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24.03.2015 | GWI9525 D-AIPX | A320 | Absturz in der Nähe von Dignes (FR)


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

- bei Verdacht auf Missbrauch von Minderjährigen (Du bringst Dein Kind zum Arzt und der denkt, Du hast es verprügelt)

- bei bestimmten Infektionskrankheiten (um z.B. Angehörige impfen zu können)

Hallo,

 

Aja, schwere Infektionskrankheiten, Kindesmissbrauch und Pilot sein...

 

ad 2. Was willst Du denn anderes sehen während eines 12 Stunden Fluges als das Cockpit, den F/O und die Toilette, die überwiegend schlafenden Gesichter der Passagiere kann ich mir nicht gut vorstellen. Und fesche Flugbegleiterinnen kannst Du zur Abwechslung auf einen langen Flug auch vorübergehend in das Cockpit holen für ein freundliches Gespräch..

 

Genau das will ich sehen, einfach was anderes. Von mir aus auch schlafende Gäste. Denn das tut gut und das ist es was ich unter einer Pause, die jeder Mensch braucht, verstehe.

 

Gruss Michael

Geschrieben

ich bin sogar der Meinung, dass man einem Geisteskranken (was ein schwer Depressiver per definitionem ist) nicht nur die Fluglizenz, sondern auch den Auto-Fahrausweis und jede andere amtliche Bewilligung abnehmen müsste.

Geschrieben (bearbeitet)

Man wirft hier den Medien und dem franz. Staatsanwalt ja gerne vor, dass sie sich abschliessend äussern, bevor die Faktenlage gesichert ist. Warum halten wir uns hier nicht auch etwas daran? Bevor wir jetzt allzu ausgiebig darüber diskutieren, wie oft ein Pilot zum Psychiater muss und wer dann wem was und wann melden muss... wollen wir nicht diesbezüglich noch etwas zuwarten und die Diskussion dann vielleicht basierend auf dem tatsächlichen Befund führen?

Bearbeitet von kuno
Geschrieben (bearbeitet)

Ich bin ja kein Experte und weiss z.B. nicht, ob ein Psychiater eine Güterabwägung vornehmen muss, wenn ein Patient ihm gegenüber einen Suizid ankündigt und er weiss, dass der Patient Pilot ist.

 

Für den Fall braucht's keine Güterabwägung, da geht's gleich mit Ambulanz und Polizei in die "Geschlossene". Genauso bei Ankündigung eines Mordes.

Bei Beichte vergangener Taten besteht allerdings die Schweigepflicht weiter, zumindest solange, wie kein konkretes Risiko für eine Wiederholung erkennbar ist.

Bearbeitet von Dierk
Geschrieben (bearbeitet)

ich bin sogar der Meinung, dass man einem Geisteskranken (was ein schwer Depressiver per definitionem ist) nicht nur die Fluglizenz, sondern auch den Auto-Fahrausweis und jede andere amtliche Bewilligung abnehmen müsste.

 

Sei bitte vorsichtig mit Deinen öffentlichen Äusserungen !

 

Jeder Mensch kann durch negative Lebensumstände / Lebenserfahrungen ( z.B. Scheidung, Todesfall in der Familie oder Freundeskreis, traumatische Erfahrungen, Schock, Misshandlungen, Mobbing ... ) rascher psychisch vorübergehend erkranken, als was einem selbst lieb sein kann.

 

Deshalb diesen Menschen gleich ihre Lebensgrundlage zu entziehen finde ich falsch.

 

Psychische Erkrankungen sind so wie körperliche, physische Erkrankungen heilbar, oft rascher als man denkt bei guter Behandlung.

 

Keine Stigmatisierungen bitte von psychischen Erkrankungen in Verbindung mit Piloten !

 

Ein Auto zu lenken ist wesentlich gefährlicher und da gibt es keine Überprüfungsfahrten, keine autoärztlichen Untersuchungen, keine psychologischen Tests, keine Altersbegrenzungen, keine jährlichen Mindeststunden.

