florianfrei Geschrieben 16. Oktober 2014 Geschrieben 16. Oktober 2014 Salut zäme, :) seit geraumer Zeit habe ich mir einmal wieder das Anforderungsprofil für Piloten auf der Swiss Website angeschaut, jedoch habe ich festgestellt dass sich bei den schulischen Mindestanforderungen etwas geändert hatte. Früher war diese Sektion in Swiss International Airlines und Swiss European Airlines getrennt. Für Intl. brauchte man die Matura, für die European nicht. Jedenfalls wurde dieser Part des Jobgates überarbeitet, jetzt werden die Airlines nicht mehr getrennt (dargestellt) und man braucht überhaupt keine Matura mehr. Nun meine Frage: Von woher kam dieser Unterschied? Ich kann mir schwer vorstellen, dass die Streckenlänge eines Fluges massgebend für die schulische Ausbildung des Piloten ist.. :huh: (jetziger Stand der Dinge: https://careers.swiss.com/index.php?ac=jobad&id=970) Vielen Dank für alle Antworten flo :D Zitieren
Danix Geschrieben 17. Oktober 2014 Geschrieben 17. Oktober 2014 Scheinbar scheint niemand eine Antwort geben zu wollen - ist ja auch nicht mehr so viel los im Forum seit der Softwareänderung... Der Unterschied ist natürlich historisch begründet: SWR (Swiss International) ist die ehemalige Swissair, SWU (Swiss Regional) die Crossair. Da waren die Anforderungen immer unterschiedlich. Auch gibt es immer noch zahlreiche Vertreter die sagen, dass die Qualität bei SWR höher sei, was sie dann auch mit Forderungen untermauern (höheren Lohn und bessere Bedingungen). Inzwischen versucht man ja, das ganze zu vereinen, was leider mit dem neuen GAV und dem Streit um die 777 vorerst misslungen ist. Deshalb versucht an auch, die tatsächlichen und vermuteten Unterschiede einzuebnen. Noch eine persönliche Anmerkung: Man muss nicht die Matura gemacht haben, um ein guter Pilot zu sein. Ich kenne viele gute Piloten, die nie eine Uni von innen gesehen haben. Ich kenne Captains, die waren in ihrem früheren Leben Mechaniker, Gärtner, Bauplaner, Surflehrer, Bauern, Verkäufer usw. Dani (mit Matura und Universitätsausbildung) 2 Zitieren
FalconJockey Geschrieben 17. Oktober 2014 Geschrieben 17. Oktober 2014 Die Matura hilft aber in der Regel, weil man auf ein gewisses Niveau an Grundwissen bauen kann, um Zusammenhänge besser zu erlernen und zu verstehen. Andreas (mit Matura/Abitur, aber ohne Studiengang) 1 Zitieren
Ernst Dietikon Geschrieben 17. Oktober 2014 Geschrieben 17. Oktober 2014 Ich habe da als Mensch mit Maturaabschluss und etwas Erfahrung als Lehrer an einer Kantonsschule etwas Mühe. Ich glaube nun wirklich nicht, dass Leute mit gymnasialer Matura grundsätzlich besser für den Pilotenberuf geeignet sind als solche mit Berufsmatura. Wobei ich zugebe, dass ich ja kein Pilot bin und die Anforderungen nicht so gut einschätzen kann. Ich kenne einen ehemaligen Swissair Jumbokapitän welcher eine Maschienenschlosserlehre und dann noch eine Handelsschule absolvierte. Nach heutiger Anforderung wäre er nie Langstreckenpilot geworden. Wie ist dies wenn jemand aus einem deutschen Bundesland mit eine Maturitätsquote von 40% kommt? Sind diese Absolventen dann alle qualifizierter als der beste Absolvent eine Berufsmatura? Wenn schon, dann müsste man das Grundwissen festlegen, welches ein zukünftiger Pilot haben muss und dann dies prüfen, wobei man ja die schon abgelegten Prüfungen anrechnen müsste. Gruss Ernst 1 Zitieren
Danix Geschrieben 17. Oktober 2014 Geschrieben 17. Oktober 2014 Es kommt natürlich nicht drauf an, welchen Abschluss man gemacht hat, sondern was man kann. Ein Mensch, der einen Doktortitel oder auch nur eine Matura/Abitur hat, hat zumindest bewiesen, dass er intelligenter ist als einer mit nur einem Berufsabschluss oder gar nichts. Das muss aber nicht bedeuten, dass er auch besser ist. Hingegen gibt es gewisse Lehrgänge in der Pilotenausbildung, die ohne Hintergrundwissen in der höheren Mathematik nicht verstanden werden können. Dazu braucht es auch ein bisschen Bildung. Bildung und Wissen und Intelligenz ist nicht das gleiche. Bildung und Wissen kann man nachholen, Intelligenz eher nicht. Aber man kann sich intellektuell verändern. Das macht man meistens beim Heranwachsen. Ein Mensch, der vielleicht noch mit 17 (also als er sich für einen Beruf entscheiden musste) ein