Was geschieht eigentlich mit Wrack-Teilen nach einer Untersuchung?

[fabiodv]

Guten Tag,

 

Ich interessiere mich schon seit vielen Jahren für die Untersuchungsarbeiten nach Unfällen in der Luftfahrt.

Nun habe ich da eine Frage:

 

Mit grossem Aufwand werden jeweils Wrackteile geborgen, gesichtet, zugeordnet und untersucht; Teilweise

ganze Segmente rekonstruiert (TWA 800, SR 111 etc)

 

Tonnen von Trümmerteilen in Hangars und in Kisten gelagert. Was geschieht eigentlich mit diesen Teilen, wenn

eine solche Untersuchung abgeschlossen ist? Werden die ganz normal dem Rcycling zugeführt? Oder müssen

diese Teile aus Gründen der Untersuchung eine gewisse Zeit aufbewahrt werden? Existiert das Rumpfsegment der TWA 800 noch?

Was ist mit den hunderten von Kartons mit Trümmerfetzen und dem "Jig" von SR 111 geschehen?

 

Das rekonstruierte Wrack der Itavia-DC 9 ist in einem Gedenk-Museum zu besichtigen, viele Wrack-Teile der Lauda-767

liegen noch immer in Thailands Tschungel, genauso liegen viele Wrackteile einer UTA-DC 10 noch immer im Wüstensand

Nordafrikas. Ist es nicht eigentlich auch Aufgabe der betroffenen Airlines, solch grausigen Überbleibsel aus Pietätsgründen

zu bergen und entsorgen?

 

Vieleicht weiss Jemand aus dem Forum hier ja mehr zu diesem Thema...?

 

Besten Dank!!

[Volume]

Existiert das Rumpfsegment der TWA 800 noch?

Ja, das existiert noch.

Oder müssen diese Teile aus Gründen der Untersuchung eine gewisse Zeit aufbewahrt werden?

Nicht unbedingt aus Gründen der Untersuchung, die ist irgendwann offiziell abgeschlossen, aber u.U. als Beweisstücke bis eventuelle Rechtsansprüche (Schadenersatzprozesse) verjährt sind. Die Teile werden in dem Fall (sofern praktikabel) von den Flugunfalluntersuchern zu den Stafverfolgungsbehörden oder der Justiz transferiert.

Im FlUUG heisst es dazu nur

§ 13 Freigabe der Unfallstelle und des Luftfahrzeugs

Über die Freigabe der Unfallstelle, des Luftfahrzeugs, des Wracks oder seiner Teile, der Ladung und etwaiger Opfer entscheidet der Untersuchungsführer in enger Zusammenarbeit mit der zuständigen Strafverfolgungsbehörde.

Ansonsten bleibt ein Wrack formal Eigentum des Besitzers (oder seines Rechtsnachfolgers) und hat auch noch einen (Schrott-)wert. Es wird nach Abschluß der Untersuchung dem Besitzer zur Rückgabe angeboten, und wenn er kein Interesse hat, als Schrott bzw. als Ersatzteile verkauft. Manchmal werden auch Teile oder gar das ganze Wrack einem Museum angeboten. Manche Teile verbleiben auch als Schulungsmaterial bei den Unfalluntersuchern (z.B. um einem neuen Mitarbeiter den Unterschied eines auf Zug- oder auf Druck zerstörten Holzholmgurts zu zeigen, bzw einen gewachsenen Riss von einem Gewaltbruch zu unterscheiden oder den Propeller eines Flugzeugs der beim Einschlag gestanden hat, oder Leistung übertragen). Die BFU in Braunschweig hat ein entsprechendes "Museum", das im Gegensatz zur Halle mit den aktuellen Wracks nicht abgeschlossener Untersuchungen keiner besonderen Geheimhaltung unterliegt.

Ist es nicht eigentlich auch Aufgabe der betroffenen Airlines, solch grausigen Überbleibsel aus Pietätsgründen zu bergen und entsorgen?

Eher aus Umweltschutzgründen, aber das ist sehr von der lokalen Rechtslage abhängig. In einigen Ländern gelten Unfallstellen/Wracks auch als letzte Ruhestätte (also quasi als Friedhof), dort aufzuräumen würde den Straftatbestand der Störung der Totenruhe erfüllen, und hat zu unterbleiben. Pietät wird lokal sehr unterschiedlich verstanden.

Es ist z.B. für mich sehr befremdlich zu sehen, wie in Israel gläubige orthodoxe Juden nach einem Sprengstoffattentat noch die letzten Überbleibsel aus Mauerritzen zusammenkratzen, um möglichst alles von ihrem Angehörigen bestatten zu können. Das U.S. Militär versucht auch, jeden noch so kleinen Knochen ihrer im Krieg gefallen Soldaten nach Hause zu bringen. Trauerarbeit seht für jeden anders aus. Der eine will lieber das Wrack als Mahnmal und Gedenkstätte unangetastet erhalten, der nächste will es auf kleinste menschliche Überreste durchsucht wissen.

 

Gruß

Ralf

[Karl-Alfred_Roemer]

Der Wald, in dem letzte Woche der Tornado abgestürzt ist, wird klinisch von Flugzeugresten gesäubert. Gesternnachmittag wurde das letzte große Teil abtransportiert.

