qnh1013 Geschrieben 30. April 2015 Teilen Geschrieben 30. April 2015 OK, wenn du senkrecht vom Himmel fällst, dann bist du zweifelsohne in einer Notlage. Hallo, nach Deiner Interpretation ist man auch dann nicht in einer Notlage, es sei denn Du schaffst es im Freifall noch den Notfall zu deklarieren, ansonsten ist das ein Level-Bust. Nach Deiner Auslegung... Gruss Michael 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Chipart Geschrieben 30. April 2015 Teilen Geschrieben 30. April 2015 (bearbeitet) Martha King ist - zusammen mit ihrem Mann John - so was wie eine amerikanische Fluglehrerlegende. Die Frage die Du, Dani, stellst ist ja richtig. Und meiner Ansicht nach auch die Antwort: Es kann nur der Pilot wissen und einschätzen. Aber auch daran ändert eine mögliche Deklaration der Notlage nichts. Gegen Deine deklarative Definition von Notlage spricht auch noch ein relativ simpler Fakt: Es gibt gerade in der Luftfahrt viele Situationen, in denen es Dir gar nicht möglich ist, eine Notlage zu deklarieren - z.B. weil Du keinen Funkkontakt mehr hast. Wenn es wirklich so wäre, dass Du juristisch erst in einer Notlage bist, wenn Du sie erklärt hast, dann könntest Du mit Funkausfall juristisch nie in einer Notlage sein. Zudem gibt es auch die Fälle, in denen die Piloten handlungsunfähig sind (zweifelsohne eine Notlage) und in denen deswegen niemand da ist, der "rechtsverbindlich" eine solche erklären könnte. Auch in diesen Fällen darf natürlich derjenige, der das Flugzeug bedient alles notwendige zur Rettung unternehmen. Und dann bräuchtest Du halt wieder unzählige Fallunterscheidungen ("Wenn man noch technisch in der Lage ist, eine Notlage zu erklären, dann ist an erst dann in einer Notlage, wenn man das auch wirklich gemacht hat. Wenn man dazu aber nicht technisch in der Lage ist, dann reicht die Erkenntnis, dass man in einer solchen ist..."). Und eine solche komplexe Unterscheidung geben die einfachen Formulierungen in Annex 2 oder Far 91 nun wirklich nicht her. In Summe gilt eben auch für Notlagen: Aviate, Navigate, Communicate! Und wenn Du aus welchen Gründen auch immer zum Communicate nicht mehr kommst, kann man trotzdem in einer Notlage sein und hat keine juristischen Konsequenzen zu befürchten. Florian Bearbeitet 30. April 2015 von Chipart 3 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Danix Geschrieben 30. April 2015 Teilen Geschrieben 30. April 2015 (bearbeitet) alles richtig. Es ist also anzunehmen, dass erst ein Gericht (oder eine Unfallbehörde) im Nachhinein entscheiden kann, ob der anzuwendende Fall eine Notlage war oder nicht, sofern es wirklich nicht zum vorneherein klar war. Ich erwähne jedoch bewusst noch einmal den Fall Avianco 052 von 1970, als die Crew (aus verschiedenen Gründen, u.a. wegen mangelnder Englischkenntnisse) keinen Notfall deklariert hatte. Dieser Fall ist so was wie der Musterfall des Notfallrufs. In diesem Fall wurde ganz klar entschieden, dass es das Versäumnis der Crew war, der ATC mitzuteilen, ob und welcher Art ihr Notfall war. Schlussendlich sind sie u.a. wegen diesem Problem abgestürzt (alle Triebwerke fielen aus, weil sie keinen Kerosin mehr an Bord hatten nach dem ersten Durchstart). Wenn ein Verschulden der Crew besteht, dann zieht das allerhand juristische (und somit finanzielle) Konsequenzen hinternach. Ich möchte also alle hier mitlesenden Piloten davon überzeugen, dass es sehr wohl wichtig ist zu entscheiden, ob man einen Notfall deklariert oder nicht. Und heutzutage ist es eben gar nicht mehr so schwierig, denn man macht es zur Vorsicht sowieso. Das ist eben der Unterschied zwischen einer "modernen" und einer "alten" Crew. Piloten müssen eben nicht nur ein Flugzeug steuern, sondern auch das eine oder andere juristische Problem im Hinterkopf behalten können. Dani Bearbeitet 