foxyankee Geschrieben 5. August 2013 Geschrieben 5. August 2013 Durch Nordeuropa zum Nordlicht oder: Aviatik-Tour durch Schweden zum Erlegen vom Nordlicht und Fliegerei-Raritäten Vorab: Dieser Report ist einem stillen Mitleser des flightforums.ch gewidmet - ich bin mir ziemlich sicher dass er dies lesen wird und sich angesprochen fühlt. DANKE für den Input! === Der kalte Winter. Auch in Deutschland wurde es im letzten Winter ordentlich kalt und was gibt es Besseres als dem kalten deutschen Winter zu entfliehen und Urlaub zu buchen? Lustigerweise ging es aber nicht in den warmen Süden – sondern in den noch viel kälteren Norden! Eeeek! Aber was macht man nicht alles um noch ein paar Fliegerische Leckerbissen zu erlegen auf dem Weg zum grade sehr aktiven Nordlicht? Ich wollte auf jeden Fall einen Flug mit der British Aerospace ATP machen und dies ist keine ganz leichte Aufgabe – aber sollte nach dem Kontakt mit der Airline machbar sein. Außerdem war in der Presse hin und wieder ein Bericht über die komischerweise verstärkten Aktivitäten der Aurora borealis in diesem Winter und so nutzte ich meinen eigentlich nicht zeitlich dort gewünschten Urlaub um diese beiden Dinge zu erleben. Daraus ergab sich dann eine sehr vielseitige Reise quer durch Schweden mit einem kleinen Ausflug bis nach Norwegen – und das allem im kalten Winter. Im ganz kalten Winter! Ich begann meine Reise mit der Deutschen Bahn bis nach Düsenhausen. Nach dem Check-In bei British Airways im Lohhauser Terminal... ... machte ich mich noch auf den Fußweg zum Türmchen und besuchte dort noch meine Kollegen. Die Abenddämmerung brach herein und so machte ich mich durch die übervolle Fummelbude auf zur Hugo-Junkers-Lounge die auch nicht grade leer war. Neben belegten Broten und Pudding... ... gab es auch etwas Obst, Kuchen und sogar ein paar Warme Geschichten wie Minischnitzel und Frikadellen. Zum Gate ging es später allerdings ins allerhinterste Kellerverlies dieses Gebäudes! Ich dachte schon die schicken mich in den Heizungskeller! BA 8204 operated by Sun Air of Scandinavia SUS DUS-BLL 19:10 – 20:40 Der Hauptgrund für dieses Anreiseart war der geplante Flugzeugtyp. Dieser war zwar nicht garantiert weil immer mal wieder getauscht wird auf der Route – aber ich hatte Glück: Heute war die OY-SVB da, eine Jetstream 32. Ein kleiner Prop von British Aerospace der nicht mehr extrem weit verbreitet ist – schon gar nicht als normal buchbarer Linienflug. Es fliegen noch ein paar Exemplare in Skandinavien und England was Europa angeht – ansonsten fliegen auf der ganzen Welt verteilt noch grob 100 Exemplare. Auf dem kleinen Prop der voll ausgebucht war wurde direkt hinter dem mit einem Vorhang abgetrennten Cockpit per Schild daran erinnert wer hier heute das Sagen hat. Die Flugbegleiterin Tatiana drehte es sich um die selbe Person welche mich schon auf der Do328 letztes Jahr auf AAR-GOT-MAN bedient hat. Fast pünktlich rollten wir los – so extrem laut war es gar nicht! Und dann begann tatsächlich der Service. Ich liebe ja diese Premium-Regional-Flugstrecken – da geht noch richtig was! Erst bekam ich -als Passagier in Reihe 1- das Klapptischen gereicht. Das wird nämlich abgenommen und erst beim Service dann an den Passagier ausgeteilt. Dann gab es Getränke. Dann kam das Abendessen. Eine kleine Bastschale mit zwei verschiedenen Salaten und einem mittelgroßen Stück Lachs samt Dill und Zitrone – dazu ein frisches Brötchen. Oha – die haben vor noch mehr 328er in die Flotte zu nehmen. Diese Flugzeuge konzentrieren sich mittlerweile bei denen was Europa und den Linienflugverehr angeht. Viele Airlines fliegen das Ding nicht mehr, aber mehr dazu später. Nach der pünktlichen Landung war noch kurz Zeit für ein Cabinshot. Willkommen am Legoland-Flughafen Verkehr in Billund: Bunter Mix aus Linienflug, Regionalflug, Billigflug und Urlaubsbomber. Modernes, offenes und freundliches Terminal. Ich lief die 200 Meter ins Flughafenhotel in dem übrigens auch die Crew meines nächsten Fluges untergebracht war. Und noch was stellte ich fest: Es war kalt. Sehr kalt! Am nächsten Morgen traf ich wie gesagt "meine" Crew am Hotelausgang. Man sprach deutsch, ein gutes Zeichen für mein erhofftes Fluggerät. Check-In ging flott und dann ab zum ersten Tee des Morgens in die Lounge. Vor der Tür standen die zahlreichen Regionalflieger die ich auch schon gestern nach der Landung erspähen konnte. Das hier war schon ein Modell welches ich erhoffte zu fliegen: Do 328 BA 8251 operated by Sun Air of Scandinavia BLL-BMA 7:00 – 8:30 Bingo! Joker! Mein Flugzeug war die D-CIRI der deutschen MHS Aviation. Also streng genommen: BAW opb SUS opb MHV! Die deutsche Crew aus meinem Hotel giftete sich noch gegenseitig etwas an – die Flugbegleiterin wurde vor den Passagieren lauthals ermahnt sich zu konzentrieren und keine Fehler mehr zu machen. Es wurde festgestellt dass sie alle müde sind, man sich jetzt aber konzentrieren müsse und das "sowas" gar nicht gehe. Was auch immer "sowas" ist. Jedenfalls teilte ich denen mal nicht mit dass ich der deutschen Sprache wahrscheinlich im Gegensatz zu den restlichen Passagieren mächtig bin. Fast volles Haus – die Abfertigung ging auch flott. Viel Gepäck war nicht dabei – es waren fast alles Schlipsträger auf Tagesgeschäftsreise. Frukost – ordentliches Frühstück auf dem Regionalhüpfer. Morgendämmerung Die Ex-Cirrus-Mühle Sinkflug nach Stockholm Impressionen – tolles Morgenlicht erleuchtet erst die hohen Gebäude und Hügel und dann nach und nach das ganze Land. Sehr schön mitanzusehen – auch wenn es noch viel zu früh für mich gewesen ist. Eisbrecher. Ein Zeichen dafür dass es noch ne Portion kälter war als bereits in Düsseldorf und auch in Billund. Brrrrrrrr! Morgendlicher Berufsverkehr Landung in Brömma – der Heli wartet auf uns und wirbelt beim Schweben den frischen Schnee auf. Das 70er-Jahre-Terminal. Ach ja: Die Sitze waren frisch bezogen und auch Dreipunktgurte gab es! Aaaaaaaaaarschkalt! Meine Fresse – das kann ja lustig werden! 