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Bankkunden müssen für die Sanierung Zyperns zahlen ...


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Geschrieben
Julian,

 

ich weiss nicht wie es bei Dir ist aber hier wo ich wohne werden die Steuern per Rechnung eingefordert und dann vom Steuerzahler bezahlt. Der Staat selber hat nicht das Recht, einfach auf mein Bankkonto zu gehen und die Steuer dort abzubuchen oder den Betrag einfach zu blockieren. Und das ist gut so.

 

 

Okay, dann scheint sich hier das schweizer und das deutsche Steuersystem zu unterscheiden. Bei uns muss zwar grundsätzlich auch jedesmal eine Steuererklärung ausgefüllt und im Finanzamt abgegeben werden aber die Sozialabgaben z.B (15%), muss der Arbeitgeber direkt abführen, sprich dieses Geld bekommt mein Konto nie zu Gesicht, der Staat kassiert es schon vorher ein.

 

 

Einmal mehr: Die eigentliche Abgabe ist nicht das primäre Problem, sondern der überfallsartige Zugriff auf die Bankkonten.

 

Urs, ich verstehe was du meinst. Ich verstehe es, dass du und andere mit der Vorgehensweise ein Problem haben. Überfallsartig trifft es ganz gut. Nur die Frage ist, gibt es eine Alternative? Jeder weiß doch, wie der Hase läuft. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschen aufeinmal freiwillig eine Abgabe leisten, wenn sie nichteinmal ihrer Steuerpflicht nachkommen? Nur weil die EU kommt und "bitte bitte" sagt? Zweifelslos ist es ein sehr drastisches Vorgehen, aber ich denke man hat keine andere Wahl, wenn man tatsächlich an Geld kommen möchte.

 

 

Danke Julian. Damit bestätigst Du genau die Denkweise der EU. Das Geld der Bürger gehört dem Staat also machen wir damit was wir wollen und schaun mal, was wir über lassen?

 

NEIN!!!!!! Eben nicht. Genau das nicht.

 

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Natürlich nicht komplett, aber zumindest der steuerpflichtige Teil gehört doch dem Staat. Ich betrachte das als Gegenleistung für die Tätigkeit des Staates, sei es dass er für Sicherheit und Ordnung sorgt (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste aber auch politisch), Bildungssysteme, Sozialversicherungen undundund.

 

Wenn Du einen Auftrag für jemanden erfüllst und eine Rechnung schickst, gehört das Geld genau dann Dir, wenn Dein Kunde es bezahlt hat. Nicht solange es auch dem Bankkonto des Kunden liegt. Das ist Teil der Eigentumsgarantie.

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Natürlich gehört das Geld als solches mir erst, wenn es in meinem Eigentum ist, aber: Mit Erfüllung meines Auftrages habe ich sofort einen Anspruch auf das Geld! Zahlt der Kunde (=Gläubiger) nicht, so kann ich das Geld einfordern bzw. einklagen. Hat der Kunde tatsächlich kein Geld, schaue ich als Handwerker in die Röhre, aber hat er Geld so wird der Staat dieses pfänden und mir übergeben (=EU). Hier steht natürlich erstmal der Gerichtsweg an (den ihr bei der Zypernabgabe vermisst), aber wieso dieser ausbleibt siehe oben. Wenn man erstmal lange Verfahren anstrebt, ist das Geld schneller weg als man schauen kann. Und wiegesagt: Die EU hat Zypern damit ja nicht überrascht, es waren bekannte Spielregeln! Ihr bekommt Geld, wenn uns dafür jeder Bürger mit der Abgabe entgegenkommt. Die Abgabe kann man nun sowohl als eine Art Abgabe betrachten aber auch als Kaution oder Anzahlung, dafür dass die Zyprioten ihre Hausaufgaben machen werden und die Rettung gelingt.

 

Und wen begünstigt nun dieser Überfall auf die Banken? Genau diejenigen, die "rechtzeitig" ins Ausland gegangen sind. Lehre draus? Nix wie weg! Und das soll einen Staatskollaps verhindern? Im Gegenteil, sowas verursacht ihn.

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Da kann ich dir nur zustimmen, Urs! Aber das ist doch immer so: Siehe Kopierschutz bei DVDs oder Software. Der legale Nutzer ist doch immer der dumme! Problem: Was will man sonst machen? Entweder man nimmt gar nichts oder das bischen, das noch da ist. Da man auf diese Art aber auch ein paar Griechen erwischt, die ihr griechisches Vermögen nach Zypern transferiert haben ist schon fast zynisch. Es könnte aber einen positiven Nebeneffekt geben: Die Bürger die blechen müssen, ärgern sich über ihre Mitmenschen, von denen sie wissen, dass sie ihre Gelder ins Ausland geschoben haben. Und wer weiß, ob nicht den ein oder anderen dann das Gewissen plagt und er im Nachhinein doch noch seinen Teil dazu beisteuert.

