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Startunfall in Hoexter EDVI


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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo

 

Leider gab es am Sonntag noch einen weiteren Unfall in Hoexter-Holzminden.

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Waehrend des Startlaufs ging die Tuer auf der Pilotenseite auf und er versuchte mehrmals, diese wieder zu schliessen. Die Kontrolle ueber das Flugzeug ging verloren und das war es dann...

 

Immer wieder gibt es so gelagerte Unfaelle (Tankdeckel vergessen und klappert am Rumpf etc pp). So etwas scheint einen Piloten derart unter Stress zu setzen, dass man keine Ressourcen mehr frei hat, um das Flugzeug zu fliegen. Dabei fliegt eine CT auch mit offener Tuer tadellos...

Traurig und sowas von unnoetig. :(

 

 

Chris

Bearbeitet von Pioneer300
Geschrieben

 

 

Ein Rettungshubschrauber stand auf dem Flugplatz bereit. Allerdings soll der Pilot zu schwer verletzt gewesen sein, um mit dem Hubschrauber transportiert werden zu können. Er soll zunächst mit dem Rettungswagen ins Höxteraner St.-Ansgar-Krankenhaus transportiert worden sein, wo er seinen schweren Verletzungen erlag.

 

Finde ich noch speziell. Normalerweise werden schwerst Verletze mit dem Hubschrauber schonungsvoller transportiert als mit dem RTW.

Geschrieben

 

Normalerweise werden schwerst Verletze mit dem Hubschrauber schonungsvoller transportiert als mit dem RTW.

Sie sind aber für den Notarzt schlechter "zugänglich". Gerade in der Bo-105.

 

 

Immer wieder gibt es so gelagerte Unfaelle

Das ist wahr. Als Mensch konzentriert man sich auf das am augefälligsten "falsch laufende" und vergisst das weniger offensichtliche. Das ist angeboren. Aus diesem Grund sollte man ja auch z.B. nie einen Piloten auf ein vergessenes Fahrwerk aufmerksam machen, die Erfahrung zeigt dass sie dann oft vor lauter Fahrwerk das Fliegen vergessen... Solche Punkte werden leider bei "Menschliches Leistungsvermögen" viel zu wenig angesprochen, und mentale Vorbereitung auf solche Situationen viel zu wenig betrieben.

Ich finde es bezeichnend, dass wir in Deutschland keine Sprüche wie "fly the airplane" oder "aviate, navigate, communicate" kennen. Keine Ahnung wo das herkommt.

 

Gruß

Ralf

Geschrieben (bearbeitet)

...............

Sie sind aber für den Notarzt schlechter "zugänglich". Gerade in der Bo-105.

..................

Nur der Korrektheit halber: der abgebildete Rettungsheli ist kein Bo-105, sondern ein, zwei Nummern größer.

Ich würde auf EC-135 tippen.

 

 

 

...............

Aus diesem Grund sollte man ja auch z.B. nie einen Piloten auf ein vergessenes Fahrwerk aufmerksam machen, die Erfahrung zeigt dass sie dann oft vor lauter Fahrwerk das Fliegen vergessen... Solche Punkte werden leider bei "Menschliches Leistungsvermögen" viel zu wenig angesprochen, und mentale Vorbereitung auf solche Situationen viel zu wenig betrieben.

..................

Solange in plenty VMC würde ich das jetzt aber allenfalls für einen Flugschüler in der Anfangsphase gelten lassen. Spätestens beim "fertigen (Motoflug-)Piloten" gehört die Fahrwerksbedienung zum Fliegen wie Landeklappen, Tankwahlschalter und Funkgerät. Single hand IFR in hard IMC and/or heavy turbulance ist etwas anderes.

 

Ich hatte in meinem Fliegerleben bisher nur einmal mit einer aufgesprungenen Türe zu tun.  Meine PPL-Ausbildung habe ich zu 80% auf C-152 gemacht - mit Lehrer als auch Solo - und als es zum Ende hin für ein paar Stunden auf die 172 ging, stieg auf einem der Flüge mein Lehrer nach der Landung in Augsburg plötzlich ohne Vorankündigung bei laufendem Motor auf dem Vorfeld aus, und sagte: "So, jetzt fliegst du sie alleine. Mach' ein paar Platzrunden, ich gehe inzwischen Kaffeetrinken". Er richtete seine Gurte, drückte die Türe von aussen zu, und ließ mich mal machen. Bis dato mußte ich mich noch nie um die Türe auf der Lehrerseite kümmern, und auf der 152 war auch keine zusätzliche Verriegelungsaktion notwendig.

