Tis Geschrieben 19. August 2013 Teilen Geschrieben 19. August 2013 Hallo allerseits, folgende Frage richtet sich primär an Piloten oder Controller mit Kenntnis der Berner Verhältnisse. Ich fliege derzeit im Simulator (es gilt also nicht ernst...;)) mit einiger Begeisterung eine neue Dash Q400-Umsetzung und bin daher ziemlich viel auf dem SkyWork-Streckennetz unterwegs. Teil der Flugplanung ist es auch, die Routen durch den CFMU Validator zu jagen. Für Flüge nach Süden/Südosten bietet sich ja die MONIN SID an. Vor drei Tagen (der Flug ging ins virtuelle Djerba :rolleyes: ) frass der Validator folgenden Routenbegin ohne Probleme: MONIN W112 SOSON UN850 ODINA UM727 SRN... Gestern und heute plante ich wieder Flüge zu südlichen Destinationen, mit selbigem Routenbeginn, allerdings spuckte der Validator beide Male folgende Meldungen aus: PROF199: MONIN W112 SOSON IS A CLOSED CDR 2 IN FL RANGE F155..F195(...) ROUTE135: THE SID LIMIT IS EXCEEDED FOR AERODROME LSZB [LSZB52585A] CONNECTING TO MONIN Mangels Alternativen war ich also gezwungen, den Flug mit einer relativ grossen Ehrenrunde via RAMOK Z143 BERSU N871 DITON L613 RIPUS UN850 ODINA (unten in Magenta; Weg via MONIN in blau) zu beginnen. Wie man sieht, ein beträchtlicher Umweg: Offenbar handelt es sich bei W112 nur um einen temporär verfügbaren Airway (CDR1/CDR2). Mangels AIP sehe ich leider nirgends die genauen Zeiten, nur in diesem Eurocontrol-Dokument aus dem Jahr 2011 ist etwas vermerkt (Seite 138 oder Suchen nach W112). Klar kommen solche nur teils aktiven Airways in vielen Gebieten vor. Gerade für die Berner Linienflieger scheint mir dieser Einschnitt aber beträchtlich und verwundert mich entsprechend. Daher schliessen sich nun folgende Fragen an: 1) Ist das tatsächlich so, dass W112 zu einigen Zeiten nicht benutzt werden kann (und demnach auch die MONIN SID/STAR nutzlos sind)? 2) Was ist der Grund für diese Sperrung? Militär? Lärmschutz in den Alpen? Seltene Murmeltier-Kolonien? :) 3) Wie wird in der Realität damit umgegangen? Müssen die Berner (Skywork)-Flüge dann wirklich den ganzen Weg aussenrum, also entweder via Säuliamt oder Genfersee, abfliegen? Oder gibt's da in der Praxis ökonomischere (und ökologischere) Lösungen? Die SkyWork-Flugpläne scheinen mir auch recht eng getimed, und mit den Turboprops kostet eine solche Ehrenrunde rasch 10-15 Minuten... 4) Falls jemand Musse hat, im AIP nach den geltenden Zeit-Restriktionen für Airway W112 zu suchen und mir diese mitzuteilen, ist das natürlich stets herzlich willkommen :) Mal schauen, ob "das Flightforum" auch auf diese sehr spezifische Frage eine Antwort weiss :) Merci und en schöne Abig, Tis Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Stefi Geschrieben 19. August 2013 Teilen Geschrieben 19. August 2013 Hallo Tis Ich bin zwar kein Airline Pilot, kann mir aber vorstellen das es einen Zusammenhang hat mit dem LS-R2 Hohgant und der LS-R6 Meiringen. Diese beiden Areas waren heute aktiv. Ich denke wen du in Bern startest durchquerst du diese gerade. Ich habe heute gerade einen VFR Navflugplan erstellt und musste dem auch Achtung schenken. Gruss Stefan Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
ursmunger Geschrieben 19. August 2013 Teilen Geschrieben 19. August 2013 Hallo Tis, Ich kann zwar nur Auskunft geben, wie der W112 zwischen Genf und Zürich ACC benutzt werden kann, ab Bern sollte das aber gleich sein: Der W112 kann nur benutzt werden, wenn das Militär den Luftraum in den Alpen, durch den der W112 geht nicht in Anspruch nimmt. Somit kann er nur ausserhalb der Militãrflugzeiten geplant werden. Evtl. kann er aber auch kurzfristig ungeplant verfügbar werden. Auch die Genf-Lugano Flüge müssen bei Militärflugbetrieb den Umweg via BERSU und A9 fliegen. Übrigens kann die Route nur auf max. FL190 (eastbound max. 180) geplant werden, da der W112 nur im lower Luftraum definiert ist. Häufig wird dann aber auf der Frequenz höher verlangt und meistens auch bewilligt. Darwin