 

Hätte die EU gesagt, ok, wir wollen eine Beteiligung der Leute durch eine Einmalabgabe auf Vermögen, hätte dies vermutlich einen wesentlich kleineren Aufschrei gegeben. Die Zyprioten sind auch nicht doof und wissen, dass sie mithelfen müssen.

 

Dumm sind die alle nicht, auch die Griechen nicht. Im Gegenteil: Sie wissen ganz genau, dass die EU schon dafür sorgen wird, dass es nicht zum Bankrott kommt. Zwischen "mithelfen müssen" und "mithelfen wollen" besteht leider aber noch ein kleiner Unterschied.

 

 

Ok, sagen wir, das ganze geht so durch und die Zyprioten praktizieren das Schweigen der Lämmer und warten einfach drauf, dass die Banken aufgehen. Und was dann? Bei Schalteröffnung stehen ALLE Zyprioten vor ihrer Bank und holen die restlichen 90-94% ihrer Guthaben ab. BZW wollen, denn die Banken werden das nicht stemmen können und insolvent gehen. Das weiss die Zypriotische Regierung genau. Daher lässt sie die Banken auch am Dienstag zu.

 

Damit sprichst du das Grundproblem an, dass überhaupt erst zur Krise geführt hat! Heutzutage wird doch im Bereich Banken/Politik nur noch mit virtuellem Geld gespielt. Diese ganzen Milliarden die hin- und hergeschoben werden existieren doch überhaupt nicht. Man handelt mit virtuellem Geld und wenn dieses virtuelle Geld plötzlich real gebraucht wird, ist es (natürlich) nicht vorhanden und die betroffene Bank/ das betroffene Land geht den Bach runter. Hier müssten Schranken gesetzt werden, es kann nicht sein dass auf dem Papier mit Geld bezahlt wird, welches in der Realität gar nicht gibt. Diese Handelsart führt nur dazu, dass immer mehr Geld gedruckt wird und die Infaltionsrate ins Unermeßliche steigt. Der dumme ist auch hier wieder der bereits angesprochene "arme Kleinsparer": Der Lebensunterhalt wird immer teurer, das Gehalt steigt aber nicht im gleichen Maße. Die Menschheit lernt einfach nicht dazu, das ist das Problem. 1929 ist einfach zu lange her...

 

Gruß

 

Julian

Geschrieben

Zypern erhält von der EU ein Rettungspaket von bis zu 10 Mia Euro zur Stützung des Staates und der Banken. Sie müssen aber dazu selber auch etwas tun:

 

Sondersteuer auf Bankeinlagen, um die es hier im Threat geht

 

Erhöhung der Unternehmenssteuer von 10 auf 12.5%

 

Erhöhung der Quellensteuer auf Kapitaleinkommen

 

Umwandlung von nachrangigen Bankanleihen in Aktienkapital

 

Der Bankensektor muss bis 2018 auf EU Durchschnittsgrösse verkleinert werden, heute ist er etwa 5x grösser. Vor allem seit Beginn der Griechenlandkrise ist der Bankensektor massiv gewachsen, nicht zuletzt durch die Tatsache, dass vermögende Griechen ihr Vermögen, um es vor dem Zugriff des griechischen Staates zu schützen, nach Zypern geschafft haben.

 

Zusätzliche Einsparungen von 4.5% des Bruttoinlandproduktes im Staatshaushalt.

 

 

Der internationale Währungsfonds trägt das Paket mit, ebenso Russland, dem es missfällt, dass reiche Russen in Zypern Geld waschen. Russland und Zypern verhandeln noch einen separaten Milliardenkredit, bei dem Russland als Gegenleistung Zyperns Daten zu russischen Bankkunden fordert.

 

In Griechenland wurden die Einwohner vor allem über massivste Steuererhöhungen zur Sanierung beigezogen, in Zypern soll vor allem das Kapital beitragen und weniger über höhere Steuerbelastungen für Private. Nahezu die Hälfte des Kapitals gehört Russen und Briten, wieder im Gegensatz zu Griechenland, tragen also auch Ausländer zur Sanierung bei.

 

Mit dem Einbezug der Bankkunden im Schuldnerland soll der immer lauter werdende Unmut der Bürger der Geberländer etwas besänftigt werden. Es wird vor allem in Deutschland immer weniger verstanden, dass sie zahlen müssen bis ihr eigener Rücken weh tut und ihre Bedürfnisse immer weniger berücksichtigt werden.