12° unter Null waren glaube ich auf der Uhr. Am sehr stadtnahen Flughafen Brömma war richtig was los – hier fliegen aber neben ein paar Businessflugzeugen ausschließlich Regionalflieger im Linienbetrieb. Polnische Fairchild steht auf dem Vorfeld herum. Keine Ahnung für wen die unterwegs sind – Sky Taxi fliegt eigentlich ausschließlich im Auftrag anderer Airlines. Der Flughafen sieht betrieblich airside aus wie ein Busbahnhof: Ausgeschilderte Fußwege sowohl zum Gebäude als auch zu den Fliegern die an verschiedenen Positionen auf Ihre Gäste warten und die den Weg dorthin selber finden. Das ist so los hier. Der Flughafen wird heute nur noch grob zur Hälfte genutzt. Der restliche Platz wurde ganz modern in ein Einkaufszentrum umgestaltet. Ich kaufte mir noch schnell eine bessere Mütze und suchte ein paar Geocaches. Außerdem war das der perfekte Ort um sich ein wenig Aufzuwärmen und ... ... in einem schwedischen Supermarkt zu stöbern. Ich mache das ja im Ausland immer sehr gerne denn man lernt so die Bevölkerung besser kennen: Was kaufen die, was essen die und was kostet das? So ganz habe ich es übrigens nicht verstanden, am Eingang konnte man sich als angemeldeter Kunde aber so ein Gerät an den Einkaufswagen montieren und dann spezielle Ausgänge nehmen. Ich schätze das sind individuelle Mini-Kassen. Man scannt also den ausgesuchten Artikel schon beim Auswählen aus dem Regal und kann so ohne Verzögerung am Ende den Laden verlassen. Stichproben werden glaube ich weiterhin gemacht – in Skandinavien ist sowas aber meist kein Problem und die Menschen sind ehrlich! Herrliches Winterwetter – aber saukalt! Novemberregistriert aber mit dem Schweizerkreuz versehen? Komisch..... Slowtation Das alte Terminal samt dem alten Tower. Ich checkte ein für meinen nächsten Flug und war begeistert vom praxisnahen Umgang mit Papier: Was braucht man als Bordkarte immer so einen riesig großen Lappen? Sowas tut es auch! TF 3725 operated by Golden Air BMA – SDL 14:25 – 15:15 Der Monitor über dem Gate gibt die Info an alle: Die Oberhand bei diesem Flug nach Sundsvall hat Malmö Aviation – dort habe ich den Flug auch gekauft. Ausgeführt wird das Ding für die virtuelle Gesellschaft Sundsvallsflyg von Golden Air. Allerdings haben die sich vor wenigen Wochen in Braathens Regional umgetauft. Für den (deutschen) Gelegenheitsurlauber nicht ganz leicht zu verstehen – aber diese Kundschaft gibt es hier ja sowieso nicht. Beim Boarding kann ich ich ein Blick werfen auf eine ATP – diesmal wird sie es aber noch nicht sein! Boarding ging schnell – die Mühle war auch nur sehr dürftig ausgelastet. Schneller Flug in der Saab 2000 – Typenpremiere für mich übrigens! Die SE-MFF flog seit Ihrer Geburt im Jahre 1996 bei dem Flagcarrier meiner persönlichen Hombase EAP/BSL/MLH/LFSB Crossair bis zu Ihrem Untergang 2003. Da wechselte die Saab zur Carpatair um dann 2012 wieder in schwedische Gefilde bei Golden Air zurückzukommen. Wir flogen entlang der schwedischen Küste nach Norden Die Sonne ging schon langsam wieder unter – es war ja "schon" 15 Uhr vorbei! Da sind wir: Sundsvall Achso: Rein zu Dokumentationszwecken: Raus aus der Mühle – und abermals ist es wieder noch kälter geworden. Ja klar, die Sonne ist schon fast untergegangen (wir haben grade mal halb vier!) aber die Kälte durchzieht einen schon komplett. Wahnsinn! Achso: Das mit den vielen Airlines die hier irgendwie beteiligt sind spiegelt sich nicht auf dem Flugzeug wieder: total farblos, lediglich die Registration ist auf dem Flugzeug zu lesen. Mehr nicht! Da es noch etwas dauert bis der Bus in das Städtchen fährt blieb mir noch etwas Zeit um den Flughafen zu erkunden. Aber auch das war schnell geschehen. Hier der Blick aus dem Fenster vom Restaurant aus. Das Personal dort bereitete grade eine Mahlzeit für eine größere Gruppe vor obwohl der Betrieb eigentlich geschlossen war. Denn: Die Air Europa nach Gran Canaria hat geschmeidige 9,5 Stunden Verspätung! Check-In Halle von Sundsvall. Viel größer ist das Terminal auch nicht :-) Auf dem Vorfeld wurde eine Jetstream der schwedischen Airline "direktfly" ans Gate geschleppt. Der Transfer in die Stadt wurde ausnahmsweise von einem Reisedoppelbus durchgeführt – der normalerweise eingesetzte Bus war wohl defekt. Im Reisebus gab es aber keine Kasse und deswegen war die Fahrt für uns gratis. Danke! In Sundsvall selber schlenderte ich noch etwas durch das Städtchen, musste ich mich doch langsam aber sicher an die Temperaturen gewöhnen. Der Ort machte einen freundlichen Eindruck und es machte mir Freude über den schön-knirschenden Schnee die Plätze und Gassen zu erkunden. Es war so bitterkalt! Ich versuche das mal etwas festzuhalten – die Kristalle am Boden kann man gut erkennen. Man musste schauen wie man die Mütze und den Schal anlegt, damit ja alles dicht ist. Lange Unterhosen waren ab jetzt Pflicht und nach und nach wurde trotzdem der Körper kälter und kälter. Die Preise waren -wie schon in Stockholm- ehrlich gesagt viel humaner als ich es mir vorgestellt hatte. Man hört ja immer mal wieder Horrorgeschichten von Lebensmittel- und