Volume Geschrieben 10. Oktober 2013 Geschrieben 10. Oktober 2013 bitte allen Flugangstbetroffenen weitersagenAngst ist ein psychologisches, kein kognitives Problem. Von daher kann man Ängsten nur sehr begrenzt mit Wissen entgegenwirken. Basierend auf Wissen kann man an seinen Ängsten arbeiten, aber allein die Information hilft einem noch nicht weiter. Ansonsten hinkt der Vergleich Auto und Flugzeug überall, und auch der Vergleich Verkehrsluftfahrt und Allgemeine Luftfahrt. Man kann nicht die Fahrt mit dem Auto zur Arbeit (absolute Routine) mit einem Spaßflug am Wochenende vergleichen. Man kann nicht dem Linienflug in den Urlaub (für den Piloten absolute Routine) mit einer Autofahrt in den Urlaub (lange Fahrtzeit, unbekannte Gegend, Navigation, andere Verkehrsregeln) vergleichen. Auch der Vergleich auf Stundenbasis bringt keine wirkliche Erkenntniss. Der GA Flug zum Zweck des Transports (Geschäftsreiseflug) muss natürlich mit einer entsprechenden Autofahrt zum Kunden (Zeitdruck, hohe Geschwindigkeit auf der Autobahn etc.) verglichen werden. Die Risiken der Fliegerei mit dem Autoverkehr zu vergleichen, ist wie das Verletzungsrisioko beim Skifahren mit dem beim Rugby zu vergleichen. Man kann es einfach nicht seriös vergleichen. Statt immer zu gucken wie riskant etwas anderes ist, sollten wir uns lieber darauf konzentrieren, unser Risiko beim Fliegen zu minimieren. Risiko minimieren ist immer gut, egal wie riskant etwas anderes ist. Ein unnötiges Risiko einzugehen ist immer dumm, egal wer sonst noch wobei welches unnötige Risko auch immer eingeht. Und ein Forum wie dieses ist durchaus ein geeignetes Mittel um etwas über Risikominimierung zu lernen. Gruß Ralf Zitieren
Samuel Geschrieben 10. Oktober 2013 Geschrieben 10. Oktober 2013 Da hast Du natürlich Recht Ralf, dass Angst nicht sehr wirksam mit rationalen Argumenten überwunden werden kann. Deshalb hat das erwähnte E-Book noch 6 weitere Kapitel mit anerkannten psychologischen Methoden. Ich finde jedoch immer wieder interessant, dass wir Menschen durch Verfügbarkeitsfehler Risiken falsch einschätzen. Der Psychologie-Nobelpreisträger Kahnemann hat dazu interessante Forschungsergebnisse veröffentlicht im Buch "schnelles denken, langsames denken". Absolut empfehlenswert! Es ist durchaus möglich, das Sterblichkeitsrisiko oder Verletzungsrisiko unterschiedlichster Aktivitäten zu vergleichen. Versicherungsmathematiker zum Beispiel haben damit zu tun. Als Familienvater ist es auch legitim, gewisse Risiken abzuschätzen anhand empirischer Daten. Vor 8 Jahren wollten wir als Gruppe von Freunden nach Marbella fliegen um Urlaub zu machen. Einer der Gruppe hatte Panikattacken vor dem Flug und war fest entschlossen, sein Ticket verfallen zu lassen und 20 Stunden mit dem Auto runter zu fahren. Seine Angst hat ihn damit geradezu dazu getrieben, sein statistisches Sterblichkeitsrisiko ungefähr zu verhundertfachen!! Das hatte mich schon beschäftigt. Interessant ist auch die Umfrage, was häufiger ist: Tod durch Unfall oder durch Krankheit? Die meisten Menschen antworten mit ca. 50:50. Tatsächlich ist aber die Wahrscheinlichkeit durch einen Unfall zu sterben 20mal kleiner! Durch die hohe Verfügbarkeit von Katastrophenereignissen schätzen wir viele Risiken vollkommen falsch ein. Warum? Z.B. Medien: Anzahl Zeitungsartikel auf Titelseiten... - pro 10'000 Krebstote: 2 Artikel - pro 10'000 Mordopfer: 16 Artikel - pro 10'000 Flugzeugabsturzopfer: 3200 Artikel!!! Also 1600mal mehr Publicity für Flugzeugunfälle! Kein Wunder fürchten sich viele Menschen beim Fliegen. Apropos Risikominderung, was mich auch sehr interessieren würde: Was schätzt ihr als die 10 wichtigsten spezifischen Aktionen oder Entscheidungen ein, die ein Pilot unternehmen kann, um das Risiko zu minimieren? Ich wollte da mal nachforschen, 10 häufigste Unfallursachen und daraus würden sich wohl gleich die meisten Aktionen ergeben. Lieber Gruss Samuel Sent from my iPhone using Tapatalk - now Free Zitieren
