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Lufthansa Flugbegleiter/innen streiken ab heute 14:00 Uhr


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Geschrieben

So lange eine Seite ein Mittel wie Streik hat, kann die andere Seite gar nicht dementsprechend asozial zurückschlagen.    

wieso zurück? Die eine Seite hat assozial die Leute in Tochterunternehmen abgeschoben, wo sie signifikant weniger bei signifikant schlechterer sozialer Absicherung verdienen. Was ist mit Mitteln wie "Werksverträgen" die sogar noch den Mindestlohn zur Farce machen? Was ist mit Mitteln wie unbezahlten Überstunden (von denen in Deutschland immer noch jedes Jahr ein Vielfaches davon geleistet werden, wie Arbeitsstunden durch Streik verloren gehen)

Die eine Seite hat seit Jahrzehnten Mittel und Wege gefunden, nahezu alle Arbeitnehmerrechte und die meisten Errungenschaften des Sozialstaats auszuhebeln. Die Arbeitnehmerseite hat den Streik gerade erst wiederentdeckt. Vermutlich zu spät, um den Sozialstaat noch zu retten, wie viele hier schon gesagt haben: der Zug ist abgefahren.

Man darf auch nicht vergessen, "Sozialleistungen" wie Lohn aufstocken sind de fakto Unternehmenssubventionen. Wie erlauben Unternehmen im großen Stil Menschen zu beschäftigen, die davon nicht leben können. Wenn "die Mitarbeiter Lieferanten" sind, dann subventioniert der Staat gerade den Verkauf der Ware "Arbeit" vom Lieferanten zum Unternehmer... Die Zitrone ist nur deswegen noch nicht ausgequetscht (um es mit einem großen LH Manger zu sagen) weil der Staat ständig noch Saft nachspritzt. Und zwar schon lange nicht mehr aus Unternehmenssteuern (die vor Jahrzehnten die Haupteinnahmequelle der Staaten waren) sondern aus Lohn- Einkommens und Verbrauchssteuern, also aus Arbeitnehmersteuern, die heute die Haupteinnahmequelle der Staaten ist.

 

Gruß

Ralf  

Geschrieben (bearbeitet)

Interssante Theorie, Heiri. die ich in Zügen nachvollziehen kann.

Verträge schliessen und einhalten. Gut so weit....

Leider klappt das mit den Verträgen nicht so wirklich.

 

Legale Erpressung durch Streik.

Ist dann im Umkehrschluss eine einseitige Vertragsänderung mit Hinweis der Möglichkeit einer Klage auch eine "legale Erpressung", nur dieses mal von seiten der Firmenführung?

 

Viele Fragen, zwei Meinungen, keine Lösung in Sicht.

 

Schade um eine an und für sich gute Firma.

 

Patrick

 

Bearbeitet von Wingman340
Geschrieben

wieso zurück? Die eine Seite hat assozial die Leute in Tochterunternehmen abgeschoben, wo sie signifikant weniger bei signifikant schlechterer sozialer Absicherung verdienen. Was ist mit Mitteln wie "Werksverträgen" die sogar noch den Mindestlohn zur Farce machen? Was ist mit Mitteln wie unbezahlten Überstunden (von denen in Deutschland immer noch jedes Jahr ein Vielfaches davon geleistet werden, wie Arbeitsstunden durch Streik verloren gehen)

In die Arbeitsverträge schauen und in's Arbeitsgesetz. Ich habe manchmal das Gefühl, manche meinen, ein Arbeitsvertrag sei eine Ehe, die nicht geschieden werden darf. Wenn die entsprechenden Gesetze und Fristen eingehalten werden, ist absolut nichts dabei, einen Vertrag anzupassen. Wenn der Vertrag absolut unfair ist, muss man ihn nicht akzeptieren. Wenn er wirklich so schlecht ist, wird ihn auch sonst niemand akzeptieren und die Firma muss wohl oder übel zur alten Regelung zurück krebsen. Vielleicht ist es aber auch nicht so. Aber einfach zu sagen: Ich will zu diesen Bedingungen weiter arbeiten und ich erlaube nicht, dass jemand anderes den Job zu anderen Bedingungen annimmt, das kann's doch wohl nicht sein.

