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von Flughäfen und ihren Baustellen


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Nein, ich wettere nicht über Berlin Schönefeld uns schon gar nicht über Paris CDG. Auch Genf wird verschont, Wien mit seinem neuen Terminal selbstverständlich auch. Nicht einmal auf JFK habe ich ein Auge geworfen und auch nicht auf Los Angeles. Obwohl alle diese Flughäfen mit Baustellen, Provisorien und Mängeln aller Art zu kämpfen haben, ist das nichts gegen das grosse Problem an unserer Homebase in Zürich.

 

Plötzlich und oh Wunder fanden frühaufstehende Kurzstreckenpiloten inmitten der Hochsicherheitszone eine Tropfsteinhöhle. Stalaktiten und Stalagmiten verringerten die Distanz zwischen Decke und Boden in einer Weise, die einen sicheren Flugbetrieb in ein paar tausend Jahren mit Sicherheit gestört hätten. Jetzt muss man wissen, dass sich diese Tropfsteinhöhle in einem sicherheitsrelevanten Gebiet der höchsten Gefahrenstufe befindet. Betroffen ist weder der Tower, noch das Terminal – nein, es traf diesmal den Crewdurchgang vom Parkhaus P6 zum Operation Center der Crews.

 

Nach einer aufwendigen Renovation, bei der der rutschfeste Boden mit einer visuell ansprechenden und der Corporate Identity genügenden Farbschicht überzogen wurde, begann sich ein Rinnsal seinen Weg durch den armierten Beton zu suchen und verwandelte den Begegnungsbereich ankommender und abfliegender Crews in eine veritable Rutschbahn. Die SUVA war alarmiert, die Crew Dispo aufgrund der knappen Bestandeszahlen sowieso.

 

Es passierte das, was man in den zivilisierten Ländern bei solchen Zwischenfällen zu tun pflegt: Man sperrte die Unglücksstelle grossräumig und lehnte jede Haftung ab. Der Durchgang, schon ohne Trassierband eng bemessen, wurde zum Nadelöhr und Hinderniss für Piloten mit einem BMI ihrem Alter entsprechend.

 

Körperkontakt vor der Duty war für viele Linienaviatiker neu und brachte die sonst schon geplagte Operation gehörig durcheinander. Plötzlich kamen Gespräche in Gang und da und dort – so die Klatschmäuler – kam es auch zum Austausch einiger Küsschen links und rechts.

 

Die erste für uns sichtbare Aktivität seitens der Autoritäten war eine leere Leiter, die unbewegt Staub ansetzte und für Passanten unmissverständlich verkündete: Wir haben das Problem erkannt!

Zwei Wochen später roch es seltsam scharf im Durchgang und neben dem Trassierband und der Leiter standen schätzungsweise sechs Kübel mit übel riechenden Flüssigkeiten herum, bewacht von einem Arbeiter mit einer Zigarette im Mund. Er verkündete nonverbal: Ich habe das im Griff!

Wenn das nur gut geht, dachte sich das fliegende Volk, und eilte an er heiklen Stelle vorbei. Was er denn da mache, wollte ein ganz dreister vom Arbeiter wissen. Abdichten! Die kurze Antwort des Mannes im fleckigen Kleid.

 

Drei Tage später war der Durchgang wieder frei. Einen weiteren Tag später war der Tropfen wieder da und ein zweckentfremdeter Brandschutzkübel verhinderte die Bildung eines reissenden Fliessgewässers. Wenig später begrüsste uns das Trassierband wieder und auch die Leiter liess nicht lange auf sich warten.

 

Da war sie wieder, die Epoche der zärtlichen Berührungen im Nadelöhr im OPS. Die Leiter ist uns Crews mittlerweile ins Herz gewachsen und das Bächlein vermittelt gerade bei der Ankunft aus fernen Ländern ein wunderbares Heimatgefühl. «Blupp, Blupp, Blupp» tröpfelt es in die Kessel. Das meditative Geräusch weisst uns bei Nebellagen den Weg zum Briefingraum. Niemand ist perfekt, auch wir Schweizer nicht. Hoch lebe die Natur, die immer wieder Wege findet, den Menschen zu ärgern.

 

Jetzt bin ich gespannt, wer das Rennen gewinnt. Die Berliner mit ihrem Grossprojekt oder die Zürcher mit der Tropfsteinhöhle. Ich tippe auf die Heimmannschaft. So schön wie das Bächlein durch den Verbindungskanal rauscht, küssen sich Stalagmit und Stalaktit Jahre bevor Passagiere die Berliner Terminals belagern. Derweil wird heiter und zärtlich weitergeknutscht und gerutscht...

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