blu1980 Geschrieben 10. Oktober 2013 Geschrieben 10. Oktober 2013 Sorry, wenn ich mich als Neuling (und noch ohne Pilotenschein) einmische: Was soll das bitte bringen? Welchen Unterschied würde es denn für Euch machen, wenn die Gefahr genau zu beziffern wäre? Also sagen wir, die Chance, dass eine Autofahrt tödlich endet sei 0,02% - die Chance im Privatflieger umzukommen läge bei 1% und damit 50 mal so hoch... was dann? Würde dann nur einer von Euch sagen:"Oups... dann lass ich das..."? Die meisten die das mit "Ja" beantworten, machen meist einen einfachen Statistikfehler - den selben, den hier auf den vorderen Seiten auch schon jemand gemacht hat (Sinngemäß - ich finde es gerade nicht: "1% kann nicht sein, dann wäre ich schon zig mal gestorben, schließlich bin ich viele hunderte Male geflogen!"): Die Chance ist jedes Mal auf's neue 1% - und das lässt sich nicht addieren... vorangegangene Ergebnisse beeinflussen die Zukunft nicht (Wer Spaß an sowas hat, der sollte sich mal mit dem Ziegelproblem berschäftigen). Wenn das so wäre, dann müsste bei zwei Münzwürfen immer einmal Kopf und einmal Zahl fallen ;) Also ja: Natürlich gibt es Dinge die gefährlicher sind als andere...das wissen darum, dass Auto fahren viel viel viel weniger gefährlich ist als fliegen nützt Dir nur nicht viel, wenn der LKW von hinten kommt... Deswegen: Es muss darum gehen das Risiko bestmöglich zu minimieren - mehr kann man eh nicht machen.... Zitieren
Urs Wildermuth Geschrieben 10. Oktober 2013 Geschrieben 10. Oktober 2013 Z.B. Medien:Anzahl Zeitungsartikel auf Titelseiten... DAS ist überhaupt eine der Hauptursachen für sehr viele der heutigen irrationalen Ängste und dem übertriebenen Sicherheitsbedürfnis der Öffentlichkeit, welches sich dann in Überregulierung und genereller Panik bei kleinsten Vorfällen und Medienhypes. Das betrifft bei weitem nicht nur die Fliegerei sondern war immer schon und ist immer noch ein sehr beliebtes Mittel von Interessengruppen, um ihre Agenda durchzusetzen. Wenn man sich ansieht, was solche Kampagnen für Schaden anrichten, wäre es eigentlich schon lange an der Zeit dagegen vorzugehen, nur eben wie. Genau so falsch wie die Medien für politische Manipulation im grossen Stil eingesetzt werden, genau so kritisch ist eine Zensur. Und wer dann zensiert ist ja ebenfalls ein Interessenvertreter... Leider müssen wir wohl damit leben. Die Boulevardmedien, welche zuvorderst aber beileibe nicht allein verantwortlich sind für dieses Ängste schüren, sind nun mal die beliebtesten Medien und werden vom gemeinen Volk verschlungen. Nur, sie sind noch nicht mal die Schlimmsten. Denn jeder weiss ja eigentlich, dass man diese Medien mit einer Prise Salz nehmen muss. Wenn aber "seriöse" Medien eben auch mitspielen, dann wird es wirklich gefährlich. Beispiele gibt's ja genug in letzter Zeit. Nicht nur im Sicherheitsbereich, aber speziell dort. Den Menschen wird ständig Todesangst eingetrichtert, sei es durch Vogelgrippe, SARS, Globale Erwärmung oder was auch immer noch. Und immer werden genau die gleichen Methoden angewandt, die alle erfolgreichen Manipulatoren seit Jahrhunderten anwenden um ganze Völker zu verhetzen. Die Resultate solcher Sachen sind ja hinreichend bekannt. Der Weg ist aber in die Sackgasse. Das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis zum Beispiel macht Menschen nicht sicherer sondern unsicherer. Es dient aber einer ganzen Industrie von Versicherungen, es dient vor allem aber Politikern, die ihre Agenda durchboxen wollen. Und bei diesen Typen hat sich vor und nach Göbbels und ähnlichen Koryphäen der Manipulation nichts geändert. Den einen kommt man halt drauf, den anderen nicht. In der Fliegerei und speziell in der GA passt das ganze heftig dahin, dass es bei den Politikern die Einsicht seit langem gibt, dass man als Flug(lärm)gegner automatisch jede Menge Stimmen holt. Also haben diese Leute ein sehr grosses Interesse dran, dass jegliche Bagatellunfälle zu beinahe Katastrophen hochstilisiert werden. Dabei geht es um das gleiche System, dass schon Cato zur Kriegstreiberei gegen Karthago sehr erfolgreich eingesetzt hat. Man wiederholt die Argumente (Fliegerei gefährlich, gehört verboten) so lange, bis sich im Volk ein Konsens ergibt. Und dann ist die Chose geführt. Was uns Privatpiloten von vielen solcher Panik gesteuerten Marionetten unterscheidet ist, dass wir auf Grund von Sachkenntnis und Selbsteinschätzung fähig sind, dass wir unsere Risikoabwägung selber vornehmen und nicht blind hinter der Safety-Gestapo herrennen, die in letzter Konsequenz am liebsten die Menschen in Watte packen und einsperren würden, damit er sich ja nicht irgendwelchen Gefahren aussetzt. Diese "Vision Zero" Fetischisten würden es problemlos fertig bringen, uns transporttechnisch ins Mittelalter zurück zu werfen. Ein verängstigtes Volk macht alles mit... das sieht man immer wieder. Und das ist sehr viel gefährlicher als jeder Flug mit einem Kleinflugzeug. Zitieren
