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Air Berlin in finanziellen Turbulenzen


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Geschrieben

Man weiss ja schon länger, dass Air Berlin in starken finaziellen Turbulnzen ist? Und jetzt wird sogar gefragt, wie lange fliegen die noch. (Na ja die Boulvardpresse) Wäre ja für den Flughafen Zürch ein Rückschritt.

 

http://www.blick.ch/news/wirtschaft/wie-lange-fliegt-air-berlin-noch-id2407662.html

 

Aber auch liest man Air Berlin verkauft Teile der Flotte nach China.

 

http://www.handelszeitung.ch/unternehmen/air-berlin-verkauft-teile-der-flotte-nach-china-483038

 

 

Werden die Aaraber wieder Geld reinpumpen?

Was denkt Ihr darüber?

 

Andi

Geschrieben

Die Welt titelt Erstaunlich, dass es Air Berlin noch gibt, dann ist es allerdings um so erstaunlicher, welche anderen Airlines es trotz Jahrzehntelangen Verlusten noch gibt... Oder dass es überhaupt noch Airlines gibt!

Wenn wir heute bei Null anfangen würden, würde niemand eine Airline gründen. Der Aufwand, die Krisenabhängigkeit und das Risiko steht in keinem Verhältnis zur zu erwartenden Rendite. Das Verhältnis von Umsatz zu Gewinn ist derartig weit von dem entfernt, was man heute für Unternehmen anstrebt, ein Businessplan mit realistischen Zahlen würde heute keinen Investor anlocken.

Nur mit dem Quentchen Leidenschaft für eines der faszinierendsten Geschäftsfelder überhaupt und einer gehörigen Portion Masochismus kann man heute noch eine Airline gründen.

 

Angesichts der hohen Anzahl an Pleiten (mit entsprechendem Verlust an Investorenkapital, Forderungen, Pensionsansprüchen...), würde ich gerne mal die Bilanz der Airlines als Ganzes sehen (Gesamtwirtschaftlich betrachtet). Soweit ich das sehe, wird da weltweit seit Jahrzehnten nur Geld verbrannt. Die mageren Gewinne einiger Airlines wiegt die Summe der Verluste vieler Airlines kaum auf.

 

Gruß

Ralf

Geschrieben
Angesichts der hohen Anzahl an Pleiten (mit entsprechendem Verlust an Investorenkapital, Forderungen, Pensionsansprüchen...), würde ich gerne mal die Bilanz der Airlines als Ganzes sehen (Gesamtwirtschaftlich betrachtet). Soweit ich das sehe, wird da weltweit seit Jahrzehnten nur Geld verbrannt.

 

Also volkswirtschaftlich ist die Bilanz auf jeden Fall sehr positiv. Man muss sich nur kurz vorstellen, wie unsere Wirtschaft OHNE Airlines aussehen würde.

 

Umso mehr erstaunt es, dass man Milliarden von Steuergeldern in den Schienen- und Strassenverkehr pumpt und das normal findet (ist ja Infrastruktur), während der Luftverkehr als Melkkuh betrachtet wird und mit immer neuen Steuern, Abgaben und Regulierungen belastet wird (ist irgendwie keine Infrastruktur?). Vergleiche dazu auch z.B. diese (Auftrags-)Studie: http://www.bdl.aero/media/filer_public/2013/01/08/verkehrstrageranalyse_langfassung.pdf Z.B. auf Seite 81, Kostendeckungsgrade der Verkehrsträger; Strassenverkehr 83 %, Schiene 78 % und Luft 95 %.

 

Wobei es natürlich blödsinnig ist, wie in Deutschland in die rechte Tasche irgendwelche neuen Abgaben (Luftverkehrssteuer) zu stecken und aus der linken Tasche dann Projekte wie Kassel-Calden zu finanzieren. Damit nimmt man Carriern wie Air Berlin nur die Butter vom Brot, um sie den Ryanairs in Form von Subventionen auf's Brot zu streichen. :mad:

 

Ciao

Friedrich

Geschrieben

Da hat Ralf zweifellos Recht mit seiner Beurteilung.