Gastronomiepreisen in Skandinavien – bisher konnte ich das allerdings nicht bestätigen. Ich trotzte der Kälte und bestellte mir nicht frischen kalten und regionalen Fisch sondern eine gute, große Pizza mit frischen Pilzen samt einer großen Tasse schön heißen Tee – das ganze für rund 9 EUR. Preislich und geschmacklich super! Am nächsten Morgen bibberte ich mich zum Bahnhof. Die nächste Etappe legte ich mit der schwedischen Bahn zurück. Die Strecke folgt der Küste weiter nach Norden bis nach Umea. Der Hochgeschwindigkeitszug war superpünktlich und die Fahrt ein tolles Bahnerlebnis. Vorbei an winterlichen Küstenlandschaften donnerte der Zug im ordentlichen Tempo. IKEA-like, aber durchaus hochwertig. Sprich: Helles Holz, saubere Sitze und sonstige Annehmlichkeiten. Beispielsweise ein Intranet mit Moving Map und integrierten Fahrtinformationen wie Geschwindigkeit und den nächsten Anschlüssen an den Unterwegsbahnhöfen. Außerdem kann man sich Internetzugang kaufen oder Film & Musik gratis streamen! Toll! Willkommen in Umea! Weiter nördlich und abermals wieder ein Stückchen kälter. Ich lagerte mein Gepäck im Busbahnhof und machte mich auf zur Stadterkundung. Heiligenschein für die Banknutzer? Man könnte meinen man sei im skandinavischen Themenbereich im Europa-Park. Aber nein, das sieht auch in der Realität so aus. Spricht übrigens für die Gestalter in Rust! Rathaus In der Fußgängerzone wurde übrigens der Schnee geräumt. Muss ein Haufen Arbeit sein dies so beizubehalten. Die Eisburg für die Kinder bleibt als einziger Schnee da. Nach einer kurzen Busfahrt erreichte ich am Nachmittag den Flughafen von Umea. Dort gibt es eine kleine Front von Automaten zum Check-In und ... ... einen Bereich mit klassischen Schaltern. Übrigens mit Bewegungsmeldern bestückt: Licht gibt es dort nur wenn auch Gäste kommen. Stromsparendes und umweltbewusstes Skandinavien wieder mal – finde ich immer wieder vorbildlich! Das Flugangebot hier ist allerdings recht überschaubar – ein Pendlerflughafen eben. Umea ist jetzt ja auch nicht so groß sondern hat grob 100.000 Einwohner. Dafür gibt es neben den Flügen nach Stockholm saisonal Urlaubscharter ans Mittelmeer. SAS Bobby nach Arlanda Dann wird mein nächster Flug aufgerufen: HS 606 Direktflyg UME – LLA 17:10 – 17:55 Mich erwartet pünktlich die Jetstream 32 SE-LHE auf Ihrem Zwischenstop nach Lulea. Die Maschine ist nicht ganz voll und die Sicherheitseinweisung gibt es nicht von einem Flugbegleiter sondern vom Piloten via DVD-Player. Es gibt auch keinen Flugbegleiter, lediglich zwei Piloten. Schöne große Fenster! Wenn es doch nicht so früh dunkel werden würde! Pünktliche Landung in Lulea. Wir flogen ja weiter die Küste Richtung Norden und was sagt uns das? Ja genau, es wurde nochmal ne Spur kälter und vor allem ungemütlicher da der Wind recht stark war. Auch hier sind die Flugziele nicht besonders vielseitig – trotzdem konnte ich diesen Bildschirm ausgiebig studieren da ich noch auf den Flughafenbus warten musste. Nachdem ich das Zimmer bezogen hatte schlenderte ich noch etwas durch Lulea. Die neugotische Kathedrale war genau gegenüber meinem Hotel und neben der Fußgängerzone die nett gestaltet war und bis zum Bahnhof runter führte. Auch einen Supermarkt gab es dort – ich versorgte mich mit etwas Frühstück und Vesper für den nächsten Tag sowie Getränken und entdeckte auch andere Dinge. Hat das was mit der DDR zu tun? LOL! Weihnachtliche Deko war noch angebracht und schmückte die Fußgängerzone gar sehr! Schön beleuchtet und direkt gegenüber der Haltestelle des Flughafenbuses war mein Hotel für die Nacht.... ... welche übrigens sehr sehr kurz war. Denn es erwartete mich ein Tag der gefüllt war mit einer ganz besonderen Bahnfahrt. Für mich sollte es heute eine laaaaaaange Bahnfahrt auf der bekannten Erzbahn nach Narvik geben. Erst das Stückchen bis zum Bahnhof Boden an dem die Hauptstrecke aus Stockholm zu uns stößt (täglich ein Nachtzug, knappe 17 Stunden Fahrt auf der Gesamtstrecke) und dann weiter über Kiruna – vorbei am Polarkreis – über die norwegische Grenze bis in den stets eisfreien Hafen von Narvik. Diese Strecke gibt es vor allem wegen der weltbekannten Eisenerzzüge aus Kiruna. Das Material wird in langen und schweren Zügen über die Berge gebracht und von Narvik aus verschifft. IN der einfahrt nach Kiruna sieht man schon die Bergwerke. Nein, das ist kein natürlicher Berg sondern eines der Eisenerzabbaustellen! Hier die Karte der Strecke – welche übrigens die nördliches Bahnstrecke Europas ist welche mit dem restlichen Streckennetz verbunden ist. Dies ist aber nur in Schweden der Fall, auf der norwegischen Seite gibt es keinerlei Verbindung zum restlichen Bahnnetz. Zwischenhalt in Kiruna zum Fahrtrichtungswechsel Angenehm leer war es im Zug obwohl dieser gar nicht so lang war und trotzdem einen voll ausgestatteten Kiosk bot. Wundervolle Winterlandschaften zogen an uns vorbei. Unterhalb der Bahnstrecke verläuft die Europastraße E10 und diese wiederum ist am Ufer des Torneträsk – ein 70km langer See der das halbe Jahr lang zugefroren ist. Die Temperaturen dazu sind hier ja vorhanden. Ankunft in Narvik. Vollgeschneit! Schnee wohin das Auge blickt. Die Straßen und Fußwege sind einigermaßen geräumt – man ist hier ja normalerweise mit geeignetem Material unterwegs. Auch wenn es später Nachmittag ist: Stockdunkel ist es hier! Die einzige Sehenswürdigkeit Narviks: Das Museum welches sich hauptsächlich mit dem zweiten Weltkrieg befasst. Ansonsten ist man hier zum Skifahren und im Sommer zum Wandern. Bin etwas durch