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24.03.2015 | GWI9525 D-AIPX | A320 | Absturz in der Nähe von Dignes (FR)


eldior

Empfohlene Beiträge

Hallo,

 

ein paar Beitraege vor diesem wird, wie immer wieder, erklaert, das Piloten genauso viel oder wenig sind wie ein Arzt, Kraftwerk Mensch oder Lokfuehrer. Aber wenn es darum geht ihnen das Leben schwer zu machen oder das Risiko zu erhoehen den Job zu verlieren, dann ist das ja so gut, nur weil es ja ein so verantwortungvoller Job ist.

 

Ja was denn nun?

 

Gruss Michael

Fuer mich klarer Fall: Fuer Privatpiloten Hausarztmedical, fuer Airlinejockeys sowas wie das Taxifahrermedical. Vollkommen ausreichend.

 

 

Chris

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.

 

"....Was ich aber für zwingend notwendig halte ist eine andere Diskussion, die aber in Ruhe und mit Fakten über einen längeren Zeitraum geführt werden muss: Die Selbstverständlichkeit, dass man Piloten einmal, mit 20 am Anfang ihres Berufslebens selektiert und dann für ihr Leben lang in Ruhe lassen muss, weil alles andere nur Gefährlich wäre....."

 

 

Aber da ist dir dein ökonomischer Sachverstand abhanden gekommen. Der Selektionsprozess ist kein Schönheitswettbewerb. sondern es geht darum, wem die Inhaber oder Shareholder sehr teures Gerät anvertrauen können. Selektionsprozesse und Ausbildung sind nichts anderes als angewandte Ökonomie. Wer bringt die besten Voraussetzungen für den Job und wer hält Ausbildung und Berufszeit durch, that´s it. Man kann über deren Kriterien streiten, nicht über die Notwendigkeit der Selektion als solches.

Dann noch, ein Pilot kann nach einer Einweisung schon mal einen Bus fahren, umgekehrt sieht es schon ein wenig schlechter aus. Auch kann ein Chirurg pflegerische Tätigkeiten übernehmen, von einem Pfleger würde ich mich aber doch lieber nicht operieren wollen. Abgesehen davon, sowohl bei Piloten (Major-Airlines) als auch bei Ärzten gibt es nach der Ausbildung ein Fortbildungspflicht. Also es gibt schon Unterschiede, nicht umsonst spricht man dann auch von qualifizierten Tätigkeiten, High Quality Jobs, eben. Schon mal gehört? Die Ökonomen scheinen das gerne negieren zu wollen, weil diese natürlich dann auch mehr Geld als sie selber wollen und verdienen und sie sich halt nur mit den Shareholder identifizieren können. Die Armen, was bleibt ihnen sonst auch anderes übrig.

 

Bernhard (LSZH)

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Leider werden die Zahlen nicht veröffentlicht, aber geeignet wären sie allemal, um das Vertrauen in diese "Tests" von angeblich "Nicht-Betroffenen" deutlich zu erhöhen: Wie viele Piloten werden denn pro Jahr z.B. durch Lufthansa gekündigt, weil sie einen dieser Tests nicht bestehen? Wenn sie so schwierig und so bedrohlich sind, dann muss das ja eine deutlich zweistellige Zahl sein....

 

Florian

 

Dieser Beitrag zeigt (wie viele andere auch) ein Mal mehr, wie weit man vom Ursprungsthema abweicht. Man durchmischt alles, selbst wenn es nicht mehr im Entferntesten mit dem ursprünglichen Thema zu tun hat.

Dabei prallen wie immer die Meinung der zwei Lager aufeinander. Jede Seite sagt das, was man in dieser Form mittlerweile in so vielen Diskussionen wieder findet.

 

Ein paar Berufspiloten vertreten die Seite des Betroffenen, kriegen von den meist gleichen Forumsteilnehmer etwas um die Ohren geflogen. So ist das an einem Stammtisch....

