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Der zukünftige Europaverkehr der Lufthansa


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Geschrieben

Das liegt sicher auch an der Mentalität, an den starken Gewerkschaften und an der bescheidenen Produktivität. 

Diese Ideologiedebatte wird man wohl nie beweiskräftig beenden können...

 

Ich denke es gibt auch genug Gründe, warum selbst bei Asiatischer Arbeitsmoral und Nordkoreanischen Arbeitnehmerrechten eine Airline in Italien (oder Südeuropa) es schwer hat. Die Großkreisrouten nach Nordamerika und Ostasien laufen halt nicht über Südeuropa, und der heimische Markt ist zu klein nd zu ungleich um eine Airline zu brauchen. Allein nach Südamerika kann Spanien/Iberia vielleicht noch mithalten, aber das allein rechtfertigt keinen Hub.

Ob es Turkish (als formal gerade noch Südeuropäische Airline) dauerhaft schaffen wird, werden wir auch noch sehen müssen. Starke Gewerkschaften haben die jedenfalls in naher Zukunft nicht...

 

Umgekehrt wird man in Island eine Menge Dinge machen können, die die Produktivität belasten, und trotzdem auf dem Nordatlantik immer eine Rolle spielen.

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

Altitalia hat wohl eher das hausgemachte Problem dass man in Rom sein muss, selbst wenn die grösste Nachfrage in Norditalien besteht. Und man sich einen Hauptsitz geleistet hat gegen den die Lufthansa mehr als lean ist...

Geschrieben (bearbeitet)

 Die Großkreisrouten nach Nordamerika und Ostasien laufen halt nicht über Südeuropa

 

die Grosskreise werden massiv überschätzt. Der direkteste Weg nach Fernost geht definitiv nicht über den Mittleren Osten. Und 50° Celsius und Null Heimmarkt sind definitiv auch kein Goodie für Emirates & Co.

 

Der Hauptgrund ist immer die Mentalität und die Produktivität: Wer die günstigsten Stückkosten hat und den besten Service pro Stückkosten, der hat gewonnen. Wenn man ein Heer von billigen Arbeitnehmern anheuern kann die nicht streiken können, ist das ein Vorteil.

 

Aber Alitalia ist nicht (nur) untergegangen, weil ihre Langstrecke nicht rentierte, sondern vor allem weil die Kurzstrecke nicht rentierte. Sie wurden durch die Liberalisierung von den Low Costs definitiv zerstört. Auch hier: Italiener haben auch LCC gegründet, aber die haben nie funktioniert: Genau, wegen der Mentalität und der Produktivät.

 

Dani

Bearbeitet von Danix
Geschrieben

Der direkteste Weg nach Fernost geht definitiv nicht über den Mittleren Osten.

Nö, über Helsinki oder Sankt Petersburg. Schon klar. Der Golf ist 90° ab vom Kurs (genauso wie AMS oder LHR), Italien 130°...

 

Mal ganz OT, ich finde es faszinierend bei den Europa-Japan-Flügen dass der Kurs mit dem man (typischerweise) ankommt under mit dem man abfliegt um über 90° auseinanderliegen. Rein kommt man meist aus Westen über Korea, raus geht es meist über Chabarowsk nach Norden. Europaseitig geht es aber immer im Korridor zwischen Helsinki und Sankt Petersburg lang. Egal ob nun ANA, JAL, LH oder AY. Ist das auch so was wie die NATS Tracks, oder liegen über Sibilien immer so starke Wettersysteme, dass es vom Wind her Sinn macht?

 

Italiener haben auch LCC gegründet, aber die haben nie funktioniert: Genau, wegen der Mentalität und der Produktivät.

Oder weil Italien Urlaubsziel ist, nicht Heimat von Reisewütigen. Du kannst Horden nach Rom, Neapel, Venedig, Sizilien oder in die Toskana fliegen, aber nicht von da aus in alle Welt. Der Italiener an sich braucht nicht nach Spanien oder so in den Urlaub zu fliegen. Ein Hub in Italien macht wenig Sinn.

 

Der mittlere Osten funktioniert(e) über überragenden Service bei geringem Preis. Zwischen Europa und Australien liegt es Top, Richtung Singapur noch so gerade OK, schon nach Japan oder China bedeutet Golf für Europäer 70-80% längere Flugzeit. Da hast du nur noch die Geiz-ist-Geil Fraktion an Bord, in der Business sitzt du fast alleine, und deshalb kann man sich auch erlauben, da zwar Goldrand, aber nichtmal full-flat anzubieten.

