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Knapp. Knapper. Am knappsten! [VIDEO]


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Geschrieben

Das kommt doch jede Woche dutzende Male in der Welt vor. Fehler passieren und in diesem Fall ist er auch durchgestartet, nachdem ihm am Funk gesagt wurde, dass er da jemanden geschnitten hat. Man soll ja aus Fehlern lernen, besonders wenn man sie unabsichtlich gemacht hat. Das nennt sich "Erfahrung". Wenn ich bei der Arbeit nicht jeden Tag Fehler machen und daraus lernen würde...

Geschrieben

Wenn ich diese Bilder anschaue, kommt mir einfach der tödliche Unfall

eines guten Kollegen in den Sinn:

 

http://www.bfu.admin.ch/common/pdf/1903.pdf

 

 

Insbesonders die Rekonstruktion des Unfallhergangs am Schluss des Berichtes, ist nicht unähnlich mit dem Film auf Live Leaks

Geschrieben

Ja, aber was bringt es, diesem Piloten den Schein wegzunehmen? Man muss sicherstellen, dass er ab sofort noch besser den Luftraum überwacht und besser auf die Funkdurchsagen der anderen anfliegenden Maschinen achtet.

 

Sowas kann jedem passieren!

Geschrieben
Ja, aber was bringt es, diesem Piloten den Schein wegzunehmen? Man muss sicherstellen, dass er ab sofort noch besser den Luftraum überwacht und besser auf die Funkdurchsagen der anderen anfliegenden Maschinen achtet.

 

"Sowas kann jedem passieren!"

Es sieht so aus, dass die Fluggesetze jeder machen kann wie er will:

 

Andreas, du bist natürlich auch Autofahrer.

Am letzten Wochenende, 19.-20. Januar gab es in DE und in CH unzählige Unfälle wegen "Blitzvereisungen".

 

Ich kenne die deutschen Gesetze nicht.

Aber bei uns wird jeder, der eine kleine Berührung mit einem anderen Auto

oder auch nur mit einem Abschrankungspfosten hatte, trotz "Blitzvereisung"

gnadenlos verzeigt, gebüsst, und sein Billet ist er für mindestens einen Monat los!

 

"Nichtbeherrschen des Fahrzeuges und Nichtanpassen der Geschwindigkeit

an die Strassenverhältlnisse", heisst es dann im Gerichtsurteil.

 

Zusätzlich zum Billetentzug kommen noch einige tausend Franken Busse und Gerichtskosten.

 

Was so manchen Familienvater ruinieren kann.

 

Bei allem Respekt Andreas, Deine Antworten sind, sagen wir einmal, auf deine

immer noch jugendlichen Abenteuerlust zurückzuführen !

 

Den Vater des tödlich Verunglückten sehe ich fast täglich.

Ich bin nicht so sicher, ob er an deinen ,eher verhalmlosenden Aussagen Freude hätte.

 

Obwohl er als alter Pilot (heute 89.) das Fliegerleben auch genoss, und wenn

er Lust hatte , beim Bauernkollegen eine "Zwischenlandung" machte, und mit diesem einige Kafi Avec trank.

 

Andreas, ich bin kein Pilot. Aber ich bewege mich in Pilotenkreisen.

Und wenn du schreibst, solche Vorfälle gehören in derWelt zur Tagesordnung

würde mich doch interessieren, was andere Piloten zu solchen Vorfällen meinen.

 

Herzliche Grüsse . Erich

Geschrieben

Hallo Erich,

 

da Du kein Pilot bist, kannst Du das eben nicht zu 100% nachempfinden und nachvollziehen. Sorry, wenn das jetzt etwas arrogant klingt, aber ist einfach so. Wenn man am Steuer sitzt, muss man seine Aufmerksamkeit entsprechend regeln, was besonders am Anfang nicht immer leicht ist. Und wenn man es nicht richtig beigebracht und eingebläut kriegt, dann hat man in diesem Punkt ("Luftraumbeobachtung" und "situational awareness") Defizite.

 

Wenn Du alle Piloten grounden würdest, die jemals einen veritablen Fehler (ohne Absicht) gemacht haben, dann würdest Du wohl 90% der Piloten auf den Boden schicken. So funktioniert die Fliegerei aber nicht. Es hat sich schon lange herausgestellt, dass ein "non-punitive system", also ein System, bei dem vorrangig nach dem Fehler und nicht nach dem Schuldigen gesucht wird, fruchtbarer ist. So geben mehr Leute Fehler zu und demnach können mehr Leute daraus lernen.

 

Das hat also nichts mit "jugendlichem Abenteuerlust" zu tun (ich bin 37 und kein Baby mehr, ich fliege seitdem ich 14 bin), sondern mit meinen Erfahrungen, die ich gemacht habe.

 

Fliegen ist in gewisser Hinsicht gefährlich, weil man eben bei einem Zusammenstoss in der Luft einfach runterfallen kann. Das ist bedauerlich und kommt leider immer noch viel zu oft vor, aber das weiss man als Pilot und schaut raus. Und bittet seine Passagiere (beim Privatflug im Kleinflugzeug), bei der Beobachtung zu helfen.