 

Das zypriotische Parlament entscheidet ob es die Bedingungen zur Finanzhilfe akzeptiert oder nicht. Bei einem Nein, könnte es zum Staats- und Bankenbankrott kommen und dann würden vermutlich die Vermögen der Bankkunden sich weitgehend in Luft auflösen. Wie sich in einem solchen Fall der Staat refinanzieren kann, weiss niemand, wahrscheinlich ein stark abgewertetes Zypern-Pfund, dass in einem solchen Fall Zypern weiterhin im Euro verbleiben könnte, ist sehr unwahrscheinlich. Und bei einer solchen Abwertung würde wiederum Vermögen massiv vernichtet, die weit über die unpopuläre „Sondersteuer“ hinausgehen.

 

Der „überfallartige“ Weg mag befremdend und unpopulär sein, aber ich glaube es bestand gar keine Alternative dazu. Hätte die EU, bzw. der zyprische Staat dies vorher angekündigt, hätte alle Bankkunden ihre Konten in Panik schnellstens geräumt und damit mit absoluter Sicherheit den totalen Kollaps der Finanz- und Realwirtschaft ausgelöst.

 

Harte Realität; aber gerade Zypern hat die Hinweise und Warnungen seit Jahren bisher immer in den Wind geschlagen.

Geschrieben
Aber wer und wie soll denn einen Staatsbankrott effektiv verhindert werden? Mit noch mehr Schulden wie im Rest der EU? Sollen wir uns die nächste Jahrzente trotz den Finanzkriesen der letzten 5 Jahre erneut (und immer wieder) den Banken unterjochen und alles tun, damit diese nicht kollabieren?

 

Nein. Prinzipiell wäre die Aufgabe des Euros und die damit verbundenen Abwertungen der Lokalwährungen die einzige Möglichkeit, diesen Cashdrain in der EU zu stoppen. Das wird zu Bankrotten führen, aber ein Bankrott ist immer die Chance für einen Neuanfang. Diverse Länder, die bankrott gegangen sind stehen heute viel besser da als zuvor.

 

Ist nicht das ganze Bankensystem derart aus den Fugen, dass wir endlich mal einsehen müssen, dass wir, das Volk inklusive der Politik und der Wirtschaft massivst Mist gebaut haben? Und dass wir am Ende auch die Zeche zahlen sollten? Oder anderst gefragt: wieso soll ich Vertrauen in die Banken haben?

 

Genau das ist das Problem. Die Aktion in Zypern wird dazu führen, dass sich sehr viele Anleger diese Frage stellen. Und das kann das System total zum Einsturz bringen. Daher ist es wichtig, dass das Recht auf Eigentum nicht angefasst wird. Genau dieses Tabu bricht die EU jetzt.

 

Nur schon der CH-Einlegerschutz bei 100'000.- CHF ist ein Witz wenn man ihn zu Ende denk (Stichwort Systemobergrenze).

 

Ein relativ wichtiger Witz aber. Denn genau die ersten 100'000 Franken sind es, die in einem Bankrottfall die Gesellschaft am laufen halten werden. Und die Gewissheit, dass Einlagen bis dort hin geschützt sind, gibt unseren Banken ein Mittel, Grundvertrauen zu erzeugen.

 

Gebe dir recht - Steuern über Nacht einzuführen und zu blockieren geht gar nicht. Alles zu machen, die Banken wie bisher am Leben zu halten aber auch nicht.

 

Stimmt. Die Banken müssen mit höherem Eigenkapital und mit einer Rückbesinnung auf die eigentliche Funktion wieder viel mehr lokal und sicherer arbeiten. Daran wird ja auch gearbeitet. Hoffen wir mal, dass diese Aktion jetzt nicht dazu führt, dass anstatt die Banken in einem Land gleich alle in Europa in Schieflage geraten.

Geschrieben

Walter

 

grundsätzlich hast Du recht, das Sanierungsprogramm ist deutlich besser als dasjenige was man Griechenland und anderen aufbürdete. Nur mit einem gravierenden Unterschied: Weder in Griechenland noch sonst wo hat die EU oder auch die Regierung die Banken dichtgemacht und Spargelder blockiert!

 

Der „überfallartige“ Weg mag befremdend und unpopulär sein, aber ich glaube es bestand gar keine Alternative dazu. Hätte die EU, bzw. der zyprische Staat dies vorher angekündigt, hätte alle Bankkunden ihre Konten in Panik schnellstens geräumt und damit mit absoluter Sicherheit den totalen Kollaps der Finanz- und Realwirtschaft ausgelöst.

 

Das ist die Frage. Richtig kommuniziert und umgesetzt, hätten die Zyprioten mit grosser Wahrscheinlichkeit eingesehen, dass es besser ist 10% zu verlieren anstatt alles.