PeterH Geschrieben 10. Oktober 2013 Geschrieben 10. Oktober 2013 Urs, hier auch nochmal ein explizites Danke für Deine Ausführungen. Sie treffen meine Meinung zu hundert Prozent. Gruß Peter Zitieren
Maxrpm Geschrieben 10. Oktober 2013 Geschrieben 10. Oktober 2013 . . Den Menschen wird ständig Todesangst eingetrichtert, sei es durch Vogelgrippe, SARS, Globale Erwärmung oder was auch immer noch. Vulkanasche zum Beispiel ? ;-) Wolfgang Zitieren
sirdir Geschrieben 10. Oktober 2013 Geschrieben 10. Oktober 2013 Die Frage ist, haben die Leute Angst, weil viel über ein Thema geschrieben wird, oder wird viel über ein Thema geschrieben, weil es den Leuten Angst macht... Zitieren
Urs Wildermuth Geschrieben 11. Oktober 2013 Geschrieben 11. Oktober 2013 Die Frage ist, haben die Leute Angst, weil viel über ein Thema geschrieben wird, oder wird viel über ein Thema geschrieben, weil es den Leuten Angst macht... Vermutlich das naheste Ding eines Perpetuum Mobile das wir je erreichen werden :) Zitieren
Urs Wildermuth Geschrieben 11. Oktober 2013 Geschrieben 11. Oktober 2013 Vulkanasche zum Beispiel ? ;-) Wolfgang :D:D Nee, denke das war ne andere Baustelle. Die Presse hatte damit nicht wirklich viel zu tun, noch war daraus politisch viel rauszuholen. Dort ging es mehr darum, das keiner Verantwortung übernehmen wollte für ein Phänomen, von dem man wusste, dass es potentiell gefährlich ist, man aber nicht einstufen konnte oder wollte in welcher Konzentration. Dazu die Eurobürokratie, die zur Hochform auflief und der Kladradatsch war perfekt. Man hat viel gelernt denke ich aus dieser Sache. Ich habe vor ca 2 Jahren an einer Veranstaltung teilgenommen, wo die Resultate des Ereignisses intensiv diskutiert wurden. Wenn nur ein Teil davon umgesetzt wird, war's den Aufwand wohl wert. Das Grounding in Europa hat diversen Bürokraten gewaltigen Gegenwind verschafft und nötigt sie wohl nun, im Widerholungsfall ganz anders zu agieren. Wichtigstes ist wohl aber, dass wir nun Konzentrationskarten haben, die die Gebiete mit Flugverbot heftigst einschränken. Das ist wohl die praktische Angelegenheit, die man daraus herausgeholt hat. Und ob sich ein LBA nochmal erlauben würde, einen Messflieger wegen Wochenende nicht zu zertifizieren und damit Messflüge zu verhindern, wage ich zu bezweifeln. Die Blamage, dass sie hinter u.a. der Schweiz, die am ersten Tag bereits brauchbare Messergebnisse hatte, vorgeführt wurden, werden sie nicht nochmal riskieren. Zitieren
Volume Geschrieben 11. Oktober 2013 Geschrieben 11. Oktober 2013 Die andere Frage ist: Ist das Risiko in der GA so hoch, weil die Piloten glauben es sei so klein? Haben die Piloten die sagen, das höchste Risiko haben sie hinter sich wenn sie es lebend mit dem Auto zum Flugplatz geschafft haben, das höhere Risiko mit dem Flugzeug zu verunglücken? Bezüglich Angst und Vulkanasche muss man nochmal viel Tiefer in die Psyche des Menschen einsteigen. Vulkanasche verursacht beim Menschen keine Urangst, genausowenig wie Gift, Radioaktivität oder Krebs. Dies sind alles Gefahren die wir kognitiv erfassen und logisch verarbeiten. Bei der Vulkanasche sogar in zwei Ebenen, da ja die Asche nicht uns direkt, sondern die Triebwerke betrifft. Und zwar bereits in Konzentrationen wie wir sie überhaupt mit unseren Sinnen bemerken können. Obwohl Isländische Vulkanasche (bzw. Aerosole) in Europa 1783 auch schon mal direkt die Hälfte der Bevölkerung dahingerafft hat, aber die Wolke hat man nicht übersehen können, und ein sich tagsüber verdunkelnder Himmel bzw. dichter, dunkler Nebel im Sommer löst definitiv reale Ängste aus. Ängste stammen aus dem Unterbewusstsein, aus dem Neandertalerteil unseres Gehirns. Zum Beispiel die Angst vor Feuer, Gewitter, wilden Tieren, Höhe, Enge, Lärm. Und im Flugzeug kommen einige dieser Faktoren zusammen. Echte Angst schaltet das Gehirn vom logischen Denken und bewussten Entscheiden um auf simple Reflexe: fliehen, kämpfen oder verstecken/verkriechen. Alles drei im Flugzueug