Da wir gerade gelandet waren, bin ich auf der Checkliste gleich zum Absatz "Vor dem Start" gesprungen, wo keine Überprüfung der Türen mehr vorkommt. Etwas aufgeregt war ich natürlich auch, sodaß mir der nach oben stehende Verriegelungshebel auf der rechten Seite gar nicht weiter aufgefallen ist. 

Es hat nicht lange gedauert, bis dann im Querabflug die Windgeräusche plötzlich deutlich lauter wurden, wofür die aufgesprungene Türe auf der rechten Seite die Ursache war. Da sich der Flieger aber trotzdem vollkommen normal verhielt - die Türe stand ca. 3 -5 cm offen und lag "ruhig im Fahrtwind" - hat mich das nicht weiter beunruhigt. Da ich mir keinen Grund denken konnte, daß an dieser stabilen Situation etwas dramatisch verändern könnte,  war mein Plan, falls ich sie nicht schließen kann, die Platzrunde ganz normal abzufliegen und zu landen. Das Schließem im Fluge hat dann aber problemlos geklappt. Natürlich habe ich zuerst pitch, bank und speed stabilisert, und daß ich während der 3 oder 4 Sekunden, die ich zum Schließen und Verriegelung brauchte, aufmerksam auf die Fluglage geachtet habe, versteht sich von selbst. Alles andere wäre mir "halsbrecherisch" erschienen. Dabei spielt natürlich auch das Flugzeugmuster eine wichtige Rolle. Das gleiche Problem auf einem Flügeltürer wie der TB-10 hätte sicher für einen größeren Andrenalinschub gesorgt. 

 

"Menschliches Leistungsvermögen" war 1991/1992 aber noch kein Unterrichtsfach.

 

.....

Ich finde es bezeichnend, dass wir in Deutschland keine Sprüche wie "fly the airplane" oder "aviate, navigate, communicate" kennen. Keine Ahnung wo das herkommt.

Ich kenne das schon, weiß aber nicht mehr, ob ich es nicht erstmals in den USA gehört habe.

 

Vielleicht gibt es da noch Nachholbedarf in der UL-Ausbildung? Das Rettungssystem alleine kann nicht vor solchen Ereignissen schützen.

 

Gruß

Manfred

Bearbeitet von DaMane
Geschrieben

 

Ich finde es bezeichnend, dass wir in Deutschland keine Sprüche wie "fly the airplane" oder "aviate, navigate, communicate" kennen. Keine Ahnung wo das herkommt.

...

Ich kenne das schon

Ich meinte, dass wir hier keinen griffigen Deutschen Spruch dafür haben. Sowas wie "vom Hoch ins Tief geht schief" oder so.

 

 

Vielleicht gibt es da noch Nachholbedarf in der UL-Ausbildung?

Ich denke das ist Gerätübergreifend. Ich habe es schon bei der Dimona gesehen, das jemand die Haube vergessen hat, sie im Startlauf aufgegangen ist, und der Pilot nach wenigen Hüpfern glücklicherweise den Prop zerstört hat, eher er gefährliche Höhen erreichen konnte, und dann einfach nur einen Totalschaden produziert hat, ohne persönlich mehr als sein Ego anzukratzen. Und Die Cessna-Türen sind ja auch ein nicht-UL-Klassiker.

 

Gruß

Ralf

Geschrieben (bearbeitet)
 Ich denke das ist Gerätübergreifend.

 

Ohne auf den konkreten Fall Bezug zu nehmen: Das ist in erster Linie ein Problem des Fliegens ohne Checkliste und das ist selbstverstaendlich Geraeteuebergreifend. Ich habe in meiner Laufbahn viele viele Piloten gesehen, die ohne fliegen.

 

Die Tueren werden von mir immer 2x gecheckt (vor dem Anlassen und vor dem Start), dieser besteht aus einem kraeftigen Kick mit dem Ellenbogen dagegen, nicht nur Hebel angucken/anfassen, sondern ein "echter" Check, ob die wirklich zu sind.

 

 

Chris

Bearbeitet von Pioneer300
Geschrieben (bearbeitet)

 

 

So etwas scheint einen Piloten derart unter Stress zu setzen, dass man keine Ressourcen mehr frei hat,

 

Bei allem gebotenen Respekt, wer für Vorfälle dieser Art keine Kapazität hat der sollte entweder mehr fliegen (sprich trainieren) oder aufhören.