 

Es gibt in der Tat lohnendere Geschäftsfelder als die Aviatik. Diese Branche ist, entgegen aller Beteuerungen des Wachstums, längst zu einem Verdrängungwettkampf mutiert. Die Schwachen werden eingehen oder in Nischen gedrängt und die Starken werden überleben. Wegfallender Wettbewerb erlaubt die Preise wieder anzuheben und die Aviatikbranche wieder zu einem lohnenden Investment zu machen. Dass die Aviatikbranche volkwirtschaftlich betrachtet, durchaus ihre Berechtigung hat, sei unbestritten. Ob sie allerdings der Schiene/Strasse auf Kurzstrecken Konkurrenz machen muss, ist mehr als fraglich.

 

Ineterssant ist bei Airberlin, dass das "negative Eigenkapital" nochmals zugenommen hat, das heisst die Schulden sind im Vergleich zum Vermögen nochmals angestiegen. Dass dies auf die Dauer nicht funktionieren kann, weiss jeder Kaufmann. Obwohl "negatives Eigenkapital" per se noch nicht den Kollaps bedeutet. Kann es doch auch bei einem vorübergehenden finanziellen Engpass entstehen oder dadurch, dass der Bilanzwert der Flugzeuge tiefer eingesetzt ist, als der tatsächliche Marktwert.

Entscheidend ist die Beurteilung der Geldgeber; Banken oder Investoren. Wenn die den Daumen senken, gehts blitzartig schnell, die Schweiz hat dies mit dem Ende der Swissair staunend erfahren müssen.

Geschrieben

Das grundsätzliche Problem ist wohl eher das die Air Berlin ein negatives Eigenkapital hat (-116 Millionen Euro). Das heisst die Schulden sind grösser als die Besitztümer der Firma.... Da verstehe ich den Titel schon einigermassen.

Wenn eine Firma Verluste macht ist das nicht "besorgniserregend" solange sie noch Kapital hat (und Kreditwürdig ist).

Geschrieben

 

Umso mehr erstaunt es, dass man Milliarden von Steuergeldern in den Schienen- und Strassenverkehr pumpt und das normal findet (ist ja Infrastruktur), während der Luftverkehr als Melkkuh betrachtet wird und mit immer neuen Steuern, Abgaben und Regulierungen belastet wird (ist irgendwie keine Infrastruktur?).

 

 

Irgendwo muss ja das Geld herkommen, das man den Billigairlines (warum eigentlich gerade denen?) in den Hintern schiebt? Die zahlen keine Landegebühren - im Gegenteil, und bekommen von den Ländern noch Geld dafür, dass sie die Strecken aufrecht erhalten.

Ich bin insgesamt gegen die Subventionsflut unserer Zeit. Weder muss man ein Schweineschnitzel für € 3,99/kg bekommen, noch müssen Sozialhilfeempfänger für € 29,- nach London und retour zum Shoppen fliegen können.

Kostenwahrheit wäre der Idealzustand, dann regelte sich der Markt von selber. Als ich noch Flugtickets verkaufte (60er Jahre) kostete "Around the world" mit PANAM #001 genau so viel wie 1 kg Gold, also nach heutigem Geld in Parität zum Goldpreis knapp € 33.000,- Das könnte man sich heute sicher für 10% dieses Betrages zusammenbasteln.

Geschrieben
Kostendeckungsgrade der Verkehrsträger; Strassenverkehr 83 %, Schiene 78 % und Luft 95 %.

Wobei noch interessant wäre, wie hoch die Kostendeckungsgrade je nach Beförderungsdistanz sind. M.W. kann der Eisenbahnfernverkehr kostendeckend betrieben werden. Der TGV in Frankreich erzielte wenigstens in den Anfangsjahren enorme Renditen. Nun wird wohl in erster Linie der Nahverkehr subventioniert und der wird durch den Luftverkehr nicht angeboten.

 

Interessant, dass sich in Italien die private NTV im Schnellverkehr Mailand Neapel betätigt und nicht im Kurzstreckenverkehr.

 

Trotzdem gibt es zu denken, dass mit dem Luftverkehr kaum Geld zu verdienen ist.

 

Gruss

Ernst

Geschrieben
Nun wird wohl in erster Linie der Nahverkehr subventioniert
Negativ. Zumindest in Deutschland subventioniert der (durch Verkehrsverbünde) monopolisierte Nahverkehr den im Wettbewerb (auch mit der Luftfahrt) stehenden Fernverkehr. Das hat gerade kürzlich die EU auf den Plan gerufen, leider finde ich den betreffenden Artikel gerade nicht.