nicht hilfreich. Es ist durchaus möglich, das Sterblichkeitsrisiko oder Verletzungsrisiko unterschiedlichster Aktivitäten zu vergleichen. Versicherungsmathematiker zum Beispiel haben damit zu tun.Soweit korrekt. Das sagt aber nichts darüber aus, ob diese unterschiedlichen Aktivitäten Alternativen zum Erreichen des selben Ziels, oder zusätzliche Aktivitäten mit Zusatzrisiko sind.So wird die Versicherung einen Arbeiter im Aussendienst immer höher belasten, als einen im Innendienst, unabhängig davon ob er nun das Auto, den Zug oder das Flugzeug benutzt, den so oder so ist das Reisen ein Zusatzrisiko. Keiner bestreitet, dass Skifahren ein höheres Verletzungsrisiko bedeutet als Kartenspielen. Beides ist eine Freizeitbeschäftigung. Aber es ist trotzdem nicht vergleichbar. Und das grösste Verletzungsrisiko beim Skifahren besteht vermutlich für die Leber beim Apres-Ski ;) Wenn wir hier vom Risiko der Sportfliegerei(Motorflug) reden (laut Titel), dann müssten wir es mit dem Motorsport vergleichen um halbwegs realistisch zu sein. Und wer sich als Freizeitflieger versteht, muss sich mit den Freizeit-Motorradfahrern vergleichen. Und dann sehen unsere Zahlen gar nicht soooo schlecht aus. Was nicht heisst, dass wir sie nicht mit überschaubarem Aufwand halbieren könnten. Wenn wir vom Risiko reden, dass dabei entsteht von A nach B, oder gar von A nach B in der Zeit t zu gelangen, dann müssen wir uns ganz andere Zahlen ansehen. Gruß Ralf Zitieren
SEV SKC Geschrieben 11. Oktober 2013 Geschrieben 11. Oktober 2013 PS: Kein Grund mich jetzt belehren zu wollen wie lebensgefährlich ich unterwegs sei, ich bin nun seit ein paar Tagen 'Fussgänger'. Da ich die letzten Jahre eben im Prinzip nur noch zum Scheinerhalt geflogen bin habe ich's jetzt sein lassen. ich habe nach der Landung meine Fluege immer in zwei Kategorien eingeteilt A) Guter Flug, alles ok B) Schwein gehabt In sechs Jahren habe ich zweimal B vergeben. Im siebten Jahr fuehrte ich eine neue Kategorie ein: C) DU BIST SOEBEN DEM TOD VON DER SCHAUFEL GESPRUNGEN!! Das ist die Sorte, wo Du nach dem Aussteigen nicht mal rauchen kannst, so zittern die Finger...Preisklasse IMC in 400 ft agl, und dann siehst Du ploetzlich unter Dir Aeste statt Baeume... Letzten Herbst kam noch so was zwischen B und C dazu. Ich habe fuer mich beschlossen, dass mein 66er Impala weniger Benzin verbraucht als ich Glueck, und auch in Tateinheit mit Patrick's 'Problem' nach zehn Jahren den Schlusstrich gezogen. Die Familie ist eh nie gern geflogen. Gruss Konrad, Fussgaenger ab Januar Zitieren
PeterH Geschrieben 11. Oktober 2013 Geschrieben 11. Oktober 2013 Erstmal @Konrad: Ich find's sehr schade, wenn ein Pilot aufhört. Wenn schlechte Erlebnisse dazu führen, um so schlimmer. Trotzdem führen Einzelerlebnisse bei der Frage, wie gefährlich die Sportfliegerei denn nun ist, meiner Meinung nach nicht viel weiter. Ich möchte aus Symmetriegründen aber trotzdem einen ganz anders gearteten Einzelfall anführen: Als ich meinen Schein gemacht habe, hatten wir einen jüngeren Kollegen, versessen auf's Fliegen, wirklich talentiert, voller Pläne. Er besaß gerade seinen UL-Schein und genoß das Fliegen, als er unverschuldet einen schweren Motorradunfall hatte. Danach haben wir ziemlich traurige Wochen und Monate erlebt, während denen er hoffte und ganz sicher war, seine schweren Verletzungen überwinden und wieder fliegen zu können - leider umsonst, er bleibt gegroundet. Sein Traum vom Fliegen bleibt unerfüllt und das ist keine Sache, die jemand wie er mal eben ganz locker hinnimt. Ralf hat das Wort "Sportfliegerei" nochmal betont und ein wenig von der Aktivität "sich in der Luft von A nach B bewegen" abgesetzt. Ich denke auch, daß es Sinn macht, die Risiken mit denen anderer Sportarten zu vergleichen und daß die Vergleiche mit der Benutzung anderer Verkehrsmittel oder mit noch abseitigeren Aktivitäten ziemlich problematisch sind. Vergleicht ein Bergsteiger sein Risiko am Kletterfelsen mit dem Risiko der Anfahrt mit dem Auto und macht dann davon abhängig, ob er seinen Sport nun (weiter)betreiben soll? Ich persönlich mache für mich eine einfache Bilanz auf: Was bringt mir das Erlebnis des Fliegens und mit welchem zusätzlichen Risiko muß ich dafür bezahlen? Bisher ist meine Endabrechnung weit, weit im positiven Bereich. Und ich glaube nicht, daß das *nur* Glückssache ist - wie Ralf gesagt hat, kann man daran arbeiten, die Risiken zu verringern. Klar, ein Restrisiko bleibt. Jeder muß letztlich ganz für sich entscheiden, ob ihm der persönliche Gewinn, den er aus der Fliegerei zieht, das objektive und besonders das subjektive Restrisiko wert ist. Statistiken helfen da meiner Meinung nach nur sehr wenig. Um die permanente Notwendigkeit, Gewinn vs. Risiko bei unzureichender Information abwägen zu müssen, kommt man im Leben schließlich nie herum. Viele Grüße Peter Zitieren