 

Dazu stellt sich schon die Frage, wieso "nur" die Bankkunden. Denn genau diese Umsetzung schon all diejenigen, die schon lange offshore gegangen sind. Ist das wirklich das Signal, dass die EU setzen will?

 

Man wollte einen Bankenrun in Zypern verhindern und riskiert nun einen in ganz Europa?

 

Ich glaube das haben sich die Finanzminister nicht so recht überlegt. Mal sehen, was sie nun machen.

Gast Hans Fuchs
Geschrieben
aber gerade Zypern hat die Hinweise und Warnungen seit Jahren bisher immer in den Wind geschlagen..
Wahr ist, dass die Cypriotischen Banken deshalb kippen, weil sie damals bei der Rettung als Gläubiger Griechischer Banken zum Schuldenschnitt gezwungen wurden.

 

Wahr dürfte auch sein, dass diese Banken, wie heute auch die EZB durch ihre Regierungen praktisch genötigt waren, in ungedeckte Staatsanlehien zu investieren.

 

All das hat mit den kleinen Leuten, die heute bluten rein garn nichts zu tun.

 

Hans

Geschrieben

Ein relativ wichtiger Witz aber. Denn genau die ersten 100'000 Franken sind es, die in einem Bankrottfall die Gesellschaft am laufen halten werden. Und die Gewissheit, dass Einlagen bis dort hin geschützt sind, gibt unseren Banken ein Mittel, Grundvertrauen zu erzeugen.

 

Da halte ich dagegen - die Systemobergrenze liegt m.W. bei 6 Milliarden Franken. Das reicht gerade mal für 60'000 Voll-Ausschüttungen oder natürlich bei Erreichen desser auf kleinere Teil-Ausschüttungen. Ist man Kunde einer mittelgrossen bis grossen Bank die hops ginge, nützt das dann herzlich wenig.

 

Mir ist (leider) nicht bekannt, was passiert, wenn die Systemobergrenze erreicht wird - wird der Topf von den restlichen Banken im Folgejahr erneut gefüllt?

 

Insofern stärkt der Einlegerschutz mein Vertrauen in die Banken gar nicht - im Gegenteil. Alleine schon die Tatsache, dass sie ein solches System vorschieben müssen, um eine mögliche Panik aka Bank run zu verhindern zeigt mir, dass es den Banken nicht wohl dabei ist, wie sie geschäften und mit den Kundengeldern umgehen.

 

Grüsse,

Fabian

Geschrieben
Wahr ist, dass die Cypriotischen Banken deshalb kippen, weil sie damals bei der Rettung als Gläubiger Griechischer Banken zum Schuldenschnitt gezwungen wurden.

Wie alle anderen Banken auch, wieso sollten da die zypriotischen Banken bevorzugt werden?

 

Wahr dürfte auch sein, dass diese Banken, wie heute auch die EZB durch ihre Regierungen praktisch genötigt waren, in ungedeckte Staatsanlehien zu investieren.

Das wird langsam gefährlich, die EZB und auch die stattlichen Nationalbanken werden zunehmend durch die Politik gesteuert und verlieren ihre Unabhängigkeit.

 

All das hat mit den kleinen Leuten, die heute bluten rein garn nichts zu tun.

Auch in Griechenland bluten die kleine Leute für Probleme, die sie nicht selber verschuldet haben. Das ist leider so. Die kleinen Leute in Zypern hätten aber zumindest den Tourismussektor nicht auch noch ausbluten lassen müssen durch ihre Gier den Touristen auszunutzen.

 

Auf die Frage "Wer ist der Nächste?". Italien hat im Gegensatz zu Spanien über eine gesunde Bankenlandschaft.

Geschrieben

Auch bei Europaparlamentariern regt sich jetzt Besorgnis. Es ist bereits von Modifikationen die Rede, etwa von einem Freibetrag von 25'000 Euros. Das würde sehr viele Kleinsparer von dieser Regel ausnehmen und die Situation entschärfen.

 

Die Briten werden ihre dort lebenden Staatsangestellten entschädigen, heisst die Steuer zurückvergüten. In Zypern leben 3000 Militärangehörige und Zivilbedienstete aus Grossbrittannien, die durch das britische Bankengesetz geschützt sind.

 

Offenbar wackelt der Plan nun auch im Europaparlament, wo diverse Parlamentarier mit grosser Besorgnis nach Spanien und Italien schielen.