 

Während des Starts ist mir in Samedan mit einer Sauger-Bonanza auch schon mal die Türe aufgesprungen. Unter Berücksichtigung der ehernen (vor allem in Amerika gelehrten) Grundregel 'Fly the aircraft first' (hier auch schon genannt) und mit der Voraussetzung dass man ein Gerät fliegt das kein Selbstmörder-Capot (in Anlehnung an nach hinten öffnende Autotüren) hat ist man da weit von einem derartigen Desaster entfernt. Die Tür im Flug zu schliessen erfordert etwas Übung im Umgang mit dem Flugzeug und noch mehr freie Kapazität weshalb ich jedem empfehlen würde ganz einfach die Platzrunde zu Ende zu fliegen, wieder zu landen und die Tür am Boden zu schliessen.

 

By the way: Ist die Pioneer 300 eigentlich aus der Falco hervorgegangen? (Die Ähnlichkeit ist jedenfalls sehr gross)

 

Markus

Bearbeitet von MarkusP210
Geschrieben

......................

 

Die Tueren werden von mir immer 2x gecheckt (vor dem Anlassen und vor dem Start), dieser besteht aus einem kraeftigen Kick mit dem Ellenbogen dagegen, nicht nur Hebel angucken/anfassen, sondern ein "echter" Check, ob die wirklich zu sind.

 

 

Chris

So entwickelt sich jeder seine Verfahrensmuster aus eigenen Erfahrungen. Über welches Muster schreibst Du?

Ich checke beispielsweise die Sitzarretierung doppelt, seit mir einmal in einer 152 der Sitz bis zum hinteren Anschlag zurückgefahren ist. Zum Glück im Flug, und nicht bei Start oder Landung. Eine aufspringende Tür wäre bei diesem Flieger dagegen eher ein non-event. Die Fenster dürften bei allen mir bisher untergekommenen Cessna-SEPs von 150 bis 206 bis zur Vne geöffnet sein, d.h. , ob absichtlich offen oder vergessen ist eigentlich belanglos. Na ja, die Papierkarten könnten wegfliegen......

 

Gruß

Manfred

Geschrieben

 By the way: Ist die Pioneer 300 eigentlich aus der Falco hervorgegangen? (Die Ähnlichkeit ist jedenfalls sehr gross)

 

Die Asso V war die Vorlage dafuer.

 

 

 Über welches Muster schreibst Du?

 

Fast das gleiche, wie die verunfallte Maschine, eine CTSW. In Hoexter war es eine CT.

 

 

Chris

Geschrieben

 

So entwickelt sich jeder seine Verfahrensmuster aus eigenen Erfahrungen.

Exakt das. Im Prinzip gibt es drei typische Gruppen von Zwischenfällen

- Die, die einen völlig überraschen, weil man noch nie davon gehört hat

- Die, die man theoretisch kannte (Handbuch, Presse, Fluglehrer...) aber noch nie praktisch erfahren hat

- Die, die man selbst schon mal erlebt hat.

 

In dieser Reihenfolge steigt die Vorsicht, die man walten lässt und der Grad der mentalen Vorbereitung die man trifft.

Bedauerlicherweise ist es zutiefst menschlich, zwischen den letzten zwei nochmal deutlich zu unterscheiden. Man muss hart daran arbeiten, auch die zweite Kategorie wirklich zu verinnerlichen.

In gewissen Grenzen kann man als Fluglehrer bestimmte Erfahrungen zulassen, und die Schüler so wirklich etwas lernen lassen, z.B. eine in der ASK-21 nicht verriegelte vordere Haube im F-Schlepp. Das klappert beim Startlauf, und zischt und zieht nur ein bisschen im Flug, und der Schüler wird das ziemlich sicher kein zweites Mal vergessen. Insbesondere auch nicht die Lektion, erstmal zu fliegen, und sich erst in sicherer Höhe im Geradeausflug drum zu kümmern (kann man im Flug noch verriegeln). Im Windenstart würde ich mich nicht trauen, das zuzulassen und zu beobachten, da ich nicht sicher bin was im Falle eines Seilrisses bei heftigem Nachdrücken passiert... Bei der Cessna-Tür kann man das genauso handhaben.

 

Gruß

Ralf

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