Was die Überstunden angeht: Hier gilt dasselbe. Was hat man unterschrieben? Wenn ich nicht von Anfang an zugesagt hätte, der Firma Überstunden zu schenken, würde ich das auch nicht tun, so einfach ist das.

 

Die eine Seite hat seit Jahrzehnten Mittel und Wege gefunden, nahezu alle Arbeitnehmerrechte und die meisten Errungenschaften des Sozialstaats auszuhebeln. Die Arbeitnehmerseite hat den Streik gerade erst wiederentdeckt. Vermutlich zu spät, um den Sozialstaat noch zu retten, wie viele hier schon gesagt haben: der Zug ist abgefahren.

Das hat aber nichts damit zu tun, dass zuwenig gestreikt wurde, sondern damit, dass man sich geöffnet hat. Und man ist ja gerade darüber in Deutschland ach so stolz. Wenn man halt mit armen Ländern in den gleichen Wirtschaftsraum drängt, geht der eigene Lebensstandard auch ein Stück weit in diese Richtung, das ist doch selbstverständlich.

 

Man darf auch nicht vergessen, "Sozialleistungen" wie Lohn aufstocken sind de fakto Unternehmenssubventionen. Wie erlauben Unternehmen im großen Stil Menschen zu beschäftigen, die davon nicht leben können. Wenn "die Mitarbeiter Lieferanten" sind, dann subventioniert der Staat gerade den Verkauf der Ware "Arbeit" vom Lieferanten zum Unternehmer... Die Zitrone ist nur deswegen noch nicht ausgequetscht (um es mit einem großen LH Manger zu sagen) weil der Staat ständig noch Saft nachspritzt. Und zwar schon lange nicht mehr aus Unternehmenssteuern (die vor Jahrzehnten die Haupteinnahmequelle der Staaten waren) sondern aus Lohn- Einkommens und Verbrauchssteuern, also aus Arbeitnehmersteuern, die heute die Haupteinnahmequelle der Staaten ist.

Nur, wer bezahlt denn dem Arbeitnehmer das Geld, mit dem er die Steuern bezahlt? Ach...

Aber ja, das Aufstocken vom Staat ist dummes Zeug. Schadet am Ende jedem. Damit leitet man einen weiteren Abwertstrend ein. Der Sozialstaat hilft da nicht, sondern er macht diesen Trend erst möglich.

Wenn man Scheissjobs annimmt, gibt's eben mehr Scheissjobs. Würden Scheissjobs nicht angenommen, gäb's sie auch nicht.

Das Dumping passiert überall. Die Preise gehen runter, die Löhne gehen runter.. Die Steuern gehen rauf und dafür noch die Staatsverschuldung.

Geschrieben

Patrik (Wingman), ja, schade um die Firma.

Wie die Verträge lauten, und ob sie gebrochen wurden, das weiss ich nicht. Das müssen wohl die Gerichte entscheiden. Vielleicht lassen diese Verträge verschiedene Interpretationen zu, könnte sein und wenn ja, dann sind sie eh nicht viel wert.

Ich habe obigen Beitrag absichtlich krass formuliert und bin mir schon bewusst, dass da noch andere Aspekte vorhanden sind.

Ich hoffe natürlich auch, dass eine Lösung gefunden wird.

Geschrieben

Eines der grundsätzlichen Rechte einer freien Gesellschaft ist das Vertragsrecht. Jeder kann mit jedem einen Vertrag abschliessen. Der Mantelvertrag ist so einer. Wenn eine Seite das Gefühl hat, dass sie mit einer anderen Firma (Eurowings) besser fährt, dann hat sie nun mal das Recht, dies zu tun. Wo kämen wir hin wenn wir das nicht mehr tun dürften? Darf der Herr Müller zum Aldi gehen und verlangen "sie müssen mir jetzt das Brot für 50 Cts verkaufen, weil gestern gab es eine Aktion und da kostete es auch so viel, jetzt will ich es wieder zu diesem Preis haben."