 

Und im Straßenverkehr kommen jährlich um Vieles mehr Menschen um's Leben, als in der Fliegerei !

 

Wenn sich die bisherigen belastenden Tatbestände gegen den Co-Piloten der Unglücksmaschine erhärten sollten, so ist und bleibt das ein Einzelfall !

 

Gruss Robert

 

.

Bearbeitet von JMLAB
Geschrieben

ich bin sogar der Meinung, dass man einem Geisteskranken (was ein schwer Depressiver per definitionem ist) nicht nur die Fluglizenz, sondern auch den Auto-Fahrausweis und jede andere amtliche Bewilligung abnehmen müsste.

 

Am besten gleich einsperren und Schlüssel wegwerfen? Zurück zu den Zeiten wo ein Depressiver Mensch in die Gummizelle gesperrt und vergessen wurde? Oder gleich "unwertes Leben" darstellte und dann....

 

Wieviele Leute haben Drohungen wie diese erst in die Depressionen getrieben?

 

Alles was diese Hexenjagd jetzt anrichten wird ist, dass wir diese Leute in den Untergrund treiben. Wer wird schon noch freiwillig zum Psychiater gehen, wenn er weiss, dass das gleich das Ende all seiner Menschenrechte bedeutet?

 

Dieser Typ hier ist offenbar durch die Maschen gefallen und konnte sich irgendwie durch die ganzen DLR/ZüP/Medical Checks durchmogeln und hatte dabei noch nachsichtige Leute, die gehofft haben diesen jungen Mann mit genügend Unterstützung und Hilfe aufzubauen. Dass er es diesen Leuten jetzt so dankt ist besonders tragisch.

 

Klar, der Ruf kommt jetzt, jeder der mal eine depressive Phase hatte im Leben ist gleich einzukerkern, seine Lizenzen, Fahrausweis, Wahlberechtigung was sonst wegzunehmen und fertig ist. Wollen wir wirklich eine solche Gesellschaft? Ich definitiv nicht. Die hatten wir lange genug bis sie in den 1930ern ihren unschönen Höhepunkt fand.

Geschrieben
...

Ich weiß, jetzt mach ich mir wieder Feinde, trotzdem, bei Ryanair hat man dieses Problem 

schon seit Jahren minimiert - hier wenn einer der Piloten mal muss, muss sich jeder anschnallen

und einer der FB muss ins Cockpit. Zudem schützen die regelrecht die Cockpittüre.

Das ein FB bei RYR ins Cockpit muss, hat zwar mit einem Problem zu tun, aber mit einem "Geiz ist Geil"-Problem.

RYR leistet sich m.W. keine Kameraüberwachung des Cockpit Eingangsbereichs.

Bei nur noch einem Piloten im Cockpit steht dieser natürlich nicht auf um durch den Türspion die Gesichtskontrolle zu machen. Diese Aufgabe fällt dann dem FB zu.

Geschrieben

 

 

Jeder Mensch kann durch negative Lebensumstände / Lebenserfahrungen ( z.B. Scheidung, Todesfall in der Familie oder Freundeskreis, traumatische Erfahrungen, Schock ... ) rascher psychisch vorübergehend erkranken, als was einem selbst lieb sein kann.

 

Ganz genau, wer krank ist braucht eine Behandlung. Stellt sich heraus, dass das Problem nicht heilbar ist, also chronisch ist, der ist behindert. Je nach Behinderung ist man eingeschränkt in der Ausübung gewisser Pflichten. Ich bin z.B. der Meinung, dass jemand mit nur einem Arm kein (normales) Auto fahren darf, oder ein Pilot mit Sehproblemen nicht fliegen darf.

 

Deshalb darf ein chronisch schwer depressiver Mensch keine Maschinen bedienen.