Dierk Geschrieben 12. Oktober 2013 Geschrieben 12. Oktober 2013 ... Jeder muß letztlich ganz für sich entscheiden, ob ihm der persönliche Gewinn, den er aus der Fliegerei zieht, das objektive und besonders das subjektive Restrisiko wert ist. Statistiken helfen da meiner Meinung nach nur sehr wenig. Viele Grüße Peter Hallo, also ich schätze das generelle Risiko in der Kleinfliegerei identisch mit dem für Motorradfahren ein. Allerdings habe ich auf dem Motorrad ca. 1200 Stunden (alle Jahreszeiten und Wetterbedingungen), auf dem Kleinflugzeug bin ich dagegen Anfänger. Mein persönliches Risiko sehe ich daher im Kleinflugzeug als höher an, das versuche ich durch Risikobewusstsein (und Studium von Unfallberichten) zu kompensieren. Zwar macht das Fliegen dann auch weniger Spass, aber ich habe so etwas wie ein gutes Gewissen dabei. Falls jemand mitfliegen möchte, kläre ich ihn über das Risiko auf. Wenn die Person sich eine Fahrt auf dem Motorrad "hinten drauf" nicht vorstellen kann, weil "zu gefährlich", dann nehme ich sie auch nicht im Flieger mit. Grüsse, Dierk Zitieren
DaMane Geschrieben 12. Oktober 2013 Geschrieben 12. Oktober 2013 Erstmal @Konrad: Ich find's sehr schade, wenn ein Pilot aufhört. Wenn schlechte Erlebnisse dazu führen, um so schlimmer....... Viele Grüße Peter Natürlich ist es schade, wenn das kleine Häuflein der Flieger einen Mitstreiter verliert. Wenn aber jemand für sich zu der ehrlichen Erkenntnis gekommen ist, daß seine fliegerische Entwicklung stagniert und er/sie das Fliegen nicht (mehr) entspannt genießen kann, täte er/sie sich und eventuellen PAXen keinen Gefallen damit, nicht damit aufzuhören. Eine ständige 'gefühlte' Unsicherheit ist keine guter Begleiter, und der 'Verlust der Lust' wird sich für den Betroffenen sowieso in Grenzen halten. Gruß Manfred Zitieren
Maxrpm Geschrieben 12. Oktober 2013 Geschrieben 12. Oktober 2013 Gute Diskussion! Ich finde die Idee privates Fliegen nicht mit anderem Transport sondern mit anderen Sportarten neu - und sehr zielführend. In meiner Freizeit fahre ich Motorrad, fliege mit Segelflugzeugen und wandere in den Bergen. Die Gefahr eine Sports messe ich völlig subjektiv an der Anzahl der Särge hinter denen ich in den letzten 30 Jahren hergegangen bin. Nach diesem subjektiven Kriterium wird die Gefahr des Motorradfahrens stark überschätzt und statt dessen die Gefahren des Bergsteigens massiv unterschätzt. Nach dieser subjektiven Schätzung ist Sportfliegen gefährlicher als Motorradfahren aber nicht gefährlicher als Bergsteigen. Wolfgang P.S 11 Tote Motorradfahrer im letzten Jahr in Tirol. 123 Tote im selben Zeitraum in unseren Bergen Zitieren
Urs Wildermuth Geschrieben 13. Oktober 2013 Geschrieben 13. Oktober 2013 P.S 11 Tote Motorradfahrer im letzten Jahr in Tirol. 123 Tote im selben Zeitraum in unseren Bergen Und Flieger? Einer? Ich denke, wenn man diese Zahlen anschaut, sollte man sich fragen, was diese Sparten unterscheidet. Bergsteigen ist etwas, das man theoretisch ohne jegliche Ausbildung ausführen kann. Wenn ich von befreundeten Bergrettern manchmal Andeutungen höre, was da abgeht, dann wundern mich diese Zahlen nicht. Mit Turnschuhen auf die Bergwege, Leute, die ohne Akklimatisation gleich nach der Anreise auf den 4000 rennen, Zeitdruck und so weiter. Gerade beim Zeitdruck gibt's durchaus Parallelen zur Fliegerei. Ob ein Bergsteiger, der seinen Berg unbedingt am einzigen Ferienwochenende machen will oder ein PPL Pilot der die Gefahr eines Zusammenschisses und Kostenfolge bei verspäteter Rückkehr höher einschätzt als die echte Todesgefahr, wenn man trotz schlechtem Wetter weiterfliegt. In einem anderen Zusammenhang: Mir passt der Begriff Sportfliegen eigentlich nicht für die normale GA. Sport für mich ist was anderes. Die