Dann schaut man im CPT - Corner nach, in welchem wieder die Berufspiloten eine Seite vertreten, die von anderen (auch hier meist gleichen) Forumsteilnehmer "attackiert" werden. Also hält man sich auch da raus...

 

Leider (oder manche werden sagen zum Glück) fällt es als Berufspilot schwer, auch die nicht so schönen Seiten dieses an und für sich tollen Berufes im Forum zu schreiben. Denn vor allem bei den nicht so schönen Seiten wird man jeden Forums-Tag eines besseren belehrt.

Und so geht man zu Bett im "Bewusstsein", dass unser Beruf so ziemlich das Sorgloseste ist, was es an Arbeit auf dieser Welt gibt.

 

In diesem Sinne: Gute Nacht....

 

Wer weiss, wie die "Berufs-" Welt aussieht...

 

Patrick

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Hey Patrick,

 

dass wir nachwievor den besten Job der Welt haben, steht ausser Frage. Man darf sich nur nicht die Butter vom Brot nehmen lassen!

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Ein paar Berufspiloten vertreten die Seite des Betroffenen, 

 

Interessante Ansicht. Für mich zeigt allerdings der Fall auf schreckliche Weise, dass die Welt nicht so einfach ist, wie das hier gezeigte Weltbild. Wer ist der "der Betroffene" im hier diskutierten Fall? Der eine Pilot, der sein Leben offenbar doch nicht so ganz als "das beste der Welt" empfunden hat, oder die 140 Passagiere, die er mit in den Tod gerissen hat?

 

Das Thema was wir hier diskutieren ist eben leider kein Thema, das nur Piloten was angeht, und diese deswegen als Profis untereinander regeln können. 

 

Und ich denke durchaus, dass nach allem was man weiss vieles von dem was hier diskutiert wird on Topic ist: Der Pilot der den Unfall verursacht hat sah offenbar das Leben als Pilot eben gerade nicht als das beste der Welt. Er sah sich vielmehr in einer Situation, aus der er keinen Ausweg mehr wusste. Da kann und muss man schon diskutieren, ob zu dieser Situation nicht auch ein Ausbildungssystem für Piloten beigetragen hat, das zukünftige Piloten zwar mit Flugschein und einem hohen 5-stelligen Schuldenberg, aber ohne Einblick in den wirklichen Beruf hinterlässt - die wenigsten frischgebackenen CPL-Inhaber haben vor Scheinerhalt schon mal einen 11 Stunden Transatlantikflug oder eine ebensolange Europa-Rotation im Cockpit verbracht.

Trotzdem sind sie zum Erfolg in genau diesem Job "verdammt", weil sie sich etwas anderes gar nicht leisten können. Auch wenn sich dieser für viele dann (zum Glück) dieser Job den sie nicht kannten tatsächlich als Traumjob rausstellt, gibt es offenbar eben auch Piloten, für die er es nicht ist. Und diese sind ein Problem!

 

Florian 

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Das soll Sinn und Zweck des DLR Test sein, um die Geeigneten von den weniger Geeigneten zu unterscheiden. Die Gesellschaften wollen später vom Bewerber haben, das dieser sein Leben lang im Geschäft bleibt. Zum grossen Teil gelingt das auch.

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Trotzdem sind sie zum Erfolg in genau diesem Job "verdammt",

 

Aber das ist in den meisten Berufen so. Wer z.B. ein Studium absolviert um danach in einer grossen Firma oder selbständig zu arbeiten, der ist auch zum Erfolg verdammt. Je nachdem, wie er spezialisiert ist. Wenn einer hochgestellter Manager ist und ein schönes Geld kassiert, dann kann er zwar auch wechseln, aber ihm sind auch goldene Ketten angelegt. Oder ein Arzt studiert auch irgendwas, dass er danach ein Leben lang Menschen behandeln muss, die ihn vielleicht gar nicht interessieren, das merkt er erst viel später.