Geschrieben (bearbeitet)

Ganz genau, wer krank ist braucht eine Behandlung. Stellt sich heraus, dass das Problem nicht heilbar ist, also chronisch ist, der ist behindert. Je nach Behinderung ist man eingeschränkt in der Ausübung gewisser Pflichten. Ich bin z.B. der Meinung, dass jemand mit nur einem Arm kein (normales) Auto fahren darf, oder ein Pilot mit Sehproblemen nicht fliegen darf.

 

Deshalb darf ein chronisch schwer depressiver Mensch keine Maschinen bedienen.

 

Chronisch krank werden Menschen in erster Linie durch die chronische Dummheit und das chronische Unverständnis ihrer Mitmenschen.

 

Man sollte eher diese Menschen vor der Öffentlichkeit wegsperren die so eine unreflektierte Meinung haben wie Du Danix, verzeihe mir meine Direktheit.

 

Dann gebe es nur einen Bruchteil an psychischen Erkrankungen in unserer ignoranten, präpotenten Gesellschaft.

 

.

Bearbeitet von JMLAB
Geschrieben

ich bin sogar der Meinung, dass man einem Geisteskranken (was ein schwer Depressiver per definitionem ist) nicht nur die Fluglizenz, sondern auch den Auto-Fahrausweis und jede andere amtliche Bewilligung abnehmen müsste.

 

Naja, das Lebenszeitrisiko für eine Depression ist 1:3, das heisst jeder dritte Mensch erkrankt mindestens einmal im Leben an einer Depression, ohne Unterschied ob nun Pilot oder nicht. Die Autobahnen wären ziemlich leer, wenn dein Vorschlag umgesetzt würde. Abgesehen davon ist der erweiterte Suizid ausserhalb der Familie eine eher seltene Form des Suizids.

 

Es würde mehr bringen, mal die Frage nach dem Wieso? zu stellen.

 

Theoretisch könnten Piloten aus mehreren Gründen ein erhöhtes Risiko haben:

 

- Häufig ist Fliegen Lebensinhalt und Lebenssinn-stiftend

- Die Ausbildung ist teuer und langwierig, und mit erheblichen persönlichen Investitionen und finanziellen Opfern verbunden

- Als klassischer "Luftbus"-Chauffeur muss man sich langsam hochdienen und gegenüber der Hierarchie buckeln, darf sich bei den ständigen Assessments keine Blösse erlauben

- Der Jobmarkt ist eng. Werden Krankschreibungen vom Management akzeptiert oder wird Druck ausgeübt?

- Es gibt häufig eine Asymmetrie zwischen Pilot (alt, erfahren) und Co-Pilot (eingeschränkte Kompetenz, Stunden sammeln)

- Die Crew kann von Flug zu Flug wechseln, feste Arbeitsbeziehungen unter Kollegen aufzubauen ist erschwert, weniger Solidarität

- Daher könnte sich, insbesondere bei Kostendruck, eine "Jeder für sich"-Mentalität einstellen

- Man weiss inzwischen, dass das Gehalt weniger wichtig ist, als die Achtung, die Menschen von anderen, insbesondere ihren Chefs und Arbeitskollegen, erhalten http://www.econ.uzh.ch/faculty/fehr/publications/TEILENUNDHELFEN_Spektrum_der_Wissenschaft.pdf

- Gerade Narzissten haben hinter ihrer harten Schale eine grosse innere Unsicherheit, um das zu kompensieren, benötigten sie unendlich mehr Anerkennung

- Menschen mit Narzissmus und Paranoia als Persönlichkeitsmerkmal tun sich extrem schwerer, Hilfe zu suchen, wenn sie in eine Situation geraten, in der sie nicht weiter kommen

- Vor einer plötzlichen medizinische Flugunfähigkeit ist niemand gefeit, je mehr man ins Fliegen investiert hat, desto grösser die Sinn- und Lebenskrise

 

