Action im wilden Südwesten Frankreichs (Mont-de-Marsan, 32 Bilder)

[Joel Vogt]

Lang ists her, da hat mir ein Kollege von einer französischen Luftwaffenbasis erzählt, von der von aussen so gut wie nichts zu sehen ist und die rund herum mit Gestrüpp und Bäumen gesegnet ist, so dass man sich vorkommt, wie in einem Dschungelcamp für fortgeschrittene Planespotter. Den Namen der Base hatte ich zwischenzeitlich wieder verdrängt und wer mag es mir verargen - schliesslich sind Airbases des öfteren so angelegt, dass die Beobachtung der Flieger von ausserhalb eher tricky ist. Macht irgendwie Sinn, zumindest aus der Sicht von "innen".

 

Die Basis von der die Rede war, ist die BA118 der Armée de l'Air in Mont-de-Marsan, etwas mehr als 100km südlich von Bordeaux und etwa gleich weit nördlich der Grenze zu Spanien. Der Weg dort hin führt entweder mühsamst über die Autobahn (mühsam weil fast alle Autobahnen in Frankreich von Paris aus in die Peripherie führen und kaum eine quer durch ...) oder man hat Glück und hat eine easyJet-Basis vor der Haustüre. Zusammen mit "brannigan" hier aus dem Forum profitierte ich von letzterem und so starteten wir am Mittwochmorgen mit easyJet Switzerlands HB-JZS von Basel aus nach Bordeaux. In Mont-de-Marsan hatten wir uns für den Spotterday angemeldet und wie in Frankreich üblich, sollte das eine exklusive Angelegenheit werden, mit einer recht überschaubaren Anzahl Teilnehmer und guten Fotomöglichkeiten direkt an der Bahn. Aber fangen wir vorne an:

 

Bei easyJet hinten einsteigen hat seine Vorteile - und ein Russe am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen!

 

Beim Pushback konnte ich den eigenen Spotterkollegen auf der Ramp zusehen und kurz darauf gings via Rwy 15 (intersection H) los. Ein Platz in Kolonne F und die Sonne im Rücken, da muss natürlich gleich sowas kommen:

 

Die in den letzten Jahren neu entstandenen Hangars, mit einigen illustren Besuchern ...

 

... Hangars, in der Mehrzahl!

 

Dem Regen waren wir gerade noch entkommen. Im Gegenuhrzeigersinn sind hier die Dörfer Blotzheim, Hésingue (Häsingen), Hegenheim und St. Louis-la-Chaussée (St. Louis Neuweg) zu sehen.

 

In rund einer Stunde brachte uns die fleissige orange Arbeitsbiene nach Bordeaux, wo uns so rein optisch betrachtet auch nicht wesentlich besseres Wetter erwartete. Die merklich höheren Temperaturen waren allerdings ein Segen! Von der Ankunft noch zwei Bilder aus dem Flieger:

 

Dassault Aviation, die Geburtstätte aller Falcons. Und eine Ecke, die landseitig nicht einzusehen ist ...

 

Nebst zwei Mercures gammelt auch diese Caravelle im Gras neben der Piste vor sich hin. Sie wurde einst vom Centre d'Essais en Vol (CEV) für Parabelflüge eingesetzt, bis sie durch einen der ältesten A300 abgelöst wurde.

 

Mit einem Mietwagen gings nun doch noch auf die Autobahn, leicht innerhalb der Küste in Richtung Bayonne, aber dann schon bald links weg auf eine Route Départementale. Nach etwa anderthalb Stunden kamen wir in Mont-de-Marsan an und peilten gleich einmal den Anflug an.

 

Der Flugbetrieb ist in Mont-de-Marsan sehr reichhaltig, mit den ehemals im Osten der Republik beheimateten Staffeln ER 02.033 "Savoie" (Mirage F1, ex BA112 Reims) und der EC 02.030 "Normandie-Niemen", die zuletzt mit Mirage F1 in Colmar-Meyenheim (BA132) zu Hause war. Nachdem Meyenheim 2008 dicht gemacht worden war, ist die Staffel 2012 in Mont-de-Marsan mit den neuen Rafale B und C neu auferstanden. Dazu kommt eine Mischung aus Mirage 2000, Rafale und Alpha Jets, die von der ECE 05.330 "Côte d'Argent" primär zu Testzwecken eingesetzt werden. Diese Flieger werden teilweise von ihren eigentlichen Einheiten für eine gewisse Zeit nach MdM detachiert und tragen dann zwar MdM-Codes aber ihre eigenen Staffelabzeichen.