 

Das Problem ist in der ganzen Gesellschaft vorhanden, und es gibt überall Selbstmorde von Leuten, die das nicht durchstehen. Nur in der Fliegerei meint man, dass das nicht möglich sein darf. Wir sind wahrscheinlich die sicherste und best selektionierte und begleitete Berufsgruppe unserer Gesellschaft, und trotzdem glauben die Menschen, man müsse da noch strengere Fesseln anlegen.

 

Dani

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Aber das ist in den meisten Berufen so. Wer z.B. ein Studium absolviert um danach in einer grossen Firma oder selbständig zu arbeiten, der ist auch zum Erfolg verdammt.

Nein, ein Hochschulstudium kann man vom intellektuellem Anspruch und den spaeteren Moeglichkeiten her ueberhaupt nicht mit einer Pilotenausbildung vergleichen. Was macht der Personaler einer beliebigen Firma mit einem ATPL'er? Wer hingegen ein Studium in der Tasche hat, dem stehen sehr viele Wege offen...

 

 

Chris

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ja, aber wenn man mal 10 Jahre in einem Beruf ist, dort erfolgreich war und nur unter massiven Verlusten wechseln möchte, dann schon. Es ist auch keine spezielle Eigenschaft von Piloten, dass sie sich dauernd umbringen. Es gibt auch Selbstmorde unter anderen Berufsgruppen. Und wer mit dem Argument kommt "Piloten bringen noch zusätzlich ihre Passagiere um". Dann können wir hier durchaus auch erwähnen, dass es verschiedene seltene Fälle von anderen Berufen gibt, die ihnen anvertraute Menschen gefährdeten, wie die Pfleger, die Sterbehilfe betrieben, oder Schiffskapitäne, die mehr oder weniger absichtlich untergingen, oder Finanzspezialisten, die gezielt Firmen untergehen lassen usw.

 

Ein junger Pilot während und nach der Ausbildung kann noch relativ leicht wechseln. Das Problem ist - wie bei allen Berufsgruppen - wenn er schon eine längere Zeit im Beruf war.

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Ein junger Pilot während und nach der Ausbildung kann noch relativ leicht wechseln. Das Problem ist - wie bei allen Berufsgruppen - wenn er schon eine längere Zeit im Beruf war.

 

Natürlich gibt es das Problem in anderen Berufen auch - allerdings denke ich, dass es dort aus verschiedenen Gründen kleiner ist:

- Bei anderen Lehrberufen arbeitet man schon während der Lehre näher am eigentlichen Berufsbild. In der Tat brechen relativ viele Lehrlinge ihre Lehre im ersten Lehrjahr ab, weil sie feststellen, dass der Beruf eben doch nicht das ist, was sie sich vorgestellt haben - und zwar nicht, weil sie es plötzlich weniger mögen, zu kochen, sondern weil die Umstände des Kochberufes eben andere sind, als daheim am Herd zu stehen.

- Akademische Ausbildungen sind deutlich genrealistischer, als die Pilotenausbildung. Zudem ist es dort heutzutage üblich, den Einstieg ins Berufsleben mit einem Traineeprogramm zu beginnen, in dem man sich verschiedene Bereiche und damit Berufsbilder im wirklichen Leben anschaut, bevor man sich entscheidet. 

- Das in meinen Augen wichtigste Argument: Ein Physikstudent der nach 2 Jahren des Studiums feststellt, dass Physik doch nicht für ihn ist, hat 2 Jahre seines Lebens "verloren" (aber dafür auch Erfahrung gesammelt). Ein Flugschüler der nach 1 Jahr Ausbildung feststellt, dass Pilot doch nix für ihn ist, hat 70.000 EUR Schulden. Ein "Neustart" ist da kaum noch möglich. Das meine ich mit "zum Erfolg verdammt".