Trotzdem ist der erweiterte Suizid mit Mitnahme unbekannter Anderer ein völlig untypischer Suizid, grenzt eher an einen Amok-Lauf ohne Amok. Amok ist ja eher mit Verbitterung, Auswegslosigkeit und Hass auf andere verbunden. Im Cockpit ist so ein erweiterter Suizid jedenfalls viel einfacher als ein Amok-Lauf, man braucht nichts vorbereiten, muss weder Messer noch Maschinenpistole besorgen, sich nirgends Zugang verschaffen. Tür verschliessen und eine Manipulation des FMS reichen schon aus. Waren die Paxe Kollateralschaden und nur der Kapitän das Ziel? Oder sollte ein möglichst grosses Zeichen gesetzt werden? War die plötzliche Macht, 8 Minuten allein im Cockpit zu sitzen und 149 Leute in den Tod zu fliegen, berauschend? Wäre es diesmal nichts passiert, wenn in Barcelona noch Zeit für einen Toilettenbesuch gewesen wäre?

Geschrieben

Für den Fall braucht's keine Güterabwägung, da geht's gleich mit Ambulanz und Polizei in die "Geschlossene". Genauso bei Ankündigung eines Mordes.

Hach was, die Zeiten sind vorbei. Ich kenn auch einen Fall, da hat die Polizei einen eingesammelt, Tabletten schon genommen und Tüte auf dem Kopf. In's Spital eingeliefert, 1 Stunde später war er wieder draussen. Trotz Angst der Angehörigen, dass er's gleich wieder versucht.

Geschrieben (bearbeitet)

Patrick, sowas gibt's natürlich, aber individuelle Beobachtungen sind nicht notwendig allgemeingültig. Sonst könnte ich dann auch von drei Selbstmorden (zwei mit Hilfe von Kleinflugzeugen) in meiner "fliegerischen Umgebung" berichten oder von einem Kleinzeug-Piloten, den ich jahrelang kannte und mit dem ich auch ein paarmal geflogen bin: Heute ist sein Wohnort in der geschlossenen neurologischen Klinik. Ich denke, die meisten (älteren ;) ) Piloten hier kennen solche Fälle, Dierk hat ja einige Motive für sowas angeführt. Und manchmal schlüpft eben auch einer durch die Maschen der Tests/Prüfungen usw.

 

So ist das Leben halt...

 

Gruß

Peter

Bearbeitet von PeterH
Geschrieben (bearbeitet)

Im Flight-Forum hab ich mal zum Thema "Immer zwei Personen im Cockpit" folgendes geschrieben.

Im ersten Satz übrigens auch mal kurz auf solche Meinungen eingegangen, das da wer eiskalt geplant gehandelt hat, bzw ein Massenmörder,Amokläufer etc. ist.

 

 

Hier tuen sich einge schwer damit, zu unterscheiden, ob jemand wegen anhaltend psychischen Problemen Suizid begeht, oder ob da wer aus Rachegelüsten und ähnlichem wie extremer Wut, oder im Affekt etc. handelt und dabei den eigenen Tod in Kauf nimmt.

Und Suizid begehen Menschen fast immer in einer Situation, wo sie mit sich allein sind, bzw sie ihr Vorhaben ungestört umsetzen können, sprich niemand da ist, der sie davon abhälten könnte.
Das resultieret schon alleine daraus, das suizidgefährdete ihre Probleme vor anderen verstecken und dadurch in ihrer Umwelt ganz normal "funktionieren". Und genauso versteckt findet dann auch ein Suizid statt, egal ob derjenige jetzt dabei noch andere Menschen mit in den Tod reißt. Die entgültige Umsetzung des Selbstmordes findet in einem Moment statt, wo auch keine in der Nähe befindliche Person damit rechnet, sie vorhersehen kann, odere auch irgendeine Ahnung hat, das dieser Mensch suizidgefährtdet ist.

Niemand springt aus dem Fenster, wenn der Raum mit Personen gefüllt ist.
Niemand nimmt seine Waffe, stellt sich auf die Straße und erschießt sich.

Niemand stellt sich am Bahnsteig auf die Schiene, wenn der Zug kommt.

