Juschi Geschrieben 6. Juni 2014 Teilen Geschrieben 6. Juni 2014 Vielleicht passt es nicht ganz in das FlightForum, aber ich denke wenn ich irgendwo kompetente Antworten erhalte, dann hier. Es ist ja bekannt, dass die deutsche Bundeswehr und insbesondere die USA unmengen an sehr teurem Material in Afghanistan verschrottet, weil der Rücktransport zu teuer sei. SIehe dazu hier oder hier Ich verstehe das nicht ganz. Dort werden Fahrzeuge mit einem Wert von teilweise einer Million USD verschrottet, weil der Transport zu teuer sei. Man stelle sich vor, in Afghanistan steht ein Lamborghini oder Ferrari und wenn man den in die USA verfrachten will, heisst es, eine Verschrottung sei billiger. Nach der Logik dürfte es keine europäischen Autos in den USA geben. Aber selbst billige VW Polos oder japanische Kleinwagen können zu Spottpreisen um die Welt verschifft werden. Ein 500g Päckchen kann ich hier als Privatperson für 3,45 EUR per Flugzeug (!) in die ganze Welt verschicken. Und dann sollen 1 Kg Militärmaterial per Schiffsfracht in die USA 100 EUR kosten? Containerschiffe kann man doch jederzeit und überall chartern. Ein MRAP wiegt 14 Tonnen und kostet 750.000 USD. D.h. die Transportkosten für 1 Tonne Material für dieses Fahrzeug müssen über 50.000 USD betragen. Das kann doch nicht sein. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Danix Geschrieben 6. Juni 2014 Teilen Geschrieben 6. Juni 2014 Ich versuch es mal zu erklären: Wenn du den Wert 1 Mio hörst, dann sind das wahrscheinlich die Beschaffungskosten. Inzwischen sind die Teile mehrere Jahre im Einsatz gewesen. Sie sind sozusagen abgeschrieben. Krieg ist teuer. Die Geräte müssten aufwändig repariert und gewartet werden. Ein weiteres Problem: Je nach Gerät sind sie in unseren Breitengraden unbrauchbar. Sie wurden vielleicht für den Einsatz in den Wüsten vorbereitet, oder für grosse Höhen, Kälteeinsatz usw. Ausserdem brauchen diese Armeen gar nicht mehr so viel Material. Solange also nicht noch ein Krieg ansteht, ist es unnütz, den Gerätepark zu repatriieren und dann hier oder in einer Wüste in den USA zu parkieren. Meistens sprechen wir ja von Lastwagen, leichten Personentransportern (Geländewagen), dann natürlich viele Baumaterialien, Zubehör, "Ausrüstung" (dazu gehören auch Schlafzelte, Küchen usw). Die Russen machten es anders: Die hatten alles abgeschleppt, als sie Mitteleuropa verlassen haben. Sie nahmen sogar die Betonplatten ihrer Flugplätze mit! Das liegt natürlich daran, dass in der UdSSR keine wirtschaftlichen Überlegungen angestellt wurden, und weil zuhause alles knapp war. Meine Frau erzählt mir jeweils die Geschichte, dass als ihre Mutter nach dem Einfall der Russen wieder ihr Haus in Prag zurückkehren konnten, fehlte ein Wasserhahn. Aber weil die Soldaten die Rohre nicht aus der Mauer entfernen konnten, schossen sie die Wand rund um den Hahnen nieder... Nach dem 2. Weltkrieg wurde im Westen Material im Wert von Milliarden lokal verschenkt. Die Schweiz hat davon unter anderem auch sehr profitiert, denn wir bekamen P-51 Mustangs und Piper P-3 zum Spottpreis. Ein Teil davon wird in Afghanistan sicher auch an die lokalen Armee und Polizeikräfte gehen. Grösseres, schwereres, teureres und vor allem geheimeres Material (Panzer, Funkgerät, Waffen) wird repatriiert. Dani Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
FalconJockey Geschrieben 6. Juni 2014 Teilen Geschrieben 6. Juni 2014 Steht doch alles in den von Dir verlinkten Artikeln (das was Danix auch geschrieben hat). Und: Ein weiterer Einflussfaktor in der hitzigen Debatte ist die US-Rüstungsindustrie. Sie wäre über eine Überschwemmung des globalen Rüstungsmarktes mit altem und daher billigem US-Gerät gar nicht erfreut - und die Umsätze würden darunter leiden, wie die Zeitung weiter schreibt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Danix Geschrieben 6. Juni 2014 Teilen Geschrieben 6. Juni 2014 oh, die verlinkten Artikel habe ich gar nicht gelesen. Aber schön, wenn sie das gleiche sagen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Wolkenschieber Geschrieben 6. Juni 2014 Teilen Geschrieben 6. Juni 2014 Das Problem sind nicht die Kosten alleine, sondern es ist ein logistisches Problem und es findet in einem Kriegsgebiet statt. Aus Sicherheitsgründen werden Waffen und Munition ausgeflogen. Das heisst, die Truppe ist mit Beginn des Rückzugs nur noch bedingt kampfbereit. Und dann musste sich ein Treck von Kilometern durch Afghanische Feindesland bewegen. Es braucht nicht viel Phantasie, sich vorzustellen, was da los wäre. Also ist neben der Sicherung von Waffen und Munition, die Sicherheit der Soldaten von höchster Priorität. Und vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung der Bundeswehr, Waffen und Munition wird ausgeflogen, direkt nach Deutschland. Fahrzeuge usw. Mit Antonovs in die Türkei, von dort weiter mit dem Schiff. Sonstiges Gerät, Hospitäler usw. Geht an die Afghanische Armee. Natürlich spielen dann auch noch Überlegungen nachgeordneter wirtschaftlicher Bedeutung eine Rolle, aber sicher nicht bei den ausführenden Militärs. Dieser Rückzug ist ohnehin eine der größten logistischen Aufgaben, die je gelöst werden mussten. In der FAZ gab es dazu vor einigen Wochen einen Artikel (faznet ?). Einen zu den USA in der Washington Post hatte ich verlinkt (geht unter den ob walten den Umständen gerade nicht noch einmal, muss aber hier irgendwo zu finden sein, bei Interesse). Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