 

Genau aus diesem Grund kann es sich ein Hochschulabgänger auch leisten (selbst wenn das einige nicht so schön finden) nach dem Studium erst mal 1-2 Jahre in Praktika oder ähnlichem den für sie passenden Beruf zu finden - wenn der Flugschüler keine wohlhabenden Eltern hat, wie soll er seinen Ausbildungskredit zurück zahlen, wenn er nicht bald eine sehr gut bezahlte Stelle annimmt?

 

Florian

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allerdings ist der LH-Pilot auch hier wieder privilegiert, denn er muss nur einen Teil zurückzahlen, und wenn er unfreiwillig ausscheidet oder die Leistung nicht erbringt gar nicht. So gesehen hätte der Selbstmordpilot L. eine nette Rente erhalten und seine Schulden wären getilgt worden (Loss of License).

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Den Akademiker der diese Freiheit hat gibt es nur in Europa mit Staatsfinanzierten Unis. Im Rest der Welt hängen alle höheren Berufe an einem Kredit der im relativen Vergleich eher noch höher ist als derjenige des Piloten bei uns, und dessen Abstotterung schwieriger ist da die Löhne relativ tiefer sind und nicht gleich regelmässig ausbezahlt werden. Und diese Leute bringen sich auch nicht serienmässig um.

 

Sorry, aber die Verknüpfung von Ausbildungskredit und Selbstmord ist Blick-Psychologie. Der Typ wäre wohl bei jedem anderen Beruf auch nicht glücklich geworden.

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allerdings ist der LH-Pilot auch hier wieder privilegiert, denn er muss nur einen Teil zurückzahlen, und wenn er unfreiwillig ausscheidet oder die Leistung nicht erbringt gar nicht. So gesehen hätte der Selbstmordpilot L. eine nette Rente erhalten und seine Schulden wären getilgt worden (Loss of License).

Bei LH mag das so sein, bei 99% aller anderen Piloten kann ein Lizenzverlust bzw. die Erkenntnis, dass dieser Job fuer einen eben doch nicht der immer wieder kolpotierte "Traumberuf" oder "bester aller Berufe" ist, durchaus katatrophale Auswirkungen haben und in Verbindung mit einer eher labilen Persoenlichkeit eine verhehrende Hebelwirkung entfalten. Das sollte man nicht unterschaetzen...

 

 

Chris

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Und ich denke durchaus, dass nach allem was man weiss vieles von dem was hier diskutiert wird on Topic ist: Der Pilot der den Unfall verursacht hat sah offenbar das Leben als Pilot eben gerade nicht als das beste der Welt.

Das Gegenteil ist der Fall. Er konnte sich ein Leben als 'Nichtpilot' nicht vorstellen.

Aber das spielt sowieso keine Rolle. Das Problem ist hier nicht, ob er Pilot sein wollte oder nicht, sondern dass er eine schwere Krankheit hatte, die ihn dazu gebracht hat sich und andere umzubringen.

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Genau. Wie ich schon mal sagte: Er hat nicht mehr auf rationale Gründe gehört. Hätte er wirklich noch normal denken können, hätte er sich erinnert, dass er schon mal eine schwere depressive Phase durchgemacht hat und diese erfolgreich gemeistert hatte. Er hätte sich also zumindest an diese Hoffnung klammern können, dass er es diesmal wieder durchsteht.

 

Aber das ist ja genau das typische einer depressiven Persönlichkeit: Sie sehen keinen Ausweg, sie können nicht mehr auf gute Ratschläge hören, sie sind immun gegen Rationalität. Eine Einbahnstrasse.

 

Dani

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Aber das ist ja genau das typische einer depressiven Persönlichkeit: Sie sehen keinen Ausweg, sie können nicht mehr auf gute Ratschläge hören, sie sind immun gegen Rationalität. Eine Einbahnstrasse.

Auch typisch: Sie glauben 'reale' Probleme zu haben, die sie beschäftigen, keine Depressionen.

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Auf die Gefahr hin, dass ich hier etwas hinzufüge, das schon erwähnt wurde (ich habe die letzten 67 Seiten nicht alle gelesen), gilt wie immer: Ignorieren und glücklich sein  ;) .

