahren ihren letzten Unfall hat heute sicherer als wenn es den Unfall nicht gegeben hätte, weil man daraus etwas gelernt haben könnte...

Ich befürchte nach 10 Jahren ist das gelernte wieder zu nahezu null errodiert...

 

Beim Banken-Rating (Schufa, Kreditreform...) bekommt jemand, der noch nie im Leben einen Kredit aufgenommen oder eine Kreditkarte besessen hat ja auch kein herausragend gutes Ranking.

Entscheidend ist in der Tat nicht, ob ein Unfall passiert ist, sondern warum, und ob man daraus gelernt hat. Von daher müssten mehrere Unfälle aus gleichem Grund gleich zu einem vielfachen Malus führen.

 

Ich würde auch eher bei einer Airline einsteigen, die vor 20 Jahren mal einen Flieger verloren hat, als bei einer die jedes Jahr mehrmals mit Incident Reports von Stallwarning, GPWS Warning, Minimum Altitude Violation, falscher Schubberechnung, Start von falscher Piste etc. auffallen.

Die Vergangenheit hat wenig Einfluss auf das aktuelle Risiko, die aktuelle Einstellung zu bestimmten Aspekten aber schon.

 

Du müsstest z.B. alle CFIT Unfälle aus der Bewertung rausnehmen, da die ja dank EGPWS heute irrelevant sind, und folglich nicht das aktuelle Risiko bewerten.

 

 

Um daher überhaupt was zu sagen können, muss man schon ziemlich lange Zeiträume betrachten.

In einem sich ständig wandelnden Umfeld mit ständigen Innovationen sagen lange Zeiträume aber auch nichts aus. Das ist die paradoxe Situation von geringen Wahrscheinlichkeiten und dynamischen Systemen. Viel mehr als Kaffeesatzlesen geht nicht.

 

Nichts verkauft sich so gut wie Informationen über etwas, zu dem niemand Informationen hat, aber jeder welche will. (Angebot und Nachfrage...)

 

Gruß

Ralf

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Nichts verkauft sich so gut wie Informationen über etwas, zu dem niemand Informationen hat, aber jeder welche will. (Angebot und Nachfrage...)

 

Gruß

Ralf

Weils grad so schön zu diesem Thema passt: https://www.ktipp.ch/artikel/d/die-swiss-sieht-alt-aus/

 

Aussagekräftig, blendend recherchiert...

Bearbeitet von Lubeja
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Wenn man längere Zeit (mind. ein Jahr) regelmäßig auf pprune.org mitliest (insbes. in den Foren zu den einzelnen Regionen), dann kristallisiert sich aus eigener Erfahrung von selbst heraus, wie es innerhalb der Airlines so zugeht und mit wem man folglich fliegt und wovon man als PAX die Finger läßt. Viele subjektive Inputs generieren über längere Zeit ein Art objektives Mosaik.

 

Etwas wie der "Fall Lubitz" kann m. E. überall passieren, das ist für mich kein Grund, nicht mehr LH-Group zu fliegen.

 

Auf diese Ratings halte ich persönlich gar nix - Swiss liegt in der Mitte zwischen CX und Lion Air - wtf!? Wenn ich die Wahl habe, ob ich bei Transaero, Sichuan, Shenzen oder anderen einsteige, fliege ich hundertmal vorher mit SWISS oder LH.

 

so long

Johannes

Bearbeitet von Phoenix 2.0
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Wenn man längere Zeit (mind. ein Jahr) regelmäßig auf pprune.org mitliest (insbes. in den Foren zu den einzelnen Regionen), dann kristallisiert sich aus eigener Erfahrung von selbst heraus, wie es innerhalb der Airlines so zugeht und mit wem man folglich fliegt und wovon man als PAX die Finger läßt. Viele subjektive Inputs generieren über längere Zeit ein Art objektives Mosaik.

 

Das ist nur scheinbar so! In Wirklichkeit kann genau das Gegenteil richtig sein.

