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Risiken der Sportfliegerei (Motorflug)


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Geschrieben
Übrigens, dieser Flugplatz bietet den vollen Service! :eek:

 

... da kriegt man schon mal Präventivangst und meidet den Flugplatz, obwohl der Abflug mit Hügel schon interessant sein kann :D

 

Gruss

Thomas

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

In einem HPL (Human Performance and Limitations) Kurs hat der Vortragende einmal sehr weise Worte gesprochen:

 

"Flying is inherently dangerous".

 

Sprich, so wie beim Auto oder Motorradfahren begibt sich der Mensch in einen Bereich hinein in welchen er eigentlich nicht gehört. Wir wurden nunmal nicht dafür konzipiert um zu fliegen, um uns mit hohen Geschwindigkeiten im 3 dimensionalen Raum zu bewegen.

 

Wenn man sich dies vor Augen hält, und sich so wie der Themenstarter dies tut mit den Risiken auseinandersetzt, hat man den wichtigsten Schritt in Richtung Sicherheit schon getan.

 

Eine seriöse Flugschule mit kompetenten Lehrern, gut gewartetes und adäquates Fluggerät und später dann das hinzuziehen eines Safety Pilot senkt das Risiko in der GA meiner Meinung nach auf ein vertretbares Maß.

 

Ich möchte hier Philip Greenspun zitieren: "A safe attitude with a small airplane starts with the assumption that no flight is going to be made at the time and date planned. It might happen if the weather happens to be good and the flight looks as though it will be enjoyable. The plane is a recreational toy with transportation as a side benefit."

 

Dieser Satz sollte jedem angehenden Piloten EINGETRICHTERT werden!

 

lg WP

Geschrieben

Solche Generalisierungen sind immer sehr problematisch, vor allem wenn man sie aus dem Kontext nimmt. Und "EINTRICHTERN" ist noch problematischer. Von Piloten muss man verlangen können, dass sie DENKEN können. Eingetrichterte Verhaltensweisen jedoch schalten dieses Denken zu Gunsten von Kadavergehorsam aus.

 

"Flying is inherently dangerous".

 

Von wem wird der denn bezahlt? Wer solche Aussagen in einem HP Kurs macht, hat dort eigentlich nix verloren. Denn das ist extrem einseitig und gleichzeitig falsch. Es sei denn, man betrachtet JEDE Tätigkeit als "inherently dangerous". Und die Idee mit dem "Bereich wo der Mensch nicht hingehört" ist bei jedem Verkehrsmittel ein Problem.

 

 

"A safe attitude with a small airplane starts with the assumption that no flight is going to be made at the time and date planned. It might happen if the weather happens to be good and the flight looks as though it will be enjoyable. The plane is a recreational toy with transportation as a side benefit."

 

Auch diese Aussage ist hochproblematisch und extrem einseitig. Und sie bringt eine Geisteshaltung rüber, die genau in die Sackgasse Überregulierung und Horrovisionen wie die "Vision Zero" gewisser Extremisten bringt.

 

Eine solche bedingt nämlich nix anderes, als die betreffende Tätigkeit zu verbieten. Nur so kann eine Nullquote an Unfällen erreicht werden. Dann aber bitte gleich alles, was in den letzten 50 Jahren Unfälle verursacht hat: Fensterputzen (mehrere Stürze aus dem xxten Stockwerk), jegliche Art von Sport und Fortbewegung. In einem Wort: Die totale Lähmung.

 

Philip Greenspun hat zwar einen sehr guten Ansatz mit diesem Satz. Nur hängt die Einschätzung dieser Faktoren von einer Vielzahl von Faktoren ab. Für die Grundausbildung und nicht IFR Operation mag das stimmen. Danach aber nimmt der Faktor der Dispatch Reliability exponentiell zu.

 

- Flight Rules: VFR kann ich dem zustimmen.

- Equippment. Eine Schulmaschine mit Fixprop und Fahrwerk ohne FIKI ja. Was aber mit einer FIKI enteisten IFR Maschine wie etwa einer Piper Seneca und dergleichen?

- Geographie: Welche Wetterbedingungen herrschen vor in was für einem Gelände?

- Infrastruktur: Ausrüstung der Flugplätze?

Und vieles mehr.

 

Generalplätze sind hier ungeeignet um Risikoabwägungen zu machen, denn sie nehmen die Resultate dieser Dinge vorweg.

 

Dagegen wäre es sehr sinnvoll, mal die Unfallursachen der verschiedenen Systeme unter die Lupe zu nehmen. Wieso hat die USA zum Beispiel auf die Anzahl Flugstunden bezogen eine deutlich bessere Unfallbilanz? A) weil dort SEHR viel mehr IFR geflogen wird, B) weil sehr viel MEHR per se geflogen wird, heisst Routine und Trainingsstand viel höher sind als bei uns und C) weil man mehrheitlich gutes Terrain hat. Dazu kommt eine praxisorientierte Ausbildung und andere Faktoren.