Was im Nahverkehr defizitär ist sind die Busse in ländlichen Gebieten, sowie Straßenbahnen in dünner besiedelten Bereichen, und davon gibt es reichlich, daher insgesamt der Subventionsbedarf. Der Schienen-Nahverkehr der DB ist für diese (dank Subventionen) hochprofitabel.

 

Also um es zu konkretisieren: Ja, der Staat subventioniert den Nahverkehr (Sinn der Subvention), der Subventionsempfänger aber nutzt dieses Geld für den Wettbewerb im Fernverkehr, und rechnet sich den Nahverkehr lediglich defizitär.

 

So, doch noch etwas ähnliches gefunden.

Dass der Staat die Infrastruktur oder den öffentlichen Nahverkehr bezuschusst, ist also an sich in Ordnung. Bei der Deutschen Bahn aber kann das Geld über die Holding, so der Vorwurf, in andere Bereiche wandern und damit "auch zur Quersubventionierung kommerzieller Schienenverkehrsdienste" dienen. Auf diese Weise könnte die Bahn ihre Position auf den Feldern, wo sie im Wettbewerb mit anderen Firmen steht, vor allem beim Personenfernverkehr, durch Subventionen auf unfaire Weise stärken.

 

Kostenwahrheit wäre der Idealzustand
Das ist seit Jahrzehnten meine Position. Alles andere funktioniert nicht dauerhaft. Allenfalls in Kombination mit "too big to fail". Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Regierung eine Pleite der Lufthansa zulassen würde, und die Französische bei Air France schon gar nicht.
Als ich noch Flugtickets verkaufte (60er Jahre) kostete "Around the world" mit PANAM #001 genau so viel wie 1 kg Gold, also nach heutigem Geld in Parität zum Goldpreis knapp € 33.000,- Das könnte man sich heute sicher für 10% dieses Betrages zusammenbasteln.
Nun ja, ich kann auch heute noch problemlos durch Aneinanderreihung von one-Way flügen mit namhaften Carriern (mit dem Qualitätsanspruch der damaligen PanAm) einen Round-the-World Flug für €33.000 zusammenbasteln...

Es ist alles komplizierter geworden, nicht billiger. Mit viel Aufwand kann man heute viel sparen, dafür zahlen die, die das nicht tun (wollen) heftig drauf. Und nur solange es Leute gibt, die sich über den Tisch ziehen lassen, funktioniert das System.

 

Gruß

Ralf

Geschrieben
Wobei noch interessant wäre, wie hoch die Kostendeckungsgrade je nach Beförderungsdistanz sind. M.W. kann der Eisenbahnfernverkehr kostendeckend betrieben werden. Der TGV in Frankreich erzielte wenigstens in den Anfangsjahren enorme Renditen. Nun wird wohl in erster Linie der Nahverkehr subventioniert und der wird durch den Luftverkehr nicht angeboten.

 

Nicht zu ignorieren ist die soziale Funktion des Bahnverkehrs - wie sollen Arbeitnehmer (Pendler) an ihren Arbeitsplatz gelangen? Dass die Preise hier "gestützt" werden ist absolut nachvollziehbar. Nicht aber dafür, dass Hartzer nur so zum Spaß in der Gegend herumfliegen.

Ob der Straßenbau tatsächlich "subventioniert" wird - darüber könnte man streiten. Mineralölsteuer, Mautgebühren und hubraumabhängige Steuern und letztlich die Mehrwertsteuer auf allem sind ein entsprechendes Äquivalent dazu.

Geschrieben

Nun ja, ich kann auch heute noch problemlos durch Aneinanderreihung von one-Way flügen mit namhaften Carriern (mit dem Qualitätsanspruch der damaligen PanAm) einen Round-the-World Flug für €33.000 zusammenbasteln...

 

Kleiner Denkfehler, Ralf.

Das Beispiel mit der PANAM 001 war bereits ein "Pauschalangebot" mit Unterbrechungsmöglichkeiten. Hätte man damals die einzelnen Strecken mit verschiedenen namhaften Carriern aneinander gereiht, wäre eine geradezu astronomische Summe herausgekommen.

Geschrieben
Nicht zu ignorieren ist die soziale Funktion des Bahnverkehrs - wie sollen Arbeitnehmer (Pendler) an ihren Arbeitsplatz gelangen? Dass die Preise hier "gestützt" werden ist absolut nachvollziehbar. Nicht aber dafür, dass Hartzer nur so zum Spaß in der Gegend herumfliegen.