 

Krone AT

Geschrieben

Es klingt fast unglaublich, aber in Deutschland, Frankreich und etlichen anderen Ländern (ich würde fast verwetten in der Schweiz genauso) ist das total normal ;) Nennt sich Steuer. Und 10% sind ja fast paradiesische Zustände, bedenkt man dass in Deutschland alleine 19% Mehrwertsteuer gezahlt werden müssen, der Staat zusätzlich sämtliche Sozialleistungen versteuert.

Wow auf dem Planeten würd ich auch gern mal leben.

Im Süden zahlt man keine Steuern, in Spanien z.B. keine mittlerweile 21% MwST, nix. Dass es vielleicht welche gibt, die Steuern hinterziehen rechtfertigt es dann natürlich 100%ig, dass an *allen* noch mal Geld klaut, auch wenn es bereits 5 mal versteuert wurde.

Schlussendlich ist eh jeder selbst Schuld, der arbeiten geht und nicht gleich auf Staatskosten lebt, ist das die Message?

Geschrieben

Komische Diskussion: Die Einschnitte in Zypern wurden nicht von der EU, sondern von der zypriotischen Regierung (unter dem übrigens gerade erst völlig demokratisch neugewähltem Präsidenten) beschlossen. Es hätte ihr frei gestanden, keine Hilfe von der EU in Anspruch zu nehmen.

 

Natürlich sind die 10% Zwangsabgabe auf Sichteinlagen eine sehr drastische Massnahme. Aber was wär denn die Alternative? Wenn die Bank Pleite geht, dann ist das ganze Guthaben futsch. In so fern wird den zypriotischen Bankkunden nicht 10% genommen, sondern 90% geschenkt. Es gibt nämlich kein Menschenrecht auf Sicherheit von Bankguthaben...

 

Und die "Nacht und Nebel Aktion" ist nicht gemein, sondern eine notwendige Konsequenz: Sonst würde ja jeder Schlauberger schnell sein Guthaben von der Bank holen wollen, was binnen weniger Stunden (die Geschwindigkeit ist nur begrenzt durch die Schlangen vor den Schaltern) zur - dann aber nicht mehr rettbaren - Pleite der Banken führen würde. Die zypriotische Regierung hat im Moment einfach nicht die Mittel, eine Northern Rock zu retten (ich weiss, ist schon "lange" her - aber man könnte sich ja schon noch ein bischen an die Anfänge der Finanzkrise erinnern).

 

Florian

Geschrieben
Komische Diskussion: Die Einschnitte in Zypern wurden nicht von der EU, sondern von der zypriotischen Regierung (unter dem übrigens gerade erst völlig demokratisch neugewähltem Präsidenten) beschlossen. Es hätte ihr frei gestanden, keine Hilfe von der EU in Anspruch zu nehmen.

Ziemlich zynisch diese Aussage, die Regierung hatte nur die Möglichkeit "Friss oder stirb". Sie hat sich fürs Fressen entschieden, warten wir ab, was das Parlament entscheidet. Falls das Parlament der Regierung die Unterstützung verweigert, dann sieht es sehr düster aus.

 

Eingriffe in das Privatvermögen sind übrigens gar nicht so selten, man denke dabei an die Auswirkungungen bei Währungsschwankungen. Jede Person oder Organisation die ausländische Wertpapiere haben, nehmen dies in Kauf. Wie war doch mal der Kurs CHF zu Dollar?

 

Wer erinnert sich nicht an den Kollaps der Spar- und Leihkasse Thun, welche, nicht zuletzt durch panikartige Rückzüge der Anleger, in den Ruin gelaufen ist? Nein, der Anleger ist unberechenbar und reagiert im Herdentrieb. Einfrieren der Situation um Panik zu vermeiden ist meistens erfolgreich.

Gast Hans Fuchs
Geschrieben
Die kleinen Leute in Zypern hätten aber zumindest den Tourismussektor nicht auch noch ausbluten lassen müssen durch ihre Gier den Touristen auszunutzen.
Gnadenlose Dummheit sowas.... Und ich meine keineswegs die Cyprioten, die Kellnern, Kochen oder ein Hotel führen.

 

Leute die so reden wie Du hier, gehen wahrscheinlich für 350 all inklusive (Flug, Wohnen, Fressen und Saufen) in die Türkei, wo für noch tiefere Hungerlöhne 125 Stundenwochen geschoben werden.

 

Man schämt sich, Schweizer zu sein.

 

Hans

Geschrieben
Komische Diskussion: Die Einschnitte in Zypern wurden nicht von der EU, sondern von der zypriotischen Regierung (unter dem übrigens gerade erst völlig demokratisch neugewähltem Präsidenten) beschlossen. Es hätte ihr frei gestanden, keine Hilfe von der EU in Anspruch zu nehmen.