 

Welche Airline ist sicherer: Diejenige, die viele bekannte Incidents hat, weil das Safetty-Management-System enorm dicht ist und jeder auch noch so kleine Fehler sofort reported, verarbeitet und zum lernen genutzt wird oder diejenige, die praktisch keinen Incident hat, weil so lange nichts berichtet wird, so lange man das kaputte Flugzeug noch irgendwo in einer Halle verstecken kann?

 

Hinzu kommt gerade bei Internet-Foren wie diesem hier oder auch pprune: Wenn man sich die Verteilung der Posts und Poster anschaut, dann stellt man schnell fest, dass die dort entstehende Meinung extrem biassed sein muss. Wie viele der regelmäßigen Schreiber dort arbeiten wirklich bei Transaero, Sichuan, Shenzen (weil Du diese genannt hast) und können deswegen tatsächlich und nicht nur vom eigenen Hörensagen (ich hab da nen Freund der jemanden kennt der von einem gehört hat...) berichten, wie es da zugeht?

Im besten Fall kann man in so einem Forum die Stimmung in der Branche ablesen. Im realistischeren Fall sind zumindest einige der Statements noch verfälscht durch eine "politische Agenda" der Poster, die entweder ihren eigenen Arbeitgeber bzw. sich selber gut aussehen lassen wollen, einen Groll auf ihren Ex-Arbeitgeber haben oder ganz grundsätzlich gegen Airlines sind, die nicht so toll bezahlen weil sie denken, dass zieht das Lohnniveau in der Branche runter.

 

Hätte man auf Basis der Stimmung hier im Forum vor 5 Jahren versucht, den Sicherheits-Standard von Ryanair mit Lufthansa zu vergleichen, dann hätte man vorhersagen müssen, dass zwischen 2010 und 2015 deutlich mehr Ryanair-Paxe sterben werden, als LH-Paxe. 

Das Gegenteil war der Fall...

 

Für mich persönlich gibt es in der Sicherheits-Diskussion eigentlich nur schwarz und weiss:

Entweder man stellt fest, dass Unfälle extrem selten und deswegen alle globalen Carrier "sicher genug" sind. Dann macht eine Unterscheidung oder gar ein Ranking keinen Sinn.

Oder man nimmt wirklich die nackten Ergebniszahlen (also Tote und Verletzte) und zieht das für ein Ranking heran.

 

Florian

 

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JAGDEC ist eine der seriöseren Sites ohne erkennbaren Bias. Die Statistik die die machen ist nicht unumstrittten aber ich würde sie mal eher als eine der besseren anschauen, die in der Public Domain sind.

 

PPRUNE und unser Forum hier würde ich wirklich nicht als repräsentativ anschauen. Wenn man Incidents /Accidents verfolgen will bieten sich da schon eher Avherald, Jagdec oder aviation.safety.net an. Avherald bietet halt keine Statistiken oder Datenbank, man kann aber mit der Suchfunktion recht problemlos einzelne Airlines herauslesen.

 

Die IATA ist schon mehr als eine Interessenvertretung der grossen Player, obwohl diese dort natürlich auch Einfluss haben, sie ist aber doch die Dachorganisation, deren Produkte und Statistiken wohl recht ausgewogen daher kommt.

 

Dennoch ist die Aussage "sicherste Airline" sehr zweifelhaft, denn ein einziger Unfall kann das sofort heftigst verändern auch wenn die Airline daran gar keine Schuld hat. Aber das ist halt populärwissenschaftlich... viele Leute haben nach wie vor Flugangst in weniger oder grösserem Ausmass und wollen sich "informieren", was hier aber eher heisst, selber überschwatzen dass es vielleicht doch geht zu fliegen.... ;)

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JAGDEC ist eine der seriöseren Sites ohne erkennbaren Bias. Die Statistik die die machen ist nicht unumstrittten aber ich würde sie mal eher als eine der besseren anschauen, die in der Public Domain sind.

 

Ich glaube, dass niemand anzweifelt, dass JACDEC seriös ist! 