 

Das ist ein ganz falscher Denkansatz. Wenn ich mir immer nur beispielhaft eine Personengruppe X herausgreife, die mit dem Verkehrsträger Y die Aktivität Z ausführen soll, aber die Personengruppe A mit Verkehrsträger B soll bitte nicht Aktivität C ausführen, und dann versuche mit unterschiedlich hohen Subventionen der Verkehrsträger zum gewünschten Ergebnis zu kommen, führt das nur zu völlig ineffizienten Ergebnissen mit haufenweise ungewünschten Nebeneffekten. Oder wie willst Du verhindern, dass dann der "Hartzer" (wusste gar nicht, dass es das in Österreich auch gibt?) die subventionierten Züge nutzt, um zum Spass in der Gegend herumzufahren? Darf der das? Muss der Staat dann wieder eingreifen?

 

Der Pendler hat sich ausserdem selbst darum zu kümmern, wie er zur Arbeit kommt. Ich sehe nicht, wieso der Staat ihm das günstige Eigenheim auf dem Land subventionieren soll, indem er ihm den Arbeitsweg bezahlt/subventioniert.

 

Wenn der Staat aus sozialen Gründen eine Umverteilung vornehmen will, dann soll er das direkt über Einkommenssteuern und Sozialleistungen tun, aber nicht unter diesem Vorwand in alle anderen Wirtschaftsbereiche hereinpfuschen. Wenn der "Hartzer" zu einem Vorstellungsgespräch am anderen Ende des Landes den Flieger nimmt, weil das billiger und schneller ist, sollen wir es ihm dann verunmöglichen weil es nicht in unser Weltbild passt?

 

Das gleiche passiert in der Allgemeinen Luftfahrt. Irgendjemand hat mal in die Welt gesetzt, Privatfliegerei sei sowieso nur etwas für reiche Leute, also macht man das Fliegen immer teurer, weil es ohnehin die richtigen trifft. Mit dem Ergebnis, dass die Aussage zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird. Was daran sozial ist, soll mir mal einer erklären.

 

Ciao

Friedrich

Geschrieben
Das ist ein ganz falscher Denkansatz.

 

Das kommt darauf an. Deine Gedanken zum sozialen Aspekt sind nicht von der Hand zu weisen.

Beim Nahverkehr/Pendlern geht es aber um ganz etwas anderes: Unsere Städte, wo nun einmal "eingependelt" wird, platzen verkehrsmäßig aus allen Nähten. Um zu verhindern, dass jeder mit dem eigenen PKW in die Städte flutet, wird man wohl auch weiterhin nicht darum herum kommen, die öffentlichen Nahverkehrsmittel so weit zu subventionieren, dass sie als Alternative zum Auto finanziell interessant bleiben.

Unsere "Hartzer" (bei uns im Ösiland heißen sie halt anders) haben alle etwas gemeinsam - hüben und drüben handelt es sich um einen erheblichen Teil arbeitsunwilliger, die nicht pendeln müssen und sehr viel Zeit für die sinnlos subventionierten Billigflüge haben.

Geschrieben
Um zu verhindern, dass jeder mit dem eigenen PKW in die Städte flutet, wird man wohl auch weiterhin nicht darum herum kommen, die öffentlichen Nahverkehrsmittel so weit zu subventionieren, dass sie als Alternative zum Auto finanziell interessant bleiben.

 

Jetzt geht es in Deiner Argumentation schon nicht mehr um den sozialen Aspekt, sondern um andere Externalitäten. Die Lösung kann aber nicht sein, so lange irgendwelche Alternativen zu subventionieren, bis die Leute ihr Verhalten ändern. Was sagt der Velofahrer dazu, dass er die S-Bahn mitsubventionieren muss? Sollen wir dann als nächstes Fahrräder subventionieren? Ich wohne in der Stadt und habe kein Auto, zahle dafür natürlich mehr Miete als in einem Aussenbezirk, dafür entlaste ich die Verkehrssysteme. Wer subventioniert mir das? (Nicht falsch verstehen, will ich natürlich auch nicht.)