Die selbe Angst, aus der heraus man sein Problem versteckt, nähmlich als Schwächling dazustehen, besteht auch im Moment des Suizid.
Und so gesehen, kann diese Maßnahme sehr wohl einen möglichen Selbstmord auf dieser Art verhindern, weil schlichtweg einfach der Moment, die Situation der Einsamkeit nicht gegeben ist.

Bearbeitet von Flusirainer
Geschrieben

Dierk, ich sprach von einer chronischen Depression, also einer die immer wiederkehrt. Das hat meistens genetische oder psychosomatische Gründe und ist logischerweise nicht heilbar. Solche Menschen sind krank, chronisch krank, und deshalb nicht voll lebensfähig.

 

Von Wegsperren spricht kein Mensch, sorry, wenn ich das so sagen muss, ihr habt von klinischer Psychiatrie nicht viel Ahnung. Es geht um Therapie, und logischerweise um Schadensbegrenzung. Ein Kleptomane kann auch niemals Bankangestellter werden. Ein Alkoholsüchtiger nicht in einer Bar angestellt werden. Auch wenn sie die Krankheit mehr oder weniger im Griff haben.

 

Glücklicherweise darf man sagen, dass die meisten Depressionen geheilt werden können, kombiniert mit Therapien und Medikamenten. Auch Sport (der Copilot war Langstreckenläufer!). Wenn es jedoch chronisch wird und er nicht mehr auf Therapien anspricht, muss er natürlich vom Flugdienst genommen werden. Das seht ihr hoffentlich ein?!?

 

Dani

Geschrieben (bearbeitet)

Wenn es jedoch chronisch wird und er nicht mehr auf Therapien anspricht, muss er natürlich vom Flugdienst genommen werden. Das seht ihr hoffentlich ein?!?

 

Dani

 

Mit schwerer Depression gibt's auch kein Class-1 Medical:

 

http://www.flugmedizin.net/?download=Psychiatrie%20Class%20I.pdf

 

http://www.flugmedizin.net/?download=Psychologie%20Class%20I.pdf

 

d.h. entweder wurden entsprechende Fragen vom Probanden verneint, oder das Problem als nicht gravierend erachtet. Oder die Fragen wurden nicht gestellt. Gibt es dazu jedes Jahr Fragebögen zum Selberausfüllen oder wird das im Rahmen eines Interviews thematisiert? Müsste der Kandidat seine Probleme spontan selbst ansprechen?

Bearbeitet von Dierk
Geschrieben

Ein Auto zu lenken ist wesentlich gefährlicher und da gibt es keine Überprüfungsfahrten, keine autoärztlichen Untersuchungen, keine psychologischen Tests, keine Altersbegrenzungen, keine jährlichen Mindeststunden.

 

 Einspruch.

Mit LKW-Führerschein musst du in Deutschland ab dem 50.Ledensjahr alle fünf Jahre eine medizinische Untersuchung machen.

Bei Busfahrern ist das, glaube ich, jährlich erforderlich. Und zwar von Anfang an.

Geschrieben (bearbeitet)

 

 

Gibt es dazu jedes Jahr Fragebögen zum Selberausfüllen oder wird das im Rahmen eines Interviews thematisiert? Müsste der Kandidat seine Probleme spontan selbst ansprechen?

In der Fliegerei herrscht im grossen und ganzen Selbstverantwortung. Da ist eine Krankheit nur ein Themenkreis, viel wichtiger sind körperliche und geistige Verfassung. Wenn also etwas passiert, musst du dich selber vom Flugdienst nehmen. Denn ein Arzt kann nur begrenzt was merken. Ich habe ja in diesem Forum schon oft die Statistik gebracht, nach derer man fast sicher einen Unfall macht, wenn einem die Frau oder ein Kind stirbt. Ein Arzt kann eine Krankheit nur herausfinden, wenn die Symptome offensichtlich sind oder durch Laborwerte untermauert.