die Stadt gelaufen um was zu sehen: Gibt aber nichts zu Sehen! Aber tot ist es in der Stadt nicht, auch wenn die Dunkelheit das vielleicht nahe legen würde. Normaler Betrieb: Leute gehen einkaufen, zum Frisör, kommen von der Arbeit. Und es wird skigefahren: Die Pisten sind auch bis spät Abends beleuchtet. Ich schaue mich noch etwas um und erkunde die örtlichen Restaurants und beschließe dann tatsächlich im Hotelrestaurant das Angebot zu wählen – günstig aber nicht sehr toll was die Qualität angeht. Aber ansonsten zahlt man sich dort eben dumm und dämlich! Bei einem Pizzaabholdienst der auch Sitzplätze anbietet kostet die kleine Margherita-Pizza ohne weitere Beläge schlappe 20 EUR! Selbst im Supermarkt kostet eine Tiefkühlpizza über 5 EUR – das ist mal ne Ansage! Am nächsten Morgen mache ich mich schon wieder auf zum Bahnhof. Das Hotel liegt am Fuße der vielen Skipisten zu denen auch die ersten Wintersportler schon wieder angereist sind. Auf dem Weg zum Bahnhof bietet sich ein toller Blick auf die Umgebung! Vom Bahnsteig noch den ein oder anderen Blick zurück ... ... ... und dann war es das auch schon wieder mit dem Kurzausflug nach Narvik. Es sollte eine sehr beeindruckende Zugfahrt werden – schon die ersten Impressionen faszinieren! Der Zug kämpfte sich den Berg hoch. Nein, nicht Golden Gate :-) Immer wieder mussten wir an Ausweichstellen anhalten um den Eisenerzzügen aus Kiruna Platz zu machen. Man hat den Eindruck dass der Passagierverkehr hier nur geduldet ist – Hauptaugenmerk liegt hier eindeutig aufm dem Warentransport! Toll! Kurz vor dem Grenzbahnhof "Riksgränsen" der schon hinter der Reichsgrenze nach Schweden liegt. Man kann die Kälte geradezu sehen! Achso – ganz nebenbei: Wir sind mittlerweile bei Temperaturen um die -20° tagsüber wenn die Sonne stark genug ist. Jetzt befinden wir uns wieder auf schwedischem Boden. Nicht mehr weit war es bis zum Bahnhof Abikso am gleich gleichnamigen Nationalpark. Hier in der Gegend sollte ich die nächsten 2 Tage verbringen. Es wird zwar schon wieder langsam dunkel, es geht ja auch schon schnurstracks auf 15 Uhr zu! Ich ging nochmal runter ins Dort welches aus ein paar wenigen Häusern bestand um im dortigen riesigen Supermarkt mich mit Lebensmitteln einzudecken. Sehr einprägsam war dieser Spaziergang: Es war still. Nur die durchfahrenden langen Eisenerzzüge und die hin und wieder mal bellenden Hunde unterbrachen diese Stille. So konnte man den Schnee gut knirschen hören – das einzige ständig vorhandene Geräusch beim Laufen. Man bewegte sich weder superschnell (es war zu kalt dafür) noch sehr langsam (damit es nicht noch kälter wird) – da die Sonne bereits untergegangen war betrug die Temperatur nur noch etwa -25° C. Am Abend blieb ich länger wach und war in der Gemeinschaft der Unterkunft (viele Menschen aus aller Herren Länder) ganz gut aufgehoben. Hin und wieder trauten wir uns vor die Türe um in den Himmel zu starren und darauf zu hoffen dass sich dort "etwas tat". Und ich sollte nicht enttäuscht werden: Das erste Mal im Leben sah ich das Polarlicht. Erst ganz schwach, dann etwas stärker! Man hat ja niemals eine Garantie darauf sowas erleben zu dürfen und es ist auch ganz schön tricky: Mal erscheinen die Lichter für wenige Sekunden und lassen sich dann die restliche Nacht nie wieder blicken und manchmal stehen sie minutenlang am Himmel und bewegen sich sogar, ändern ihre Farbe und zeichnen Figuren und Farben in die Nacht wie man es sich kaum vorstellen kann. Ich habe diese Augenblicke meist mit dem Auge genossen – irgendwann war aber der Drang zu groß dies auch fotografisch festhalten zu wollen. Nein, ich hatte kein Stativ dabei. Nein, es gab dort nichts zum abstellen oder anlehnen. Ja, es war bitterbitterkalt – die -30° waren inzwischen geknackt und wir zitterten alle je länger man sich draußen aufhielt. Trotzdem sind ein paar Bilder entstanden vom ersten Abend die für mich persönlichen einfach einen gewissen Erinnerungswert haben. Leider waren die Lichter die ich gesehen habe recht tief am Himmel und leider leider war der große Kreuzungsbahnhof von Abisko auch die ganze Nacht hell erleuchtet. Keine guten Rahmenbedingungen! Am nächsten Morgen stand schon der nächste Programmpunkt an: Schlittenhunderennen! Ich bin ja -um es mal gaaaaanz vorsichtig zu formulieren- kein Freund von Hunden. Somit dürfte die Ausgangssituation hinreichend erklärt sein – trotzdem buchte ich diese Tour. Die Vorbereitungen nahmen recht viel Zeit in Anspruch – wir Teilnehmer wurden da auch ordentlich mit eingebunden. Das Zaumzeugs sollten wir den Hunden selber anziehen. Damit konnte ich mich noch nicht so wirklich mit anfreunden – ich gehe doch nicht in die Käfige von so Kampfmaschinen und begebe mich auf eine Höhe mit denen. Vor allem zu einem Zeitpunkt an dem sie noch gar nicht ausgetobt sind und nur so strotzen vor Energie! Irgendwann ging es dann aber los. Nach ordentlicher Einweisung in die Schlittenfahrerei und was so dazugehört bretterten wir mit Spezialkleidung ausgerüstet durch den Nationalpark der sehr windig und damit sehr kalt war. Immer wieder wurde kurz angehalten um die Gruppe wieder zusammenzuführen – einmal brauchten auch die Hunde eine kurze Verschnaufpause. Ich muss sagen: Faszinierend! Nach der Rückkehr durften die Tiere wieder in Ihr Gehege und waren sichtlich zufrieden endlich Auslauf gehabt zu haben. Diese Kraftbündel brauchen diese Herausforderung fast täglich – ansonsten fühlen sie sich wohl unterfordert. Ich packte meine sieben Sachen und schlenderte zum Bahnhof vor – die