 

Die Lösung heisst, wie hier schon erwähnt wurde, Kostenwahrheit. Alle internen und externen Kosten auf den Verursacher umlegen. Sonst zäumst Du das Pferd immer von hinten auf, wenn Du eine bestimmte Lösung bevorzugst, ohne das Problem genau benannt zu haben:

 

  • Umweltprobleme? Lösung: Energieträger besteuern, bis zur Höhe der verursachten Umweltkosten
  • Platzprobleme? Road Pricing/City-Maut und keine subventionierten Parkplätze
  • Lärmprobleme? Lärmabhängige Gebühren bzw. Steuern erheben
  • Verkehrsträger <xyz> dann zu teuer für <Gruppe abc>? Umverteilung über Sozialsysteme/Einkommenssteuern

 

Ciao

Friedrich

Geschrieben
Der Pendler hat sich ausserdem selbst darum zu kümmern, wie er zur Arbeit kommt. Ich sehe nicht, wieso der Staat ihm das günstige Eigenheim auf dem Land subventionieren soll, indem er ihm den Arbeitsweg bezahlt/subventioniert.
Auch das kann man natürlich anderstherum sehen: Der Staat subventioniert die Industrie indem er ihr ermöglicht sich dort niederzulassen, wo es keine Arbeitskräfte gibt.

Und die kleine Wohnung im Zentrum ist allemal teurer als das "Häuschen im Grünen". Für eine 65 m² Eigentumswohnung in Köln zahlst du das selbe wie für ein 150m² Haus in der Eifel, 30 Minuten mit dem Auto, und keine Zuganbindung... Also ist es schon ohne jede Subvention günstiger zu pendeln.

 

Ausserdem möchte ich gerne mal sehen, wieviel "Harzer" mit Ryanair von Köln nach Gatwick fliegen, und wieviele Businessfuzzies. Die allermeisten Leute die mit Billigairlines fliegen, könnten sich auch problemlos einen Ticket leisten, dass die Kosten wiederspiegelt (was wohlgemerkt signifikant weniger als der "Normalpreis" ist, wie die Airlines die Buchungsklassen mit 300% Gewinnmarge nennen...). Auf den Gesamturlaubspreis hat der Flug einen kaum mehr messbaren Einfluss. Oft ist schon das Parken am Flughafen teuerer als der Flug.

 

Interessant auch, das schon jetzt ein paar Analysten (so ein Schlaumeier von Verkehrsexperte gestern Nachmittag bei n-tv...) die Situation der AirBerlin der neuen GermanWings-Strategie der Luthansa anlasten wollen. So ein völliger Unfug. Im Prinzip hat AirBerlin schon immer die "preiswert aber nicht billig"-Strategie gefahren die Lufthansa jetzt bewirbt, und war eigentlich nie eine richtige Low Cost Airline wir Ryanair.

 

Gruß

Ralf

Geschrieben
Irgendwo muss ja das Geld herkommen, das man den Billigairlines (warum eigentlich gerade denen?) in den Hintern schiebt?

 

Das Problem ist, dass vor allem die Billigairlines (Air Berlin will sich ja unbedingt nicht dazu zählen) rentieren, und nicht die mit den hohen Ticketpreisen. Denn sie sind die einzigen mit wirklicher Kostenkontrolle. Sie fliegen nur was wirklich rentiert.

 

Wir können deshalb noch lange höhere Ticketpreise verlangen, an der Airline-Misere wird sich dadurch nicht viel ändern. Entscheidend wäre, dass Airlines die Struktur wählen müssten, die sie wirklich verdienten. Aber dann müsste man eben alles auf "Ryanair-Standard" machen. Ist eine verzwickte Situation. Ich sehe auch keine Lösung.

 

Dani

Geschrieben

Hallo Ralf,

 

ich verstehe irgendwie nicht ganz, was Du mit Deinem Post aussagen möchtest. Bitte daher schon vorweg um Entschuldigung, sollte meine Antwort an Deinen Intentionen vorbeigehen.

 

Auch das kann man natürlich anderstherum sehen: Der Staat subventioniert die Industrie indem er ihr ermöglicht sich dort niederzulassen, wo es keine Arbeitskräfte gibt.

 

Das ist doch das gleiche in grün. Wenn die Industrie sich "auf dem Land" niederlassen möchte, muss sie entsprechend höhere Löhne zahlen, damit sich ihre Arbeitnehmer den Weg dorthin leisten können/wollen. Dafür brauche ich auch keinen Staat.

 

Und die kleine Wohnung im Zentrum ist allemal teurer als das "Häuschen im Grünen". Für eine 65 m² Eigentumswohnung in Köln zahlst du das selbe wie für ein 150m² Haus in der Eifel, 30 Minuten mit dem Auto, und keine Zuganbindung... Also ist es schon ohne jede Subvention günstiger zu pendeln.