 

Deshalb ist es so wichtig, dass Piloten ein Auffangnetz haben (sie werden nicht entlassen nur weil sie krank werden oder andere Probleme haben). Gerade diese Einrichtung ist bei Lufthansa in wahrscheinlich weltweit führender Weise vorhanden. Dass es gerade hier passierte ist wirklich sehr bedrückend. Aber ich muss es hier noch einmal wiederholen: Viele Piloten in der schönen neuen Airlinewelt sehen die Wirklichkeit gar nicht mehr, sie streiken für ein paar Euro. Sie legen sich an mit ihrem eigenen Arbeitgeber. Da muss es nicht erstaunen, dass ein junger Bursche das Gefühl hat, dass er ein Anrecht hat auf so einen Job, und dass ihm ein Weisskittel nichts vorzumachen hat. Und wenn doch, dann bestraft er halt den Arbeitgeber. Selber schuld, er hat es nicht anders gewollt. Wir hier in der "freien Martkwirtschaft" müssen uns zweimal überlegen, ob wir gegen unseren Arbeitgeber antreten wollen, denn wir sind angewiesen auf unseren Job und nehmen jeden Tag grosse Beeinträchtigungen in unserem Privatleben hin, damit wir überhaupt einen Job haben. Wenn ich depressiv arbeitsunfähig werde, bekomme ich keinen Jahresurlaub bezahlt. Wenn ich meine Lizenz verliere, habe ich keine Versicherung. Dann kann ich bei Aldi Regale auffüllen.

 

Dani

Bearbeitet von Danix
Geschrieben

Patrick, sowas gibt's natürlich, aber individuelle Beobachtungen sind nicht notwendig allgemeingültig. Sonst könnte ich dann auch von drei Selbstmorden (zwei mit Hilfe von Kleinflugzeugen) in meiner "fliegerischen Umgebung" berichten oder von einem Kleinzeug-Piloten, den ich jahrelang kannte und mit dem ich auch ein paarmal geflogen bin: Heute ist sein Wohnort in der geschlossenen neurologischen Klinik. Ich denke, die meisten (älteren ;) ) Piloten hier kennen solche Fälle, Dierk hat ja einige Motive für sowas angeführt. Und manchmal schlüpft eben auch einer durch die Maschen der Tests/Prüfungen usw.

Naja, mir ging's ja jetzt nicht um Piloten. Es es scheint mir aber schon so, dass es heute für eine Zwangseinweisung *sehr* viel mehr braucht als noch vor 30 Jahren (was ja auch gut ist, aber: von einem Extrem in's Andere.)

Geschrieben

In der Fliegerei herrscht im grossen und ganzen Selbstverantwortung. Da ist eine Krankheit nur ein Themenkreis, viel wichtiger sind körperliche und geistige Verfassung. Wenn also etwas passiert, musst du dich selber vom Flugdienst nehmen.

 

Aber genau das ist schief gelaufen: die Krankschreibungen wurde zerrissen (Zeichen mangelnder Krankheitseinsicht?). Das Auffangnetz wurde nicht benutzt (Warum nicht? Angst? Stolz? Paranoia? Weil es "zwecklos" gewesen wäre?).

Geschrieben (bearbeitet)

Mit schwerer Depression gibt's auch kein Class-1 Medical:

 

http://www.flugmedizin.net/?download=Psychiatrie%20Class%20I.pdf

 

http://www.flugmedizin.net/?download=Psychologie%20Class%20I.pdf

 

d.h. entweder wurden entsprechende Fragen vom Probanden verneint, oder das Problem als nicht gravierend erachtet. Oder die Fragen wurden nicht gestellt. Gibt es dazu jedes Jahr Fragebögen zum Selberausfüllen oder wird das im Rahmen eines Interviews thematisiert? Müsste der Kandidat seine Probleme spontan selbst ansprechen?