 

Ganz im Gegenteil: Sie sind unglaublich transparent darin, wie ihr Index zustande kommt und welche Daten eingehen. Sie können nur halt auch nicht die Probleme lösen, die ein Safety Ranking nun mal mit sich bringt.

 

Es gehört sogar zur Seriosität von JACDEC dazu, dass sie zwar sehr explizit sagen, wie ihr Index zu Stande kommt, aber nirgendwo auch nur versuchen, anzudeuten, was mir ein Jacdec-Index von 0.0020 im Vergleich zu 0.0025 als Passagier jetzt eigentlich sagt.

 

Florian 

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Gute Argumente, die ihr da bringt - zweifelsohne.

 

Meine Darstellung bzgl. Foren mag mitunter etwas kurz gegriffen sein, ich lese da halt seit mehr als 13 Jahren mit und habe einiges erfahren; auch so manches, was in keinem incident-Report oder so aufscheint (z. B. bzgl. Carrier aus Indien, Indonesien und dgl.), oder wie die Philosophien und kulturellen Hintergründe in diversen Ländern sich auf das CRM im Cockpit auswirken (z.B. Korea, Japan, China, Türkei, etc.), oder wie Airline-Managements in den Golfstaaten so agieren. Was ich somit meinte ist, dass sich einem kritischen sowie halbwegs mit der Aviatik vertrauten Leser über lange Zeit eine Art Mosaik offenbart (immer ein Steinchen dazu), anhand welches man einen guten Überblick erhält - oder halt zu erhalten glaubt. Zudem verlinken viele ppruner in ihren Postings ohnehin zum AvHerald und zu anderen Sourcen, um die Diskussion zu bereichern. Klar ist auch, dass dort viel Stuss, Polemik und dgl. drüber geht, jedoch lernt man das nach gewisser Zeit zu herauszufiltern.

 

Aber stimmt - für jemanden, der z. B. Flugangst hat und sich bei pprune einklinkt um ad hoc Infos rauszulesen, für den eignet sich die Herangehensweise nicht. Auch nicht, wenn er die Runde explizit bzgl. Sicherheit einer Airline oder so befragt, weil es neben allfällig unagenehmen Fakten auch immer Basher und Unzufriedene hat.

 

so long

Johannes

Bearbeitet von Phoenix 2.0
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PPRUNE und unser Forum hier würde ich wirklich nicht als repräsentativ anschauen.

In der Tat, sie zeigen die Welt durch die Britische oder Schweizer-/Deutschsprachige Brille.

aber

Welche Airline ist sicherer: Diejenige, die viele bekannte Incidents hat, weil das Safetty-Management-System enorm dicht ist und jeder auch noch so kleine Fehler sofort reported, verarbeitet und zum lernen genutzt wird oder diejenige, die praktisch keinen Incident hat, weil so lange nichts berichtet wird, so lange man das kaputte Flugzeug noch irgendwo in einer Halle verstecken kann?

Analog dazu ist es besser eine offen nichtrepräsentative Quelle zu haben, als eine vermeintlich repräsentative. Durch vergleich verschiedener subjektiver Quellen mit entsprechender Gewichtung kann man sich auch ein objektives Bild verschaffen.

 

 

Oder man nimmt wirklich die nackten Ergebniszahlen (also Tote und Verletzte) und zieht das für ein Ranking heran.

Dieses Vorgehen halte ich für Unfug. Das wäre etwa so wie den nächsten Würfelwurf anhand der "nackten Ergebnisse" der letzten 10 Würfe vorhersagen zu wollen. Und auch die "nackten Zahlen" sind ja nicht wirklich unbekleidet, zählt man nun die Abschüsse/Entführungen/Bomben/Selbstmorde mit rein, oder nicht? Bewerte ich einen Runway Overrun ins freie Feld (keine Verletzten) einen ins Meer (mehrere Tote) und einen in ein Gebäude (alle tot) wirklich unterschiedlich vom Aspekt der Gefahr her? So manche nackte Zahl wird hinter einem Feigenblatt versteckt...