Bahnverbindung in das knapp 34 Kilometer entfernte Ortsteilchen "Abisko Touriststaion" war neben dem Fußmarsch die einzige Möglichkeit dorthin zu kommen. Zweimal am Tag fährt ja ein Zug die 4 Minuten dorthin :-) In Abikso Touriststation gibt es eben diese: Eine Herberge die auf verschiedenen Ausstattungsvarianten Menschen eine Herberge bietet. Man kann Selbstversorgerzimmer buchen oder auch Massenlager wie in einer Jugendherberge oder aber auch einfache Hotelzimmer im Haupthaus. Das sehr große Gebäude bietet Lounges und Shops, eine Ausstellung zum Thema Aurora Borealis und ein Restaurant. Ich hatte dort ein Paket mit Abendessen, Frühstück und Nordlichtbeobachtung gebucht. Letztere ist dort sehr berühmt da die geographische Lage perfekt ist dafür. Auch ist dort die Regenwahrscheinlichkeit die geringste in ganz Schweden und dadurch dass dort keinerlei größere Siedlungen in der Nähe sind gibt es auch so gut wie keine Lichtverschmutzung. Perfekte Voraussetzungen – aber weiterhin natürlich keine Garantie! Nach dem Abendessen spazierte ich mit zwei Chinesinnen die ebenfalls in der Nacht zuvor in der anderen Unterkunft waren und mit mir auch bei der Hundeschlittentour dabei gewesen sind zur etwa 2 Kilometer entfernten Sesselliftstation. Dieser Sessellift wird nur dafür verwendet und fährt bei passendem Wetter Abends Gäste in die Sky Station. Bevor es losgeht darf man sich noch Umziehen: Besondere Klamotten sind im Preis inkludiert und helfen und unglaubliche Kälte etwas abzuhalten. Oben angekommen konnte man sich einen kleinen Vortrag anhören, ein kleines Museum besuchen und sich an der Bar mit warmem Tee oder sonstigen Kleinigkeiten aufwärmen. Die meisten allerdings machten sich es draußen irgendwo bequem (wenn man bei diesen Temperaturen davon reden kann). Wir sollten alle belohnt werden denn schon nach einer Stunde Wartezeit (die ich aber nutzte und dem Vortrag lauschte und das Museum besuchte) wurden wie gestern auch schon viele grüne Schleier an den Himmel gemalt. Nach einer Weile holte ich wieder meine Kamera raus und versuchte das ein wenig einzufangen. Ohne Stativ und Ablagemöglichkeit waren meine Möglichkeiten doch sehr begrenzt – aber für die Erinnerung tut das schon. Bei völliger Stille schwebte ich kurz vor Mitternacht wieder den Sessellift den Berg runter – allein das war schon ein sagenhaftes Erlebnis! Die Ruhe, der riesige See und die Berge vor einem und dann diese Dunkelheit und absolute Stille – unbeschreiblich! Am nächsten Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück (wie fast immer in Schweden mit Fisch!) führte mich meine Reise wieder mit dem Zug -andere Verkehrsmittel gibt es Winter dort nicht- weiter in die Eisenerzstadt Kiruna. Zeit für ein Besuch beim Eishotel hatte ich leider nicht, dieses liegt einige Kilometer außerhalb und die Busverbindungen sind nur sehr unregelmäßig. Auf dem Weg ins Hotel war ich überrascht wie hoch hier der Schnee liegt. Die Straßen und Wege waren größtenteils geräumt, man bekam aber noch genug mit vom Winterwunderland. Ortskern am späten Nachmittag Stabkirche Teil 1 Stabkirche Teil 2 So sah das vor meiner Unterkunft aus. Das waren nicht nur lockere Schneeberge, da sind sogar Kinder Schlitten drauf gefahren! Ich kochte mir eine Kleinigkeit zu essen und nutzte das vorhandene Internet um mal ein paar Neuigkeiten aus der Welt der Luftfahrt zu lesen. Nebenbei probierte ich von der lokalen Cola. Der nächste Tag: Blauer Himmel, Sonnenschein und Schnee wohin das Auge blickte. Und: Glatte Straßen. Der Weg zum Bahnhof war – naja .... sagen wir mal spannend. Heute wartete auf mich dieser Triebwagen der mich in rund einer Stunde nach Gällivare bringen sollte. Moderne Ausstattung, Fahrgastinformationsbildschirme mit allen möglichen Details, eine Cafeteria (wir sprechen hier von einem Regionaltriebwagen!) und eine freundliche Zugbegleiterin waren an Bord. Und draußen wieder mal unendliche Winterlandschaften. In Gällivare machte ich einen kleinen Dorfrundgang – viel war aber nicht zu entdecken. Außer einer Ubuntu-Cola die man im Supermarkt kaufen konnte. Ja genau, das Ubuntu von Linux! Das Getränk war importiert aus UK. Sachen gibt´s.... Achso, zum Bild: Dies hier war mein Gefährt für die nächsten Stunden. Ein in Skandinavien weit verbreiteter LKW-Bus. Vorne Bus, hinten LKW. Damit werden entlegene Gebiete an die Zivilisation angebunden und gleichzeitig Waren ausgeliefert. Der Busfahrer wusste was er da tat und auf sehr schlechten Straßen fuhr er recht zügig immer Richtung Osten. Wir kamen immer wieder in kleinen Dörfern vorbei in denen es einen Laden gab. Laden, Post, Tankstelle, Bushaltestelle, Reinigung – alles in einem. Dort luden wir am Nachmittag auch Waren wie z.B. die Post und die Tageszeitung ab – man wartete schon auf uns. Dies passiert nicht nur in solchen kleinen Dörfern sondern auch mal mitten in der Pampa ... ... wo es dann s aussah! Nicht vergessen: Wir befinden uns mit einem großen Bus auf einer der Hauptstraßen der Region! Die Fahrt war echt spannend, wechselten die Landschaften recht flott und es war sehr vielseitig. Schulkinder stiegen ein und nach ein paar Kilometern wieder aus, Waren wurden ein- und ausgeladen – man schien sich zu kennen. Irgendwann erreichten wir eine Straßenkreuzung und der Busfahrer machte klar dass wir an meinem gewünschten Ziel seien – auch ohne Bushaltestelle: Pajala Airport – PJA/ESUP Der Flugplatz dieses kleinen Dorfes (unter 2000 Einwohner) am Ostende von Schweden lag verschlafen da, das Licht wurde grade angeschaltet und draußen machte