bisschen ein Nachzügler war, kann sich mit 25 in eine total andere Richtung entwickelt haben. Grundsätzlich muss man auch sagen, dass es für den Pilotenberuf nicht derart viel Intelligenz braucht, es ist eher eine Frage des Charakters, der Einstellung und gewisse manuelle/visuele und organisatorischen/menschlichen Fähigkeiten sind gefragt. Aber das Berufsbild ist nun keineswegs vergleichbar mit solchen, wo ein Studium unbedingt notwendig ist (z.B. um eine wissenschaftliche Arbeit oder Erfindung zu machen). Auch ist der Stoff, den es zu lernen gibt, um ein wesentliches kleiner als bei gewissen Studienlehrgängen. Deshalb: Nein, es braucht keine Matura/Studium. Aber die meisten Airlines sehen es natürlich gerne, wenn es einer hat. Denn dann wissen sie schon mal, was einer geleistet hat. Dani 4 Zitieren
FalconJockey Geschrieben 17. Oktober 2014 Geschrieben 17. Oktober 2014 Man braucht Durchhaltevermögen und schon ein gewisses Mass and Intelligenz und Allgemeinbildung, um ein professioneller Pilot zu werden. Es geht um ein gewisses Niveau, das man als Mensch im Cockpit sitzen haben will. Wenn jemand das Abitur bzw. die Matura schafft, kann man in der Regel davon ausgehen, dass diese Kritierien erfüllt werden. Ich habe doch in meinem Kurs 1998 gesehen, dass Leute ohne höhere Bildung extreme Mühe unter anderem in Navigation hatten, weil sie keinen Dreisatz schafften, mit Prozentrechnung Mühe hatten, ihr Englisch unter aller Sau war und dann - keine Überraschung - nichts mit Formeln wie dG = arccos [ sin(j A) * sin(j B) + cos(j A) * cos(j B) * cos(D l) ] anfangen konnten. Ich mache niemandem einen Vorwurf, der das NOCH nicht kann, aber Trigonometrie sind für mich Basiswissen, die man mitbringen sollte, um sich relativ schnell die sphärische Trigonometrie anzueignen. Natürlich gibt es auch Deppen, die Matura/Abitur geschafft haben: Ohne Allgemeinbildung, ohne Interesse, ohne Durchhaltevermögen, ohne ausserordentliche Intelligenz. Diese stellen aber die Minderheit dar. 1 Zitieren
Danix Geschrieben 17. Oktober 2014 Geschrieben 17. Oktober 2014 ,,, es gibt auch Deppen an der Uni ;) Zitieren
Ernst Dietikon Geschrieben 18. Oktober 2014 Geschrieben 18. Oktober 2014 ... oder auch nur eine Matura/Abitur hat, hat zumindest bewiesen, dass er intelligenter ist als einer mit nur einem Berufsabschluss oder gar nichts. Da möchte ich widersprechen. Ich denke, vor allem in qualifizierten Berufen gibt es genügend Absolventen welche intelligenter als mancher Maturand sind. Bestimmt könnten was die Intelligenz anbelangt 2/3 bis 3/4 der Jugendlichen eine Matura schaffen. Wer kennt die Tests an Gymnasiasten und Sekundarschülern zu Beginn der Oberstufe nicht? Da sind schneiden die besten Sek C Schüler gleich gut ab wie die schlechtesten Gymnasiasten. Die Selektion zum Gymnasium ist bestimmt keine Selektion nach Intelligenz. Die Kenntnisse in Mathematik, Physik und Englisch welche ein Pilot braucht, kann er auch ohne Matura problemlos nachholen. Das kann jeder Absolvent einer Berufsmatura. Gruss Ernst 2 Zitieren
Wingman340 Geschrieben 18. Oktober 2014 Geschrieben 18. Oktober 2014 (bearbeitet) Hi Flo die Historie, wie es zu den unterschiedlichen Anforderungsprofilen kam, wurde schon erklärt. Die Tatsache, dass Landwirte, Mechaniker oder Maurer selbst in der Schweizer Luftwaffe als Milizpiloten flogen zeigt doch deutlich, dass es nicht unbedingt auf den Berufsabschluss/ Studium ankommt. Diese Leute wurden jedoch auch einer strengen Selektion unterzogen und haben bewiesen, dass sie die Ausbildung "durchbringen". Als "ab-initio-Pilot" bei der Flugschule einer Airline kriegt man "nobody" (was Fliegen angeht) innert knapp 2 Jahren ganz viel Stoff zum Lernen. Man muss fähig sein, diesem Zeitdruck mit geeigneten Methoden (auch Lernmethodik) entgegen zu treten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Maturant oder ein Ingenieur diesen ganzen Lernstoff in der geforderten Zeit und Qualität verarbeiten kann liegt/ lag höher als bei einem Berufsabgänger. Dazu kommt (wie von Andreas richtig angesprochen) ein gewisses Grundverständnis in verschiedensten Fächern. In der Zwischenzeit haben sich auch die Berufe verändert. Lernte man früher als Mechaniker - Lehrling während einem Jahr mit der Eisenfeile umzugehen, hat sich heute der Lehrstoff in diesem Beruf massiv verändert/ modernisiert. Zudem hat die Berufsgruppe "Pilot" ungerechtfertigter Weise an "Image" verloren. Es wird schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu finden. Gruss Patrick Bearbeitet 18. Oktober 2014 von Wingman340 Zitieren