 

Komisches Argument. Gerade wenn die EU zumindest teilweise einen grossen Teil an den Problemen hatte, da mit dem Schuldenschnitt in Griechenland die zypriotischen Probleme massiv verschärft wurden, macht man nun hier einen auf Friss oder Stirb. Das die Regierung das mal akzeptieren musste ist klar und der Entscheid war etwa gleich frei, wie sie in diesem Wirtschaftskrieg immer ist...

 

Natürlich sind die 10% Zwangsabgabe auf Sichteinlagen eine sehr drastische Massnahme. Aber was wär denn die Alternative? Wenn die Bank Pleite geht, dann ist das ganze Guthaben futsch. In so fern wird den zypriotischen Bankkunden nicht 10% genommen, sondern 90% geschenkt. Es gibt nämlich kein Menschenrecht auf Sicherheit von Bankguthaben...

 

Es gibt offensichtlich in der Sichtweise vieler auch keine Garantie auf Eigentum mehr. Florian, Du bist ja sonst so gewandt in legalen Dingen... für Dich ist es also völlig ok, wenn einfach das Eigentum dieser Menschen konfisziert wird, ohne Rechtsmittel, ohne Vorankündigung?

 

Einmal mehr, die 10% sind für die meisten verkraftbar, was nicht verkraftbar ist und nun zwischenzeitlich selbst bei den EU Politikern für ganz grosse Zweifel sorgt ist die Methode.

 

[und die "Nacht und Nebel Aktion" ist nicht gemein, sondern eine notwendige Konsequenz: Sonst würde ja jeder Schlauberger schnell sein Guthaben von der Bank holen wollen, was binnen weniger Stunden (die Geschwindigkeit ist nur begrenzt durch die Schlangen vor den Schaltern) zur - dann aber nicht mehr rettbaren - Pleite der Banken führen würde. Die zypriotische Regierung hat im Moment einfach nicht die Mittel, eine Northern Rock zu retten (ich weiss, ist schon "lange" her - aber man könnte sich ja schon noch ein bischen an die Anfänge der Finanzkrise erinnern).

 

Ich behaupte das Gegenteil: Diese Aktion wird die zypriotischen und viele andere Banken ruinieren. Wieso? Weil nun das Mistrauen gegenüber noch nicht mal den Banken selber sondern der EU explosiv zunehmen wird und jeder, wirklich jeder, der kann, sein Geld evakuiert. Raus aus der EU, nach Singapur, sonstwohin. Diesen Bankensturm, den man verhindern wollte, wird man nun nicht mehr halten können. Es sei denn, man beschlagnamt die ganzen Vermögen gleich zu 100% und lässt nur eine kleine bestimmte Summe raus pro Monat oder sowas, was dann aber wohl den Effekt noch verstärkt.

Geschrieben
Gnadenlose Dummheit sowas.... Und ich meine keineswegs die Cyprioten, die Kellnern, Kochen oder ein Hotel führen.

 

Leute die so reden wie Du hier, gehen wahrscheinlich für 350 all inklusive (Flug, Wohnen, Fressen und Saufen) in die Türkei, wo für noch tiefere Hungerlöhne 125 Stundenwochen geschoben werden.

 

Na ja... ich finde es auch nicht toll dass man in dieser Situation jetzt auf den Tourismus dort zu sprechen kommt, aber es hat was. Zypern ist seit Jahren als teuer und unfreundlich verschrien, dies aber eher in Konkurrenz zu Griechenland. Die Billigstoffel die die 300 Franken Türkeiurlaube mit Zwangsteppichkauf nehmen, sind eh nicht die typischen Zypern Touristen.

 

Mir fiel das einzige Mal dort mehreres auf und ich habe auch von anderen, die z.b. mit der GA dort waren, gehört, dass die Behandlung z.b an den Airport verheerend ist. Hohe Gebühren, kaum Gegenleistung, grosse Korruption e.t.c. Das, meine ich, geht auch anders.

 

Die Leute sind auch heute noch bereit, für Qualität zu zahlen. Nur all zu offensichtliche Abzocke muss vermieden werden, sonst ist der Ruf bei den Touristen hin. Ich hab das im Balkan und auch sonst erlebt, in Turizentren, dass dort mit sauteuren Getränken, Essen und mieser Qualität und mangelnder Freundlichkeit die Gäste verscheucht werden.

 

Interessant ist aber schon eines: Die Diskussion hier wird extrem emotional geführt. Welcher Standpunkt auch immer: jeder "weiss" genau wieso und warum er so denkt. Nun ja, wir werden sehen, welche Emotionen und welche Reaktionen dieses Vorgehen bei der Bevölkerung auslöst. Was ich anderenortes (foren) sehe, glaube ich wir können uns auf was gefasst machen.