körperlichen Leistungen beim Bergsteigen oder sogar Motorradfahren sind für mich schon noch ein Unterschied dazu, beim Fliegen bei mir ist wohl der einzige körperliche Teil das Rausziehen und Reinschieben des Fliegers vor und nach dem Flug. Ebensowenig seh ich Fliegen als Kompetitionssport oder ist es ein Sport, mit dem Auto von A nach B zu fahren. Sportfliegen, das wären z.B. Dinge wie Red Bull Air Races, Segelflugmeisterschaften, Präzisionsfliegen und ähnliches. Den einfachen Reiseflug von A nach B seh ich simpel als Individualverkehr. Ich denke, die Definition "Sportfliegerei" ist auch etwas kritisch dahingehend dass es bei der Bevölkerung einen falschen Eindruck hinterlässt. "Motorsport" hat in der Schweiz grundsätzlich einen sehr schweren Stand (Autorennen sind z.b. verboten), der Individualverkehr hingegen ist in der Bevölkerung ziemlich unumstritten. Wenn ich mit Nichtfliegern diskutiere über den Sinn und Unsinn der Fliegerei, versuche ich immer, den Vergleich mit Autotransport herzustellen, was oft genug die Einstellung etwas ändert. Wo bei mir betreffend den Sicherheitswahn die Alarmglocken schrillen ist immer dann, wenn ich von verunsicherten oder politisch motivierten Leuten höre, was sie gern verboten hätten und wie sie sich immer weniger trauen. Diese "Bauchgefühle" kommen immer dann auf, wenn wieder ein Unfall in der Zeitung und Fernsehen mit grauslichen Bildern aufgebauscht wurde. Da hört man viel. Tourenskifahren. Bergsteigen (Die Alpen sollten abgesperrt werden, damit keine Leute mehr am Berg verunglücken). "Ritterrüstungen" für Skifahrer und Radfahrer, wenn man denn das überhaupt noch zulassen möchte. Tempo 30 innerorts und 60 auf Autobahnen. Fliegen. Grümpeltourniere, weil dort die Verletzungsgefahr höher sei mangels Training. Da gibt's tatsächlich Chefs, die ihren Angestellten Sport verbieten wollen, damit sie nicht wegen Unfällen ausfallen! Das sind die Dinge, die mich beunruhigen. Wenn ich dann noch von Leuten höre, die ganze Quartiere einzäunen wollen, weil sie sich vor Einbrecherhorden fürchten oder die keine Kinder im Quartier tolerieren wegen Lärmimmissionen, dann wird es wirklich ungemütlich. Wie lange wohl, bis wir hier irgendwelche Möchtegern Sherrifs ala Zimmermann (FL) kriegen? Nachbarn, die sich gegenseitig mit Webcams und Drohnen ausspionieren haben wir ja schon. Das alles sind Gründe, wieso ich diese wachsende Risiko Diskussion mit Argusaugen verfolge. Wenn ich hier in Bulgarien seh, wie ein Vater mit Kind auf einem Roller durchs Dorf fahren, wie man verschiedene Dinge einfach viel lockerer sieht, ohne das dabei gleich Dutzende zu Tode kommen, geht das immer wieder in die Perspektive, was wir hier in der Schweiz eigentlich machen. Interessant ist aber auch die Reaktion der Bevölkerung. Während dem die einen in Panik und Depression verfallen, ignorieren die anderen langsam schlicht alles, weil sie genug haben von der ständigen Bevormundung und Weltuntergangstheater. Beides ist kontraproduktiv. Zitieren
ThomasBoehme Geschrieben 13. Oktober 2013 Geschrieben 13. Oktober 2013 Den Begriff "Sportfliegerei" im Zusammenhang mit "normalem" PPL Fliegen zu verwenden finde ich ebenfalls falsch. Mich regt es immer auf, wenn ich als Sportpilot bezeichnet werde. Ich habe grosse Mühe mit Statistiken, welche etwas als sicher oder unsicher einstufen. Wenn sich ein Autofahrer oder Motorradfahrer unsicher fühlt, so sollte er das Fahrzeug einfach nicht verwenden. Ich persönlich mache einen grossen Bogen um Motorräder. Ist einfach nichts für mich. Aus verschiedenen Gründen. Wer diese Teile mag, soll sie auch fahren. Aber ohne mich. Im Gegensatz dazu fühle ich mich vorne links in meiner TB20 wohl, sicher und es macht mir Freude und bringt mir Entspannung. Ich geniesse vorher, während und danach. Auch wenn es manchmal etwas schwierig wird. Angst habe ich nie. Respekt schon. Für mich ist die Fiegerei als PPL Pilot sicher. Gruss Thomas Zitieren
Urs Wildermuth Geschrieben 13. Oktober 2013 Geschrieben 13. Oktober 2013 Mich regt es immer auf, wenn ich als Sportpilot bezeichnet werde. Vor allem traut mir eh keiner Sport zu :) Sport ist schliesslich Mord :005: Aber fliegen tu ich doch. Also QED kann Fliegen kein Sport sein :) Zitieren