 

Ich sehe einfach, dass da bedenklich wenig Wirtschaftskenntnisse vorhanden sind, von der Staatskunde und der Juristerei ganz zu schweigen. Besonders bedenklich finde ich das bei so scheinbar intelligenten Leuten mit Studium und Piloten, die nun wirklich unsere gesellschaftliche Elite sein sollten.

 

Dani

Geschrieben

Warum soll ich 40 Jahre lang 19% vom Brutto in die Rentenkasse Zahlen, nur um später mal (statistisch, als Mann) 9 Jahre lang 42% vom Netto (= ungefähr 25% vom Brutto) rauszubekommen? (= 7.6 Bruttojahresgehälter einzahlen um 2.25 Bruttojahresgehälter rauszubekommen) Ich bin doch nicht blöd.

 

In Deutschland ist die Lebenserwartung eines Mannes aber 80 Jahre, Tendenz steigend- somit zupft man bei Rentenalter 65 immerhin durchschnittlich 15 Jahre. Was doch einen erheblichen Unterschied macht.

 

Gruss Walti

Geschrieben

Ich sehe einfach, dass da bedenklich wenig Wirtschaftskenntnisse vorhanden sind, von der Staatskunde und der Juristerei ganz zu schweigen. Besonders bedenklich finde ich das bei so scheinbar intelligenten Leuten mit Studium und Piloten, die nun wirklich unsere gesellschaftliche Elite sein sollten.

Ich denke da wird einfach oft der Wunsch über die Wirklichkeit gestellt. Und Moral und Ethik über wirtschaftliche Tatsachen.

Geschrieben

Ich weiss nicht, ob es je eine Zeitperiode gegeben hat, wo man sich mit 25 Jahren ausrechnen konnte, mit wieviel Rente man 40 Jahre später in den Ruhestand tritt und was das ganze Geld dann noch wert ist. An genau so einem Modell festzuhalten, in einer Zeit wo (wieer einmal) alles im Umbruch ist, zeugt für mich eher von Angst und Verzweiflung als von Vernunft.

 

Mit einem Streik kann man drohen, wenn man in einer guten Position ist. Man kann auch einen Streik durchführen um seienr Position Nachdruck zu verleihen - aber wenn die andere Seite (die Firma) den Streik durchsteht, ohne auf die Forderungen einzugehen, dann ist es nicht schlecht, wenn man die eigene Position einmal neu überdenkt.

 

Was die verschiedenen Fraktionen der LH-Belegschaft machen ist eine aktive und sinnlose Vernichtung von Geld und Kundenverttrauen in die Firma. Der Kunde kann relativ einfach ausweichen und ich gehe beruhigt davon aus, dass ein DE auch geflogen würde, wenn es die LH einmal nicht mehr gäbe. Das Management der Firma wird eine neue Anstellung finden und es ist nicht auszuschliessen, dass die Manager dann noch eine Lohnerhöhung bekommen, weil sie ja als "tough negotiator" gelten... für die Belegschaft wird das etwas anders aussehen.

 

Ich habe einmal gelernt, ein Vertrag sei eine "gegenseitige übereinstimmende Willensäusserung". Das Wort "auf Ewigkeit" kommt darin nicht vor...

Geschrieben (bearbeitet)

Ich möchte es einmal ganz krass ausdrücken:

Ein Unternehmen wird nicht gegründet, um Mitarbeitern einen angemessenen Lohn zu bezahlen, sondern um Gewinn zu erzielen. Und jetzt, ganz ganz krass: Die Mitarbeiter sind Lieferanten (jaja, ich weiss: soziale Verantwortung), etwa wie Kerosin-Lieferanten, oder Papier-Lieferanten. Die Mitarbeiter liefern Arbeit, die Kerosin-Lieferanten Kerosin.

Warum soll der Unternehmensgewinn den Lieferanten ausgeschüttet werden? Ein Teil fliesst als Dividende den Aktionären (Eigentümern) zu, ein anderer Teil wird investiert und ein Teil geht in die Reserve.