Ernst Dietikon Geschrieben 18. Oktober 2014 Geschrieben 18. Oktober 2014 Es wird schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu finden. Und da schliesst man die Berufsmaturandinnen und Berufsmaturanden bei Swiss International erst einmal aus? Die müssen alle die gymnasiale Matura erst nachholen, was doch ein gewisser Aufwand ist, muss man da ja nicht nur Mathematik und Physik, welche die Berufsmaturanden teilweise ohnehin können, sondern auch z.B. Literaturgeschichte lernen. So ganz verstehe ich die Anforderungskriterien nicht. Oben wurde eine trigonometrische Formel aufgeführt. Maturanden können damit etwas anfangen, Abgehörige andere Berufsgruppen oft möglicherweise nicht. Ich unterrichtete vor Jahrzehnten in einem Vorkurs für das Neutechnikum Buchs Geometrie. Damals brachten wir den Schülern in vier Monaten u.a. die Mittelschultrigonometrie bei. Berufsmaturanden konnten prüfungsfrei ins Technikum eintreten. Man setzte also den Stoff aus der Berufsschule voraus. Warum nicht für Nichtmaturanden eine Prüfung in den relevanten Fächern? Ev. auch mit einem Vorkurs? Gruss Ernst Zitieren
Wingman340 Geschrieben 18. Oktober 2014 Geschrieben 18. Oktober 2014 Und da schliesst man die Berufsmaturandinnen und Berufsmaturanden bei Swiss International erst einmal aus? .... Gruss Ernst Salü Ernst Wie Du im aktuellen Anforderungsprofil der Swiss erkennen kannst, wird Berufsmatura ebenfalls anerkannt. Früher reichte dies nicht aus, da gab es auch keine Probleme mit Nachwuchs. Heute wird es schwierig, guten Nachwuchs zu finden. Nun wird Berufsmatura anerkannt. Gruss Patrick PS: die Anforderungskriterien muss man nicht zwingend verstehen. Sie werden von den Flugschulen (oder den Airlines) festgelegt. 1 Zitieren
Ernst Dietikon Geschrieben 18. Oktober 2014 Geschrieben 18. Oktober 2014 Salü Ernst Wie Du im aktuellen Anforderungsprofil der Swiss erkennen kannst, wird Berufsmatura ebenfalls anerkannt. Früher reichte dies nicht aus, da gab es auch keine Probleme mit Nachwuchs. Heute wird es schwierig, guten Nachwuchs zu finden. Nun wird Berufsmatura anerkannt. Gruss Patrick PS: die Anforderungskriterien muss man nicht zwingend verstehen. Sie werden von den Flugschulen (oder den Airlines) festgelegt. Danke für den Hinweis. Da war ich nicht auf dem Laufenden. ich dachte immer Swiss International verlange eine gymnasiale Matura. Gruss Ernst Zitieren
florianfrei Geschrieben 19. Oktober 2014 Autor Geschrieben 19. Oktober 2014 Huch... das sind aber viele Antworten :PMir ist nun Einiges klarer geworden, dankeschön an Alle! :D flo Zitieren
Chipart Geschrieben 20. Oktober 2014 Geschrieben 20. Oktober 2014 Ich bin im dem Punkt ausnahmsweise mal ganz bei Wingman: Es geht nicht wirklich darum, ob jemand Matura hat, oder nicht. Es geht darum, warum jemand Matura hat oder nicht. Wer kein Matura hat, weil er den mittelständischen Dachdeckerbetrieb seines Vaters viel besser einmal übernehmen kann, wenn er eine Dachdecker-Ausbildung und die Handelsschule besucht hat und dort mit Fleiss, Ehrgeiz und Erfolg bei der Sache war, der kann ein ganz hervorragender Pilot werden. Wer kein Matura hat, weil ihm dort die Mathematik und Physik immer schon zu schwer war, der wird sich auch als Pilot extrem schwer tun - vielleicht nicht mal so sehr täglich in der praktischen Arbeit, aber auf jeden Fall in der Ausbildung. Gruss, Florian 1 Zitieren
Chipart Geschrieben 20. Oktober 2014 Geschrieben 20. Oktober 2014 Zudem hat die Berufsgruppe "Pilot" ungerechtfertigter Weise an "Image" verloren. Hier bin ich dann gleich schon wieder nicht mehr Patricks Meinung: Die Berufsgruppe "Pilot" hat ganz zu Recht in den letzten Jahren am Image verloren: Weg von einem abgehobenen, Halbgott-Gleichen Image der "tollkühnen Männer in ihren Fliegenden Kisten" hin zu der Normalität eines fachlich höchstspezialisierten Ausbildungsberufes. Gruss, Florian Zitieren
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