Das JACDEC Vorgehen, Incidents mit einzubeziehen ist absolut notwendig, um ein realistisches Bild zu bekommen. Nur gibt es eben leider keine einheitlichen Meldekriterien, und schon erstrecht keine einheitliche Meldepolitik zwischen den verschiedenen Ländern und Airlines. Und in der Wartung gefundene hochkritische Schäden werden meist gar nicht gemeldet und statistisch verarbeitet. (Und auch da wieder: wer viel sucht, findet auch viel...)

Man kann oft sehen, wie nach expliziter Änderung der Meldeauflagen in bestimmten Ländern urplötzlich die gemeldeten Incidents in die Höhe schiessen (Beispiel: Kabinenluft/Aerotoxisches Syndrom/kranke Crew/Gerüche). Es ist auch sehr interessant, mal das accident/incident Verhältnis anzugucken. Ist das sehr nahe an oder gar größer als eins, wäre mir das ziemlich suspekt...

Oder um ein anderes Beispiel aus einer kürzlichen Diskussion nochmal anzugucken, es mag sein, dass so manche nepalesische Airline eine schlechte Statistik hat, also so manche westliche (oder orientalische ;-). Fliege ich dann aber sicherer mit einer europäischen Airline nach Katmandu, oder einer nepalesischen? Ist die Statistik der einen Airline vielleicht so schlecht, weil sie ständig an anspruchsvollen Flughäfen in anspruchsvollem Wetter operiert? Und ist es sicherer, da dann mit einer Airline hin zu fliegen, deren Piloten damit wenig Erfahrung haben? Oder fliege ich sicher mit einer deutschen Premiumairline nach Warschau, oder mit einer polnischen Billigairline?

 

Je feiner man die Statistik auflöst, desto mehr bewertet man nur noch Glück und Zufall, so gering sind die Fallzahlen. Je mehr Daten man einbezieht, desto unkonkreter und irrelevanter wird das Ergebnis.

Was juckt es mich, ob ich mit Airline A 5800 Jahre lang jeden Tag einen Flug machen muss, oder mit Airline B 16400 Jahre um statistisch enmal bei einem Unfall zu sterben, ich werde beides nie tun, und vermutlich mit beiden nie einen Unfall erleben. Die Wahrscheinlichkeit eines völlig unwahrschenlichen und airlineunabhängigen Unfalls (z.B. ein Meteoroiteneinschlag oder Vulkanausbruch) ist größer als die Wahrscheinlichkeitsunterschiede zwischen den Airlines die meine 3 Standardflughäfen anfliegen.

Im Zweifelsfalle kann ich meine Wahrscheinlichkeit unverletzt wieder auszusteigen mehr dadurch beeinflussen, ob ich mich immer anschnalle oder durchs Flugzeug flaniere (Toilette, Bar, Snacks, tolle Photos...), als durch die Wahl der Airline. Wie hoch war die Zahl der Vertetzen in Turbulenzen letztes Jahr, verglichen mit den Toten durch Abstürze?

 

Gruß

Ralf

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Dieses Vorgehen halte ich für Unfug. Das wäre etwa so wie den nächsten Würfelwurf anhand der "nackten Ergebnisse" der letzten 10 Würfe vorhersagen zu wollen.

Wenn die Aufgabe ist, einen Würfel zu wählen und damit eine möglichst hohe Zahl zu würfeln, dann nehme ich in er Tat den Würfel, der bei den letzten Würfen die höchsten Zahlen gezeigt hat: In dem Fall, den Du wahrscheinlich im Kopf hast, dass alle Würfel gleich sind, mache ich damit siche keinen Fehler und in jedem anderen Fall, in denen es nämlich Unterschiede zwischen den Würfeln gibt, mache ich sogar etwas richtig.

 

Gnau so ist es bei Fluglinien: Wenn man annimmt, dass die Sicherheit eines Fluges ohnehin nicht von der Fluglinie abhängt, dann ist egal, welche man nimmt. Wenn nicht, dann gibt es bei allen schon beschriebenen Problemen damit nichts besseres, als den bisherigen Sicherheits-Record heranzuziehen.