Wenn sich der Unternehmer sagt, das Jahr ist gut gelaufen, also erhöhe ich die Löhne, ist das ja ein schöner Zug, wenn es nächstes Jahr aber nicht mehr so gut läuft, und er die Löhne wieder zurückfahren will, gehen Wehklagen und Streiks los.

Ein Mitarbeiter hat kein Anrecht auf Dividende, ausser er hat Aktien. Er unterschreibt einen Vertrag, wo drin steht, zu welchen Bedingungen er seine Arbeitskraft "verkauft", wie die Kündigunsfristen sind etc. Beide Seiten müssen sich an die Verträge halten, wie es sich auch gehört. Es steht jeder Seite jederzeit frei, neu zu verhandeln oder aber zu kündigen.

Ich bin mir schon bewusst, dass das vom sozialen Gesichtspunkt nicht so einfach ist. Natürlich ist ein Unternehmer bestrebt, gute, motivierte und zufriedene Mitarbeiter zu haben, das nützt ja dem Unternehmen. Aber eben nur in gewissen Grenzen, und die setzt der Unternehmer, nicht der Mitarbeiter.

Streiks könnte man auch als legale Erpressung bezeichnen, aber soweit möcht ich doch nicht gehen.

 

Danke Heiri für diesen guten Beitrag. Du hast absolut Recht mit dem was Du schreib... in der Industrie ist es auch nicht anders. Wir sind in einer Form "Lieferanten" und zwar für gute Arbeit. Gerade die schweizer Industrie wurde durch den starken Franken doch sehr geschwächt, gerade wenn sie noch konkurrenzfähig in das EU Ausland liefern will. Viele Kunden entscheiden sich für günstigere Mitanbieter in der EU. Das trifft natrülich auch die Arbeitnehmer in dem jeweiligen Betrieb die dann Einschnitte hinnehmen müssen. In vielen Betrieben bedeutet dass Mehrarbeit und Nullrunden was das Gehalt angeht. Wir dürfen jetzt statt 40 Stunden die Woche 42,5 Stunden arbeiten und haben eine Nullrunde was das Gehalt angeht. Auch fällt die diesjährige grosse Weihnachtsfeier aus. Alles starke Einschnitte.

Auch die Pensionskassen leiden im Moment unter der Situation und somit sinkt der Ausschüttungsbeitrag für Rentenempfänger.

 

Aber die Arbeitnehmer nehmen diese Einschnitte hin, da wir den Fortbestand des Unternehmens sichern wollen. Wir würden nie auf die Idee kommen zu streiken. Klar ist die Lufthansa ein anderer Arbeitgeber, andere Branche, aber trotzdem finde ich kann man als Arbeitgeber nicht immer streiken wenn einem was nicht passt. Das ist teils kurzsichtig gedacht wie auch Dani oben schreibt " von scheinbar intelligenten Leuten mit Studium..." Man solte doch mal weiterdenken und über den Tellerrand hinaus.

Evtl liegt es aber auch daran weil es im Prinzip alles Einzelkämpfer sind. Leute die wahlweise zusammengewürfelt werden und evtl doch nicht das " Wir Gefühl" haben und voll und ganz hinter der Firma stehen? Also ein Teamdenken haben?

 

Ich hoffe aber auch wirklich dass eine Lösung gefunden wird. Wäre schade wenn so ein Traditionsunternehmen daran scheitern würde.

 

Eben und wie hier auch viele schreiben. Wenn es nicht mehr passt kann man einen Vertrag auch gerne kündigen und woanders hin gehen, das dürfte heute wirklich kein Problem sein als gut ausgebildeter Pilot woanders reinzukommen... Man ist immerhin ein freier Mensch. Und es gibt viele gute Airlines ausser der Lufthansa.

 

Gruss Heike

Bearbeitet von B777 Fan
Geschrieben

Auszug aus "aero":

"Leider müssen wir diesen Konflikt aushalten für eine erfolgreiche Zukunft der Lufthansa - ganz besonders auch für unsere Mitarbeiter"

 

So die Worte des Lufthansa-Vorstandsmitglieds Bettina Volkens. Verstehe ich so, dass der LH GF die Kunden wurscht sind....