mds Geschrieben 6. Juni 2014 Teilen Geschrieben 6. Juni 2014 Containerschiffe kann man doch jederzeit und überall chartern.Insbesondere in Afghanistan … :009: Martin Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
bleuair Geschrieben 6. Juni 2014 Teilen Geschrieben 6. Juni 2014 Dieser Rückzug ist ohnehin eine der größten logistischen Aufgaben, die je gelöst werden mussten. Ich habe ja so Mitleid. Irgendwie ist das Material ja auch hingekommen. Vielleicht wachen dann die US Stimmbürger mal ein bisschen auf... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Kuno Geschrieben 7. Juni 2014 Teilen Geschrieben 7. Juni 2014 Andreas hat es oben erwaehnt - man will vermeiden, dass der "Markt" mit gebrauchten Ruestungsguetern ueberschwemmt wird. Das war auch nach dem Zweiten Weltkrieg so - da wurden zum Beispiel in Australien mit den Bulldozern Unmengen von fabrikneuen LKW ueber die Klippen ins Meer geschoben. In den USA kam es zu aehnlichen Aktionen und auch in anderen Laendern. Und dann gibt es wohl noch einen weiteren Faktor: (wieder einmal) geht die groesste Militaermacht, die die Welt je gesehen hat geschlagen vom Feld. Die USA haben wahrshceinlich kein Interesse daran, dies in einem riesigen Konvoi mit eingezogenen Schwaenzen zu tun... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Wolkenschieber Geschrieben 7. Juni 2014 Teilen Geschrieben 7. Juni 2014 Ich habe ja so Mitleid. Irgendwie ist das Material ja auch hingekommen. Im "normalen" Leben ist rein meist schwieriger als raus . Zumindest, wenn man sich an die allgemeinen "Umgangsformen" und die Regeln hält. Das gilt dann in der Regel wieder nicht im Krieg und bei privaten Umzügen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
DaMane Geschrieben 7. Juni 2014 Teilen Geschrieben 7. Juni 2014 ........... Und dann gibt es wohl noch einen weiteren Faktor: (wieder einmal) geht die groesste Militaermacht, die die Welt je gesehen hat geschlagen vom Feld. Die USA haben wahrshceinlich kein Interesse daran, dies in einem riesigen Konvoi mit eingezogenen Schwaenzen zu tun... ........... [ironie mode on:] Da sieht man wieder, daß diese begrenzten Kriege nichts taugen. Erst wenn im ganzen Land kein Gras mehr wächst, weiß jeder, wer der wahre Sieger ist, dem ewig Ruhm und Ehre gebührt. Daß diese Amis auch immer so zimperlich sind in der Wahl ihrer Mittel, wo sie doch alles platt machen könnten........ Schönes Pfingswochenende! (der heilige Geist leuchtet uns schon heim.....) [ironie mode off:] Gruß Manfred Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
sirdir Geschrieben 7. Juni 2014 Teilen Geschrieben 7. Juni 2014 Das gilt dann in der Regel wieder nicht im Krieg und bei privaten Umzügen. Also wenn beim Krieg raus schwieriger ist als rein, dann hat man aber auch was falsch gemacht... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Wolkenschieber Geschrieben 7. Juni 2014 Teilen Geschrieben 7. Juni 2014 Na ja, was das Engagement als solches anbelangt, kann man streiten. Aber rein organisatorischngehtves hält darum, den ganzen Müll, den man in 10 Jahren rein geschleppt hat, nun auf einmal raus zu holen. Also ich bin ein dutzend Mal umgezogen, ich verstehe die Leute. Die Frage ob man etwas falsch gemacht hat, muss man hält vor dem Hintergrund beantworten, ob man will, dass Mädchen in die Schule gehen dürfen. Und wenn man das bejaht, wie man es umsetzt, wenn da ein paar Rückwärts Gewandte, im Mittelalter verhharrend, ein einst blühendes Kultur reiches Land ins Mittelalter zurückholen wollen. Vielleicht wäre es Ziel führender gewesen, ne besser nicht .... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Nifat Geschrieben 9. Juni 2014 Teilen Geschrieben 9. Juni 2014 Das ganze Debakel wir hier gut beschrieben. http://theweek.com/article/index/260653/the-crazy-logistics-of-packing-up-the-us-war-in-afghanistan#axzz34AgpDquX Auf den passierbaren Strecken werden Gebüren erhoben (z.b. Packistan verlange 8000 $ pro Container, hiess es mal) So macht Logistik keinen Spass mehr. Und wenn mann sich die riesig langen Wege über Land auf der Karte anschaut, kommt man sehr schnell auf die Idee, das Zeug zu schrotten, was ja auch nicht einfach ist. Man will schon gar nicht hinschauen gehen wie das dann dort aussieht wenn die Aktion als "abgeschlossen" erklärt wird. Gruss Hansueli Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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