 

Florian

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Meine Darstellung bzgl. Foren mag mitunter etwas kurz gegriffen sein, ich lese da halt seit mehr als 13 Jahren mit und habe einiges erfahren; auch so manches, was in keinem incident-Report oder so aufscheint (z. B. bzgl. Carrier aus Indien, Indonesien und dgl.), oder wie die Philosophien und kulturellen Hintergründe in diversen Ländern sich auf das CRM im Cockpit auswirken (z.B. Korea, Japan, China, Türkei, etc.),

Aber das ist genau mein Punkt: Wie viele indonesische oder chinesische Piloten schreiben denn wirklich regelmäßig in diesen Foren, so dass Du dort darüber auch was erfahren kannst? Wie unterscheidest Du in der Masse der Posts zwischen denen, die tatsächlich eigenes Wissen berichten können vs. diejenige die im Besten Fall Hörensagen, im schlechteren Gerüchte verbreiten?

 

Die größte Gefahr sozialer Medien ist, dass man den Anteil einer bestimmten Meinung am Gesamtvolumen der Meldungen mit Signifikanz verwechselt.

 

Hier im Forum gibt es z.B. so weit ich weiss keinen einzigen Asiaten, der aus eigener kultureller Sicht über CRM im Cockpit schreiben kann. Was es höchstens gibt sind (sehr wenige) Europäer, die selbst schon in Cockpits von asiatischen Airlines mit asiatischen Kollegen geflogen sind und deswegen sehr gut Erfahrungen darüber berichten können, welche Probleme auftreten, wenn Europäer mit Asiaten zusammen im Cockpit sitzen - das sagt aber auch nur sehr bedingt was darüber aus, wie das mit zwei Asiaten aus demselben Kulturkreis funktioniert...

 

Florian

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Die größte Gefahr sozialer Medien ist, dass man den Anteil einer bestimmten Meinung am Gesamtvolumen der Meldungen mit Signifikanz verwechselt.

 

 

Was ich beschrieben habe, lässt sich für mich nicht wissenschaftlich-korrekt ausdrücken. Deshalb ein Beispiel: ein guter Mixing-Engineer im Audio-Bereich (= Tontechniker, der einen Song abmischt) hat sich sein sehr gutes relatives Gehör lange antrainiert und hört aus einem Track mit einer Vielzahl von Signalen Details und Zusammenhänge heraus, worüber sich Außenstehende nur mehr wundern können. Und zwar auch ohne Spectrum-Analyzer und die ganzen Gimmicks. Zwar sind Forums-Postings nicht mit Audio-Aufnahmen vergleichbar, aber Du verstehst, worauf ich hinaus will.

 

Warum also soll es nun nicht für manche möglich sein, aus einem Forum (Melodie inklusive Grundrauschen) relevante "Signale" herauszufiltern, welche über lange Zeit einen Umriss skizzieren, wie es etwa im Großen und Ganzen innerhalb einer Airline oder Region zugeht (Harmonien)? Und es spielt keine Rolle, ob die Postings subjektiv sind - denn in vielen Postings steht zwischen den Zeilen mehr (sozusagen nicht messbar), als die eigentlichen Worte (messbar) beschreiben, aber dafür gibt es in diesem Falle kein Übersetzungs- oder Interpretationstool, sondern nur Erfahrung, Gespühr und dgl.

 

Kann sein, dass ich mir nur einbilde, dass es sowas geben kann, aber es würde mir keine schlaflosen Nächte bescheren, falls das hier nun komplett in Frage gestellt würde. B)

 

so long

Johannes

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Was juckt es mich, ob ich mit Airline A 5800 Jahre lang jeden Tag einen Flug machen muss, oder mit Airline B 16400 Jahre um statistisch enmal bei einem Unfall zu sterben, ich werde beides nie tun, und vermutlich mit beiden nie einen Unfall erleben. Die Wahrscheinlichkeit eines völlig unwahrschenlichen und airlineunabhängigen Unfalls (z.B. ein Meteoroiteneinschlag oder Vulkanausbruch) ist größer als die Wahrscheinlichkeitsunterschiede zwischen den Airlines die meine 3 Standardflughäfen anfliegen.