Geschrieben (bearbeitet)

 

In Deutschland ist die Lebenserwartung eines Mannes aber 80 Jahre, Tendenz steigend- somit zupft man bei Rentenalter 65 immerhin durchschnittlich 15 Jahre. Was doch einen erheblichen Unterschied macht.

Laut Statistischem Bundesamt ist die Lebenserwartung eines Mannes 76 Jahre (aktuelles durschnittliches Sterbealter: 74.5 Jahre in 2013, aber wir extrapoilieren das ja noch bis zu meinem Sterbedatum ein bisschen nach oben...), und Rente gibt es (für meinen Jahrgang) mit 67. Macht 9 Jahre. In 2013 mit 74.5 und 65 waren es 9.5 Jahre. Wer will kann gerne glauben, das in 2045 durchschnittlich mit 80 gestorben wird, ich glaube es nicht. Dafür kommt die Rente mit 67 garantiert (die CDU diskutiert intern bereits die Rente mit 70), also sind es bestenfalls 13 Jahre (80-67).

Ich gebe aber natürlich zu, dass 15 Jahre, also 3.75 Bruttojahresgehälter rausbekommen, bei 7.6 einbezahlten in der Tat ein erheblich besseres Angebot ist... Man sieht die Hälfte des Geldes wieder! Das schlägt Lehmann Zertifikate oder Telecom Aktien um Längen.

 

Zurück zum Thema Flugbegleiter... Handelsblatt

 

 

Verstehe ich so, dass der LH GF die Kunden wurscht sind

Das ist moderne Managementstrategie (ich hatte bereits eine betreffende Schulung): Es gibt deutlich mehr nicht-LH Kunden als LH Kunden, also besser neue Kunden für einen Flug durch Werbung und gewinnen und abzocken, als zu investieren um einen bestehenden bei Laune zu halten. Kunden zu verlieren wird in Zeiten der Change Culture als völlig normal angesehen, Kunden werden zum Durchlaufposten, Kundenbindung ist oldscool. Es gibt genug Fische im Ozean (O-Ton des Unternehmensberaters...)

 

Gruß

Ralf

Bearbeitet von Volume
Geschrieben (bearbeitet)

Die Piloten verhandeln jahrelang mit dem LH-Management, geben immer neue Zusicherungen, bieten hunderte Millionen an Einsparungen an. Schlussendlich streiken sie, mit der Begründung, das Management sei "nicht kompromissbereit". 

 

Dann verhandeln die Flugbegleiter jahrelang mit demselben Management, bieten hunderte Millionen an Einsparungen an. Schlussendlich streiken sie, mit der Begründung, das Management sei "nicht kompromissbereit".

 

Dass das Bodenpersonal nun ebenfalls verlauten lässt, das Management sei "nicht kompromissbereit", erstaunt da irgendwie weniger. 

 

 

Währenddessen macht die bestreikte Firma einen Milliardengewinn, trotz gigantischen Kosten durch die Streiks. Und dies, während Mitbewerber auch ohne derartige Ausfälle noch Verluste schreiben. Dabei summieren sich allein die direkten Kosten (ohne den immensen Reputationsschaden) durch die Streiks jetzt schon höher, wie die ursächlich streitbaren Übergangsversorgungen die nächsten zehn Jahre kosten würden. 

 

 

 

Ich glaube, es ist unverkennbar, welche Partei sich da unglaublich stur und unverhältnismässig verhält. Das momentane Vorgehen ist nämlich ganz und gar nicht im Interesse der allerseits hochgelobten Aktionäre, zumal die grösste Airline Europas (Lufthansa) mittlerweile weniger wert ist wie Ryanair!  :004:

 

 

Bearbeitet von Lausig
Geschrieben

Warum soll ich 40 Jahre lang 19% vom Brutto in die Rentenkasse Zahlen, nur um später mal (statistisch, als Mann) 9 Jahre lang 42% vom Netto (= ungefähr 25% vom Brutto) rauszubekommen? (= 7.6 Bruttojahresgehälter einzahlen um 2.25 Bruttojahresgehälter rauszubekommen) Ich bin doch nicht blöd.

