Roland320 Geschrieben 26. September 2015 Geschrieben 26. September 2015 Hallo, kann mir jemand einmal Ursache und Auswirkung des als "Aileron waltz" bekannten Phänomens erklären, dass im nachfolgenden Video zu beobachten ist? https://youtu.be/YqLyKwx8KNE Werden die 3 Flächen dabei als ein Aileron definiert oder als drei? Und ist deren flatterndes Eigenleben gesteuert oder geschieht dies durch die vorbeiströmende Luft? Zitieren
Danix Geschrieben 26. September 2015 Geschrieben 26. September 2015 Also den Ausdruck höre ich zum ersten Mal. Das ist kein Phänomen, sondern voll kontrollierte Flugsteuerung. PRIM und/oder SEC (die 7 Flugsteuerungscomputer) steuern die Klappen immer so, dass die (vom Piloten, Autopiloten und/oder FMGS) geforderte Flugvektoren eingehalten werden. Dass die 3 Klappen unterschiedliche Steuerausschläge ausführen liegt daran, dass die Programmierung so gemacht wurde, dass möglichst effizient und optimal gesteuert wird. Dabei wird nicht nur auf ein möglichst optimales Fluggefühl für die Piloten Rücksicht genommen, sondern auch dass das Flugzeug möglichst ruhig in der Luft liegt und die Struktur möglichst wenig belastet wird. Bei grossen Flugzeugen (hier handelt es sich ja offensichtlich um eine A380-800) ist bei den Querrudern nämlich das Problem, dass wenn man Querruder betätigt, nicht nur eine Querlage eingeleitet wird, sondern auch dass sich die Flügel verwinden. Im Extremfall (bei einem sehr flexiblen Flügel) würde sich sogar gar keine Querlage ergeben, sondern der Flügel würde sich einfach so viel auf die andere Seite verwinden wie die Querruderklappen ausschlagen. Um dies zu verhindern, werden die Querruder ganz speziell programmiert, damit dies weniger stattfindet. Ganz vermeiden kann man es aber nicht. Airbus nennt diese Funktion Load Alleviation Control, also frei übersetzt: Flügellastreduktionskontrolle. Hoffe geholfen zu haben Dani 1 Zitieren
Roland320 Geschrieben 27. September 2015 Autor Geschrieben 27. September 2015 Vielen herzlichen Dank, Dani, für diese erneut so ausführliche Antwort. Übrigens, ich möchte mich natürlich nicht mit fremden Federn schmücken! Ich kannte diesen Ausdruck auch nicht, bin nur bei 6:35 im folgenden Video darauf aufmerksam geworden, weil ich plötzlich eine Bezeichnung für das hatte, was ich vorher nicht so richtig als Frage hätte formulieren können. https://youtu.be/fIepQxjWavI 1 Zitieren
IFixPlanes Geschrieben 28. September 2015 Geschrieben 28. September 2015 .. Um dies zu verhindern, werden die Querruder ganz speziell programmiert, damit dies weniger stattfindet. Ganz vermeiden kann man es aber nicht. Airbus nennt diese Funktion Load Alleviation Control, also frei übersetzt: Flügellastreduktionskontrolle. Hallo Dani, A380 LAF (Load Alleviation Function) hat zwar mit der Verminderung der Flügelverwindung zu tun, arbeitet aber "kaum" in Verbindung mit der "normalen" Steuerung. Da geht es um Beschleunigungswerte am Flügel. Aktiviert wird sie durch Beschleunigungssensoren in den Pylons 1 & 4 und ist unterdrückt solange Flaps und Slats in Full sind. Mit "kaum" ist gemeint, dass LAF nur bei Steuereingaben mitmischt, die eine bestimmte senkrechte Beschleunigung (Pylon 1 & 4) überschreitet. Beim Start ist das wohl eher nicht der Fall. 3 Zitieren
fischli Geschrieben 28. September 2015 Geschrieben 28. September 2015 Hallo, prinzipiell wurde ja schon das meiste zu "Valse des Aileron" (VDA) gesagt. Ein paar Dinge passen aber nicht zu 100%. Während des Type Ratings in Toulouse hatte ich eine längere Diskussion mit einem Software Entwickler. Dieser konnte mir einiges zeigen, was nicht in den Büchern steht ;) Grundsätzlich sind VDA und LAF zwei verschiedene Dinge. VDA ist während des ganzen Fluges über aktiv, während die LAF nur bei Geschwindigkeiten bis 190 kt arbeitet. Sinn und Zweck von VDA ist es, Schwingungen der Tragflächen bei Querruderausschlaegen zu minimieren. Dadurch wird das Flugzeug um die Längsachse deutlich ruhiger und somit für Passagiere angenehmer. Nichtdestotrotz muss man den A380 bei roll - Inputs deutlich feinfühliger fliegen, als alle anderen Airbusse. Die 3 Ailerons werden von den Computern als 3 eigenständige Steuerflaechen angesehen. Es geht sogar so weit, dass jedem Aileron ein eigener Computer zugewiesen ist. Die inneren Ailerons hängen also an einem PRIM, die mittleren an einem anderen und die Äußeren am dritten PRIM. Bei Steuerinputs bewegen sich die Äußeren und inneren Ailerons immer in die gleiche Richtung, jedoch Zeitversetzt und mit unterschiedlich starken Ausschlägen. Das mittlere Aileron mach quasi was es will :P Es kann sich in dieselbe Richtung wie die anderen bewegen oder eben entgegengesetzt. Die Software dahinter scheint recht komplex und es werden hunderte Parameter berücksichtigt (Geschwindigkeit, Höhe, Temperatur. Beschleunigung, Konfiguration,...). Airbus hat Jahre für die Entwicklung von VDA benötigt und das Feintuning läuft nach wie vor. Momentan wird bei uns gerade wieder ein neuer Software Patch aufgespielt, der unter anderem modifizierte VDA Parameter hat. Wenn ich die Mitteilung richtig verstanden habe, fangen nun auch die äußeren Spoiler an zu tanzen :lol: , allerdings nur um +- 2.5 Grad, also nicht wirklich sichtbar. Viele Grüße Jochen 5 Zitieren
Roland320 Geschrieben 30. September 2015 Autor Geschrieben 30. September 2015 Herzlichen Dank auch noch einmal an Dich, Jochen! LG Roland 1 Zitieren
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