Und mit dieser Überlegung betätigst du all jene Geiz-ist-geil-Passagiere, die den billigsten Flug nehmen, und das gesparte Geld in eine stabile Haushaltsleiter investieren. Vermutlich das objektiv Beste, was sie für ihre persönliche Sicherheit tun können.

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Und mit dieser Überlegung betätigst du all jene Geiz-ist-geil-Passagiere, die den billigsten Flug nehmen

Das würde voraussetzen, dass es einen Zusammenhang zwischen Ticketpreis und Sicherheit gibt (jeweils regionalbereinigt). Das ist aber bisher selbst statistisch nicht nachzuweisen. Einige Billigflieger stehen ganz mies in der Unfallstatistik, andere sind aber absolut top. Gerade hier in Europa stehen die Billigflieger statistisch besser da, als die (vermeintlich teuren) Netzwerkcarrier. Ganz offensichtlich sparen die Billigflieger (jedenfalls die in Europa und den USA) an allen Ecken und Enden, aber nicht bei der Sicherheit.

 

Die "geiz ist geil" Mentalität ist ja zum Teil auch der Lebenserfahrung geschuldet, das so manches sauteure Markenprodukt schlicht eine schlechtere Qualität hat, als das Billigprodukt von Aldi. Und wenn es teure Markenprodukte gibt, die man seit Jahrzehnten gerne gekauft hat, weil sie ihren Preis wert waren, dann wird deren Produktion meist eingestellt... Bei Billigprodukten wird man wenigstens selten enttäuscht, man erwartet wenig bis nichts, und bekommt bestenfalls was gutes.

Der Markt für gute Produkte mit angemessenem Preis verschwindet leider derzeit zusammen mit der Mittelschicht, was bleibt ist "Geiz ist Geil" und Superluxus, und das wird bei der LH nicht anders, LH Passage wird zu einem hochpreisigen Luxusprodukt, Eurowings wird zu billigem Ramsch. Dazwischen bleibt nichts.

 

Wo LH die Situation absolut korrekt einschätzt, ist dass es keinen Markt für Flüge gibt, in denen man so eng sitzt wie bei den Billigfliegern (180 Sitze im A320NEO...), es nur einen Müsli-/Schokoriegel gibt, man aber innereuropäisch >€1000 bezahlt, wo der Billigflieger €250 kostet... (und manchmal auch €39.80, aber diese vereinzelten Symbolpreise sind für mich nicht der Maßstab)

 

Gruß

Ralf

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Das würde voraussetzen, dass es einen Zusammenhang zwischen Ticketpreis und Sicherheit gibt (jeweils regionalbereinigt). Das ist aber bisher selbst statistisch nicht nachzuweisen.

Ich meinte nicht, dass billige Fluggesellschaften sicherer sind als teure. Aber wenn selbst die unsichersten immer noch so sicher sind, dass es extrem unwahrscheinlich ist, bei einem Unfall zu Schaden zu kommen, dann ist es dumm, ausgerechnet beim Fliegen zu versuchen, durch Investition von Geld meine Sicherheit weiter zu erhöhen.

Dass ich zusätzlich gar nicht rausfinden kann, wie ich das Geld investieren müsste, um noch sicherer zu fliegen, ist dann schon zweitrangig.

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dann ist es dumm, ausgerechnet beim Fliegen zu versuchen, durch Investition von Geld meine Sicherheit weiter zu erhöhen.

Es ist nicht dumm, sondern mangels Zusammenhang schlicht nicht möglich. Jedenfalls hier in Europa. In Afrika oder Südostasien gilt wohl eher, Augen auf bei der Airlinewahl...

 

Gruß

Ralf

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