X-Plane Geschrieben 17. Dezember 2002 Teilen Geschrieben 17. Dezember 2002 Ich habe eine Frage und zwar: Was passiert wenn ein voll bestztes und beladenes Grossraumflugzeug mit nur 2 Treibwerke (B777 oder A330) ein paar Sekunden nach dem Abheben und voll im Steigflug einen Treibwerkausfall hat? Gibt es eine bestimmte Leistungsreserve im anderen Treibwerk, um das Flugzeug auf eine bestimmte Höhe steigen zu lassen, damit eine sichere Landung eingeleitet werden kann? Wird das Flugzeug nicht sofort unkontrollierbar und neigt extrem auf eine Seite? Wie oft passiert das? bzw. wie "dramatisch" ist das? Danke für die Antwort und Gruss: François Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Markus Burkhard Geschrieben 17. Dezember 2002 Teilen Geschrieben 17. Dezember 2002 Hallo Françios zweistrahlige Flugzeuge müssen auch beim Ausfall eines Triebwerks voll manövrierfähig bleiben, ja sie müssen auch noch steigen können, auch wenn sie voll besetzt sind. Aus diesem Grund haben sowohl A330 wie auch B777 sehr grosse Triebwerke, letztere beinahe gigantisch grosse, ist sie ja auch einwenig grösser als der A330. Und wenn dann halt beide Triebwerke laufen, so sind die beiden genannten Vögel hoffnungslos übermotorisiert, das ist aber kein Problem da dann einfach mit weniger Leistung geflogen werden kann. Fällt nun eines dieser Triebwerke im Steigflug aus (nehmen wir an die Maschine hat MTOW) so wird als erstes voll ins Ruder getreten, in die Richtung zum funktionierenden Triebwerk hin. Das Flugzeug bleibt dann normal kontrollierbar und kann auch weiter steigen, halt bei weitem nicht mehr so schnell. Mit der Rudertrimmung im Einsatz kann man dann auch den Fuss wieder vom Pedal nehmen. Das Flugzeug kann danach ohne Probleme gelandet werden, Triebwerksausfall ist die am meisten geübte Situation in den Simulatoren, so eine Situation ist also überhaupt nicht gefährlich... Hoffe dir geholfen zu haben. Gruss Markus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
TooLowFlap Geschrieben 18. Dezember 2002 Teilen Geschrieben 18. Dezember 2002 Hallo Markus, ergänzend möchte ich noch bemerken, dass ein Triebwerksausfall eigentlich nur eine höhere Gefährdung aber noch keine Gefahr darstellt...jedoch kann es einen in der Tat auf dem falschen Fuss erwischen, wie dieser Zwoschenfall aus dem Jahre 1998 gezeigt hat...da ist eine 744 @ MTOW fast gegen einen Berg geraschelt... A SAN FRANCISCO SCARE: TOO CLOSE FOR COMFORT... A UAL 747-400 that came so close to the ground it set off car alarms has airline execs and Feds shaking at just how close a call it was. Flight 863 took off from SFO for Australia on June 27, 1998, weighing close to one million pounds. Shortly after takeoff, the right inboard engine acted up and compressor stalls shook the plane violently. A copilot flying the plane shut down the engine, but instead of using rudder, he added left aileron, which extended spoilers, slowing the plane to the point that the stick-shaker engaged. ...IN NEAR TRAGEDY As the GPWS blared, the captain took control of the plane, dumped fuel and returned safely to SFO. Officials confirm that the 747 dropped to within 100 feet of the fog-shrouded San Bruno Mountain. The FAA is now forcing changes in UAL's pilot-training techniques: All UAL pilots must attend a safety seminar by May 10 or they will be grounded without pay. Also, every 747-400 copilot must have at least one real landing and two in the simulator within 90 days or face grounding. Safety experts say that the problem is not limited to United, but is becoming widespread at carriers operating long-range flights. In diesem Sinne Jo Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Lav_fire Geschrieben 18. Dezember 2002 Teilen Geschrieben 18. Dezember 2002 Hallo, noch ein Zusatz: Oft wird vergessen die Vmca (minimum control speed air) mit ins Kalkül zu ziehen. Und da kommt man sehr schnell ran: Beispiel folgt unten. Die Zulassungsbestimmungen verlangen das V2 mindestens 1.1 Vmca beträgt, außerdem das V2 > 1.2 Vs. Hier gibts noch andere besondere Umstände.... Beispiel: 737-800 von Saarbrücken, Bahnlänge ungefähr 2.000 Meter, mit Flaps 20° und keinen Paxen an Bord muss man sich UNBEDINGT Gedanken um die Vmca machen! Ansonsten kann das doof enden! Allerdings anschließend mit etlichen tausend Fuss/min. in den Himmel zu schiessen ist ab und zu sehr lustig. Entschuldigung nochmal an FRA Departure - keine Zeit zum Initial Call :-) Gruss. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
FalconJockey Geschrieben 18. Dezember 2002 Teilen Geschrieben 18. Dezember 2002 ....und noch als Zusatzbemerkung zur Vmca: Zweimotorige Flugzeuge starten lieber mit reduzierter Triebwerksleistung, weil im Falle eines Triebwerksausfalls das verbleibende Triebwerk sonst unter Vmca ein so grosses Moment erzeugen kann, dass man es durch die Ruder (aerodynamisch) nicht mehr ausgleichen kann. Die Vmca ist die Geschwindigkeit, ab der man allein mit aerodynamischen Steuerhilfen das Flugzeug kontrollieren kann. Je höher der Triebwerksschub ist, desto grösser wird auch die Vmca. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