 

Ich arbeite viel mit Italienern zusammen, und mangelnde Motivation oder Arbeitswillen kann man denen genausowenig vorwerfen, wie zu hohe Löhne. Alles jeweils mit deutlichem Nord-Süd Gefälle...

Da trifft man in Deutschland auf wesentlich mehr "Dienst nach Vorschrift" oder "seit 15 Jahren innerlich gekündigt" Kandidaten. Zu ganz anderen Löhnen.

 

Gruß

Ralf

Geschrieben (bearbeitet)

Die Leute die du triffst, sind Leute, die gemerkt haben, dass zuhause in einem Staatsbetrieb kein Staat zu machen ist. Das sind hochmotivierte Leute, die bereit sind, ihre geliebte Heimat zu verlassen, damit sie nicht im Sumpf von Korruption und Klassengesellschaft untergehen. Norditalien ist eine enorm starke Wirtschaftsregion. Sie ist vergleichbar mit dem Schweizer Mittelland und Baden-Würtemberg.

 

Das alles kann man von gewerkschaftlich organisierten Luftfahrtgesellschaften aus Rom nicht sagen. Ausserdem werden Staatsbetriebe chronisch für die Profilierung von Politikerkarrieren benutzt - deshalb das schöne Verwaltungsgebäude, wie Richi bemerkte.

 

Auch die Anmerkung, ein City Pair nach Italien funktioniere besser als umgekehrt ist hanebüchern. Wenn Italien ja das Zentrum des Tourismus ist, dann wäre ja das ideal für einen Hub in Italien. Wieso sollte Ryanair gewinnbringend aus aller Welt Touristen zuliefern können und Alitalia nicht umgekehrt, wenn beide gleich produktiv wären.

 

Nein, echt, du musst es mir glauben, es ist das Fehlen von Kompetenz bei den Italienern. Die wissen einfach nicht wie man so was macht. Und die Streikfreudigkeit hilft natürlich auch nicht. Die wären niemals im Leben bereit so zu arbeiten wie es Ryanair-Angestellte sind.

 

Das wunderliche ist ja, dass die lokal in Italien angestellten Ryanair-Mitarbeiter sehr duldsam sind, fleissig, flexibel und unterbezahlt. Und trotzdem jeden Tag zur Arbeit kommen. Fällt dir da was auf? Genau, es liegt an der Mentalität, der Einstellung.

 

Dani

Bearbeitet von Danix
Geschrieben

Du kannst Horden nach Rom, Neapel, Venedig, Sizilien oder in die Toskana fliegen, aber nicht von da aus in alle Welt.

Müssen die Horden denn nicht auch wieder zurück?

Geschrieben

Auch die Anmerkung, ein City Pair nach Italien funktioniere besser als umgekehrt ist hanebüchern.

Nicht das Pair, sondern der Hub.

Ein Hub macht nicht an einem Ziel wo alle hin wollen (oder von wo alle weg wollen) Sinn, sondern nahe der Mitte aller Ziele (Die Bildung eines Mittelwerts ist immer eine Kunst, hier muss man mindestens mal Entfernung und Passagierzahlen berücksichtigen um "die Mitte" zu definieren). Damit man Passagiere aus allen Richtungen auf alle Richtungen verteilen kann.

Es macht keinen Sinn, einen Hub am Golf einzurichten wenn man von da aus nur Ziele in Amerika und Europa anfliegt. Es macht keinen Sinn als Inneramerikanische Fluggesellschaft einen Hub an der Westküste einzurichten, und über den die Passagiere aus den Neuenglandstaaten nach Florida und auf die Bahamas zu fliegen.

Der Hub eines Rades ist in der Mitte (daher dere Name...), der Hub einer Airline muss naheder Mitte des Einzugsgebiets sein.

 

Ein Land am Rande eines Einzugsgebiets hat, selbst bei ansonsten gleichen Bedingungen (Steuern, Gewerkschaften, Bürokratie, Arbeitsmoral...) keine Aussichten, einen erfolgreichen Hub zu betreiben. Italien liegt am Rand Europas, Italien ist ein typisches Ziel für einen Hub in der Mitte Europas, nicht umgekehrt. Kein Schwede wird über Italien nach Berlin fliegen.

Italien wäre OK für ein Netwerk das Europa und Afrika abdeckt, aber dieser Markt ist klein.

 

Müssen die Horden denn nicht auch wieder zurück?

