Swisspilot96 Geschrieben 20. Juni 2013 Teilen Geschrieben 20. Juni 2013 20.06.13 Hallo zusammen! Habe ich gerade gelesen: http://www.20min.ch/ausland/news/story/27133710 Ist ein Druckabfall in der Kabine eigentlich ein schwerer Vorfall oder ist so etwas leicht unter Kontrolle zu bekommen? Lg Nic Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
FO_DAIHQ Geschrieben 20. Juni 2013 Teilen Geschrieben 20. Juni 2013 Hi, also Druckabfall ist deswegen kritisch, da insbesondere in großen Höhen und damit großen Differenzdruck schnell gehandelt werden muss. Heisst, Sauerstoffmasken auf (unter Umständen bleiben dafür nicht mehr als 30 Sekunden Zeit bis zum Bewusstseinsverlust) und dann sehr schneller Descent auf eine Höhe, wo die Umgebungsbedingungen nicht mehr allzu feindl. sind (meine FL100). Dabei ist aber das Problem, dass diese Höhe aufgrund von Gebirgen evtl. nicht sofort erreicht werden kann, die Minimum Höhe also >FL100 (oder was auch immer die sichere Höhe ist). Darum gibt es auf einigen Luftstrassen sogenannte Escape Routings, z. B. über dem Himalaya auf dem Airway L888 (s. http://www.google.de/imgres?imgurl=http://blog.gea.de/wp-content/uploads/2008/04/l8akl.jpg&imgrefurl=http://blog.gea.de/2008/04/28/l888/&h=341&w=400&sz=119&tbnid=z_dE-PqfYUcR1M:&tbnh=100&tbnw=117&zoom=1&usg=__WOBDulyFK59v1WHRbIh1IY_BvTU=&docid=77zf7fD431ke8M&sa=X&ei=8DbDUe6bOMbAtAa12YGgDA&ved=0CDoQ9QEwAQ&dur=581) oder über Grönland. Eine wichtige Aufgabe der Besatzung im Flug ist eben die Planung für den Fall Decompression. Die Landung wird dann eher zwingend sein, da aufgrund der deutl. niedrigeren Flughöhe der Sprit nicht mehr bis zur Destination reicht. Ob man einfach weiterfliegen kann, ist aber natürlich auch von dem Grund für den Druckverlust abhängig. Manchmal ist aber ein Ferryflug auf 3000m oder so zur nächsten Reparaturwerkstatt drin, wenn eben nur "ein Ventil" oder sowas klemmt :D Denke mal, die Profis können da noch deutl. mehr erzählen, so viel zur Einleitung ;) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Roli Geschrieben 20. Juni 2013 Teilen Geschrieben 20. Juni 2013 http://avherald.com/h?article=464206ea&opt=0 An dieser Stelle übrigens wieder einmal der Hinweis an alle Thread-Ersteller in diesem Corner, sich an die verbindlichen Regeln für die Titelwahl zu halten. Merci! Roli Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Swisspilot96 Geschrieben 20. Juni 2013 Autor Teilen Geschrieben 20. Juni 2013 Flugzeugregistration EC-HHA auf dem Flug VY-7515 nach avherald... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Volume Geschrieben 21. Juni 2013 Teilen Geschrieben 21. Juni 2013 Wenn ein Druckverlust relativ plötzlich und ohne entsprechede Systemfehlermeldung auftritt, liegt auch der Fall eines schweren Strukturschadens nahe. Das wäre dann in der Tat sofort eine schwere Störung. Nagelt mich jetzt bitte nicht auf die exakten Zahlen fest, aber im deutschen Luftrecht wurde erst 1992 ein Druckverlust explizit in die Liste der schweren Störungen aufgenommen. Woraufhin sich in Deutschland/mit Deutschen Flugzeugen zwischen 1992 und 2002 mehr Druckverluste ereigneten als zwischen zweitem Weltkrieg und 1992.... Oder wenigstens mehr gemeldet wurden ;) Ich komme nicht mehr drauf wegen welchen Fall ich mich damals mal intensiv mit der Materie beschäftigt habe. War irgendwas mit einem geplatzten Druckschott (also eher die kritische Variante Decompression). Ist ja nun auch schon 11 Jahre her... Ich werde alt :002: Kann also ein rein formaler Aspekt sein, wegen dem dieser Fall als "schwere Störung" einzustufen ist. Gruß Ralf. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