 

 

 

Bleibt nur die Frage, wie die das mit dem Kraftstoff machen, denn der ist bestimmt schon metertief im Boden versunken. Außerdem frage ich mich, mit welchem Sprit die fliegen, denn nach Kerosin hat das nicht gerochen. Irgendwas undefinierbares Übelriechendes.

[TSC Yoda]

Das wird JP8 sein (im Prinzip A1 mit höheren Zusätzen von Additiven).

 

JP8 riecht grundsätzlich sehr viel anders als Jet A1!

 

JP5 wird es nicht sein, da es aufgrund seiner hohen Kosten nur in Helis und in trägergestützten Flugzeugen Verwendung findet.

JP5 ist wesentlich teurer als JP8.

[conaly]

Hi,

meines Wissens wird das TWA800 Wrack bei der NTSB für Training und Ausbildung für deren angehende Flugunfallunfall-Experten (gibts dafür eig. eine deutsche Berufsbezeichnung?) benutzt. Google spuckt Ashburn, Virginia als Standort aus.

[Gast theturbofantastic]

Wenn es sehr übel riecht, dann ist das oft (verbranntes oder heiß gewordenes) Öl. Vor allem Hydraulikflüssigkeit, aber auch Triebwerksöl.

 

Ansonsten vielen Dank an den Fragesteller für dieses interessante Thema.

 

Grüße

Jonas

[fabiodv]

 

Ansonsten vielen Dank an den Fragesteller für dieses interessante Thema.

 

Grüße

Jonas

 

Bitte:008:

 

Vor ein paar Jahren bin ich im Netz mal auf einen Artikel gestossen, welcher die Überreste der PAN AM-747 von Lockerbie zum Thema hatte. Damals, nach Abschluss der Untersuchungen hatte ein Schrotthändler die Wrackteile aufgekauft und lange Zeit auf seinem Gelände zwischengelagert. Dies hat zu Kontroversen mit der Anwohnerschaft geführt... leider kann ich den Artikel nirgends mehr finden.

 

Übrigens, die Schweizer Armee nimmt es wohl mit dem Aufräumen nicht so genau; Am Lopper liegen immer noch kleine Wrackteile der F/A-18 rum, man muss gar nicht besonders danach suchen. Ein Gratisblatt berichtete vor kurzem darüber...

[fabiodv]

In diesem Artikel gibts ein Bild von besagtem Schrottplatz:

 

http://www.express.co.uk/news/uk/450190/25-years-on-Relic-of-Lockerbie-disaster-remains

[fabiodv]

...und hier noch einen Artikel über jene Wrackteile, welche für die Rekonstruktion des vorderen Rumpfbereiches verwendet wurden:

 

http://www.huffingtonpost.co.uk/2013/04/25/lockerbie-bombings-wreckage-dumfriesshire-_n_3152887.html

[Karl-Alfred_Roemer]

Gerüchteweise habe ich gehört, dass vom Tornado-Absturz vielleicht ein Hollywood-Blockbuster gedreht werden soll. Mehrere Handlungsstränge.

1. Tornado hat Atomwaffe an Bord, auf die Terroristen scharf sind, und die durch herabtropfende Säure droht zu explodieren.

2. Absturzort in einer vulkanisch schlafenden Zone, die durch eine Atomexplosion geweckt werden könnte.

3. Liebesgeschichte zwischen Sanitätsfrau Yvonne-Catterfield (Filmtochter des linken Feuerwehrmannes (Charly) ) und Bombenentschärfer Nicolas Cage.

Außerdem es gibt eine größere Evakuierungsaktion. geht auch soweit alles gut, außer die Sache mit der Luft-Luft-Rakete im Bild.

 

Hier ein Entwurf:

 

 

 

;)

[Volume]

Wenn jetzt noch Tom Cruise den Fluglehrer und John Travolta den Flugunfallermittler spielt, dann muss blos noch die Aufschrift auf dem Rücken in "Firefighters" geändert werden, und der Erfolg ist garantiert. :D

 

Gruß

Ralf

[Karl-Alfred_Roemer]

Visuelles vorstellen: :rolleyes:

 

Wobei John Travolta noch zufällig der Vater von Yvonne C. ist und ein menschliches Problem mit ihrem Geliebten hat. Tom Cruise versucht auch an Yvonne heranzukommen, aber er blitzt ab, weil er ein Schnösel ist.

 

Ja das klingt gut. :)

[Thomas H.]

Von einem Beteiligten habe ich gehört, dass das Wrack der Alitalia vom Stadlerberg verzollt werden musste. Allerdings einigte man sich darauf nur den Schrottwert einzusetzen. Dazu wurden aber Dokumente über Menge und Art des Schrottes verlangt - und dann feinsäuberlich eine entsprechende Quittung ausgestellt die sich angeblich bei den Akten zum Fall befinden soll...

Thomas

 

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[fabiodv]

Vic Gerden, der damalige Untersuchungsleiter des TSB wollte nach Abschluss der Untersuchungen das Wrack von SR111 für Schulungszwecke erhalten.

 

Weiss Jemand, was daraus geworden ist? In diesem Falle sind ja die Besitzverhältnise etwas unklar ...