Hä? Nur weil der Schwede nicht nur von Schweden nach Berlin sondern auch zurück will, fliegt er doch nicht plötzlich über Italien.

Natürlich will jeder von einem Ziel auch wieder zurück, aber nicht von einem Ziel woanders hin. Die Idee des Hubs ist dass man von A kommt und über Hub nach B will. Wer nur von A nach Hub will, braucht in Hub kein Hub. Wenn ein Schwede sich Rom angucken will, ist es ihm relativ egal, dass er auch via Rom weiter nach Südafrika hätte fliegen können. Und noch viel egaler, ob er auch wieder zurück nach Schweden will. Niemand wählt one-way andere Routen mit weniger Umweg als bei einem Retourflug.

 

Es ging ja auch nur darum, das Alitalia ein schlechtes Beispiel dafür ist, Lufthansas Pläne für eine Europäische Low-Cost Airline im Konzern zu bewerten. Lufthansa liegt mitten in Europa, mitten in einem starken Markt mit viel zahlungskräftiger Kundschaft die in alle Welt will, und ist prädestiniert dafür einen Hub zu betreiben. Genauso wie Großbrittanien Ideal ist, einen nach Nordamerika ausgerichteten Europäischen Hub zu betreiben, und deshalb wohl auch trotz Brexit seine Rolle nicht verlieren wird.

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

das stimmt sicher alles, aber Mailand liegt nur 200 km von Zürich entfernt, Zürich ist seit jeher ein Hub und trotz Mia-Katastrophen erneut wieder höchst lukrativ. Auch Dublin war mal am Ende der Welt, sie starteten mit ein paar ATR 42 und sind inzwischen das grösste und lukrativste Airlinergeschäft der Welt. 

 

Sobald der eine Hub nicht mehr ökonomisch ist, stellt man einen neuen auf. RYR hat inzwischen mehrere Dutzend Hubs auf dem ganzen Kontinent verstreut. Und alle funktionieren. Das liegt nicht daran, dass sie zentral sind, sondern weil RYR effizient ist.

 

Dani

Geschrieben

Und das, wo RYR gerade erst anfängt, auf Umsteigepassagiere zu setzen. Und das ausgerechnet in Rom. Vermutlich sind dort die Preise für Abfertigung gerade panikartig gering, da man um die Existenz fürchtet ;)

 

mehrere Dutzend Hubs

Das ist ein Oximoron. Endweder man hat ein zentralistisches Hub-Konzept oder ein dezentrales Netz. Kein Rad hat "mehrere dutzend Naben".

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

 

 

Das ist ein Oximoron. Endweder man hat ein zentralistisches Hub-Konzept oder ein dezentrales Netz. Kein Rad hat "mehrere dutzend Naben".

 

Gruß

Ralf

...oder um es mit Lao Tse zu sagen:

 

"Dreißig Speichen treffen die Nabe,

 die Leere dazwischen macht das Rad.";-)

 

Gruß

Richard

Geschrieben

sowas sage ich lieber mit Tsing Tao...

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

Es hat sehr viele Leute die aus Italien irgendwo hin fliegen wollen. Aber sie steigen nicht in die Alitalia ein sondern in die Air Dolomiti. Ohne diese verlöre die Lufthansa um die 10% ihres Flugumsatzes. Und ohne Norditalien wäre die LHCargo schon lange tot!

Geschrieben

Das ist ein Oximoron. Endweder man hat ein zentralistisches Hub-Konzept oder ein dezentrales Netz. Kein Rad hat "mehrere dutzend Naben".

Aber an einem Auto sind schon mal 4 davon dran ......

 

Florian

Geschrieben

und ein Schwertransport hat mehrere Dutzend... - wahrscheinlich redet man deshalb von Massentransport  ;)

  • 7 Monate später...
Geschrieben

Air Berlin ist insolvent, der Niki Verkauf an IAG noch immer nicht wasserfest - schwups - hat Wizzair gestern bekannt gegeben, eine Basis am VIE zu eröffnen! Der ungarische Lowcoster, der der bisher den Fokus in Zentral/Osteuropa hatte (Strecken auch in den Westen, Basen aber nur im "Ostblock") wird bis Ende 2018 drei Flugzeuge in VIE stationieren und 69 wöchentliche Abflüge zu 17 Destinationen anbieten. Ob diese Entwicklung wohl auch die Pläne der Eurowings ex VIE beeinflussen wird?

 

http://www.austrianaviation.net/detail/wizz-air-kommt-nach-wien/

 

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Lg, Joseph

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