PeterH Geschrieben 13. Oktober 2013 Geschrieben 13. Oktober 2013 Oh... hmmm... ja, mir ist bewußt, daß die Bezeichnung "Sportpilot" gewisse Probleme macht. Aber was tun wir eigentlich tatsächlich in der Luft? Die Bezeichnung "Hobbypilot" oder "Freizeitpilot" gefällt mir eigentlich noch weniger, obwohl die Fliegerei für die meisten GAler ja eben doch "nur" eine Freizeitaktivität ist. Jedenfalls steht auf meinem UL-Schein "Luftfahrerschein für Luftsportgeräte" und in Englisch "Sport Pilot Licence". Naja, ein SPL ist kein PPL und ein Luftsportgerät ist (zumindest in DE) kein Luftfahrzeug :005: Ich find' mich jedenfalls immer richtig sportlich, wenn ich den Flieger aus der Halle gezerrt habe. :005: :009: Viele Grüße Peter Zitieren
Thomas H. Geschrieben 13. Oktober 2013 Geschrieben 13. Oktober 2013 Mich regt es immer auf, wenn ich als Sportpilot bezeichnet werde. Nach einem längeren Flug in der Motte bin ich immer ziemlich auf den Felgen. Ständige Beinarbeit, keine richtige Trimmung und immer an der frischen Luft - tönt doch schon fast wie Sport, nicht? Thomas Zitieren
ThomasBoehme Geschrieben 13. Oktober 2013 Geschrieben 13. Oktober 2013 Thomas, gut zu hören dass auch andere Beinarbeit gegen Schieberei verwenden. Ist bei Dir aber wohl Lebensversicherung... Habe eine Seitenrudertrimmung :005: Gruss Thomas PS: Analogie Sportpilot zum Motoradfahren = Sportbiker ? Zitieren
PeterH Geschrieben 13. Oktober 2013 Geschrieben 13. Oktober 2013 Frische Luft habe ich nur ein wenig - es zieht allerdings heftig durch die Ritzen :D Wir hatten die irgendwann mit Schaumstoff zugestopft. Als ich dann im (kurzen) Endanflug mal kräftig geslippt habe, flog mir das Zeug voll ins Gesicht. War 'ne recht sportliche Landung... ;) Zu den (subjektiven) Risiken: Ich bin einige zehn Jahre in den Bergen herumgestiegen, meist, um die unerschlossenen alpinen Höhlen überhaupt zu erreichen, die mich als Höhlenforscher interessierten. Ich bin auch lange Jahre (ein kleines) Motorrad gefahren, davon drei Jahre lang täglich zweimal 50 km zur Arbeit. Die Risiken beim Fliegen erscheinen mir danach insgesamt deutlich geringer, auf jeden Fall beherrschbarer zu sein. Klar, diese Einschätzung ist nicht unbedingt übertragbar. Vele Grüße Peter Zitieren
Dierk Geschrieben 13. Oktober 2013 Geschrieben 13. Oktober 2013 Hallo, also "Sport" ist jede von praktischem Nutzen befreite Aktivität, die man der reinen Freude halber zuliebe tut und/oder bei der man an Grenzen geht (z.B. im Leistungssport) - sei es nun das persönliche G-Limit, oder die Luftraumgrenze FL100 :D Schach z.B. ist Denksport... Ein Flug von A nach A ist Sport, genauso wie eine Rennrad-, Cabrio-, Oldtimer- oder Motorradfahrt von A nach A Sport ist. Es gibt keinen wirklichen praktischen Nutzen, d.h. man hätte auf die Fahrt bzw. den Flug auch verzichten können, es gab ausser der Freude an Bewegung (durch die Luft :D) kein Bedürfnis noch anderen praktischen Nutzen. Der praktische Nutzen von Clubmaschinen im Sinn von "Luftfahrzeug", d.h. um einen Transportzweck zu befriedigen (Flug A nach B) ist sehr gering, schliesslich ist die Aufenthaltsdauer in B extrem eingeschränkt - und sowieso, was kann man in B schon gross tun, ausser im Flugplatzrestaurant eine Pizza essen? Mit einer eigenen Maschine ist das schon etwas anderes, aber auch da gibt es so viele Einschränkungen (nicht zuletzt durch das Wetter, aber auch finanziell und vorbereitungstechnisch), dass man kaum einen realen praktischen Nutzen hat. Den praktischen Nutzen von einem Motorrad oder Fahrrad würde ich immer noch höher beurteilen, weil man damit auch Alltagsfahrten erledigen kann. Wenn man nicht gerade Fluglehrer ist oder ein CPL hat, ist man als Pilot eines Sportflugzeuges (analog zum Fahren eines Sportwagens, dann ist man "Sportwagenfahrer") eben Sportpilot. Klingt in meinen Ohren immer noch besser als Privatpilot. Zitieren