 

Nach einigen zu dunkel geratenen Bildern von Mirage F1 war ich happy über diese hellere Mirage 2000-5F der Tiger-Staffel ECE 05.330.

 

Socata TBM-700, von der AdlA als Verbindungsflugzeug eingesetzt. Dem Badge nach dürfte die Maschine auf der BA102 in Dijon stationiert sein.

 

Da sind die Hausherren einfacher zuzuordnen. Diese Mirage F1CR fliegt bei der ER 02.033 ...

 

... und diese Rafale C bei der EC 02.030, der traditionsreichen "Normandie-Niemen".

 

Hauptevent war freilich der Spotterday am Donnerstag, darum legten wir uns dann auch irgendwann mal aufs Ohr, aber natürlich nicht ohne noch mit einem weiteren Spotterkollegen aus unserer Gegend den Abend im Steakhouse verbracht zu haben. Check-In für den Spotterday war zwar erst um 10.30, aber auf den Gang in den Anflug verzichteten wir. Dafür blieben wir etwas länger liegen und gönnten uns auf dem Weg zur Base in aller Ruhe ein Frühstück in Form von Kaffee und Croissant. Einmal die Willkommensformalitäten erledigt, gings dann fast direkt an die Piste, denn es war mächtig Action auf dem Plan. Alle sich im Sektor befindlichen Maschinen sollten für Touch-and-Goes herbeigerufen werden und für das 100-Jahre-Jubiläum der Recce-Staffel BR11 (ein Teil der ER 02.033) war eine "Cocotte"-Spezialbemalung auf einer Mirage F1CR vorbereitet worden. Die letzten Pinselstriche wurden noch am Abend vor dem Spotterday angebracht!

 

In regelmässigen Abständen starteten Pärchen von Mirage F1 zu ihren Missionen ...

 

... derweil dieser belgische EMB-135 einen Kurzbesuch abstattete.

 

Ein weiterer Gastflieger: Rafale M der Marine, zu erkennen (nebst den Aufschriften) an der leicht hinten runter hängenden Position beim Rollen.

 

Die Belgier waren gar zu zweit, wobei dieser AlphaJet dauerhaft in Cazaux, ebenfalls im Südwesten Frankreichs zu Hause ist, bei der französisch-belgischen Advanced Jet Trainer Schule "AJets".

 

Wie ein Seelöwe bei der Fütterung trabte diese F1B mit hoch erhobener Schnauze an. Danach war Mittagspause.

 

Bei munter weiter laufendem Flugbetrieb gabs in einem Hangarzelt (ähnlich der von unserer Luftwaffe bekannten Helizelten) ein Lunchpaket und nachdem der Hunger gestillt war, ging das Pixelfeuer weiter:

 

Die Sonderbemalung auf der F1CR ging zum zweiten Mal auf einen Fotoflug ...

 

... und als uns der Bus wieder an die Position an der Bahn gebracht hatte, gabs sogar eine "Passage à l'Anglais".

 

Nun war es dunkler geworden, aber mit Serienfeuer und einer ruhigen Hand gabs doch noch was zu holen.

 

Bei den startenden F1 kamen die Nachbrenner gut zur Geltung. :)

 

Mitte Nachmittag fand die Aktion dann allerdings ein jähes Ende. Vom Meer her war eine Regenfront daher gekommen und diese machte es an der Piste sehr ungemütlich, da ohnehin auch noch eine steife Brise aus Westen wehte. Nach einigem Abwarten wurde der Spotterday dann knapp zwei Stunden vor dem eigentlichen Ende abgebrochen. Mächtig Action war dennoch im Kasten und selbst auf dem Parkplatz gabs noch eine Mirage F1 zu holen:

 

Die "112" verrät, dass es sich um eine Maschine handelt, die früher in Reims zu Hause war ...

 

Völlig durchnässt suchten wir dann zunächst mal das Hotel auf, bevor wir uns im Städtchen auf die Suche nach einem Fernseher machten, der uns den FCB im Viertelfinal-Rückspiel gegen Tottenham zeigen würde. Tatsächlich konnten wir in einer Bar die Crew dazu überreden, uns das Spiel zu zeigen und so zog sich der Abend ein wenig ... in die Länge ...