 

Genau das habe ich ja geschrieben. Wozu soll ich dann noch einen Verkehrsträger subventionieren, so wie Othmar das gefordert hat, um diese Ungleichheit noch zu verstärken. So kommt man nur in einen Subventionswettlauf: Das (subventionierte) Autofahren ist zu attraktiv, also muss ich die Bahn subventionieren. Dann sind die Züge zu voll, also subventioniere ich Velos? Danach kommt einer mit dem Trotinett zur Arbeit und möchte das auch vom Staat bezahlt haben. Und am Ende gibt es noch Subventionen für Computer, weil man damit von zu Hause arbeiten könnte.

 

Ausserdem möchte ich gerne mal sehen, wieviel "Harzer" mit Ryanair von Köln nach Gatwick fliegen, und wieviele Businessfuzzies. Die allermeisten Leute die mit Billigairlines fliegen, könnten sich auch problemlos einen Ticket leisten, dass die Kosten wiederspiegelt

 

Also möchtest Du die Luftfahrt teurer machen, weil Fliegen nur was für "Businessfuzzies" ist, die es sowieso zu dicke haben. Willkommen im Club (s.o.). Aber was ist genau der Unterschied zwischen dem armen "Pendler" (subventionswürdig) und dem bösen "Businessfuzzie" (subventionsunwürdig)?

 

Wenn ich das noch mal mit eigenen Worten zusammenfassen darf: Es gibt keinen sachlichen Grund, einen Verkehrsträger per se schlechter zu stellen als die anderen, so wie das im Moment geschieht. Das basiert nur auf einem dumpfen Gefühl, dass das aus Gerechtigkeitsgründen, sozialen Gründen oder Umweltgründen so schon seine Richtigkeit habe.

 

Ciao

Friedrich

Geschrieben

Angesichts der hohen Anzahl an Pleiten (mit entsprechendem Verlust an Investorenkapital, Forderungen, Pensionsansprüchen...), würde ich gerne mal die Bilanz der Airlines als Ganzes sehen (Gesamtwirtschaftlich betrachtet). Soweit ich das sehe, wird da weltweit seit Jahrzehnten nur Geld verbrannt. Die mageren Gewinne einiger Airlines wiegt die Summe der Verluste vieler Airlines kaum auf.

 

Von der IATA wurde im Juli eine Studie veröffentlicht, welche die Rentabilität der einzelnen Institutionen in der Wertschöpfungskette Luftverkehr vergleicht: Profitability and the air transport value chain.

Geschrieben

Ihr seht Probleme, wo keine Probleme sind. So lange es genug Anbieter auf dem Markt gibt, ist den Interessen doch genüge getan. Es ist letztlich auch ein gesellschaftlicher Fortschritt, dass das Flugzeug zum Massenverkehrsmittel geworden ist. Genauso war es beim Auto. Der Wettbewerb hat in beiden Fällen dafür gesorgt, dass das Verkehrsmittel für die breiten Massen erschwinglich wurde. Und wenn sich sogar ein Sozialhilfeempfänger einen Flug leisten kann, ist das für mich ein positives Zeichen, kein negatives. Geht letztlich aber niemanden was an, wofür andere Leute Geld ausgeben.

Die Gewinnmargen sind doch gerade so gering, weil soviele Teilnehmer am Markt teilnehmen wollen. Kann sein, dass Air Berlin nächstes Jahr Pleite ist. Dann fliegen deren Flugzeuge drei Tage später in einer andere Farbe und AIR XY steht drauf. Das Gesamtangebot an Flugverbindungen wird in den nächsten Jahren mit Sicherheit nicht sinken, welche Farbe die Flugzeuge haben ist eher eine untergeordnete Frage. Die Nostalgiker können ja "Pan Am" auf DVD schauen, aber sollten eher nicht darauf warten, dass Fliegen wieder eine exklusive Angelegenheit wird. Das wird das Flugzeug genauso wenig wieder werden wie das Auto.

 

Gruß Wolfgang

Geschrieben
.... Kann sein, dass Air Berlin nächstes Jahr Pleite ist. Dann fliegen deren Flugzeuge drei Tage später in einer andere Farbe und AIR XY steht drauf. Das Gesamtangebot an Flugverbindungen wird in den nächsten Jahren mit Sicherheit nicht sinken, welche Farbe die Flugzeuge haben ist eher eine untergeordnete Frage.