30. April 2015 von Danix Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Chipart Geschrieben 30. April 2015 Teilen Geschrieben 30. April 2015 alles richtig. Es ist also anzunehmen, dass erst ein Gericht (oder eine Unfallbehörde) im Nachhinein entscheiden kann, ob der anzuwendende Fall eine Notlage war oder nicht, sofern es wirklich nicht zum vorneherein klar war. Richtig - aber auch daran ändert die Erklärung des Notfalls nichts: Wenn Du als Pilot z.B. von einem Notfall ausgehst, das Flugzeug warum auch immer ruckartig nach unten drückst und dabei nicht angeschnallte Passagiere zu schaden kommen, dann wird danach geprüft, ob Du Dich richtig verhalten hast oder nicht und wenn nicht, ob dieser Fehler grob fahrlässig war. Bei dieser Beurteilung ist es egal, ob Du vorher ATC von Deiner Notlage berichtet hast, oder nicht. Avianca 52 ist nicht abgestürzt, weil die Piloten keinen Emergency erklärt haben, sondern weil die Piloten nicht gelandet sind, bevor der Tank leer war. Dazu hat sicher beigetragen, dass die Piloten ATC nicht mitgeteilt haben wie wenig Diesel sie noch im Tank haben und ihnen ATC deswegen keine schnellere Route gegeben hat. Deswegen ist es aus operationelle Gründen ja auch wichtig und richtig, ATC nach Möglichkeit alle Informationen zu geben. Wären die Piloten aber entgegen der Freigabe durch ATC rechtzeitig gelandet, dann wäre das nicht illegal gewesen. Und deswegen ist es auch viel wichtiger, dass Piloten entscheiden können, wann sie in einer Notlage sind (und sich nicht selber einreden, dass es schon passen wird)! Florian 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Danix Geschrieben 30. April 2015 Teilen Geschrieben 30. April 2015 (bearbeitet) alles einverstanden. Nur nebenbei: Als ich das letzte Mal Kerosin mit Diesel verglichen habe kamen 3 Seiten Zurechtweisung (obwohl ich immer noch glaube, dass du - und ich - recht hast/habe) ;) Bearbeitet 30. April 2015 von Danix 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gulfstream Geschrieben 1. Mai 2015 Teilen Geschrieben 1. Mai 2015 Piloten müssen eben nicht nur ein Flugzeug steuern, sondern auch das eine oder andere juristische Problem im Hinterkopf behalten können. Dani und wahrscheinlich auch die Versicherungen. Markus Gesendet von iPad mit Tapatalk 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Volume Geschrieben 4. Mai 2015 Teilen Geschrieben 4. Mai 2015 was ist ein unnormaler Flug dann? Einer mit Cat III Landung, Seitenwind am Limit, Flugplatz am Leistungslimit (high & hot)... Oder ein Motorschaden der weitere Beschädigungen nach sich zieht, oder ein Flugzeug das bereits "behindert" ist (also z.B. schon mit einem ausgefallenen Generator oder ohne APU unter MEL operiert wird). Was ich sagen wollte, an einem Tag mit gutem Wetter im Flachland ist der Ausfall eines Motors auf Reiseflughöhe bei ansonsten normalem Flugzeugzustand nicht sofort ein Notfall. Der Zielflughafen kann noch problemlos erreicht werden, eine normale Landung ist problemlos möglich. Ein Alternate (Norwich) war direkt unter dem Flugzeug, falls auch noch der zweite Motor ausgefallen wäre. Dringlichkeit (Pan Pan) ja, aber Notfall (Mayday) ? Und deswegen ist es auch viel wichtiger, dass Piloten entscheiden können, wann sie in einer Notlage sind (und sich nicht selber einreden, dass es schon passen wird)! Natürlich hat nur der Pilot das volle Bild der Situation, und die letztendliche Entscheidung über Notlage oder nicht zu treffen. Deshalb stellt sich ja die Frage, ob das hier "nur" ein Motorausfall war, oder ob nicht vielleicht doch noch ein Bisschen mehr dahinter steckt. Ich stelle ja nicht in Frage, das hier tatsächlich eine Luftnotlage vorgelegen hat. Gruß Ralf Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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