 

Ich möchte, nachdem auch hier auf verschiedenen Seiten und auch in den Medien die Möglichkeiten psychologischer Tests diskutiert wurden, aus psychologischer Perspektive ein wenig hinzufügen.

Ich bin zwar nicht in der Diagnostik tätig (zumindest nicht vorwiegend), aber da ich nun mal Psychologie studiert habe, maße ich mir ein paar Kenntnisse in dem Bereich an.

Zunächst mal muss man erst mal festhalten, dass eine psychologische Testung aus der Sicht der Psychologie immer ein Trade-off bleiben wird, der in dem Sinne zu verstehen ist, dass eine Testung nicht nur Vorteile bringt. Die Devise "viel hilft viel" ist auf jeden Fall ein Irrweg und ich möchte auch in diesem Zusammenhang darstellen, warum das ist und worin dieser Abwägungsprozess besteht.

Zunächst mal wäre da das Akzeptanzproblem. Ein Verfahren, das nicht akzeptiert wird, bringt über kurz oder lang Probleme mit sich. Häufig bekommt man es mit Widerständen zu tun, meist besteht die Problematik aber darin, dass ein Verfahren schlicht nicht ernst genommen wird und halbherzig implementiert wird. In vielen Anwendungsfeldern psychologischer Diagnostik sind die letzten Entscheidungsträger nicht die Psychologen. Wenn diese Entscheidungsträger ein Verfahren nun implizit als "lächerlich" empfinden, werden sie eher geneigt sein, aus dem Bauch heraus zu entscheiden.
Machen wir uns mal nichts vor: Ärtzte haben schon bei vielen Fliegern nicht den besten Ruf. Wie sieht es da erst für die Psychologen und ihre Eignungstests aus? Wie mir scheint: Eher düster. 
Nicht, dass die argumentative Basis für den Standpunkt gegen psychologische Eignungstests fundiert wäre - es reicht schon, dass man überzeugt ist, dass die "Psychologen mit ihrem Psychoquatsch" anrücken. Es passt einem schlicht nicht und das ist manchmal gewichtiger als jede sachliche Empirie.
Der nächste Aspekt ist, dass ein psychologisches Testverfahren immer einen Stressfaktor darstellt. Ein solcher Test, bzw. eine ganze Serie solcher, ist für einen Pilotenanwärter bereits eine gefürchtete Hürde, die man nur schnellstmöglich hinter sich bringen möchte. Umso mehr würde sich dies auf den aktiven Piloten auswirken, würde sich ein turnusmäßiger Test doch als regelrechtes Damoklesschwert herausstellen, das über nicht weniger als die gesamte Karriere entscheidet. Und - oh Wunder - genau das scheint in diesem Fall auch eine Rolle gespielt zu haben, was die zerrissenen Krankenscheine illustrieren. Die Testung wird also vom aktiven Piloten als permanente Bedrohung und damit Stressfaktor wahrgenommen, was einerseits ein ethisches Problem darstellt und andererseits selber für Folgeprobleme führen kann. Einerseits durch direkte Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden, andererseits durch Widerstandsreaktionen, die zu einer Verheimlichung von Problemen führen können und wohl auch werden. Im einen Fall wollen wir also nicht, dass wir bei Folgetests Probleme diagnostizieren, die wir selber induziert haben, im anderen Fall wollen wir nicht, dass wir noch mehr im Trüben fischen als ohnehin.