 

In Europa haben wir nach meinem Ermessen folgende massive Risikofaktoren in der Fliegerei:

 

- Es wird VIEL zu wenig geflogen und damit ist der Trainingsstand der durchschnittlichen Privatpiloten schlecht.

- Die Durchdringung mit IFR Piloten und Flugplätzen ist viel zu dünn. Das IFR wird hier immer noch als "hohe Kunst" und "Doktorarbeitswürdige Tätigkeit" angesehen, während es anderenortes ein scheissnormales Rating ist.

- Dieser Faktor führt zu einem der grössten Probleme in unserer Umgebung: IFR/VFR Wechselverfahren, bei denen es dann eben zu verheerenden Situationen kommen kann, wenn man versucht, bei mariginalem VFR auch mit gut ausgerüsteten Maschinen von und zum Ziel zu kommen.

- Dazu kommt eines der anspruchsvollsten Gelände der Welt.

 

Könnten wir diese Faktoren sinnvoll angehen, wäre sehr viel gewonnen.

Geschrieben

Ich kann Urs nur zustimmen: Allgemeinplätze sind zu vermeiden. Und: es wird viel zu wenig geflogen. Und: Überregulierungen bewirken das Gegenteil.

 

Meine Meinung: bei korrekter Planung ist jeder VFR Flug durchführbar. Eine Nogo Entscheidung fällt in der Regel zwei bis drei Tage vor dem Flug bei mir am Schreibtisch: beim Wetterbriefing. Und das Wetter ist in der Regel der einzige Grund für ein Nogo. Ausnahmen sind natürlich die spontanen Nebelereignisse.

 

Ich hatte gestern einen Besuch in Nürnberg durchgeführt. Bei schönstem Fastsommerwetter. Ich wusste dass es erst am Nachmittag nebelfrei sein würde. Und so kam es auch. Der Rückflug war zu 50% Nachtflug. Immer wieder ein tolles Erlebnis. Aber während dem Flug ist mir die Diskussion "Einflug in Wolken" in den Sinn gekommen. Während dem Nachtflug habe ich praktisch keine optische Referenz mehr. Ohne die richtigen Instrumente wäre das gar nicht möglich - und das hat man ja gelernt wenn man die Nachtflugberechtigung erhält. Und ohne A/P wäre die Angelegenheit sehr viel anstrengender.

 

Ich plädiere dafür, das das Trainingspensum auf Grund eigener Entscheidungen erhöht wird. Dass also jeder Privatpilot sich selber kontrolliert und ernsthaft hinterfragt, ob ein Flug unter den real existierenden Bedingungen mit dem real existierenden Material möglich und sinnvoll ist.

 

Gruss

Thomas

Geschrieben

Meine Meinung bezieht sich auf das Ausgangsthema. Eine interessierte Person möchte sich hier über die Risiken der Sportfliegerei informieren. Ich finde dass dies ein sehr gewissenhafter Beginn einer Fliegerkarriere ist und erlaube mir ein paar meiner Erkenntnisse zur Risikovermeidung zu teilen.

 

 

Solche Generalisierungen sind immer sehr problematisch, vor allem wenn man sie aus dem Kontext nimmt. Und "EINTRICHTERN" ist noch problematischer. Von Piloten muss man verlangen können, dass sie DENKEN können. Eingetrichterte Verhaltensweisen jedoch schalten dieses Denken zu Gunsten von Kadavergehorsam aus.

 

Das ein einmotoriges, kolbenbetriebenes Sportflugzeug mit einem Anfänger am Steuer kein besonders geeignetes Transportmittel ist ist doch keine Generalisierung sondern Fakt. Wer Risiko vermeiden will ist sich der Einschränkungen seines Fluggeräts bewusst, und plant entsprechend voraus. Ist aber leichter gesagt als getan, wenn ein gebuchtes Hotelzimmer oder die Vereinskollegen am Platz auf einen warten...

 

Von wem wird der denn bezahlt? Wer solche Aussagen in einem HP Kurs macht, hat dort eigentlich nix verloren.

 

Gut zu wissen, danke. Ich werde es der betreffenden Person ausrichten.

 

Denn das ist extrem einseitig und gleichzeitig falsch. Es sei denn, man betrachtet JEDE Tätigkeit als "inherently dangerous". Und die Idee mit dem "Bereich wo der Mensch nicht hingehört" ist bei jedem Verkehrsmittel ein Problem. Genau, und je eher man sich dessen bewusst ist, desto mehr Überlebenschancen hat man. Wer den nötigen Respekt hat, und diesen in Form von Disziplin, Training und dem Mut zur Feigheit auch lebt kann sein Unfallrisiko massiv senken.

 

 

Auch diese Aussage ist hochproblematisch und extrem einseitig. Und sie bringt eine Geisteshaltung rüber, die genau in die Sackgasse Überregulierung und Horrovisionen wie die "Vision Zero" gewisser Extremisten bringt.