 

Na, ich weiß nicht. Am Flughafen von Saarbrücken ist eine ganze Flotte einer "aufgehausten" Airline gestrandet und geparkt, und keiner kann sagen, ob überhaupt und wann "in einer anderen Farbe" und unter welcher "Air XY" sie in absehbarer Zeit fliegen werden. Diese gigantische Kapitalvernichtung lässt mich jedenfalls nicht kalt. Wer steht denn meist dahinter? Irgend welche Banken-Konsortien, die dann wieder von Vater Staat gestützt werden müssen - mit unserem Steuergeld.

Geschrieben

irgendwo zwischen euren beiden Meinungen liegt wohl der goldene Weg. Natürlich ist es eine Kapitalvernichtung, wenn Airlines bankrott gehen, aber man nennt es den freien Wettbewerb und jeden Tag machen das Mio von Firmen, und man nennt es die freie Marktwirtschaft. Wieso sollten Airlines von dieser Mechanik der Dinge ausgenommen werden.

 

Einfach ausgedrückt: Solange es "doofe Leute" gibt, die versuchen, mit ihrem und dem Kapital (das muss nicht nur Geld sein, sondern auch Know-How, Beziehungen, Menschen...) der anderen eine neue Firma zu gründen, so lange wird die Chance bestehen, dass man dadurch Geld verdienen kann und das ist ja wohl der Antrieb der meisten. Es gibt da zwar noch ein paar in der Luftfahrtindustrie, die machen es auch noch für das Ego (und im Umkreis von Air Berlin ist das historisch auch nicht selten vorgekommen), aber diese Konstrukte leben in der Regel nicht lange genug.

 

Es wird also immer wieder diese "schöpferische Zerstörung" stattfinden, aus neuem wird altes werden und umgekehrt. Auch die Banken, die ihnen Geld leihen, werden auch diesem Selektionsprozess ausgesetzt, und solange es noch welche gibt, die glauben, es tun zu müssen, solange müssen Staaten dafür sorgen, dass sie nicht das Geld der Öffentlichkeit aufs Spiel setzen.

 

Aber ich glaube, mit Banken und Geldanleihen wurden in den letzten Jahrzehnten wesentlich mehr Geld in den Sand gesetzt als durch Airlines.

 

Dani

Geschrieben

Es wird also immer wieder diese "schöpferische Zerstörung" stattfinden, aus neuem wird altes werden und umgekehrt. Auch die Banken, die ihnen Geld leihen, werden auch diesem Selektionsprozess ausgesetzt, und solange es noch welche gibt, die glauben, es tun zu müssen, solange müssen Staaten dafür sorgen, dass sie nicht das Geld der Öffentlichkeit aufs Spiel setzen.

 

Aber ich glaube, mit Banken und Geldanleihen wurden in den letzten Jahrzehnten wesentlich mehr Geld in den Sand gesetzt als durch Airlines.

 

Tja, und da wäre dann auch noch die Politik im selben Atemzug zu erwähnen.

Ich kann nur aus dem Ösiland berichtet: Dort hatte ein berühmter "Im Kreis Fahrer" schon Erfahrung mit "in den Sand setzen", als er eine gleichnahmige Airline gründete. Als diese ebenfalls wieder am Krückstock ging, wurde die AUA auf politischen Druck der Sozialdemokraten hin genötigt, die Airline samt Verbindlichkeiten zu übernehmen, was viele als Anfang vom Ende der staatlichen Linie betrachten.

Wie gut oder wie schlecht es beim nächsten Versuch, diesmal unter dem Vornamen, ausging, wage ich nicht zu beurteilen. Der schlaue Fuchs trennte sich jedenfalls rechtzeitig von seinen Anteilen, und die gehören - erraten - Air Berlin.

Und dann wären noch weitere Pleiteobjekte rein politischer Natur aufzuzählen, wie etwa die Air Styria. Aber ob Länder oder Banken ihr Geld in den Sand gesetzt haben ist einerlei - es geht immer wieder an unser Steuergeld.

Geschrieben

ja, gebe ich dir in allem recht.

 

Andererseits musst du schauen, wieviel Steuergelder die SP und die Rechten mit der AUA verbrennt haben, das dürfte wesentlich mehr sein. Im Prinzip gibts als Alternative zur freien Marktwirtschaft nur die Planwirtschaft (obwohl einige behaupten, es gebe noch einen goldenen Mittelweg). Der Staat ist jedoch in keiner Weise geeignet, effizient zu arbeiten, und je mehr er an sich krallt desto mehr wird verschwendet.