Diese Aspekte muss man mit einer weiteren Überlegung kombinieren: Das fehlerfreie Testverfahren als solches hat es nie gegeben, gibt es nicht und wird es nie geben. Weder bei psychologischen Tests, noch beim Ingenieur, der einen Haarriss übersehen hat. Gemäß klassischer Testtheorie setzt sich ein messbares Testergebnis im Grundsatz immer aus einem wahren Wert + einem Fehler zusammen.
Die Frage ist nur, wie klein dieser Fehler ist, nicht aber, ob er ganz verschwinden kann. Wir können bestenfalls eine asymptotische Annäherung an die Wirklichkeit erreichen, werden aber immer ein Restrisiko behalten. Wer schon mal einen echten psychologischen Test in der Hand hatte, der kann in dem beiliegenden Manual verschiedene Testkennwerte dokumentiert wiederfinden. Das heißt, kein Testverfahren kommt ohne die ausführliche empirische Untersuchung und Dokumentation der grundsätzlich enthaltenen Fehler aus. Ein jedes (psychologisches) Testverfahren wird daher immer einen Mangel haben und doch ist es immer noch das Beste, was wir in diesem Bereich haben, denn es stellt eine systematische, empiriebasierte Herangehensweise dar, nach der nur noch die freie Eindrucksbildung und die schlichte "Meinung", sprich "Weltanschauung", kommen, die zwar häufig im Brustton der Überzeugung vertreten werden, aber letztlich - und auch dazu gibt es reichlich Empirie - unsystematisch erfolgen und mit dem Beurteiler und seiner Tagesform stehen und fallen.

Jetzt darf sich jeder selber fragen, was das alles für die Praxis bedeutet. Zum einen, dass wir schon ein verdammt gutes System haben. Die geringen Unfallzahlen sprechen auf jeden Fall nicht gegen diese Verfahren. Sicherlich kann auch hier diskutiert werden, ob die Ausbildung oder die Selektion den größeren Anteil am Erfolg haben. Gewiss aber dürften die Testverfahren mindestens nicht negativ mit diesem korrelieren. Einen weiteren Punkt finde ich aber zum anderen noch spannender und ich deutete ihn bereits zuvor an: Wenn wir immer mit dieser "Fehlervarianz" im Testergebnis leben müssen - vergrößern oder verkleinern wir diese eigentlich, wenn wir regelmäßige Tests einführen und uns dann auch noch verschiedenen Verschleierungsstrategien stellen müssen?

Im schlimmsten Fall kippt die ganze Geschichte also in eine kontraproduktive Richtung, wenn wir uns aufgrund dieses dramatischen Vorfalls zu reinem Aktionismus verführen lassen. Eine Änderung des Verfahrens bedarf also entweder einer richtig guten Argumentation oder aber einer unerfreulichen Mischung Druck aus Richtung der Öffentlichkeit, der Medien und der Politik. Die Erfahrung zeigt, dass häufig leider letzteres gewinnt.

 

Aber ich will nicht ausufern.
Wie man sieht, kann man die Thematik also nicht auf einzelne Wahrheiten herunter brechen. Ein Restrisiko wird immer bleiben. Ebenso wird es wohl auch ungeklärt bleiben, ob der Pilot in diesem Fall gemäß Definition wirklich durchs Raster gefallen ist, oder aber hier sehr unglückliche Umstände erst zusammen wirken mussten. Ich behaupte, dass man dies abschließend nie klären können wird und die Beantwortung dieser Frage ins Reich der Spekulationen und Weltanschauungen gehört, ebenso, wie es übrigens eine Glaubensfrage bleibt, ob die "einbruchssichere" Tür nun mehr geschadet oder mehr genutzt hat. Für jede Sichtweise lässt sich eine plausible Argumentation finden, aber eine plausible Argumentation ist ohne statistisch haltbare empirische Unterfütterung wenig wert.
 

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Marian, wäre dies nicht einfach eine Abschiebung der Verantwortung auf die Psychologen? Können diese das überhaupt leisten, ohne eine grosse Menge auszusieben, nur um auf der ganz sicheren Seite zu sein? Auch Psychologen können nicht in einen Menschen hineinsehen. Und wahrscheinlich auch nicht eine Entwicklung vorhersagen.

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...Das fehlerfreie Testverfahren als solches hat es nie gegeben, gibt es nicht und wird es nie geben. Weder bei psychologischen Tests, noch beim Ingenieur, der einen Haarriss übersehen hat. Gemäß klassischer Testtheorie setzt sich ein messbares Testergebnis im Grundsatz immer aus einem wahren Wert + einem Fehler zusammen.