 

 

Eine solche bedingt nämlich nix anderes, als die betreffende Tätigkeit zu verbieten. Nur so kann eine Nullquote an Unfällen erreicht werden. Dann aber bitte gleich alles, was in den letzten 50 Jahren Unfälle verursacht hat: Fensterputzen (mehrere Stürze aus dem xxten Stockwerk), jegliche Art von Sport und Fortbewegung. In einem Wort: Die totale Lähmung.

 

 

Ich bin ein Gegner von Überregulierung. Wir haben bereits jetzt genug Regeln die gebrochen werden. Ansetzen muss man bei der Selbsteinschätzung der Piloten. Wenn das Wetter nicht passt, wird der Rundflug halt abgesagt, auch wenn die Fluggäste schon am Vorfeld bereit stehen. Diese Kultur wird meiner Erfahrung nach in der Sportfliegerei noch nicht richtig gelebt. Wo bitte habe ich etwas von "Verbieten" geschrieben?

 

Philip Greenspun hat zwar einen sehr guten Ansatz mit diesem Satz. Nur hängt die Einschätzung dieser Faktoren von einer Vielzahl von Faktoren ab. Für die Grundausbildung und nicht IFR Operation mag das stimmen.

 

Der Threadersteller wird vermutlich so wie alle anderen erstmal VFR fliegen, als Hobby. Darauf bezog sich auch das Zitat von Greenspun.

 

Danach aber nimmt der Faktor der Dispatch Reliability exponentiell zu.

 

- Flight Rules: VFR kann ich dem zustimmen.

- Equippment. Eine Schulmaschine mit Fixprop und Fahrwerk ohne FIKI ja. Was aber mit einer FIKI enteisten IFR Maschine wie etwa einer Piper Seneca und dergleichen?

- Geographie: Welche Wetterbedingungen herrschen vor in was für einem Gelände?

- Infrastruktur: Ausrüstung der Flugplätze?

Und vieles mehr.

 

Generalplätze sind hier ungeeignet um Risikoabwägungen zu machen, denn sie nehmen die Resultate dieser Dinge vorweg.

 

Dagegen wäre es sehr sinnvoll, mal die Unfallursachen der verschiedenen Systeme unter die Lupe zu nehmen. Wieso hat die USA zum Beispiel auf die Anzahl Flugstunden bezogen eine deutlich bessere Unfallbilanz? A) weil dort SEHR viel mehr IFR geflogen wird, B) weil sehr viel MEHR per se geflogen wird, heisst Routine und Trainingsstand viel höher sind als bei uns und C) weil man mehrheitlich gutes Terrain hat. Dazu kommt eine praxisorientierte Ausbildung und andere Faktoren.

 

In Europa haben wir nach meinem Ermessen folgende massive Risikofaktoren in der Fliegerei:

 

- Es wird VIEL zu wenig geflogen und damit ist der Trainingsstand der durchschnittlichen Privatpiloten schlecht.

 

- Die Durchdringung mit IFR Piloten und Flugplätzen ist viel zu dünn. Das IFR wird hier immer noch als "hohe Kunst" und "Doktorarbeitswürdige Tätigkeit" angesehen, während es anderenortes ein scheissnormales Rating ist.

- Dieser Faktor führt zu einem der grössten Probleme in unserer Umgebung: IFR/VFR Wechselverfahren, bei denen es dann eben zu verheerenden Situationen kommen kann, wenn man versucht, bei mariginalem VFR auch mit gut ausgerüsteten Maschinen von und zum Ziel zu kommen.

- Dazu kommt eines der anspruchsvollsten Gelände der Welt.

 

Könnten wir diese Faktoren sinnvoll angehen, wäre sehr viel gewonnen.

 

Nochmals zum Thema: Der Mann möchte sich den Traum vom Fliegen verwirklichen. Seine Familie konfrontiert ihn nun damit dass diese "kleinen Dinger" doch saugefährlich sind. Er informiert sich daraufhin was denn an diesem Ruf der Sportfliegerei so dran sei. Die oft von Privatpiloten getätigte Aussage: "Fliegen ist das Sicherste Transportmittel..." hat er im Sportflieger Kontext also zurecht schonmal nicht abgekauft.

 

Er forscht weiter..."soll ich, kann ich...ruhigen Gewissens etc...". Ich bin der Meinung er sollte auf jeden Fall zum Fliegen beginnen. Seiner Familie kann er auch die Angst nehmen in dem er ihr erklärt dass er sich der Gefahrenquellen bewusst ist. Nur wer sich der Risiken bewusst ist kann diese auf ein Minimum reduzieren.

 

Ein Restrisiko bleibt immer, das ist klar. Genau wie auch beim Autofahren etc... Das Risiko bei einem Aus-Flug zu sterben lässt sich aber beträchtlich minimieren, wenn man genug Mut zur Feigheit zeigt. Und statt blöder Sprüche im Hangar lieber auf Werkzeuge wie selbst auferlegte Minima (Wetter), Safety Pilot usw... zurückgreift.

 

lg Patrick

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