Andrew2010 Geschrieben 28. April 2014 Geschrieben 28. April 2014 Hallo zusammen! Bin gerade den praktischen Leitfaden der Radionavigation (Andy Fischer) am durcharbeiten und komme bei den Interceptionen / 6 Punkte Regel und zwar bei: "Bestimmen der ersten Kurve, links oder rechts" nicht weiter. Entscheidet die erste Kurve links oder rechts nach dem aktuellen HDG? Habe und mir folgendes Beispiel auf einem Blatt Papier dargestellt: 1. Bestimmen der aktuellen Position (QDM resp. QDR) und des Headings. Act. QDM (Track) 225° / HDG 225° 2. Bestimmen des verlangten Tracks resp. Radials. Req. QDM (Track) 240° 3. Winkeldifferenz berechnen und Interceptionsmethode bestimmen. Winkeldifferenz 15° / Interceptionsmethode 45° 4. Bestimmung der generell zu fliegenden Himmelsrichtung. SSW 5. Bestimmen der ersten Kurve, links oder rechts. ??? 6. Interceptionsheading berechnen. 195° Danke und Gruss Andrew Zitieren
FalconJockey Geschrieben 28. April 2014 Geschrieben 28. April 2014 Hallo Andrew, gerade am Anfang solltest Du Dir das immer aufmalen, dann weisst Du sofort was Du tun musst. Wie bestimmst Du denn den TRACK oder das RADIAL? Richtig, Du drehst am OBS solange bis Du für das TRACK zur Station die TO-Flag hast und die CDI-Nadel in der Mitte ist. Danach drehst Du den OBS für den Soll-TRACK ein und siehst dann am Gerät direkt in welche Richtung Du korrigieren musst. In diesem Fall bewegt sich der CDI von der Mitte nach links, wenn Du den OBS von 225 auf 240 drehst. Also: Anfangs immer aufzeichnen und es auf diese Weise visualisieren. Irgendwann geht es ins Blut über und Du hast das Bild ohne Zeichnung vor dem geistigen Auge. Nimm den Flugsimulator und übe, übe, übe. Anders geht es einfach nicht. Zitieren
Andrew2010 Geschrieben 28. April 2014 Autor Geschrieben 28. April 2014 Hallo Andreas Vielen Dank für Deine Erklärung! Werde es auf jeden Fall mit dem Flugsimulator üben, üben, üben! :) Gruss Andrew Zitieren
Brufi Geschrieben 28. April 2014 Geschrieben 28. April 2014 Mit der folgenden, simplen Methode kommst Du zuverlässig zu jener Kurve welche Dich weg von der Station auf das intercept Heading führt. Dadurch wird vermieden, dass Du allenfalls erst hinter der Station die gewünschte Standlinie erreichst. Dazu ist zu sagen, dass dies nur dann Sinn macht, wenn man sich ziemlich nahe bei der Station befindet, wenige Meilen. Befindet man sich weit weg (8 oder 10 NM oder noch mehr), dann funktioniert die Methode zwar, aber man fliegt einen nutzlosen Umweg. Stell Dir die Station wie auf der Karte dargestellt vor, N oben. Am besten indem Du Dir die Station vor dem geistigen Auge ins Zentrum des Attitude Indicators (AI) hineinprojizierst. Stell Dir deine aktuelle Position vor an der Peripherie des AI, also QDM 225, das ist irgendwo oben rechts. Stell Dir nun die gewünschte Standlinie vor, also QDM240, das ist etwas weniger weit oben und etwas mehr rechts. Das Intercept HDG hast Du ja bereits bestimmt, für eine 45° interception auf QDM 240 beträgt es 195°. Die Frage ist nun, drehst Du von deinem aktuelle HDG 225 um 30° nach links auf 195° oder nach rechts um 150° auf 195° ? Der kürzere Weg (also nach links) könnte möglicherweise (nämlich wenn Du bereits nahe bei der Station bist) dazu führen, dass Du erst extrem nahe bei oder gar erst hinter der Station das verlangte QDM 240 (bzw. seine Verlängerung) erreichst und dann hoffnungslos überschiesst. Deshalb ist die sichere Methode eine Kurve nach rechts. Diese führt Dich zuerst mal weg von der Station und der Punkt wo Du QDM240 schliesslich erreichst, ist weiter von der Station entfernt als deine aktuelle Position. Dies erlaubt eine