Hunter58 Geschrieben 17. Juli 2012 Teilen Geschrieben 17. Juli 2012 Lieber Richi, gerade dieses Beispiel zeigt, dass Du vielleicht viel Lebenserfahrung hast, aber offenbar doch deutlich weniger Ahnung von Wirtschaft, als die von Dir kritisierten "Supertalente". Banken verschulden sich, um ihrerseits Kredite geben zu können. Und zur Kreditvergabe gehören immer zwei! Ja, der Bankchef (in letzter Instanz), der möglichst viele Kredite vergeben will um aus dem Zinsspread möglichst viel Gewinn zu erwirtschaften, aber auch der 55jährige Familienvater, der glaubt mit einem Einkommen von 2000EUR bis zu 1800EUR monatliche Kreditraten stemmen zu können, weil der Wertzuwachs seiner Immobilie diese ja fast von alleine finanziert... (und bevor jetzt wieder jemand schreit, dass ihn ja nur die böse Bank dazu überredet hätte: Wenn das so wäre, dann gäbe es keinen anderen Ausweg, als Konsumenten zu verbieten, überhaupt Schulden zu machen...). Zudem ist es gerade in Spanien so, dass natürlich insbesondere die Banken große Probleme haben, die als (tlw. ehemalige) Sparkasse eine hohe Nähe zur Politik aufweisen und daher durchaus entweder von ehemaligen Politikern geleitet werden oder ihre großzügige Kreditpolitik zumindest teilweise auf Grund von Druck aus der Politik gefahren haben. Gruss, Florian Florian ich habe mal BWL und VWL studiert. Ich weiss sehr wohl was da abgeht. Nur die Schuld ausschliesslich den Politikern in die Schuhe zu schieben ist genauso billig wie sie dem 55-Jaehrigen mit 2000 EUR brutto anlasten zu wollen. Selbst eine spanische Sparkasse musste ein Kreditrisiko einschaetzen, und genau da happert das System. Bitte bei Niall Ferguson mal nachlesen... Es ist wie ueberall: Chef will mehr, bisherige Leute sagen 'nee, Chef, da geht so eigentlich nicht weil a,b,c,d,e,f,g, und h'. Also sucht sich Chef Leute die ihm das liefern was er sehen will, eber diese Supertalente, und schon ist Schritt eins in Richtung Bankrott gegeben. Wer es dann wagt intern nachzufragen dass man ihm doch bitte die grundlegende Strategie zu diesem langfristig garantiert gefaehrlichen Kurs erklaert wird mit 'das ist sehr kompliziert, das verstehst Du gar nicht' abgespiesen. Wer nachhakt wird ploezlich zum Psychologen geschickt (mangelnde Teamfaehigkeit) oder aus der Arbeit gemobbt. Das 'dies ist zu kompliziert dass ich es verstehen koennt' labern und alle Finanzleute zur Zeit auch vor. Wuerde ich an deren Stelle auch, schliesslich zahlen die Steuerzahler ohne je gefragt zu werden gerade die naechsten Boni, obwohl die Bank an sich vor die Hunde haette gehen muessen. Aber da man dank Fusionen (Effizienzsteigerung!) inzwischen solche Klumpenrisken angehaeuft hat kann man fast nicht anders als die Banken zu stuetzen damit die Verluste bitte von Steuerzahler beglichen werden (aber ja nicht die Gewinne, es sei denn es handelt sich um eine KMU). Swissair ist vor die Hunde gegangen genau nach obig beschriebenem Szenario. Falls je einer der Leser hier mit der Aussage, er koenne das nicht verstehen, dazu brauche es Experten konfrontiert wird, verlasst die Firma sobald als moeglich. Eine Strategie laesst sich konkret in ein paar Saetzen erklaeren. Wenn nicht ist es keine Strategie sondern Gelaber! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Chipart Geschrieben 18. Juli 2012 Teilen Geschrieben 18. Juli 2012 Lieber Richi, Keiner will die Schuld ausschliesslich den Politikern anlasten. Aber Deine billige Raffgier-Polemik hilft eben auch nicht weiter. Wenn ein Kredit nicht zurueckgezahlt wird - das sagt einem gerade der von Dir so gerne zitierte gesunde Menschenverstand - ist zunaechst mal der "schuld", der den Kredit aufgenommen hat. Und das sind eben im Fall der Subprime-Krise ganz normale Menschen wie Du und ich und nicht die "boesen Ueberflieger da oben". Klar kann man den Banken vorwerfen, dass sie zur grosszuegig Kredite vergeben haetten. aber haetten sie das nicht getan, dann waeren sie mindestens genauso dafuer kritisiert worden, dass sie ihre Kunden bevormunden, etc. Fakt ist: Viele Laender haben in den letzten 10 bis 20 Jahren ueber ihre Verhaeltnisse gelebt - und das ist nicht nur Griechenland und Spanien, sondern auch die USA und genau genommen sogar Deutschland und China. Und wie in jeder anstendigen Beiz gilt: das Bier was ich anschreiben lasse mag an diesem Tag gut schmecken, aber irgendwann mus ich es bezahlen - da hilft dann auch nicht, ueber den Hersteller des Bierdeckels zu schimpfen, weil dieser fahrlaessig den Rand so gross gemacht hat, dass da viele Steiche drauf passen! Gruss, Florian Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
INNflight Geschrieben 18. Juli 2012 Teilen Geschrieben 18. Juli 2012 Obwohl das hier alles absolut off-topic ist u eigentlich verschoben werden sollte..: Jeder der meint, "die bösen Banken solle der Steuerzahler / der Staat doch einfach mal pleite gehen lassen" betet doch auch nur die populistische Meinung von einigen Politikern u/o Zeitungen nach. Man nehme eine x-beliebige Schweizer Bank und stelle sich vor, diese geht pleite. Die hunderttausenden von Kunden mit deren Konten u Spareinlagen haben dann auch keinen Cent mehr... Sicher vieeel die bessere Lösung für Steuerzahler und Wirtschaft... ;) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Hunter58 Geschrieben 18. Juli 2012 Teilen Geschrieben 18. Juli 2012 Lieber Richi, Keiner will die Schuld ausschliesslich den Politikern anlasten. Aber Deine billige Raffgier-Polemik hilft eben auch nicht weiter. Wenn ein Kredit nicht zurueckgezahlt wird - das sagt einem gerade der von Dir so gerne zitierte gesunde Menschenverstand - ist zunaechst mal der "schuld", der den Kredit aufgenommen hat. Und das sind eben im Fall der Subprime-Krise ganz normale Menschen wie Du und ich und nicht die "boesen Ueberflieger da oben". Klar kann man den Banken vorwerfen, dass sie zur grosszuegig Kredite vergeben haetten. aber haetten sie das nicht getan, dann waeren sie mindestens genauso dafuer kritisiert worden, dass sie ihre Kunden bevormunden, etc. Fakt ist: Viele Laender haben in den letzten 10 bis 20 Jahren ueber ihre Verhaeltnisse gelebt - und das ist nicht nur Griechenland und Spanien, sondern auch die USA und genau genommen sogar Deutschland und China. Und wie in jeder anstendigen Beiz gilt: das Bier was ich anschreiben lasse mag an diesem Tag gut schmecken, aber irgendwann mus ich es bezahlen - da hilft dann auch nicht, ueber den Hersteller des Bierdeckels zu schimpfen, weil dieser fahrlaessig den Rand so gross gemacht hat, dass da viele Steiche drauf passen! Gruss, Florian Florian man kann die Krise heute nicht loesen in dem man das ABSOLUTE GRUNDPRINZIP der Marktwirtschaft anwendet, naemlich eine Firma die nicht rentiert Konkurs gehen zu lassen. Nur, mit der heutigen Salamitaktik und dem Prinzip Hoffnung ohne Einbezug derjenigen die dafuer dann aufkommen werden (der beruehmte Steuerzahler!) funktioniert die Krisenbewaeltigung nicht. Was wir heute haben ist eine europaeische Zentralbank die Geld in die maroden banken pumpt damit die Politiker den Steuerzahlern (und damit Waehlern) weismachen koennen man taete etwas gegen die Krise. Man lebt allerdings weiter ueber die Verhaeltnisse und muss inzwischen fuer dem Pump soviel Geld ausgeben dass man