 

Du zahlst ja deshalb auch keine 19% vom deinem Brutto. Du zahlst einen AN-Anteil von ca. 9%. 

 

Bei 15 Rentenjahren rechnet sich deine Rente sogar damit für dich also (zumindest in einer statischen Investitionsrechnung)

Geschrieben

 

zumal die grösste Airline Europas (Lufthansa) mittlerweile weniger wert ist wie Ryanair! 

Was schon an sich ein Anachronismus ist, da LH viele seiner Flugzeuge besitzt, und Ryanair sie nur least. Von daher steckt in LH echter Wert, in Ryanair nur die Hoffnung auf Profit... Aber solange facebook mehr wert ist, als Daimler wundert einen echt gar nichts.

Diese ganze virtuelle Gelddebatte wirkt sich dann ganz am Ende auf die realen Einkommen der Belegschaft aus. Genau genommen leben wir schon nicht mehr im Kapitalismus, sondern im Virtualismus... Das Kapital einer Firma ist heute die Aussicht auf zukünftige Gewinne, nicht der Wert des tatsächlichen "Besitzes" einer Firma. Auch der Begriff "Investieren" hat sich mächtig gewandelt, früher war das mal Sachwerte erwerben...

 

 

Du zahlst ja deshalb auch keine 19% vom deinem Brutto. Du zahlst einen AN-Anteil von ca. 9%. 

In anderen Ländern würde der AG das mir bezahlen... So oder so ist es Geld, das ich erwirtschafte aber nicht ich bekomme, sondern die Rentenkasse.

 

Bei 15 Rentenjahren rechnet sich deine Rente sogar damit für dich

Natürlich, wer deutlich länger als Durschnitt lebt, für den rechnet es sich. Aber für den Durchschnittsbürger eben nicht. Und der Durschnittsmann stirbt eben derzeit noch mit unter 75 Jahren, nicht mit 82.

 

Der Durschnitts Pilot/FA geht ja auch nicht mit 55 in den Vorruhestand... Man kann nicht einmal mit dem oberen Extrem rechnen, einmal mit dem unteren, und einmal mit dem Durchschnitt.

 

Mich würde natürlich mal das Durschnittssterbealter ehemaliger LH Mitarbeiter interessieren, aber an solche Zahlen wird man wohl nie kommen. Ob fliegendes Personal wohl eher eine über- oder eine unterdurchschnittliche Lebenserwartung hat? (ernstgemeinte Frage, ich habe keine Ahnung)

 

 

Ich glaube, es ist unverkennbar, welche Partei sich da unglaublich stur und unverhältnismässig verhält.

Sie hat natürlich auch keine Wahl, wenn sie jetzt einknicken müssten sie den Aktionären erklären, wofür sie so viel Geld und Reputation verballert haben. Das wäre vermutlich ihr Karriereende... Von daher haben sie nichts zu verlieren. Und der anderen Seite geht es genauso.

Nach 15 Streiks gibt es keine Kompromissmöglichkeit mehr, da muss von aussen (bzw. von Shareholderseite) eingegriffen werden. Irgendwann werden sie alle einsehen, das der aktuelle Kurs sicher nicht in eine blühende Zukunft führt, jetzt muss man ihnen nur noch eine goldene Brücke bauen die sie ohne Gesichtsverlust gehen können. Aber so wie es hier im Forum aussieht, wird wohl auch unter Shareholdern und in der Politik sich niemand moderates finden, der einen mehrheitsfähigen Kompromiss arrangieren könnte...

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

Also in unserer Nachbarschaft gilt sterben vor 85 schon fast als Ausnahme. Es gibt massig gesunde ü85, die jeden Tag aufstehen und sich des Rentnerdaseins erfreuen. Es gibt in unserem Haus viele ü90, welche noch selbst haushalten und erst vor kurzem die Autofahrlizenz unfallfrei zurückgegeben haben. Ein 96- jähriger Mann ist geistig und körperlich noch zeimlich fit und geht noch regelmässig auf Reisen. Der andere Methusalem (97) hat die Spitex Betreuung, aber immer noch in der eigenen Wohnung. No gaga, no lebensmüde.