z.B. steigt beim Genf-Lugano mit dem Saab 2000 meistens auf FL220 oder 240. Sent from my iPad using Tapatalk - now Free Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Esther Geschrieben 19. August 2013 Teilen Geschrieben 19. August 2013 Sali Tis Gerne beantworte ich dir die Fragen 1-3 in Bezug auf die MONIN-SID - es handelt sich hierbei ja um mein berufliches "zu Hause" (Swiss Radar ab FL110 über Bern) :) 1) Ist das tatsächlich so, dass W112 zu einigen Zeiten nicht benutzt werden kann (und demnach auch die MONIN SID/STAR nutzlos sind)? Ja, dies ist tatsächlich so. 2) Was ist der Grund für diese Sperrung? Militär? Lärmschutz in den Alpen? Seltene Murmeltier-Kolonien? :) Unter der Woche (Montag-Freitag zu Bürozeiten) ist der Luftraum südlich der Linie TELNO-DITON-RIPUS und westlich der Linie RIPUS-ODINA (sogenannter Süd-G5) für die Luftwaffe reserviert. Dies bedeutet, dass die Airways durch dieses Gebiet zu diesen Zeiten nicht gefiled werden können. Dasselbe gilt übrigens für den Ost-A9 (Schweizer Luftraum der Region Säntis und südlicher). 3) Wie wird in der Realität damit umgegangen? Müssen die Berner (Skywork)-Flüge dann wirklich den ganzen Weg aussenrum, also entweder via Säuliamt oder Genfersee, abfliegen? Oder gibt's da in der Praxis ökonomischere (und ökologischere) Lösungen? Die SkyWork-Flugpläne scheinen mir auch recht eng getimed, und mit den Turboprops kostet eine solche Ehrenrunde rasch 10-15 Minuten... Die Luftwaffe entscheidet im Rahmen ihrer Übungen mehr oder weniger spontan (einige Tage bis Stunden vorher), ob sie den für sie generell freigehaltenen Luftraum tatsächlich benötigen oder nicht. Falls sie ihn nicht benötigen, ist er für den zivilen Flugverkehr freigegeben und die FVL von Swiss Radar kürzen dann den Departure LSZB relativ zügig (aufgrund der Alpen kann das je nach Steigleistung kürzer oder länger dauern) Richtung Süden ab (z.B. ODINA). Dies macht uns das Leben nämlich wesentlich einfacher, als wenn der Flieger tatsächlich bis ins grosse "Gnuusch" der Region RIPUS fliegen muss: ab RIPUS südwärts tummelt sich viel, insbesondere Arrivals Mailand (LIMC, LIML, LIME), Departures Zürich, Friedrichshafen, Turboprops auf Cruise-Level. Falls die Luftwaffe im Süd-G5 fliegt, kann Swiss Radar telefonisch beim Militär für eine Freigabe der Route BERSU-GERSA (Z55) anfragen und in den allermeisten Fällen bekommt man diese auch. Das heisst, dass ich mit meinem zivilen Verkehr (Departure Bern oder Basel Richtung Süden) durch das aktive militärische Gebiet fliegen darf, in der Regel mit einer Höhenrestriktion (nicht höher als FL270). Liebe Grüsse Esther Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Tis Geschrieben 19. August 2013 Autor Teilen Geschrieben 19. August 2013 Hui, solch eine spezielle Frage, und trotzdem dauert es keine halbe Stunde, bis mehrere äusserst kompetente Antworten eintreffen. Echt genial, vielen herzlichen Dank! Macht natürlich alles Sinn (ausser für diejenigen, die den Extra-Treibstoff berappen :009: ). An die GVA-LUG-Flüge hab' ich gar nicht gedacht, für die ist das ja prozentual zur Gesamtdistanz noch viel schlimmer. Dass der W112 nur bis FL190 (und nur ab FL160) verfügbar ist, war mir bewusst (wieso auch immer es den nur für den Lower Airspace gibt...). Bei Start ab Bern war's nicht ganz so ein Problem, den Steigflug kurz zu unterbrechen. Übrigens kann die Route nur auf max. FL190 (eastbound max. 180) geplant werden Kleines Nebengeleise: Da der W112 eastbound HDG101 hat (also nach Südosten führt), müsste er dann nicht eastbound max FL190 und westbound max FL180 sein? Wobei mich die ganzen odd/even rules eh in den Wahnsinn treiben... Danke nochmals! Die Fragen sind eigentlich beantwortet, Plaudern aus dem Nähkästchen (oder Lästern übers Extra Fuel) ist aber natürlich noch immer willkommen ;) Grüessli, Tis Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Empfohlene Beiträge
Dein Kommentar
Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.