Geschrieben

Bisher war die Diskussion in diesem Thread sehr sachlich gehalten und nun dies:

 

Gnadenlose Dummheit sowas.... Und ich meine keineswegs die Cyprioten, die Kellnern, Kochen oder ein Hotel führen.

 

Leute die so reden wie Du hier, gehen wahrscheinlich für 350 all inklusive (Flug, Wohnen, Fressen und Saufen) in die Türkei, wo für noch tiefere Hungerlöhne 125 Stundenwochen geschoben werden.

 

Man schämt sich, Schweizer zu sein.

 

Hans

 

Ich bin sehr erstaunt, dass grad ein Moderator die Contenance verliert und glaubt, andere Meinungen auf der personellen Ebene zu diskretieren zu müssen.

 

Fakt ist:

 

Ich kenne Zypern als Tourist seit dreissig Jahren und verbrachte die Ferien in der Regel in ****-Hotels.

 

Der erste Preissprung erfolgte mit dem Beitritt Zyperns zur EU und der Uebernahme des Euro.

 

Seit etwa 10 Jahre sinkt die Qualität der Leistung suksessive, das Personal ist zunehmend weniger motiviert und die Freundlichkeit hat abgenommen. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist im Vergleich zu Hotels an der dalmatischen Küste schlechter.

 

Ja Hans hast Recht, schäme dich; für was, überlasse ich dem Leser selbst.

 

Ich bleibe bei meiner geäusserten Meinung, aber da in diesem Thread abweichende Meinung offenbar nicht mehr möglich sind, steige ich aus der Diskussion aus.

Geschrieben

 

Man schämt sich, Schweizer zu sein.

 

Hans

 

 

Warum solltest du dich schämen, Schweizer zu sein?

 

Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ihr hinsichtlich dieser

Problematik, nur ein Deut besser seit als wir Deutsche :005:

 

Manfred

Gast Hans Fuchs
Geschrieben
Ja Hans hast Recht, schäme dich; für was, überlasse ich dem Leser selbst.
Ich schäme mich für die Hähme, die allenthalben dann grassiert, wenn es andern Leuten schlecht geht, ob selbst verschuldet oder nicht.

 

Ich habe die Contenance durchaus im Griff und schreibe grundsätzlich nie etwas, wenn ich wütend bin. Zwar werde ich niemanden heilen und in den Himmel bringen. Aber bequem haben sollen es Leute, die sich so unter jeder Menschwürde äussern, mit mir auch nicht haben.

 

Moderation ernst genommen, hat durchaus damit zu tun, dass man nicht alles durchgehen lässt.

 

Hans

Geschrieben
Florian, Du bist ja sonst so gewandt in legalen Dingen... für Dich ist es also völlig ok, wenn einfach das Eigentum dieser Menschen konfisziert wird, ohne Rechtsmittel, ohne Vorankündigung?

 

Woher kommt denn dieser Unsinn? Es geht doch nicht um eine Art supranationaler Notverordnung. Diese Beteiligung der zypriotischen Bankkunden wird ganz normal in Zypern Gesetz und natürlich haben die Betroffenen dort die ganz normalen Rechtsmittel, die die zypriotische Verfassung vorsieht.

 

Damit sind die Zyprioten übrigens deutlich besser gestellt, als ich: Da mein Beitrag zu dieser Bankenrettung in Deutschland aus Steuergeldern bzw. neuen Staatsschulden bezahlt wird, gelte ich nach deutschem Recht nicht als unmittelbar betroffen und kann daher keine Rechtsmittel dagegen einlegen - auch wenn ich wie alle anderen deutschen und vielen anderen EU-Steuerzahler am Ende die Zeche zahlen muss.

 

Florian

Geschrieben
Damit sind die Zyprioten übrigens deutlich besser gestellt, als ich: Da mein Beitrag zu dieser Bankenrettung in Deutschland aus Steuergeldern bzw. neuen Staatsschulden bezahlt wird, gelte ich nach deutschem Recht nicht als unmittelbar betroffen und kann daher keine Rechtsmittel dagegen einlegen - auch wenn ich wie alle anderen deutschen und vielen anderen EU-Steuerzahler am Ende die Zeche zahlen muss.

 

Florian

 

Aha, das eine Unrecht rechtfertigt das Andere. Interessant. Tolle Demokratie, wenn die "Staatsdiener" aus Dummheit und Unverfrorenheit das eigene Volk betrügen.

 

Gruss

Thomas

Geschrieben
Die Attacke auf das Privateigentum hier könnte durchaus zu einer Zerreissprobe für die gesamte EU werden... nun haben nämlich auch andere Staaten bzw deren Bürger Angst um ihr Privatvermögen. Mit Recht. Und das kann ganz hässlich enden.