sich ein Schneeräum-LKW an die Arbeit das Vorfeld vom Schnee zu befreien. Da es grade wieder etwas stärker schneite fragte ich mich ob dieses Arbeit von Erfolg gekrönt sein wird – aber er wird schon wissen was er da tut. Die Tatsache dass dort Licht war beruhigte mich – war ich doch mitten im Niemandsland und es war nicht nur schweinekalt sondern schneite wie gesagt auch sehr stark und ich hatte keine Lust vor der Türe auf den Flug zu warten. Ich durfte rein und nach der Abgabe meines Gepäcks war ich selbstverständlich ohne Sicherheitskontrolle im Abflugbereich des Flughafens welcher einige Sofas und Tee/Kaffee sowie kostenfreies Internet bot. Guter Service für die zwei täglichen Flüge. Lediglich die estnische Airline Avies verbindet Pajala mit Lulea und Tallin, letzteres aber eher unregelmäßig. Was ich komisch finde weil die Airline ja aus Tallin stammt und somit ja in Pajala nur einen Stop macht. Gebucht hatte ich den Flug wegen der Aussicht auf die Jetstream 31 (die 32er hatte ich jetzt ja zweimal erlegt in den letzten Tagen) und der neuen Airline Avies die eigentlich nur im Geschäftsfliegerbereich tätig ist. U3 2093 PJA – LLA 16:40 – 17:20 Es schneite und schneite und es gesellten sich mit der Zeit noch 3 andere Fluggäste zu mir. Im starken Schneetreiben konnte ich aber plötzlich einen kleinen Schlepper erkennen der irgendwas aus dem Hangar schleppte. Bingo – Überraschung! Es sollte wohl heute nicht Avies fliegen, und der Flieger kam auch nicht aus Tallin sondern exklusiv für uns wurde wohl dieser nette Metroliner gechartert. Typenpremiere für mich – ungeplant! Und die Airline kannte ich natürlich auch noch nicht! SE-KCP Swaeringen/Fairchild Metroliner Nach einer kurzen Begrüßung vom Kapitän der Fly Logic (so hieß die Airline) ... ... machte ich es mir gemütlich. Bei DEM Sitzabstand ist das keine Kunst! Die Crew (eine junge blonde Copilotin hatte inzwischen auf dem rechten Sitz Platz genommen) briefte uns noch ein wenig und bereitete uns darauf vor dass es ein unruhiger Flug werden würde, insbesondere gegen Ende! Damit sollten die beiden Recht behalten. Wir rollten die über 2000 Meter lange Piste zurück und dann ging der Ritt los. Mir hat es Spaß gemacht – aber so 100% angenehm was bestimmt nicht. Und die Vorhersage war korrekt: Je näher wir dem Zielort Lulea kamen desto stärker wurden die Turbulenzen. Es schneite in Lulea noch viel stärker als in Pajala, man sah aum was durch den starken Schneefall. Unsere Parkposition in Lulea war auch noch eingeschneit, so stapften wir durch rund 15-20 cm Schnee über das Vorfeld. Den Flughafen kannte ich ja schon und abermals musste ich auf den Flughafenbus warten – natürlich im Gebäude. Die Kälte und so.....ich wiederhole mich. An dieser Stelle noch ein paar Worte zum Flughafen Lulea: Er hat seit vielen Jahren die längste Landebahn in ganz Schweden und daher werden von hier auch Urlaubsflüge nach Thailand und in die Karibik angeboten. Als Ausweichplatz für Langstreckenflüge dürfte der Platz ebenfalls des öfteren geplant sein! Dazu gesellen sich noch ein paar Charterflüge zu Warmwasserzielen rund um das Mittelmeer oder den Kanaren. Ich war ja schon vor ein paar Tagen hier, der Schneefall war aber beeindruckend! Diesmal ging ich nicht zum Thailänder wie letztes Mal obwohl er echt lecker war. Ich kochte mir was nachdem ich die Zutaten im Supermarkt besorgt hatte und den Einkauf mit einem Spaziergang durch den stärksten Schneefall den ich je erlebt habe verband. Das war übrigens mein Gefäng.....äh.....Hotel: Citysleep in Lulea. Relativ frisch, allerdings fensterlos dafür sauber und sehr modern: Da ich am nächsten Morgen sehr früh raus musste war das genau die richtige Unterkunft. Alles lief per Code den man bei der Buchung schon bekam, Internet war for free und die Sanitärräume so sauber wie man es selten vorfindet. Ich mag ja keine Unterkünfte ohne eigenes Bad – dies war eine sehr sehr seltene Ausnahme und ich habe es nicht bereut. Auch die Küchen waren super sauber und extrem gut ausgestattet! Der nächste Morgen – 5:30 Uhr. Ich bin jetzt nicht mehr allein im Kampf gegen die Schneemassen. Die Stadtwerke die gestern Abend wohl kapituliert hatten waren jetzt auch im Großeinsatz. Es wurden Meterhohe Berge von Schnee zusammengeschoben um die Innenstadtstraß0en frei zu bekommen. Ich bahnte mir mit meinem Gepäck einen Weg zum Bahnhof was gar nicht so einfach war. Denn immer wenn ich eine Straße kreuzen musste stand ich vor etwa einem halben Meter Schnee als Berg – die Schneeräumer hinterlassen ja immer am Straßenrand so einen "Haufen". Dann passierte etwas womit ich nicht gerechnet hatte: Die SJ -die schwedischen Bahnen- hatten vor den Schneemassen auch kapituliert und es fuhr kein Zug. Dafür stand ein Bus bereit samt "Zugbegleiterin". Mit mir war nur noch ein weiterer Fahrgast an Bord und so fuhren wir zwar pünktlich, aber deutlich langsamer als geplant gen Boden – dem nächsten Halt und Umsteigestation der Region für den Bahnverkehr. Der Zug hätte eigentlich durchgehen sein sollen für mich. Jetzt da keine Züge fuhren musste ich umsteigen und fand mich dann direkt in einem Reisebus wieder. Ganz alleine. Die Fahrer kümmerten sich um mein Gepäck und dann ging die Fahrt los. Durch total verschlafene Regionen im schwedischen Hinterland – man hätte meinen können hier wäre die Welt zu Ende! Ohne ein einziges Mal anzuhalten (andere Fahrgäste waren wohl nicht erwartet – warum schickt man mir dann kein Taxi sondern einen großen 50-Sitzer?) fuhren wir sehr zügig über völlig zugeeiste Straßen gen