 

Mit leicht verkleinerten Augen stellten wir uns am Freitagmorgen dann noch einmal in den Anflug. Von der Base-Knipserei am Vortag hatte ich noch das kurze Objektiv montiert, doch als ich im Anflug ankam, musste ich ganz schnell, ganz hektisch umbauen. Selbstverständlich sass nicht jeder Handgriff sofort wie er sollte, also richte es gerade noch so knapp für ...

 

... diese Aermacchi M346 der Luftwaffe von Singapore! Möge man mir die leichte Unschärfe verzeihen. Wer weiss, wann ich das nächste Mal so einen Flieger sehen mag ...

 

Weiter in etwas gemächlicherem Tempo: Falcon 10MER der französischen Marine ...

 

... und eine Hercules aus Belgien. Die CH-07 trug einst einen grossen Indianerkopf im Heck (-> http://www.flugzeugbilder.de/show.php?id=807286) und holte an diesem Freitag Material für die "Frisian Flag" in Leeuwarden ab.

 

Bevor kurz nach dem Mittag dann wieder der Regen eintraf, zeigten sich noch eine lokale Mirage 2000D ...

 

... sowie eine Mirage 2000C von der BA115 aus Orange-Caritat in der Provence.

 

Mit dem erneuten Regenguss entschieden wir uns, den Weg zurück nach Bordeaux unter die Räder zu nehmen. Mit etwas Glück würden da ja auch noch ein Bild oder zwei drinliegen ... ;)

 

Bei Sabena Technics vor dem Hangar wurden wir auch gleich fündig!

 

Im Anflug war das Niveau aber eher bescheiden ...

 

Naja, schon länger nicht mehr gesehen ...

 

Nett für zwischendurch, aber irgendwie auch nicht weltbewegend.

 

Je später es wurde, desto besser der Traffic. Dies war bereits die vierte TBM-700, die auf dieser Tour den Weg in mein Logbuch fand!

 

Iberias neuer langer scheint prädestiniert für Airports wie Bordeaux ...

 

... und zu guter Letzt kam noch eine Jetstream 41, auf einem Inlandflug aus Dijon.

 

Während Mont-de-Marsan ein ganztägig betriebsames Action-Pack war, war Bordeaux so auf die Schnelle betrachtet nicht viel mehr als mit wenig Liebe gepflegte Langeweile. Doch es gibt bestimmt schlechtere Wege um ein paar Stunden vor dem Heimflug totzuschlagen ...

 

Mit der HB-JYE bestieg ich in Bordeaux dann zum allerersten Mal einen A320. Bilder gibts davon allerdings keine mehr, denn das "billi"-Terminal in Bordeaux hat kaum Fenster und lässt so auch keine Schüsse aufs Vorfeld zu. In gut einer Stunde flogen wir nach Basel und nach einem ausführlichen Schwatz mit den Jungs von Reihe 0 ging die Tour am EAP zu Ende ...

 

A tout à l'heure!

 

JOEL

[Tigerfan]

Vielen Dank für deinen interessanten Bericht. Wie immer hervorragende Bilder. Von Mirages und Rafales kann ich mich einfach nicht satt sehen.:D

 

Was macht denn der Aermacchi M346 aus Singapur in Frankreich?

[Easyspotting]

Hoi Joel

Toller und interessanter Bericht gespickt mit cooler Militäraction!!!

Vielen Dank für's Zeigen :cool:

[bleuair]

Yay so machts Freude, Joel. Vielen Dank fürs Mitnehmen! Deine Vorliebe für die graue Militärfliegerei ist eine willkommene Abwechslung im "commercial" Einheitsbrei zwischen Quito, Miami, Tromsö und Narita. ( :D )

[Sam Schneeberger]

Nom de Bleu ! :eek:

 

Ist ja alles dabei: Close Up Actions Shots, Paar Specials, Bizzies, Oldies. Aber vor allem Mil-Aviation! Danke für die Tour de (Sud-Est) France.

 

Gruess Sam

[Joel Vogt]

Die M346 aus Singapore ist die Ablösung der A-4 Skyhawk, die von der Luftwaffe Singapores zu Trainingszwecken nach Cazaux detachiert sind.

 

Gruss

 

JOEL