Vor diesem Hintergrund erstaunen mich die statistischen Angaben aus Deutschland doch.

Klar, bei diesen Aussichten des noch weiter ansteigenden Alters werden wir um eine gründliche Sanierung der AHV und den PK Renten nicht herumkommen.

 

Gruss Walti

Geschrieben

Vor diesem Hintergrund erstaunen mich die statistischen Angaben aus Deutschland doch.

 

Wenn ich sehe wie die Bekannten meiner Eltern ( meist tatsächlich Männer) anfangen mit unter 70 wegzusterben, dann erstaunt mich die Statistik nicht. Man darf nicht nur die Leute sehen die alt sind, man muss auch die sehen die nicht mehr da sind weil sie in den 75 Jahren vor der durchschnittlichen Lebenserwartung gestorben sind. Das fällt nur nicht auf, eben weil sie nicht mehr da sind.

 

Gruß Alex

Geschrieben (bearbeitet)

In anderen Ländern würde der AG das mir bezahlen..

 

Du forderst, dass wir bitte mit dem Durchschnittsmenschen rechnen sollen.

Bei den länderspezifischen Rentensystemen greifst du aber zu den wohl 5% arbeitnehmerfreundlichsten Rentensystemen der Welt?

 

So oder so ist es Geld, das ich erwirtschafte aber nicht ich bekomme, sondern die Rentenkasse.

 

Das ist deine Interpretation, mehr nicht. Wer den AG-Anteil erwirtschaftet, also die Finanzmittelherkunft, ist völlig offen. Es besteht lediglich eine Korrelation zu deinem vertraglich zugesicherten Lohn. 

 

Chris

Bearbeitet von cengelk
Geschrieben

Ich möchte es einmal ganz krass ausdrücken:

Ein Unternehmen wird nicht gegründet, um Mitarbeitern einen angemessenen Lohn zu bezahlen, sondern um Gewinn zu erzielen. Und jetzt, ganz ganz krass: Die Mitarbeiter sind Lieferanten (jaja, ich weiss: soziale Verantwortung), etwa wie Kerosin-Lieferanten, oder Papier-Lieferanten. Die Mitarbeiter liefern Arbeit, die Kerosin-Lieferanten Kerosin.

Warum soll der Unternehmensgewinn den Lieferanten ausgeschüttet werden? Ein Teil fliesst als Dividende den Aktionären (Eigentümern) zu, ein anderer Teil wird investiert und ein Teil geht in die Reserve.

Wenn sich der Unternehmer sagt, das Jahr ist gut gelaufen, also erhöhe ich die Löhne, ist das ja ein schöner Zug, wenn es nächstes Jahr aber nicht mehr so gut läuft, und er die Löhne wieder zurückfahren will, gehen Wehklagen und Streiks los.

Ein Mitarbeiter hat kein Anrecht auf Dividende, ausser er hat Aktien. Er unterschreibt einen Vertrag, wo drin steht, zu welchen Bedingungen er seine Arbeitskraft "verkauft", wie die Kündigunsfristen sind etc. Beide Seiten müssen sich an die Verträge halten, wie es sich auch gehört. Es steht jeder Seite jederzeit frei, neu zu verhandeln oder aber zu kündigen.

Ich bin mir schon bewusst, dass das vom sozialen Gesichtspunkt nicht so einfach ist. Natürlich ist ein Unternehmer bestrebt, gute, motivierte und zufriedene Mitarbeiter zu haben, das nützt ja dem Unternehmen. Aber eben nur in gewissen Grenzen, und die setzt der Unternehmer, nicht der Mitarbeiter.