 

 

 

Inhaltlich hast du Recht, allerdings denke ich die derzeit gültige Vorschrift ist: AMC1 MED.B.055 und die darauf folgenden

 

(a) Psychotic disorder

A history, or the occurrence, of a functional psychotic disorder is disqualifying unless a cause can be unequivocally identified as one which is transient, has ceased and will not recur.

Page 21 of 61 Annex to ED Decision 2011/015/R

(b Organic mental disorder

An organic mental disorder is disqualifying. Once the cause has been treated, an applicant may be assessed as fit following satisfactory psychiatric review.

(c Psychotropic substances

Use or abuse of psychotropic substances likely to affect flight safety is disqualifying.

(d) Schizophrenia, schizotypal or delusional disorder

Applicants with an established schizophrenia, schizotypal or delusional disorder should only be considered for a fit assessment if the licensing authority concludes that the original diagnosis was inappropriate or inaccurate or, in the case of a single episode of delirium, provided that the applicant has suffered no permanent impairment.

(e) Mood disorder

An established mood disorder is disqualifying. After full recovery and after full consideration of an individual case a fit assessment may be considered, depending on the characteristics and gravity of the mood disorder. If a stable maintenance psychotropic medication is confirmed, a fit assessment should require a multi-pilot limitation.

(f) Neurotic, stress-related or somatoform disorder

Where there is suspicion or established evidence that an applicant has a neurotic, stress-related or somatoform disorder, the applicant should be referred for psychiatric opinion and advice.

(g) Personality or behavioural disorder

Where there is suspicion or established evidence that an applicant has a personality or behavioural disorder, the applicant should be referred for psychiatric opinion and advice.

(h) Disorders due to alcohol or other substance use

(1) Mental or behavioural disorders due to alcohol or other substance use, with or without dependency, are disqualifying.

(2) A fit assessment may be considered after a period of two years documented sobriety or freedom from substance use. At revalidation or renewal a fit assessment may be considered earlier with a multi-pilot limitation. Depending on the individual case, treatment and review may include:

(i) in-patient treatment of some weeks followed by:

(A) review by a psychiatric specialist; and

(B ongoing review including blood testing and peer reports, which may be required indefinitely.

(i) Deliberate self-harm

A single self-destructive action or repeated acts of deliberate self-harm are disqualifying. A fit assessment may be considered after full consideration of an individual case and may require psychiatric or psychological review. Neuropsychological assessment may also be required.

 

 

http://easa.europa.eu/system/files/dfu/AMC%20and%20GM%20on%20the%20medical%20certification%20of%20pilots%20and%20medical%20fitness%20of%20cabin%20crew.pdf (Annex to ED Decision 2011/015/R / Acceptable means of Compliance and Guidance material to Part-MED)

Bearbeitet von WeissHE
Geschrieben

 

Deshalb ist es so wichtig, dass Piloten ein Auffangnetz haben (sie werden nicht entlassen nur weil sie krank werden oder andere Probleme haben). Gerade diese Einrichtung ist bei Lufthansa in wahrscheinlich weltweit führender Weise vorhanden. Dass es gerade hier passierte ist wirklich sehr bedrückend. Aber ich muss es hier noch einmal wiederholen: Viele Piloten in der schönen neuen Airlinewelt sehen die Wirklichkeit gar nicht mehr, sie streiken für ein paar Euro. Sie legen sich an mit ihrem eigenen Arbeitgeber. Da muss es nicht erstaunen, dass ein junger Bursche das Gefühl hat, dass er ein Anrecht hat auf so einen Job, und dass ihm ein Weisskittel nichts vorzumachen hat. Und wenn doch, dann bestraft er halt den Arbeitgeber. Selber schuld, er hat es nicht anders gewollt. Wir hier in der "freien Martkwirtschaft" müssen uns zweimal überlegen, ob wir gegen unseren Arbeitgeber antreten wollen, denn wir sind angewiesen auf unseren Job und nehmen jeden Tag grosse Beeinträchtigungen in unserem Privatleben hin, damit wir überhaupt einen Job haben. Wenn ich depressiv arbeitsunfähig werde, bekomme ich keinen Jahresurlaub bezahlt. Wenn ich meine Lizenz verliere, habe ich keine Versicherung. Dann kann ich bei Aldi Regale auffüllen.