 

Solche Situationen, wie im Video oben, geschehen an allen möglichen Flugplätzen mit Kleinflugzeugen. Mal passt einer nicht auf, mal hat die Sonne die Erkennung des Gegners verhindert - es gibt viele Gründe. Wer stumpf nach Bestrafung und Grounding schreit, hat von der Materie offenbar nicht sooooo viel Ahnung. Ja, nach so einem Vorfall muss diskutiert werden, damit alle involvierten Crews etwas daraus lernen. Und wenn sich jemand als kritikresistent herausstellt, unter Drogen steht oder einfach so ein Depp ist, der in kein Flugzeug gehört (leichte Überzeichnung meinerseits), kann man gerne eine Anzeige machen.

 

Ich kann zugeben, ich bin vor Jahren mal auf die richtige Piste, aber in der falschen Richtung angeflogen. Im Final habe ich es dann gemerkt, weil 1.) ein anderes Flugzeug in der Gegenrichtung zur Landung anflog und 2.) weil mich jemand darauf im Funk aufmerksam gemacht hatte. Warum war das passiert? Ich war 30 Minuten vorher von dem selben Platz abgeflogen und kurz vor der Rückkehr wurde die Landerichtung gedreht, was aber in meinem Hirn nicht ankam: Ich war dem Ergebnis gegenüber voreingenommen. Solche Ereignisse prägen einen persönlich und heute hinterfrage ich jeden Anflug, ist es wirklich die richtige Richtung?

Geschrieben
Es hat sich schon lange herausgestellt, dass ein "non-punitive system", also ein System, bei dem vorrangig nach dem Fehler und nicht nach dem Schuldigen gesucht wird, fruchtbarer ist. So geben mehr Leute Fehler zu und demnach können mehr Leute daraus lernen.

 

Richtig. Das ist wiederholt und von verschiedensten Untersuchungen, u.a. der Flight Safety Foundation, nachgewiesen. Die Kultur der offenen Information, die eigentlich von jeher in der Aviatik geherrscht hat, hat vermutlich mehr Unfälle verhindert, als es irgend eine Verzeigung und Bestrafung je getan hat.

 

Ich sehe immer wieder, auch in unseren Unfallthreads, dass diese offene Safety Kultur in anderen Kreisen zu Unverständnis und teilweise auch krassen Ablehnungsreaktionen führt, schlicht weil sie aus dem täglichen Leben heute unbekannt geworden ist. Das führt aber eben auch vermehrt dazu, dass mit dem ständig zunehmenden Einzug von Branchenfremnden Juristen in die Regulatoren und beurteilenden Gremien dazu führt, dass diese Praxis immer mehr untergraben wird. Dies führt zu einer definitiven Einbusse in der Sicherheit, weil nun eben Vertuschen und Ausreden zur Regel werden anstatt das Offenlegen von Informationen zu jedermann's Nutzen.

 

Für einmal ist das aber nicht ein Europäisches Problem, auch wenn hier die Bestrafungen und Verzeigungen in einigen Ländern offensichtlich System haben und eine eigentliche "Vergrämung" darstellt, schlicht ein weiteres Mitttel zur "Eindämmung" der ach so verteufelten General Aviation. Dennoch, auch in den USA ist das Problem bekannt und kommt, zum Teil zumindest, auch von der dortigen Klagepraxis.

 

Prinzipiell wäre eine offene und nicht punitive Unfallverarbeitung auch durchaus bei anderen Verkehrsmitteln und generell wesentlich zielführender, weil sie eben dazu führt, dass andere Verkehrsteilnehmer von den Vorgängen lernen können. Wenn aber natürlich jeder, der in einen Vorfall verwickelt ist, sofort und ohne Abwägung selbst von Fahrlässigkeit oder nicht vor den Richter gezerrt wird und damit die in den BFU und anderen Berichten klar gesetzte Zielsetzung der Prävention und nicht urteilenden Natur der Berichte zum leeren Wort verkommt, wird diese Kultur schlicht umgebracht.

 

Unsere Gesellschaft hat sich heute von einer toleranten und passionierten zu einer Rache und Neidgesellschaft entwickelt. Die Begriffe "Pech", "Unglück" und "Schicksal" werden durch eine Hexenjagd auf "Schuld" und "Rache/Verurteilung" ersetzt. Dies unterläuft zu grossen Teilen eine auf Prävention gerichtete Ursachenforschung und erschwert diese immens. Das Resultat ist wohl, dass wir in der Zukunft weiter Unfälle in Wiederholung sehen werden, weil die Informationen nicht mehr ankommen.

 

Das soll keineswegs heissen, dass grobe Verstösse und grobfahrlässige Unfälle nicht geahndet werden sollen, aber es wäre sehr wünschenswert, wenn der Threshold für eine Verzeigung auch wirklich bei Absicht, Grober Fahrlässigkeit und kriminellem Verhalten liegt, anstatt zur Normalität zu werden.

 

Wenn es wirklich um Prävention und nicht um Wutbürgertum und Rache geht, dann wäre wohl ein Umdenken möglich und erforderlich.

Geschrieben

Andreas und Urs.

Ich danke euch für eure Stellungsnahme.

 

In meinem oben beschrieben Unfall ging es so weiter, wie ihr ausführten:

 

Es verdiente kein Rechtsanwalt nur einen müden Rappen, und kein Richter bekam Arbeit.

Die Familien eingten sich intern, wie es anscheinend unter Piloten üblich ist.

Und das ist gut so.

 

(Das Wort Geld wurde nie gebraucht)

 

Gruss

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