sichere Interception mit Eindrehen auf 240°. So, jetzt: Wie kommt man auf links oder rechts ohne zu zeichnen und während man von Hand fliegt? Gaaaanz einfach: An der Peripherie des AI liegt deine aktuelle Standlinie etwas weiter oben und weniger rechts als die gewünschte Standlinie. Entlang der Peripherie des AI geht es also rechtsherum von der aktuelle zur gewünschten Standlinie. Dies bedeutet, es braucht eine Rechtskurve aufs Intercept HDG195 um dabei von der Station wegzudrehen und Abstand zu gewinnen. That's it. Also einfach: Drehrichtung von der aktuellen zur gewünschten Standlinie = Drehrichtung der Kurve aufs Interceptheading. Gruss Philipp Zitieren
Andrew2010 Geschrieben 29. April 2014 Autor Geschrieben 29. April 2014 Hallo Philipp Auch Dir ein grosses Dankeschön für die ausführliche Erklärung! Heb es bereits mit dem Flugsimultor ausprobiert...funktioniert super! :) Gruss Andrew Zitieren
Danix Geschrieben 16. Mai 2014 Geschrieben 16. Mai 2014 Und hier noch eine Regel, so dass man die Interzeption fast ohne Überlegen machen kann. Die Regel heisst: Der Zeiger fällt immer nach unten. Du musst also erst mal gar nichts rechnen und überlegen. Du schaust Dir nur die VOR-Nadel an. Jetzt suchst du den gewünschten Radial auf der Skala. Dann ist die ganze Arbeit eigentlich schon getan. Nun musst du nämlich dein Flugzeug nur noch in jene Position bringen, dass die Nadel auf den gewünschten Radial fällt. Denn - wie die Regel besagt - Nadeln fallen immer nach unten (wie beim Weihnachtsbaum:005:). Die Nadel muss also zwischen Kurs und gewünschtem Radial liegen, und während du dein neues Heading fliegst, "fällt" die Nadel. Die Frage ob rechts oder links ist auch sofort beantwortet. Das ganze tönt zwar relativ abstrakt. Wenn man es verstanden hat kann man sich 6 Punkte Regel schenken und der Entscheid ist in einem Sekundenbruchteil erledigt. Viel Spaß Dani Zitieren
comandant Geschrieben 16. Mai 2014 Geschrieben 16. Mai 2014 Hallo Dani Ich habe deinen Beitrag mit Interesse gelesen, aber das mit dem Fallen verstehe ich nicht :o Zitieren
Danix Geschrieben 16. Mai 2014 Geschrieben 16. Mai 2014 Ich weiss, es ist relativ schwierig am Anfang. Wenn man den Dreh raus hat, ist es ein Kinderspiel. Aber so ist es wohl mit allem. Ich versuche es noch einmal: Wenn du auf ein VOR (oder NDB) losfliegst, dann ist im Idealfall die Nadel nach vorne zentriert (ohne Wind), Machst du die kleinste Abweichung bzw. einen Steuerfehler, geht der Zeiger auf die Seite. Korrigierst du weiterhin nichts, fällt der Zeiger nach "unten", also vom geflogenen Kurs weg. Soweit mitgekommen? OK, wir machen uns diese "Eigenart" der Zeiger zunutze. Denn Zeiger fallen immer nach unten! Du musst sie also nur so weit nach unten fallen lassen, bis sie den Radial anzeigen, den du haben möchtest. Machen wir ein Beispiel: Der aktuelle Radial in (QDM) ist 060°. Aufgabe: Interzeptieren sie Radial in 090=E. Was machst du? 6 Punkte Regel? Nein! Einfach einen Steuerkurs suchen, der die Nadel fallen lässt. Die Nadel fällt von selber, nämlich von 60 auf 61°, dann 65, 70, schliesslich bei 90. 10° vorher gehst du auf HDG 090. Paletti - fertig! Natürlich musst du noch überlegen, mit wieviel Grad du interzeptieren willst, ob mit 90, 45 oder 30°. Dafür brauchst du ein DME. Wenn du diese Aufgabe verstanden hast, machen wir eine kompliziertere Übung. Bist du bereit? Dani Zitieren
comandant Geschrieben 16. Mai 2014 Geschrieben 16. Mai 2014 Hallo Dani Ja das ist jetzt alles klar. Mit "Fallen" meintest du, dass mit der Zeit automatisch im NDB-Fall ein QDR wird. Zitieren