Nordwesten. Mein Zwischenziel war Jörn, ein kleiner Bahnhof samt Busstation. Dort wollte ich den Bus nach Arvidsjaur bekommen und hätte mit dem Zug sogar eine Stunde Wartezeit gehabt. Diese Zeit war jetzt nicht nur minimiert sondern schon fast überschritten! Der nette Fahrer "flog" mit mir quasi über die Eisstraßen und wir sahen keine Menschenseele – stundenlang! Dann plötzlich: Zivilisation! In Jörn liefen wir mit über einer Stunde Verspätung ein und ich bekam grade so meinen Anschlussbus in die Hauptstadt der Kältetests – Arvidsjaur. Vor den Toren der kleinen Stadt testen alle möglichen Automobilkonzerne ihre Produkte auf Wintertauglichkeit – es wird schon einen Grund haben warum sie das ausgerechnet hier machen. Brrr.... Das war der Grund warum schon früher die LTU (!) Charterflüge hierher auflegte – im Stadtplan wird immer noch stolz ein Bild von denen abgedruckt. Hier scheint zumindest diesbezüglich die Welt stillzustehen. Ansonsten ist in dem Örtchen nicht sonderlich was los. Ich bestellte mir ein Taxishuttle zum Flughafen – eine andere öffentliche Anbindung gibt es derzeit nicht. Nach grob 15 Minuten Fahrt waren wir angekommen: AJR Von der Kantine im Obergeschoss konnte man den inbound-Flug schön beobachten und es war alles so wie geplant: Die Bae ATP wurde auf diesem Flug eingesetzt: 2N 449 Nextjet AJR – ARN 11:40 – 13:20 Nextjet, die größte schwedische Regionalairline betreibt als letzte Airline auf der Welt die ATP mit 4 Exemplaren im Passagierbetrieb, weitere rund 30 Exemplare sind im Frachtbetrieb noch in der Luft – 2 in Indonesien und der Rest in Europa. Pünktliches Boarding. Ein Großteil der Passagiere waren wie schon vermutet deutsche Geschäftsleute im Auftrag von Automobilkonzernen oder Zulieferbetrieben. Am Flugplatz werden lediglich 2-3 tägliche Stockholmflüge abgefertigt – mehr nicht. Kurz nach dem Start sieht man schon die Teststrecken für die Wintertests. Geräumiges Flugzeug, zumindest im Vorderteil. Free Seating gab mir die Chance auf Reihe 1, der Nebensitz blieb frei. Auf Reiseflughöhe beschäftigte ich mich etwas mit dem Bordmagazin und ... ... Safetycard Achso – for the records: Der Bordservice ist trotz des nicht ganz günstigen Flugpreises nicht kostenfrei! Gelandet in Stockholm – Arlanda. Was macht denn die F50 der Minoan hier? Ich beschaffte mir noch die zuschlagsfreie Fahrkarte zur nächsten S-Bahn-Station und dann von dort nach Bromma. Somit bin ich eben das erste Mal in Arlanda gelandet, werde aber noch keinen Abflug dort vorweisen können. Hier nahm ich die allabendliche Shuttlerrushhour mit und erlebte Bromma mit vielen Passagieren! Die Wartezeit überbrückte ich mit etwas WWW und dem Rest einer bei uns unbekannten Cola-Sorte. Hier noch ein Wort zu diesen ganzen virtuellen Regionalairlines in Schweden: Da hat scheinbar jede Region ihre eigene Airline, de facto mieten die sich aber alles zusammen und die Flüge werden von nur 2-3 Airlines durchgeführt. Es gab wieder die kleine Bordkarte für meinen ersten richtigen Malmö-Aviation-Flug, die Passagiere standen wie bei Ryanair & Co auch schon brav in der Schlange. TF 123 Malmö Aviation BMA – MMX 21:00 – 22:10 Ich habe ja am Anfang schon erwähnt dass der Flughafen wie ein Busbahnhof funktioniert. So war es tatsächlich: Die Flugzeugstandplätze sind nummeriert, diese Nummer wird auf einem Monitor angezeigt und bei jedem Ausgang hängen wie man hier auch sieht Flugzielanzeiger – daher mein Vergleich mit einem Busbahnhof. Zwei Treppen standen bereit um den RJ1H zu entern, ich ging schnurstracks ans hintere Ende des Fliegers. Ich ergatterte ein Platz in den hinteren beiden Reihen die nur mit 2 Plätzen pro Reihe bestuhlt sind. Zu meiner Überraschung gab es auf diesem kurzen Inlandsflug an die Westküste Schwedens sogar kostenloses Catering: Ein richtig gutes belegtes Brötchen (wirklich erstaunlich gut!), ein Becher Wasser, ein Heißgetränk und ein Schoko-Bonbon. Völlig ausreichend und lecker. Ansagen gab es allerdings nur in schwedisch! Ist das normal im Afro? Ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen! Moderne Einrichtung, schön sauber und genug Platz! I like! Nach der Übernachtung im Stadtzentrum von Malmö ging es am nächsten Vormittag auf Stadttour mit einem gratis Leihfahrrad des Hotels. Coole Idee, habe ich gerne in Anspruch genommen um diese tolle Stadt zu erkunden. Das Wetter war so eher lala, Regen drohte. Aber dafür: Temperaturen nur noch um den Gefrierpunkt – für mich fühlte sich das schon an wie Sommer! Von daher schon mal: Pluspunkte! Das alte Hafengebiet funktionierte man um in eine moderne Wohnstadt mit dem charakteristischen Turm und auch Kinos und kommunalen Einrichtungen wie Schwimmbädern und Konzertsaal und so. Der Bahnhof liegt am Rande der alten Innenstadt und ist auch eine wunderbare Verbindung zwischen neu und alt. Eine Foodhall mitten im Bahnhof – ganz wie es die Vorurteile immer sagen mit einem extra Schalter für Smorebrod :-) Ganz alte, historische Fachwerkhäuser – die Innenstadt war richtig toll. Jetzt noch ein paar Grad drauf und dann noch Sonne – eine perfekte Stadt! Am Nachmittag machte ich mich auf zum Bahnhof und fuhr nach Norden – und zwar bis nach Ängelholm. Dort regnete es ein wenig, ich schlenderte trotzdem durch die Innenstadt um dem Dörfchen wenigstens einen kleinen Besuch abzustatten. Außerdem befindet sich die Bushaltestelle für den unregelmäßig fahrenden Flughafenbus den man vorbestellen muss auf der vom Bahnhof gesehen anderen Seite der Innenstadt. Aufgrund des Wetters: Keine Fotos. Nettes kleines Städtchen, aber