ursmunger Geschrieben 21. Dezember 2002 Teilen Geschrieben 21. Dezember 2002 Hallo, die ICAO schreibt für alle kommerziell eingesetzten Flugzeuge vor, welche Steigleistungen im Falle eines Triebwerkausfalls noch erreicht werden müssen - diese Werte sind gleich für alle Flugzeuge, egal ob zwei oder vier Triebwerke...habe sie nicht mehr im Kopf, sind aber sehr bescheiden. Das erklärt, warum zweistrahlige Flugzeuge meistens viel bessere Steigleistungen (somit auch Rate of climb) haben als vierstrahlige....da logischerweise bei 'Vollbetrieb' mehr Leistungsüberschuss da sein muss. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Burkhard Geschrieben 21. Dezember 2002 Teilen Geschrieben 21. Dezember 2002 es war interessant, die geschilderte situation mal im simulator des a320 in FRA zu erleben. die LH piloten nennen dieses training die RRR methode. start in leipzig, bei V2 rechtes triebwerk mausetot, und wenig später linkes triebwerk zum husten gebracht. also kommt die RRR methode zur anwendung. Rauf, Rum, Rein. insgesamt dauerte die aktion vom takeoff bis touchdown knappe 3 min. teamarbeit war hier angesagt, ohne große fragen. der copi rastete die frequenzen und kümmerte sich um den funk, der pilot "knüppelte" den airbus dann wieder nach hause. spannend war es allemal!! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
X-Plane Geschrieben 21. Dezember 2002 Autor Teilen Geschrieben 21. Dezember 2002 Hallo zusammen! Ich danke euch für die "professionnellen" Antworten. Bei Lav_fire habe ich zwar nicht genau verstanden was er meint, aber sonst: wouaw! Super! Vielen Dank! Ich fliege oft als Passagier die Strecke Zürich-Paris CDG mit A320/A321 und bin oft sehr beunruhigt weil ich als Aviatik- und Simulator-Fan ständig mich in die Haut des Piloten versetze und alles haargenau beobachte... Das letzte Mal war es der Start in Paris mit Regen und Wind, das mich total nervös machte. Auf dem Bildschirm konnte man die Geschwindigkeit lesen: 220 Km/h im Steigflug!!! Das ist knapp 140 mph, was für mich als Landegeschwindigkeit gilt! Und falls genau in diesem Moment ein Triebwerk ausfallen würde? Dann wäre ein Strömungsabriss die logische Folge... Ich kann zwar schon verstehen, dass der Gegenwind das Flugzeug in die Luft hält, aber was würde passieren falls plötzlich der Wind nachlässt? Hmmm...irgendwie ist mir das nicht ganz klar... Desweiteren bin ich oft sehr nervös, wenn der Steigflug sehr turbulent erfolgt und uns der Pilot nichts sagt sondern normal weiterfliegt! Tja irgendwie sind PC-Flugsimulatoren nicht genug realitätsnah oder ich bin zu ängstlich...ich habe eben immer noch die Filme der absturzenden Concorde im Kopf... Viele Grüsse an allen, dieses Forum ist super!!! François Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast harry Geschrieben 22. Dezember 2002 Teilen Geschrieben 22. Dezember 2002 Original geschrieben von ursmunger Hallo, die ICAO schreibt für alle kommerziell eingesetzten Flugzeuge vor, welche Steigleistungen im Falle eines Triebwerkausfalls noch erreicht werden müssen - diese Werte sind gleich für alle Flugzeuge, egal ob zwei oder vier Triebwerke...habe sie nicht mehr im Kopf, sind aber sehr bescheiden. hab letztens bei boeing was zu dem thema gelesen. danach muss ein zweistrahliges flugzeug auch wenn ein triebwerk ausgefallen ist noch mit 1.2 grad (oder waren das prozent?) steigen koennen, ein dreistrahliges mit 1.5 und ein vierstrahliges mit 1.7. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Markus Burkhard Geschrieben 22. Dezember 2002 Teilen Geschrieben 22. Dezember 2002 Hallo Françios Bist du dir da sicher mit den 220 km/h? Das wären dann nämlich 119 kts, das ist viel zuwenig für einen A320 im Steigflug, ein Steigen wäre bei diesem Speed nicht möglich. Also entweder hast du es falsch in Erinnerung oder da war ein Fehler im System welcher zu dieser Anzeige führte... Mach dir keine Sorgen wegen einem Triebwerksausfall bei Zweistrahlern. Wie du jetzt weisst, müssen die Flugzeuge jederzeit beim Ausfall eines Triebwerkes weiter steigen können, egal ob der Ausfall beim rotieren oder im Steigflug passiert. Gruss Markus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
ursmunger Geschrieben 22. Dezember 2002 Teilen Geschrieben 22. Dezember 2002 Zu der langsamen Geschwindigkeit im Steigflug: In der Kabine wird ja die 'Groundspeed' angezeigt - bei starkem Gegenwind kann das natürlich schon vorkommen....da die IAS resp. TAS aber ganz normal ist, wird auch bei einem Triebwerksausfall kein Strömungsabriss erfolgen. Und der Wind lässt ja nie von einer Sekunde auf die andere nach - ausser bei 'windshears', da hat's aber nicht Windgeschwindigkeiten von 100kmh und mehr. @harry: kann sein, dass Du Recht hast - in jedem Fall sind aber die Leistungen bescheiden, und trotzdem braucht ein zweistrahliger Jet mehr Leistungsreserven als ein vierstrahliger. Daher sind die meisten Vierstrahler recht schlechte 'Performer' im Steigflug - als Beispiel nur mal der BA146 oder A340. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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