Gast TheCloser Geschrieben 13. Oktober 2015 Teilen Geschrieben 13. Oktober 2015 http://www.austrianaviation.net/news-international/news-detail/datum/2015/10/12/kommentar-regionale-tagtraeumerei.html Dieser aktuelle Artikel im Austrian Aviation Net veranlasst mich, diesen Thread zu eröffnen. Ich finde die Gedanken im Grundsatz richtig, aber nicht zu Ende gedacht. Es gibt nach wie vor Regionalflughäfen und Regional Airlines, die Geld verdienen und das ohne Zuschuss der Steuerzahler. Feeder in europäische Hubs auf der Strasse, Bahn oder gar per Fermbus abzuwickeln, finde ich in diesem Kontext eine klare Fehlüberlegung. Diese Infrastruktur wird definitiv durch den Steuerzahler berappt. Auf den heute bereits mehr als verstopften Autobahnen und überlasteten Schieneninfrastrukturen ganze Hubs ohne Zubringerflüge zu feeden finde ich voll daneben. Ist es nicht eher so, dass fliegen schlicht und einfach zu billig ist? Dass hier der totale Marktliberalismus ein Fehlinstrument ist. Wäre es nicht gescheiter, wenn der Regulator einen "Tiefstpreis" oder allenfalls betriebswirtschaftliche Mindest-Grundsätze festlegt innerhalb derer Wettbewerb stattfinden kann. Der frühere staatliche Protektionismus nationaler Airlines ist heutigem Ultraliberalismus gewichen. Beides war und ist nicht gut. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Dann hätten auch Regionalairlines und Regionalflughäfen wieder eine Daseins Berechtigung, nämlich die regionale Wirtschaft und Tourismus zu stärken. Bin mal gespannt auf die Diskussion. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
F-LSZH Geschrieben 13. Oktober 2015 Teilen Geschrieben 13. Oktober 2015 Die EU hat ja beschlossen, ab 2020 keine Subventionen mehr für Regionalflughäfen zuzulassen. Wenn man beispielsweise diese Präsentation einmal andersherum liest als der Autor, dann sieht man auf Seite 3 oben unter "Low profitability of airports", dass immerhin knapp die Hälfte der kleinen Flughafen sogar einen Gewinn erwirtschaften. Das bedeutet, dass sie nicht nur für ihre Region einen wirtschaftlichen Nutzen erbringen, sondern dabei sogar Gewinne abwerfen. Das soll mal einer mit einem Strassen-, Schienen-, Velo- oder Wanderwegenetz schaffen! Natürlich gibt es überall, wo die öffentliche Hand tätig ist, auch Beispiele von eklatantem Missmanagement. Das hört aber nicht bei Flughäfen wie Kassel-Calden auf. Fraglich, ob z.B. BER jemals profitabel wird. Hier sollte man dann ehrlich genug sein und alle unprofitablen Flughäfen schliessen, unabhängig von ihrer Grösse. Milano Malpensa hat 2014 einen Verlust geschrieben - würde ich zumachen. Oder sind die "Too big to fail"? Die gleichen Argumente, die gegen die Schliessung eines grossen Flughafens sprechen, kann man auch bei kleineren Flughäfen anführen, es sei denn man hat eine politische Agenda oder einen grossen Netzwerkcarrier als Lobbyisten, der sich davon einen Nachteil für die ungeliebte Billigflug-Konkurrenz verspricht. Wenn man nach dem Umweltaspekt geht, wäre es eigentlich zu begrüssen, wenn mehr Passagiere mit Direktflügen nah an ihr Ziel kommen, statt über ein Hub umzusteigen und somit zwei Flüge statt einem zu generieren, und dann zusätzlich noch mit dem Auto mehrere 100 km zu ihrem eigentlichen Ziel zurücklegen zu müssen. Dieser Luxus kann aber tatsächlich etwas kosten, daher ist diese Darstellung im Artikel etwas naiv: "Der gesunde Menschenverstand besagt ja, dass je länger eine Strecke, desto teurer wird es. Wenn man mit dem Auto mal eben zum Einkaufen in den Lebensmitteldiscounter fährt, benötigt man ja auch weniger Treibstoff gegenüber einer Fahrt von Hamburg nach Palermo, um dort Tomaten beim Bauern zu kaufen." Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Volume Geschrieben 15. Oktober 2015 Teilen Geschrieben 15. Oktober 2015 Man darf bei diesen ganzen Regionalairport-Diskussionen nie vergessen über was wir am Ende reden: Geld. Es geht ja nicht darum, was sinnvoll ist, was Kunden sich wünschen, was ökologisch Sinn macht. Es geht nicht mal darum, was ökonomisch Sinn macht. Es geht darum, dass "die großen" schlichtweg einen langen Atem haben, um den eigentlichen Flugbetrieb zu dumpingpreisen unterhalb der tatsächlichen Kosten anzubieten. Wenn "die kleinen" das auch machen, sind sie natürlich defizitär. Das einzige was sich an Regionalflughäfen tatsächlich nicht rechnet, sind die Ladenlokale, die Haupteinnahmequelle "der großen". Wer nicht umsteigt, wer keine lange Wartezeit überbrücken braucht, der lässt auch kein Geld am Flughafen. So starten die typischen Kunden ihre Reise frisch gefrühstückt am Regionalflughafen, steigen da schnell und bequem ohne viel SchnickSchnack und ohne Geld auszugeben ins Regionalflugzeug, fliegen zu einem Hub, lassen da aufgrund der Wartezeit Geld in Geschäften und Restaurants, und fliegen von da aus in großen Flugzeugen weiter. Da der Flugbetrieb ohnehin nicht die Einnahmequelle ist, und die Passagiere ja ohnehin kommen (müssen), geben sich "die großen" auch nicht die geringste Mühe, das Umsteigen von Regional auf International einfach und bequem zu gestalten. Regionalflugzeuge kommen auf Aussenparkpositionen am Ende des Flughafens, Passagiere werden mit Bussen lange Strecken quer über den Flughafen gekarrt, Gepäck genauso. Anschliessend sind lange Wege vom Busterminal zu den internationalen Gates angesagt. Man hat "als großer" kein Interesse an "kleinen", also lässt man sie am langen Arm verhungern. Netzwerkcarrier bieten ihre Feederflüge zu negativen Preisen an, und nehmen damit kleinen Regionalairlines jede Chance eine Alternative anzubieten. Die großen Netzwerkcarrier kassieren Millionensubventionen aus dem Agrartopf der EU, weil sie auf ihren Intercontinentalflügel europäische Lebensmittel (die Bordmahlzeiten) "exportieren", und somit ihnen Exportsubventionen zustehen. Aber wehe, ein Regionalflughafen will auch Subventionen, dann verzerrt das plötzlich den Wettbewerb. In anderen Ländern sind Regionalflughäfen elementarer Bestandteil der Infrastruktur, werden als bequeme Anbindung ans weltweite Netz geschätzt, und erwirtschaften Gewinne. Bei uns werden sie künstlich von Oligopolisten unwirtschaftlich gemacht. Das einzige was funktioniert, sind die Flüge bei denen kein "großer" die Finger dranbekommt, Flüge von kleinen Regionalflughäfen direkt zu Ferienzielen, die man als Direktflug gefüllt bekommt. In den Fall werden sogar Gewinne erwirtschaftet. Jede Anbindung von Regionalflughäfen an ein Netzwerk wird systematisch von den Netzwerkern durch eine entsprechende Preisgestaltung sabottiert. Wenn es für den Passagier in Münster billiger ist, mit dem Taxi nach DUS zu fahren und dann DUS-FRA-XXX zu fliegen, als von Münster-Osnabrück mit einer Regionalairline nach FRA, und dann weiter (allein weil DUS-FRA-XXX nur 50% von FRA-XXX kostet...), solange wird sich Regional weder der Flug noch der Flughafen rechnen. Das ist aber kein Naturgesetzt, das ist ein verzerrter Markt auf dem Produkte zu negativen Preisen angeboten werden. Da ich in der Nähe von "richtigen" Flughäfen und von ICE Bahnhöfen die mich da direkt hinbringen wohne, stellt sich die Problematik für mich nicht, aber wer in der Pampa wohnt, der ist echt gekniffen. So wird die Landflucht natürlich noch verstärkt, die volkswirtschaftlich völlig unsinnig ist. Dass in einem dicht besiedelten Land wie Deuschland eine Anbindung der Hubs an die Regionen über ein gutes Eisenbahnnetz mehr Sinn machen könnte, als über Regionalflughäfen steht auf einem anderen Blatt. Aber auch die Bahn baut ja die Anbindung der Regionen mehr und mehr zurück, und verbindet stattdessen Hubs die bereits von Flugverkehr gut verbunden sind, sie setzt auf Konkurrenz statt auf Ergänzung. Gruß Ralf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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