Die Frage ist nur, wie klein dieser Fehler ist, nicht aber, ob er ganz verschwinden kann. Wir können bestenfalls eine asymptotische Annäherung an die Wirklichkeit erreichen, werden aber immer ein Restrisiko behalten.

 

Totaler-Laie Marian

Hallo "Totaler_Profi" Marian.

Ich hatte gehofft, dass uns hier endlich ein Profi den Standpunkt der Psychologie erklärt. In einfachen Worten. Es ist dir gelungen, Marian. Herzlichen Dank dafür!

 

Seit nunmehr über 1300 Posts werden Halbwahrheiten und vage Annahmen von uns psychologisch ungeschulten Aviatikinteressierten verbreitet. Da du Psychologie studiert hast, wirst du damit auch umgehen gelernt haben. (ich verzichte hier auf einen Smilie)

Ähnlich verhält es sich, wenn sich hier Laien über die Berufsfliegerei auslassen, oder Nichtärzte den Doktoren sagen, was Sache ist. Man weiss so wenig.

 

Quintessenz scheint also zu sein: Weitermachen, wie bisher. Da bin ich mit dir einer Meinung. Ich persönlich bin sehr an der Psychologie interessiert. Mein psychologisches Wissen ist mit dem eines Privatpiloten im Captains-Corner vergleichbar. Also sehr bescheiden.

 

Ich hatte Gelegenheit, respektive das zweifelhafte Vergnügen, verschiedene Aufnahme-Tests zu absolvieren. In Europa, Amerika und Asien. Dadurch, dass ich für etwa sieben Airlines geflogen bin, muss ich also auch durch sieben Psychotests gestresst worden sein. Ja, jeder war ein Stress. Die Gespräche mit den Psychologinnen und Psychologen empfand ich aber durchwegs als entspannt und lehrreich.

Das erstaunliche daran war, dass sich aus diesen recht umfangreichen Tests ein bestimmter "Pilotentyp" heraus kristallisierte. Und zwar ausschliesslich im beruflichen Sinn. Privat waren dann diese Piloten so farbig, wie unsere gesamte zivile Gesellschaft. Und das finde ich persönlich äusserst erfreulich.

 

Wir können wohl nie jeden und alles kontrollieren. Dieser Ohnmacht müssen wir uns stellen. Wir sind keine Roboter, zum Glück. Dass sich dieser Selbstmord-Vorfall wiederholt, ist nicht auszuschliessen, aber gleichzeitig auch sehr unwahrscheinlich. Wir können nur lernen, mit dieser irrationalen Angst umzugehen. Ich vertraue jedem meiner Copiloten noch genau so, wie vor dem 24. März.

 

Es bleibt zu hoffen, dass die Medien und die Politik jetzt nicht einfach zu wildem Aktionismus aufrufen. Der betrogene wäre letztlich der Passagier!

 

Gruss aus Korea,

Renato

Bearbeitet von Luftkutscher
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.......... Der eine Pilot, der sein Leben offenbar doch nicht so ganz als "das beste der Welt" empfunden hat, oder die 140 Passagiere, die er mit in den Tod gerissen hat?

 

Auch wenn es Patrick@sirdir schon gebracht hat: nach allem was wir wissen - und in diesem Punkt dürfte sich kaum noch was neues ergeben - war es die begründete Befürchtung, den gliebten Beruf bald nicht mehr Ausüben zu können, was ihn in die Verzweiflug trieb. Als LH-Absovent wäre ihm daraus kein existentielles Problem erwachsen.

 

.......Da kann und muss man schon diskutieren, ob zu dieser Situation nicht auch ein Ausbildungssystem für Piloten beigetragen hat, das zukünftige Piloten zwar mit Flugschein und einem hohen 5-stelligen Schuldenberg, aber ohne Einblick in den wirklichen Beruf hinterlässt...........