 

Dani

 

Du hast echt immer noch nichts verstanden, Danix.

Hätte nicht gedacht, dass Du Dich auf dieses Niveau runter lässt, auch wenn man sich von Dir schon einiges gewohnt ist! Diese Deine Schlussfolgerung "dann bestraft er halt den Arbeitgeber" ist allerunterste Schublade!

 

Patrick

Geschrieben (bearbeitet)

Es gibt genügend "Bestrafungen" in der Literatur. Menschen sind grundsätzlich bereit, andere zu bestrafen, wenn sie glauben, moralisch im Recht zu sein. Und das machen sie mit Freuden selbst dann, wenn sie einen Preis zu zahlen haben. Ob der Glaube berechtigt war, ist eine andere Frage. Ein Beispiel, stellvertretend für viele andere:

 

http://murderpedia.org/male.W/w/wesbecker-joseph.htm

Bearbeitet von Dierk
Geschrieben (bearbeitet)

Du hast echt immer noch nichts verstanden, Danix.

Hätte nicht gedacht, dass Du Dich auf dieses Niveau runter lässt, auch wenn man sich von Dir schon einiges gewohnt ist! Diese Deine Schlussfolgerung "dann bestraft er halt den Arbeitgeber" ist allerunterste Schublade!

 

Patrick

 

Ich verstehe schon, dass du das nicht verstehst. Aber du müsstest vielleicht mal mit einem Fachmann oder einer Fachfrau reden. Jeder Psychiater oder Psychologe, aber auch jeder Arbeitsrechtler oder HR-Manager wird mir recht geben (die Analyse kommt ja auch nicht von mir): Der erweiterte Suizid des Copiloten von GWI 9525 ist nicht primär ein selbstzerstörerischer Akt, sondern ein Zeichen gegen seine Umwelt. Hätte er einfach genug gehabt, hätte er einfach Schluss gemacht - eine Kugel im Wald, vor den Zug, Strick, was auch immer. Indem er 150 unschuldige Menschen und den Weltruf einer Firma zerstört hat, hat er ein Zeichen setzen wollen. Übersetzt lautet er: Ich hasse euch, ich will es euch zeigen. 

 

Ähnlich soll er sich ja auch gegenüber seiner on/off-Freundin geäussert haben. Natürlich wissen wir das alles nur durch die Medien, es gibt keine bewiesen Tatsachen, zumindest nicht für uns. Aber die Zeichen an der Wand stehen klar und deutlich da.

 

Dani

Bearbeitet von Danix
Geschrieben (bearbeitet)

Hach was, die Zeiten sind vorbei. Ich kenn auch einen Fall, da hat die Polizei einen eingesammelt, Tabletten schon genommen und Tüte auf dem Kopf. In's Spital eingeliefert, 1 Stunde später war er wieder draussen. Trotz Angst der Angehörigen, dass er's gleich wieder versucht.

 

In D darf nur ein Richter entscheiden, ob jemand gegen seinen Willen festgehalten werden wird (z.B. im Spital). Die Ärzte dürfen das nicht.

 

Suizid(versuch) selbst ist in D nicht strafbar. Anstiftung übrigens auch nicht, hab ich gerade erfahren.

Bearbeitet von JanCx
Geschrieben

In D darf nur ein Richter entscheiden, ob jemand gegen seinen Willen festgehalten werden wird (z.B. im Spital). Die Ärzte dürfen das nicht.

Bis der Richter da ist, darf er festgehalten, in die Klinik verbracht und bei Gefahr im Verzug auch sofort behandelt werden. Je nach Bundesland muss der Richter innerhalb so und so vieler Stunden oder Tage den Patienten evaluieren, er bestätigt dann die fürsorgerische Massnahme (meistens) oder hebt sie auf.

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