malibuflyer Geschrieben 21. Juni 2013 Teilen Geschrieben 21. Juni 2013 Ich komme nicht mehr drauf wegen welchen Fall ich mich damals mal intensiv mit der Materie beschäftigt habe. War irgendwas mit einem geplatzten Druckschott (also eher die kritische Variante Decompression). Ist ja nun auch schon 11 Jahre her... Ich werde alt :002: Meinst Du den Fall mit der JAL-Boeing, wo der geplatzte Druckschott alle 4 (damals noch nebeneinanderliegenden) Hydraulikleitungen abgerissen hat und das Flugzeug damit steuerungsunfähig wurde? Das liegt aber länger als 11 Jahre zurück.... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Beginna Geschrieben 21. Juni 2013 Teilen Geschrieben 21. Juni 2013 Ein toller und sehr gut erklärender Blogeintrag von einem Airbuspiloten: http://www.airbuspilot.ch/2010/11/02/under-time-pressure/ Sonnige Grüße - Mario Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Volume Geschrieben 21. Juni 2013 Teilen Geschrieben 21. Juni 2013 Meinst Du den Fall mit der JAL-Boeing, wo der geplatzte Druckschott alle 4 (damals noch nebeneinanderliegenden) Hydraulikleitungen abgerissen hat Neeeee, das war deutlich länger her. Aber ich habs wieder, es ging um die verstärkte Cockpittür ohne Decompression Panels. Da sucht sich die Luft im Zweifelsfalle den Weg des geringsten Widerstands, und das ist bei eingen Flugzeug da, wo die ganze Elektronik und Flugsteuerung dran hängt... Und es war Oktober 2001, also sogar schon fast 12 Jahre. Und fast alle strukturverursachten Druckverluste in der Datenbank waren unten am Druckschott wo die Korrosion nagt... Puuuh, war es doch nur das Bier, und nicht der Alzheimer :o http://www.airbuspilot.chAls Passagier ist man also gut beraten, die Maske sofort anzuziehen (und darum die Sicherheitsdemonstration anzuschauen), denn die zur Verfügung stehende Zeit ist nämlich dieselbe. Allerdings ist als Passagier der Verlust der Handlungsfähigkeit nicht allzu schlimm, sofern das Flugzeug raschmöglichst wieder in eine lebenswerte Umgebung kommt. Als Passagier ist man auch gut beraten, das Gummiband um den Kopf zu schnallen. Denn ganz so gut wie die Masken der Piloten sind die der Passagiere nicht! Die Wahrscheinlichkeit, dass man Bewusstlos wird ist hoch. Und dann sollte die Maske tunlichst von allein halten. Ich weiss nicht mehr ob Qantas oder Singapore, aber eine der Gesellschaften auf einem meiner Australienflüge hatte im Inflightmagazin supertoll die Langversion der Sicherheitshinweise abgedruckt, mit all diesen Details. Es war vermutlich Qantas, die sind einfach etwas pragmatischer drauf als die die ihre Passagiere "lieber nicht beunruhigen" wollen. Die zeigen ja auch Snakes on a Plane im IFE... Gruß Ralf Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Beginna Geschrieben 21. Juni 2013 Teilen Geschrieben 21. Juni 2013 Wo stecken/liegen eigentlich die Masken der Piloten genau? Und wie wird die Funktionsfähigkeit getestet? Müssen die Masken der Piloten dann im Notfall noch angeschaltet werden? Mario Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Wingman340 Geschrieben 21. Juni 2013 Teilen Geschrieben 21. Juni 2013 Hi Mario, die Masken sind links vom Kapitän und rechts vom FO verstaut (dazu gibt es auf dem A320 noch eine weitere Maske im Cockpit für den "Beobachter-Sitz". Getestet wird die Maske vor dem Flug (je nach Firma vor jedem Flug oder wenn die Maschine länger als eine bestimmte am Boden steht ohne Personal an Bord). Die Sauerstoffzufuhr wird aktiviert, sobald die Maske aus dem Staufach gezogen wird. Ebenso wird das Mikrofon in der Maske aktiviert. Wenn es keinen Rauch/ Dämpfe im Cockpit gibt, kann ein Hebel ungelegt werden, so dass Umgebungsluft mit reinem Sauerstoff gemischt wird. Ansonsten wird bei Rauch/ Dämpfen 100% Sauerstoff eingeatmet. Gruss Patrick Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Hans Tobolla Geschrieben 21. Juni 2013 Teilen Geschrieben 21. Juni 2013 Wobei das Atmen von 100% Sauerstoff in niedriger Flughöhe wegen des viel zu hohen Sauerstoffteildrucks zu Vergiftungserscheinungen führen kann, besonders dann, wenn man stressbedingt heftiger atmet als normal, also hyperventiliert. Man sollte bei 100% Sauerstoff bewusst die eigene Atmung kontrollieren, was gar nicht so einfach ist. Gruß! Hans Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