Danix Geschrieben 16. Mai 2014 Geschrieben 16. Mai 2014 ja, ok, so kann man es auch sehen. Ab Abeam wird es ein QDR. Aber ich meine es völlig laienhaft und dilletantisch: Die Spitze der ADF-Nadel oder des RMI oder was auch immer du nimmst, sie fällt immer nach unten. Zuerst befindet sie sich "oben", also nahe der Flugrichtung, der Lubber Line, dann geht sie auf die Seite, und bald schon ist sie unten am Instrument. Wenn du unendlich lange fliegst, liegt sie genau hinter dir. Jedes Kind kann mit dieser Regel arbeiten und weiss sofort, wohin man fliegen muss. Die 6 Punkte Regel ist von Leuten erfunden worden, die der Ansicht sind, Fliegen müsse absichtlich kompliziert sein. Ist es nicht. Caveat: Mein System funktioniert nur mit nachführenden Kompassinstrumenten. Auf den uralten RBI (Relative Bearing Indicator), wo sich die Nullgradrichtung immer auf der Lubber Line befindet, funktioniert es nicht. Da muss man es sich räumlich vorstellen. Aber diese Geräte gibt es schon seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr:D Bereits auf einem MDI (Moving Dial Indicator), wo man die Karte manuell nachführen kann, funktioniert es. Dani Zitieren
Danix Geschrieben 16. Mai 2014 Geschrieben 16. Mai 2014 OK, wir machen jetzt eine kompliziertere Übung. Aufgabe: Gleiches Instrument. Interzeptieren sie den QDM 010°. Du musst einen Steuerkurs finden, bei dem die Nadel von aktuell 060 auf 010 fällt. Kein Problem, du musst die Nadel von 60 auf 10 fallen lassen. Wie macht man das? Man macht eine Linkskurve auf ungefähr Heading 100 (das genaue kannst du dir während dem Turn ausrechnen, 90, 45 oder 30°). Wenn du dann auf Heading 100 bist, ist der Zeiger genau zwischen dir und dem gewünschten Radial. Er wird langsam fallen, nämlich gegen 55, 50, 40, 30, 20, dann auf Heading 010 drehen. Schon bist du drauf. Funktioniert in jedem Fall. Ich mache mir nicht mal die Mühe zu überlegen wo ich mich im Raum befinde. Die Regel funktioniert selbst dann. Dani Zitieren
Danix Geschrieben 17. Mai 2014 Geschrieben 17. Mai 2014 Jetzt noch die Spezialfälle: Wie wir oben gesehen haben, wird die Nadel maximal auf 6 Uhr stehen bleiben, wenn wir unendlich fliegen wollen. Muss die Nadel jedoch weiter als 6 Uhr fallen, müssen wir über die Station fliegen. Also, gleiche Situation wie oben, wir wollen Radial 240 (also das genau Gegen-Radial von 060°) fliegen. Aufgabe: Intercept Radial in 240°. OK, auf welchem Heading muss man fliegen, damit die Hadel genau dorthin fällt? Natürlich auf Kurs 060, das heisst genau auf die Station zu. Wenn wir lange genug fliegen, wird die Nadel irgendwann mal auf 240 fallen. Also genau dann wenn wir die Station passiert haben. Noch zum Begriff Radial: Ich verwende hier immer den Begriff Radial in. Andere nennen es auch Radial inbound. Oder Radial to. Das Gegenteil ist Radial out(bound) oder Radial from. Andere nennen es auch Radial (für out) und Course (für in). Zitieren
FalconJockey Geschrieben 17. Mai 2014 Geschrieben 17. Mai 2014 Um genau diese Verwechslungen auszuschliessen arbeite ich seit Beginn immer mit Radial und Course. Das ist viel intuitiver, weil man sich damit etwaige Hirnverdrehungen erspart, wenn man unter hoher Belastung navigieren soll. Zitieren
DaMane Geschrieben 8. Juni 2014 Geschrieben 8. Juni 2014 Hallo Andreas Vielen Dank für Deine Erklärung! Werde es auf jeden Fall mit dem Flugsimulator üben, üben, üben! :) Gruss Andrew Sehr guter Ansatz! Ich konnte dank FS schon mit dem VOR navigieren, bevor ich die erste Flugstunde hatte. Einziger Unterschied: in der realen Fliegerwelt ist der Empfang nicht immer so gut wie im SIM. Gruß Manfred Zitieren
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