Streiks könnte man auch als legale Erpressung bezeichnen, aber soweit möcht ich doch nicht gehen.

ich bin immer wieder erstaunt wie ohne einen Schimmer von volkswirtschaftlichen Zusammenhängen und geschichtslos hier argumentiert wird. Kein Unternehmer darf in einem rechtsfreien und gesellschaftsfreien Raum agieren. Das hat auch seinen Sinn! Die Zeiten des Manchester-Kapitalismus haben wir hinter uns. Ich hoffe das sollte zumindest gemeinsame Erkenntnis aus den vergangen 100 Jahren Wirtschaftsgeschichte sein. Die Resultate dieser Entwicklung haben daher auch nichts mit Sozialromantik oder "soziale Almosen" für Mitarbeiter zu tun.

 

Bernhard (LSZH)

Geschrieben

Bei mir im Haus leben natürlich auch 90 Jährige, aber aus meinem Bekanntenkreis sind halt auch schon einige sehr viel früher gestorben, gerade jetzt kämpfen zwei Anfangfünfziger mit dem Krebs... Die werden vermutlich nie einen Cent Rente bekommen.

Das ist halt die Sache mit dem Durchschnitt, sie sagt absolut nichts über einzelne aus.

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

Es ist auch eine Frage der Vorsorgeuntersuchungen! Die Bereitschaft dazu ist von gebildeten Menschen grösser. Zudem ist bei uns in urbanen Regionen (Grossteil der Bewohner in der CH) ein ausgezeichneter medizinischer Rundumversorgungs Apparat vorhanden mit zusätzlichem Ausbau Potential. Somit finde ich jeden vermeidbaren Todesfall vor dem Durchschnittsalter absolut traurig.

 

Gruss Walti

Geschrieben

Diese ganze virtuelle Gelddebatte wirkt sich dann ganz am Ende auf die realen Einkommen der Belegschaft aus. Genau genommen leben wir schon nicht mehr im Kapitalismus, sondern im Virtualismus... Das Kapital einer Firma ist heute die Aussicht auf zukünftige Gewinne, nicht der Wert des tatsächlichen "Besitzes" einer Firma. Auch der Begriff "Investieren" hat sich mächtig gewandelt, früher war das mal Sachwerte erwerben...

Ganz neu ist das aber auch nicht. Die Tulpen-Krise ist ja schon eine Weile her.

Geschrieben

Die Flugbegleiter streiken ja gar nicht - die sind plötzlich alle nur krank:

 

"Eine solche Quote gab es nach Firmenangaben noch nie: Die Krankschreibungen haben nach Informationen des SPIEGEL während des aktuellen Lufthansa-Streiks einen neuen Rekordstand erreicht."

 

So steht's grad im SPON: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/lufthansa-streik-hunderte-flugbegleiter-melden-sich-krank-a-1062430.html

 

...was natürlich dann gleich die Frage aufwirft, wie "sauber" die entsprechenden Ärzte sind. Und vielleicht könnte auch noch jemand behaupten, dass diese Flugbegleitet die Krankenkassen missbrauchen...

Geschrieben

...was natürlich dann gleich die Frage aufwirft, wie "sauber" die entsprechenden Ärzte sind.

Wie soll ein Arzt beweisen, dass du gesund bist und nur simulierst?

 

Gruß Alex

Geschrieben

Wer hat im Kapitalismus erwartet, dass ein Arzt der GELD dafür bekommt dich krankzuschreiben, das ablehnt?

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

Laut Statistischem Bundesamt ist die Lebenserwartung eines Mannes 76 Jahre (aktuelles durschnittliches Sterbealter: 74.5 Jahre in 2013, aber wir extrapoilieren das ja noch bis zu meinem Sterbedatum ein bisschen nach oben...)

 

Du liest die Statistik aber falsch... Gemäss offizieller Sterbetafel des statistischen Bundesamtes

 

Ist die durchschnittliche Lebenserwartung eines heute geborenen Mannes bei 77 Jahren, da sind auch Personen eingerechnet, die früh sterben. Wenn ein Mann heute aber bereits 65 Jahre alt ist, dann liegt seine aktuelle durchschnittliche weitere Lebenserwartung bei 17,46 Jahren. Einer der also das 65. Lebensjahr erreicht, wird durchschnittlich nicht 77, sondern 82,5 Jahre alt!

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