Zahlen der GA

[Gast PeteW]

Der berühmte, stille Mitleser. Seit Jahren, wie viele andere auch. Und immer wieder lese ich die Worte vom Ruf der GA, vom Wunsch nach Exklisivität, von Piloten, von Flugplatzen und damit verbunden: vielen Ungerechtigkeiten in Wort, Schrift, Bild und Tat. Warum soll ein Flugmotor so teuer und gleichzeitig so altmodisch sein?

 

Ich würde gerne einmal diese Quelle präsentieren: GAMA. General aviation manufacturer association. Sofern der Link funktioniert, wird man zu den ausgelieferten Stück Flugzeugen der Hersteller geleitet. Wohlgemerkt: Ausgeliefert. Das entspricht den Absätzen weltweit.

 

Kriesen-Zeiten, aber das sind die wirtschaftlichen Realitäten, die hier und da gerne mit automobiler Großserientechnik verglichen wird. Weltweit nur noch knapp 100 C-172, demgegenüber nur 168 C-162, wo doch 1500 Vorbestellungen von den Marketing-Stimmen immer vorgeschoben wurden.

 

Wenn ich etwas über den Ruf der GA lese, kommen mir immer sofort diese Zahlen in den Kopf. Die GA hat keinen Ruf, sie hatte einen und es erinnern sich viele daran. Wirtschaftlich aber ist das ein Kuriosum.

 

Pete

[Chipart]

Hallo Pete,

 

Du hast ja Recht: Die Industrie ist leider viel zu klein, um auf globalen Skalen relevant zu sein. Und wer sich über die Preise wundert, der hat in der Tat wenig Ahnung von den Skaleneffekten in Entwicklung und Bau.

 

Aber ganz so schlimm, wie es die GAMA-Statistik zeigt ist die Lage auch nicht: Ein großer Teil des Marktes ist heutzutage in der UL-Kategorie, die bei der GAMA nicht vertreten ist. Allein in Deutschland werden über 200 ULs im Jahr neu zugelassen. Auch das verschwindend gering im Vergleich zu Autos, aber immerhin nicht ganz so katastrophal...

 

Florian

[Gast PeteW]

200 UL in Deutschland gegen knapp 100 C-172 WELTWEIT! Sowas nenn ich mal eine richtige Misere.

 

Pete

[F-LSZH]

Kriesen-Zeiten, aber das sind die wirtschaftlichen Realitäten, die hier und da gerne mit automobiler Großserientechnik verglichen wird.

 

Oder, wie Christian Dries es bei dieser Podiumsdiskussion auf der AERO 2012 (ab Minute 24:52) getan hat, mit dem Markt für Wohnmobile:

 

In den ersten neun Monaten des Jahres 2010 wurden 8.800 schwere Wohnmobile zugelassen, alle mit einem Preis zwischen 800.000 $ und 1,5 Mio. $. Im gleichen Zeitraum wurden 634 einmotorige Flugzeuge verkauft.

 

Ciao

Friedrich

[Gast PeteW]

Danke für den Link, das kannte ich noch garnicht! Hervorragende Zusammenfassung.

 

Pete

[Volume]

200 UL in Deutschland gegen knapp 100 C-172 WELTWEIT! Sowas nenn ich mal eine richtige Misere.

Wobei die 100 C-172 noch fliegen werden, wenn die 200 UL schon durch den dritten Nachfolger ersetzt wurden... Die C172 die noch nicht vom Himmel gefallen sind, leben auch nach 50 Jahren noch auf dem Gebrauchtflugzeugmarkt weiter. Wieviele der C22 leben noch (nach etwa 30 Jahren)? Was lange hält, braucht eben keinen Ersatz, und ruiniert damit den Markt. Zum "Glück" haben moderne Flugzeuge ja per Definition eine Lebensdauer...

 

Warum soll ein Flugmotor so teuer und gleichzeitig so altmodisch sein?

Jeder "moderne" Flugmotor (Porsche etc.) war bisher noch deutlich teurer. Kleinserie eben. Vergleich die Lycontis nicht mit Golf-Motoren, sondern z.B. mit Cosworth, AMG, McLaren oder ähnlichen Sport-Kleinserien, und schon sieht der Preisunterschied ganz anders aus. Selbst 10.000 Motoren im Jahr sind in der Automobilindustrie noch eine Prototypenserie, und laufen auch nicht vom Band sondern werden von Hand zusammengeschraubt und kosten entsprechend.

Und es fliegen noch viele der "altmodischen" Motoren nach 50 Jahren und 4x Grundüberholen weiter (der ein- oder andere sogar ohne Grundüberholung...). Während es für die "modernen" Automotoren von vor 30 Jahren keine Ersatzteile mehr gibt... Jedenfalls nicht mehr vom Hersteller.

 

Flugzeugbau ist langlebiger Kleinserienbau und, auch wenn es immer wieder welche versuchen, mit der Automobilindustrie nicht ansatzweise zu vergleichen.

 

Gruß

Ralf