 

Ich glaube, im Moment seid ihr auf recht guten Wegen (natürlich, ihr habt ja die Hilfe der Deutschen und der Schweiz :005:). Es hat lange gedauert, aber es hat endlich gefruchtet. Das hätte man auch schon vor 50 Jahren so machen können.

 

Dani

Geschrieben
Es hat lange gedauert, aber es hat endlich gefruchtet. Das hätte man auch schon vor 50 Jahren so machen können.

 

Komische Aussage! ;)

 

Vor 50 Jahren gab es keine EU und jede Nation betrieb zwangsläufig einen eigenen Flag-Carrier. Darauf war man stolz und die Sache rechnete sich wohl auch in vielen Fällen bis in die 90er, weil Fliegen noch was kosten durfte. Wir haben da in der Luftfahrt auch keine Deutschen gebraucht - es gab bei den Jets bis 1988 (A310-300) nicht mal Flottenüberschneidungen. AUA und Swissair haben dereinst kooperiert.

 

Zu diesen Zeiten war das halt das richtige Modell, und gut, dass Danix das nicht unmittelbar erleben musste - er hätte ob all der staatlichen Reglementierungen, Monopolisierung sowie gewerkschaftlichen "Geiselhaft" gewiss schwerste Traumata erlitten. Erst heute im Zeitalter von Privatisierung und Liberalisierung kann er sich wohlfühlen - survival of the fittes... eeh Danix halt! :D

 

Gruss

Johannes

Geschrieben

:D

 

ok, ich hätte auch 30 Jahre schreiben können.

Gab es denn eine Zeit in der die AUA schwarze Zahlen schrieb? So wie ich es einschätze, wurde die AUA lediglich dazu gegründet, weil jeder Staat eine Airline haben musste.

 

Aber für den ökonomisch aufgeklärten Zeitgenossen gibt es die Erkenntnis, dass es selbst während der Hochphase der Flag Carriers (also die Zeit nach dem Ende des 2. WK bis zur Liberalisierung so ungefähr in den 1980er und 90er Jahre) Airlines gab, die Haufenweise Geld machten, was allgemein als Indiz für ihre Effizienz gewertet wird. Die Amis und Swissair kommen mir da in den Sinn.

 

Dani

Geschrieben

Entschuldigt, dass ich auch ein paar Worte zu den Gläubigen des Neoliberalen Systems der Chicago Boys verliere. Ich schloss mein Studium zu einer Zeit (1971) ab, als noch nicht der blinde Markt-, Liberalisierungs- und Privatisierungsglaube regierte. Ich gab meine Diplomarbeit am 1. April ab. Einen Tag darauf machte ich mich auf die Stellensuche. Mein Stellenantritt war am 15. April. Nach einem halben Jahr erhielt ich meine erste Lohnerhöhung.

 

Meine Tochter studierte ebenfalls Physik. Sie schloss dieses Jahr ihre Dissertation ab. Frag sie einmal, wie lange sie und ihre KollegInnen eine Stelle suchten. Ein Kollege suchte ein halbes Jahr lang.

 

In den Sechziger Jahren ging es den Angestellten rapid besser. Es war die Zeit, als sich Meisten erstmals ein Auto leisten konnten und Ferien auch im Ausland. Dieser wirtschaftliche Aufschwung war ohne die neoliberalen Ideen der Chicago Boys möglich. Wirtschaftspolitisch war damals Keynes hoch im Kurs. Die deutsche CDU von damals wäre wohl in der heutigen Zeit eine Linkspartei.

 

Man überlege sich einmal, zu was wir es heute gebracht haben. Staaten welche an der Bankenrettung zugrunde gehen. Eine riesige Finanzindustrie (der Bürokratie des Neoliberalen Systems) usw. Und da soll man nicht darüber nachdenken, was denn heute schief läuft? Gibt es wirklich nur den neoliberalen Glauben oder die Planwirtschaft (Danix)? Kann die Marktwirtschaft nicht auch menschenfreundlich organisiert werden? Warum hört man das Wort von der sozialen Marktwirtschaft kaum mehr?

 

Und damit Ende meines einmaligen Exkurses (oder Ausrutscher) über unser wirtschaftliches System.

 

Gruss

Ernst

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