Cheshunt Geschrieben 13. Oktober 2013 Geschrieben 13. Oktober 2013 Wir sind einfach nur "Piloten", genau wie LH, Swiss oder AA. Wir nutzen den selben Luftraum und die selben Physikalischen Bedingungen (jeder mit seinem Gerät und Möglichkeiten). Der Versuch das fliegen sicherer zu machen ist 1A und nicht zu hetzten steht ganz oben auf der Liste der Unfallverhütung. Aber was kommt danach? Ich habe bestimmt über 100 Unfallberichte mit Kleinflugzeugen mit Todesfolgen gelesen. Instgesamt sehr deprimierend und ohne "Muster". Am Ende kann mann immer zu dem Schluß "so ein Depp"! Der Depp könnte wohl auch jederzeit ich sein, aber wie kann man sich davor schützen? A) Landungen (alles OK) hatte ich noch nie B) Landungen (gerade Glück gehabt "kein Belchschaden") 2 mal! (25 Knoten Crosswind der mich beim Startlauf von der Piste wehte, hätte außen anfangen sollen) und eine zu laaaange Landung (wegen 20° Klappen und zu viel Speed, hätte durchstarten müssen) C) null D) Landungen mit Flug der nicht 100% perfekt war und somit Fehlerhaft 583 (585-2) Um aber bei einem aktuellen Beispiel zu bleiben. Das Flugzeug aus dem Hangar von Hand gezogen (ging gut), beim Rollen (gerade um Kurven) gemert das was nicht "wie immer" ist. Einen Probelauf mit vorsichtiger Beschleunigung auf dem Runway gemacht, alles OK. Dann der Startlauf, alles grün aber ingendwie etwas "zähn" beim beschleunigen. Zweites "Alarmsignal"? Die Feststellbremse war angezogen, warum das so war ist etwas Rätselhaft mache ich nie (schon gar nicht im Hangar) war wohl ein Techniker der an der Maschine was gemacht hat, ist aber eigentlich egal den da ich das schon mal vor vielen Monden gemacht habe, hatte ich es auf die Checkliste geschrieben (Parking break relased). Diesen Punkt habe ich abgearbeitet und den Hebel (unter dem Joke) auch angefaßt aber nicht richtig Identifiziert. Der dritte Punkt wo der "Fehler" hätte auffallen müssen. Wie kann sowas passieren, warum macht man trotz dreier "Alarmsignale" und "Sicherungen" einfach weiter? Zitieren
Luftkutscher Geschrieben 13. Oktober 2013 Geschrieben 13. Oktober 2013 Wir sind einfach nur "Piloten", genau wie LH, Swiss oder AA. Wie kann sowas passieren, warum macht man trotz dreier "Alarmsignale" und "Sicherungen" einfach weiter? Weil wir Menschen sind und die Psychologie ohne Skrupel ihren Dienst tut. In deinem Fall macht man weiter, weil man nicht den Luxus eines Kopiloten mit sich führt, welcher einen auf die Finger klopft. Oder wenigstens gelangweilt räuspert. Manchmal hilft sogar eine Stewardess... Diesen Sommer war ich mit einem Pilotenkollegen (frozen ATPL, 1000 Std) und meiner Frau auf dem Rückflug von Kroatien nach Speck. In VFR und vor allem so tief, wie erlaubt. Acht Stunden Fun! Nach dem Fuelstop in Bozen (da gibts übrigens notfalls Avgas, Aero Club fragen, sauteuer) gings vor Sunset, also mit der Sonne voll im Gesicht, Rayban auf der Nase und wolkenlosem Himmel nach Nordwesten. Als Bescheidwisser und Auskenner bildete ich mir instinktiv ein, dort jedes Tal bei jedem Wetter zu erkennen. Per Cheyenne, Mustang, Falcon 900, Bonanza, Helikopter, Drachenflieger und sogar mit dem Jumbo fliege oder flog ich häufig darüber. Mein guter Freund und ich waren, trotz absolut schlechter Sicht nach vorne, ziemlich sicher, dass wir ins richtige Tal einbiegen würden. Die Pelikan ist vergleichsweise schwach motorisiert, und so hatte ich das Gefühl, dass jetzt langsam der Zeitpunkt gekommen sei, rechts in Richtung Reschenpass abzubiegen. Mein Co-Captain vertraute mir halbwegs, hakte trotzdem nach und so fragte ich etwas zögernd meine Frau, welche hinten sass und die Gegend nur aus dem Auto kennt. Sie war sich ganz sicher, dass da hinten Meran zu erkennen war. Was denn; wir sind noch nicht weiter? Wie peinlich, meine Ex-Stewardess sagte uns gestandenen Gabbidähnen, wo`s langgeht. Sie hatte natürlich völlig recht! Wir konnten noch gar nicht so weit sein. Also schnell wieder aus dem Tal raus und etwa acht Minuten weiter fliegen. Wir Helden erreichten dann rettende 10`000 Fuss, und somit auch einigermassen den nötigen Überblick. Rechtzeitig erreichten wir dann den Internationalen Flughafen von Fehraltorf, Speck. Fehler passieren jedem. Wer wenig fliegt, macht wenige Fehler. Wer viel fliegt, hat gelernt, wie er sie zurechtbiegt. Ausschliessen kann man Fehler logischerweise nie. Also ist es hilfreich, die Optionen zu kennen. In der Privatfliegerei ist man praktisch immer auf sich selbst angewiesen. In der Berufsfliegerei helfen Procedures und gegenseitiges Kontrollieren, gar nicht erst in die Situation eines "Zurechtbiegens" zu kommen. Oder zumindest, die Korrekturen professionell zu machen. Das kommt öfter vor, als man als Passagier erfahren möchte. Fly safely! :008: Gruss Renato Zitieren
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