Trotzdem sind sie zum Erfolg in genau diesem Job "verdammt", weil sie sich etwas anderes gar nicht leisten können. Auch wenn sich dieser für viele dann (zum Glück) dieser Job den sie nicht kannten tatsächlich als Traumjob rausstellt, gibt es offenbar eben auch Piloten, für die er es nicht ist. Und diese sind ein Problem!

 

Du meinst, es sollte keine eigenfinanzierte Ausbildung mehr geben? Dürfte schwierig sein, Geldgeber dafür zu  finden, wenn der vorzeitige Abbruch/Ausstieg Teil des Programms ist. 

 

.........die wenigsten frischgebackenen CPL-Inhaber haben vor Scheinerhalt schon mal einen 11 Stunden Transatlantikflug ........im Cockpit verbracht.

Du meinst, mancher könnte das als 'langweilig' empfinden? Dem ließe sich bestimmt mit entsprechender Zukunftstechnologie entgegenwirken. Das bereits hochgradig computerifizierten Cockpit könnte sicher schon als Hardware-Basis herhalten, die per Knopfdruck in eine eine Art gemischten Trainings-Entertainment-Modus umgeschaltet werden kann,  in dem per Zufallsgenerator erzeugte und generierte virtuelle Notfälle simuliert werden, die die Crews in einem airlineweiten Wettbewerb zu bestehen hätten. Innerhalb kürzester Zeit gäbe es keine Trainingsdefizite mehr, weil der periodische SIM-Check praktisch Teil des Arbeitsalltags wird :o

 

Gruß

Manfred

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Du meinst, es sollte keine eigenfinanzierte Ausbildung mehr geben? Dürfte schwierig sein, Geldgeber dafür zu  finden, wenn der vorzeitige Abbruch/Ausstieg Teil des Programms ist. 

 

Rechtlich wäre das (in Deutschland) zunächst mal relativ einfach: Man müsste nur Pilot als Ausbildungsberuf im Sinne des Berufsbildungsgesetzes aufnehmen und schon hätte der Auszubildende sogar Anrecht auf angemessene Bezahlung. Das Problem ist, wie man dann vermeidet, dass die Fluglinien ausländische Piloten einstellen...

 

Aber niemand hat behauptet, dass Lösungen einfach wären! Ich bin ja wirklich nicht der einzige Gegner von P2F hier - und da bisher niemand darlegen konnte, warum zwar 20k EUR für ein Typerating im P2F-Modell ein Problem sein sollen, 70k EUR für die Lizenz und ein Classrating aber nicht, findet sich hier sicher eine große Koalition mit kreativen Ideen.

 

Florian

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Das bereits hochgradig computerifizierten Cockpit könnte sicher schon als Hardware-Basis herhalten, die per Knopfdruck in eine eine Art gemischten Trainings-Entertainment-Modus umgeschaltet werden kann,  in dem per Zufallsgenerator erzeugte und generierte virtuelle Notfälle simuliert werden, die die Crews in einem airlineweiten Wettbewerb zu bestehen hätten. Innerhalb kürzester Zeit gäbe es keine Trainingsdefizite mehr, weil der periodische SIM-Check praktisch Teil des Arbeitsalltags wird :o

Das ist ja mal ne heisse Idee! Aber vielleicht auch nicht ganz ungefährlich, wenn du am Ende kaum mehr weist, was jetzt real ist und was simuliert.

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............. Als er wohl realisierte, dass seine Freundin und seine Karriere (nach dem Unfall) dahin sind, gab es fuer ihn nur noch den Selbstmord.....hab ich so gehoert.

 

So long, Iris

Unglaublich! Da ist schon ganz schön viel zusammengekommen, und die Ex-Freundin war wohl das eigentliche Opfer, das er treffen wollte. Wird nicht einfach für sie sein, davon Abstand zu gewinnen.

 

Gruß

Manfred

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