IFixPlanes Geschrieben 22. Juni 2013 Teilen Geschrieben 22. Juni 2013 ...Wenn es keinen Rauch/ Dämpfe im Cockpit gibt, kann ein Hebel ungelegt werden, so dass Umgebungsluft mit reinem Sauerstoff gemischt wird. ... Es gibt allerdings eine kleine Aneroid Dose in der Maske, welche ab einem bestimmten (niedrigen) Umgebungsdruck nur noch eine 100% Sauerstoffversorgung zulässt, egal wie der Hebel steht. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Ted Geschrieben 22. Juni 2013 Teilen Geschrieben 22. Juni 2013 Wobei das Atmen von 100% Sauerstoff in niedriger Flughöhe wegen des viel zu hohen Sauerstoffteildrucks zu Vergiftungserscheinungen führen kann, besonders dann, wenn man stressbedingt heftiger atmet als normal, also hyperventiliert. Man sollte bei 100% Sauerstoff bewusst die eigene Atmung kontrollieren, was gar nicht so einfach ist. Gruß! Hans Dabei ist zu erwähnen, dass militärische Kampftaucher reinen medizinischen Sauerstoff einatmen. (Gibt keine verräterischen Luftblasen)! Sie dürfen jedoch keinenfalls weiter als 12 m in die Tiefe tauchen. Das gäbe dann, wie Hans schon erwähnte, Vergiftungserscheinungen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Hans Tobolla Geschrieben 22. Juni 2013 Teilen Geschrieben 22. Juni 2013 Es gibt allerdings eine kleine Aneroid Dose in der Maske, welche ab einem bestimmten (niedrigen) Umgebungsdruck nur noch eine 100% Sauerstoffversorgung zulässt, egal wie der Hebel steht. Ja, um mit zunehmender Cockpitdruckhöhe auch den Anteil des Sauerstoffs in der Atemluft zu erhöhen. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es dann bei ca. 30 000ft Cockpitdruckhöhe reinen Sauerstoff zum atmen, was wegen des geringen Drucks, anders als beim Taucher, nicht problematisch ist. Ist das Cockpit noch viel höher, gibt es, so wie ich es bei Militärjets erlebt habe, Druckbeatmung mit reinem Sauerstoff. Das ist ziemlich anstrengend, weil sobald man den Mund aufmacht die Lunge mit Sauerstoff aufgebläht wird, und man anders als normal mit Muskelkraft ausatmen muss. Dabei gilt es aufzupassen, dass man nicht hyperventiliert. Gruß! Hans Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Danix Geschrieben 22. Juni 2013 Teilen Geschrieben 22. Juni 2013 Und hier noch einmal ein Live-Bericht eines uns allen bekannten Forummitglieds, der mal so was erlebt hat: Druckabfall Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Spägi Geschrieben 22. Juni 2013 Teilen Geschrieben 22. Juni 2013 Dabei ist zu erwähnen, dass militärische Kampftaucher reinen medizinischen Sauerstoff einatmen. (Gibt keine verräterischen Luftblasen)!Sie dürfen jedoch keinenfalls weiter als 12 m in die Tiefe tauchen. Das gäbe dann, wie Hans schon erwähnte, Vergiftungserscheinungen. Das stimmt nicht ganz, bei diesen Rebreathern (oder Kreislauftauchgeräten) wird die ausgeatmete Luft gefiltert und, angereichert mit Sauerstoff, wieder eingeatmet. Dieser geschlossene Kreislauf hat keine austretende Luftblasen zur Folge, ausserdem reichen kleine Flaschen reinen Sauerstoffs. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Ted Geschrieben 22. Juni 2013 Teilen Geschrieben 22. Juni 2013 Das stimmt nicht ganz, bei diesen Rebreathern (oder Kreislauftauchgeräten) wird die ausgeatmete Luft gefiltert und, angereichert mit Sauerstoff, wieder eingeatmet. Dieser geschlossene Kreislauf hat keine austretende Luftblasen zur Folge, ausserdem reichen kleine Flaschen reinen Sauerstoffs. Ich hatte als Schweizer die Ehre, mit einigen seriösen Kameraden, den Stützpunkt der Deutschen Marine, Eckenförde, zu besuchen. Begleitet von einem Deutschen Admiral. Wir wurden (teilweise) aufgeklärt und konnten auch U-Boote von innen besichtigen. Minenräumer und Ausbildungsschiffe von den wahnsinnigen Kampftauchern waren auch dabei. Und ich sage dir : Der Boss (Titel geheim) sprach nichts von einem gefiltertem Kreislauf! Diese Kampftaucher gehen mit dem U-Boot auf eine gewisse Tiefe, schwimmen durch das Torpedorohr und erfüllen ihre Aufgabe. Ob danoch genügend Platz für ihre Kreislaufgeräte vorhanden sind, bewage ich zu bezweifeln. Und Waffen und Magnetminen tragen sie auch noch mit. Manchmal sogar zu zweit. In einem Rohr. Für mich als Binnenbewohner hochinteressant. Also gut: Fertig mit Wasser. Gehen wir wieder auf die Flugi zurück. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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