extra Hinfahren muss man ganz bestimmt nicht! Kleiner Check-In-Bereich – es werden eigentlich nur Flüge nach Stockholm und Visby abgefertigt. Dazu noch der ein oder andere Urlauberflug ans Mittelmeer – insgesamt hält sich der Verkehr aber durchaus in Grenzen was man ja schon an der ÖPNV-Anbindung erkennen kann. SK 2185 SAS AGH – ARN 19:45 – 20:45 Wie gesagt: sehr überschaubarer Verkehrs in AGH Warum hatte ich diesen Flug gewählt? Man hatte mir jetzt schon mehrfach meine geliebte 600er-Rakete weggenommen – diesmal hat es geklappt: LN-RRO B737-600 An Bord dann der normale Service mit Wasser und Tee/Kaffee für umme. Voll belegt war die Mühle nicht und ich hatte die Reihe für mich alleine. Pünktlich war der Flug und die Crew freundlich. So soll es sein. In Arlanda gelandet schnappte ich mir den nächsten Bus zum Langzeit-Parkplatz, zeitgleich die geeignete Anreise zu einem weiteren Luftfahrt-Leckerbissen: Mein Hotelzimmer für heute Nacht. Nicht irgendein Zimmer – nein! Ihr seht hier den Fahrwerksschacht einer B747! Beim Check in und beim Koffertragen half mir der sehr nette Besitzer des Hotels der zufällig da war um nach dem Rechten zu sehen. Es ist hier ein eigenes kleines Bad eingebaut, Strom und TV ist auch verfügbar – genauso wie WWW wenn ich mich recht erinnere. Absolut coole Idee! Wo wir übrigens bei cool sind: Hier war es wieder deutlich kälter als im Westteil des Landes! Impressionen vom nächsten Morgen Man plant derzeit auch in die Triebwerksgondeln Übernachtungsmöglichkeiten einzubauen. Viel Platz ist ja nicht. Mal sehen was kommt. In der Nase der Frühstücksraum der zugleich die Bar ist an der man Getränke und kleine Snacks kaufen kann. Stylisch eingerichtet – mit viel Herzblut! Das war der Eingang zu meinem Hotelzimmer. Nach dem Frühstück nahm ich den Bus zurück zum Terminal um in der SAS-Lounge ein zweites Frühstück zu mir zu nehmen. Der erste und einzige Flug der verspätet gewesen ist war welcher? Ja klar, es war der Flug mit der deutschen Lufthansa. LH 2933 Lufthansa ARN – TXL 9:35 – 11:10 Kein Wort übrigens wegen der Verspätung an Bord: Keine Verspätungserklärung, keine Entschuldigung – einfach nichts. Nein gut! Das Cateringpaket allerdings war gar nicht so schlecht – das Berlinkonzept ist ja aufgrund der Konkurrenzsituation so gut. Vollkornbrot mit Joghurt, Schokolade und Halsbonbons. Zurück im verregneten Berlin. Leider immer noch deutlich verspätet, dafür war es hier wieder deutlich wärmer. Wärmer, dafür deutlich feuchter. Auf dem Weg vom Bus in den Hauptbahnhof wurde ich nochmal richtig nass denn der Himmel öffnete seine Schleusen ziemlich überraschend und da schüttete es plötzlich dass es für alles zu spät war. Was übrigens auch nicht funktioniert war das Rail & Fly – Ticket der LH: Die mir mitgeteilte Nummer wurde vom Automaten nicht erkannt und auch die Dame am Schalter konnte nicht helfen. So bestätigte Sie mir schriftlich dass dies mit der Abholung nicht geklappt hat und so saß ich dann ohne richtig gültige Fahrkarte im ICE. Viele Flüge und viele Buchungen – alles hat geklappt außer die zwei Dinge die über LH liefen: Flug verspätet und Fahrkarte nicht vorhanden – vermutlich weil man mir die falsche Nummer mitgeteilt hat. Wie dem auch sei – Zeit für ein Fazit dieser nicht ganz unanstrengenden Reise: 9 Flüge 10 neue Flughäfen 6 neue Airlines 5 neue Flugzeugtypen und das absolut faszinierende Erlebnis der Aurora Borealis – allein dies ist schon unbezahlbar! Spaß hat es gemacht auch mal die pure Kälte über einen längeren Zeitraum zu erleben – man gewöhnt sich tatsächlich daran! Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! Zitieren
A321 Geschrieben 5. August 2013 Geschrieben 5. August 2013 Haha, im Fahrwerksschacht der 747 in ARN habe ich auch mal gepennt. War ein lustiges (enges) Erlebnis. :) Und muss man nachts zur Toilette, dann führt der einzige Weg unter des Fliegers Rumpf hindurch und die Treppen hoch ins Erdgeschoss der Maschine. Wie ich sehe hat man das Problem aber mittlerweile behoben. :p Schöne Eindrücke Frank, und so einiges kam mir natürlich seeeehr bekannt vor. Grüsse, Kevin Zitieren
Basti1995 Geschrieben 5. August 2013 Geschrieben 5. August 2013 Vielen vielen Dank für diesen einfach unglaublichen Reisebericht! Ich muss sagen, dies ist mit einer der besten Reiseberichte, die ich je im FF gelesen habe! Wirklich! Die Emotionen, die Du während verschiedener Etappen gespürt hast, hast Du mehr als gut rüber gebracht, ich habe mich fast "wie dabei" gefühlt. Die Impressionen der nördischen Dörfchen sind auch unglaublich. Die Flughäfen/Flugplätze sehen total gemütlich aus, alles noch frei von dem Großstadtstress, der hier herrscht. Daher: Ein RIESEN Dankeschön für die viele Arbeit! Es hat wirklich riesig Spaß gemacht, den Bericht zu lesen! :) Zitieren
Boeing707 Geschrieben 6. August 2013 Geschrieben 6. August 2013 Brrrr, sitze hier bei 31 Grad Celsius mit kurzen Hosen und ohne Socken auf der Terrasse und bin jetzt rein gegangen, weil´s mich beim Anblick deiner Bilder plötzlich fröstelte. Tolle Eindrücke, Danke! Thomas Zitieren
Lubeja Geschrieben 6. August 2013 Geschrieben 6. August 2013 Uhm, ATP's, die stehen auch noch irgendwo auf der to-do Liste... Danke viel mal fürs mitnehmen und für die willkommene Abkühlung!:008: Ist das normal im Afro? Ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen! Jaja, eine jener typisch britischen, liebenswürdigen, kleinen Fehlkonstruktionen, die den Tschumppolino so sympathisch machen:D. Zitieren
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