 

das sehe ich auch so. volkswirtschaftliche implosion ist die folge, verschiebung von vermögen und kapitalabfluss zwingt alles in die knie, bürgerkriege sind plötzlich ganz nahe. enteignung hat noch nie zu einem positiven ergebnis geführt.

 

ähnliches geschieht in deutschland mit dem beitrag des westens für den osten. stimmen werden immer dann laut, wenn vor der eignene haustüre die welt nicht mehr in ordnung ist, das eigene geld woanders eingesetzt wird.

 

grundsätzlich: irgendwer wird irgendwann diesen irrsinnigen schaden (schulden) bezahlen müssen, welcher die letzten jahre in europa (oder wer's lieber mag: weltweit) angerichtet wurde. ich bin mir da nicht sicher ob das gut ausgeht und das ganze mit mehr geld wieder in ordnung gebracht werden kann.

 

gruss markus

Geschrieben
Aha, das eine Unrecht rechtfertigt das Andere. Interessant. Tolle Demokratie, wenn die "Staatsdiener" aus Dummheit und Unverfrorenheit das eigene Volk betrügen.

 

Gruss

Thomas

 

Ich vermute einfach mal, dass hier vollkommene Unterschiede der Rechtsauffassung vorhanden sind.

Beispiel: In der Schweiz darf man nicht beim Nachbarn einbrechen und irgendwelche Waren, Daten, Ideen stehlen.

In D oder EU vermutlich gleich.

In der Schweiz darf man keinen Dritten zum Diebstahl anstiften und ihm, falls er erfolgreich ist, das Diebesgut abkaufen. In D oder EU erlaubt. (In der Schweiz Hehlerei, in Deutschland anscheinend Usus.)

Ich habe vor ca. 30 Jahren einen Bericht in einer deutschen Publikation gelesen, nach der ein Einbrecher in Deutschland sein Einbruchswerkzeug steuerlich abziehen kann, wenn er die Beute versteuert. Ich habe damals herzlich gelacht und darauf hingewiesen, dass der 1 April doch erst viel später ist. Heute bleibt mir das Lachen dann doch im Hals stecken.

Ich halte alles für möglich. Auch, dass das Pfund Brot dereinst 500 Millionen Euro kostet und Vasella mit der Ausschlagung von 72 Millionen doch ein Weggli weggeschmissen hat. Aber das mit der Abzockerei, mit der Vorwegnahme kommender Finanzverhältnisse ist ein anderer Thread. :eek:

Hans

Geschrieben
Woher kommt denn dieser Unsinn? Es geht doch nicht um eine Art supranationaler Notverordnung. Diese Beteiligung der zypriotischen Bankkunden wird ganz normal in Zypern Gesetz und natürlich haben die Betroffenen dort die ganz normalen Rechtsmittel, die die zypriotische Verfassung vorsieht.

 

Entspricht nicht der Faktenlage.

 

Samstag morgens wurde der Beschluss der EU verkündet, gleichzeitig die Banken dicht gemacht (bis Donnerstag mittlerweile), heisst die Bankkunden in Geiselhaft genommen und der von der EU verordnete Obulus einbehalten. Zum jetztigen Zeitpunkt gibt es dafür KEINE Rechtsgrundlage und KEIN Gesetz. DAS ist das Problem.

 

Die Sache wäre nie so eskaliert, wenn der normale Prozess eingehalten worden wäre. Doch das wurde er nicht.

Gast Hans Fuchs
Geschrieben

Übrigens, weiss eigentlich jemand hier, was derzeit nun genau in Cypern gerettet werden soll? Obwohl ich mich durchaus sehr für die Sache interessiere und viel gelesen und gehört habe, habe ich keine fundierten Anhaltspunkte.

 

Das Geld geht ja wahrscheinlich zunächst an den Staat Cypern. Was aber macht der damit? Zahlt er laufende Rechnungen, wie Löhne und Renten, oder geht es an einzelne Banken?

 

Logisch wäre, dass der Staat bankrott ist und nicht einfach alle Banken. Es sollen ja in den letzten Monaten kaum Gelder abgeflossen sein.

 

Wenn all dem so ist, dann wäre jetzt der Zeitpunkt gewesen, die staatlichen Verpflichtungen mit einer Parallelwährung zu begleichen.

 

Wenn man die Kundenbeteiligung jetzt aber durchwürgt, dann ist der Mist endgültig geführt. Sicher werden dann einige Banken zusammenbrechen, weil das Vertrauen weg ist und die Leute das Geld abheben. Möglicherweise ist dies auch bei allfälliger Rücknahme oder Abschwächung der Aktion nicht mehr zu verhindern.

 

Hans

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