sich nicht mehr mal das leisten kann. Diejenigen die einem das Geld leihen sind allerdings dieselbigen Steuerzahler, und die glauben den Politikern offensichtlich nicht mehr. Das nennt sich Abstimmung per Portemonnaie. Wir rennen seit ueber 2 Jahren monatlich in eine neue (?) Krise herein, die dann unter den Teppich gekehrt werden soll. Aber letzendlich ist es immer dieselbe, nur wird sie nicht angepackt. in den USA hat man den Bankensektor ausgemistet, und, ja, da haben Leute ihre Guthaben verloren (bis auf die Einlagegarantie). Ob die Verschmelzun zu noch groesseren molochen letztendlich langfristig richtig ist weiss ich nicht, aber man hat immerhin die Aermel nach hinten gekrempelt und etwas geaendert. Genauso in der Industrie. Die KMU in den USA erhalten die notwendigen Kredite wieder. In Europa ruft der Staat nach sich selber. Er verspricht das Ganze zu loesen, aber ohne dass man leidet. Um zum eigentlichen Thema zurueckzukehren: lieber einen 23-Jaehrigen auf dem linken Sitz vorne in Reihe null als denselben mit BWL-Studium und dementsprechenden Superego als Jasageanalyst in jegwedem Unternehmen. Als Pilot musste er heute zwar dieselben unnuetzen multiple choice ankreuzen um es zu werden wie sein BWL-Korrespondent, aber immerhin hatte er seither purste Praxisexposition. Seinem alter ego wurde in derselben Zeit eingetrichtert er sei eine Elite. Und am Schluss glaubt er es sogar, kommt damit in die Praxis und schon ist der Schaden angerichtet. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
bleuair Geschrieben 18. Juli 2012 Teilen Geschrieben 18. Juli 2012 lieber einen 23-Jaehrigen auf dem linken Sitz vorne in Reihe null als denselben mit BWL-Studium und dementsprechenden Superego als Jasageanalyst in jegwedem Unternehmen. Ok, bin zwar nicht mehr 23, aber es tut gut zu sehen, dass ich nach der BWL Karriere auch noch Airline Pilot werden kann. Offenbar sind ja genau die gleichen Qualitäten gefragt :D Man hat übrigens noch vergessen zu erwähnen, dass mit der Geiz ist Geil Mentalität, die gewisse Airline Kunden heute intus haben, dem Thema "the younger the better äh cheaper" Vorschub geleistet wird. Schliesslich hat der 50 Jährige Pilotenpapa eine ganz anders zusammengesetzte Aufwandseite. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Hans Tobolla Geschrieben 18. Juli 2012 Teilen Geschrieben 18. Juli 2012 Nach einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung ist geplant in Spanien zwei Vergnügungszentren für reiche Russen und Chinesen zu errichten, finanziert zu zwei Drittel von notleidenden spanischen Banken, die jetzt erst mal mit 30 Milliarden "gerettet" werden . Da blieb mir echt die Spucke weg. Gruß! Hans Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Manfred J. Geschrieben 18. Juli 2012 Teilen Geschrieben 18. Juli 2012 Hans, mir bleibt da schon lang nimm die Spucke weg. Gruss Manni Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
CPL-IR Geschrieben 19. Juli 2012 Teilen Geschrieben 19. Juli 2012 Dabei muss man auch beachten, dass die für den ATPL notwendige Flugerfahrung nicht gesamt auf Verkehrsflugzeugen zu erbringen ist. Es gibt durchaus Fliegerkollegen, die mit 14 mit dem Segelfliegen angefangen haben, mit 18 dann den Motorflugschein und schon bevor sie 20 waren über 1000 Flugstunden hatten. Für die ist dann der ATPL mit 21 oder 22 gar kein Problem... Florian Genau :) Um nochmal zur Ursprungsfrage zurückzukehren: Ich sehe das als normal an, wenn man so früh mit dem Fliegen angefangen hat. Schließlich macht es meines Erachtens rein gar nichts aus, ob man 2, 3 oder 150 Passagiere in seinem Flugzeug sitzen hat: Verantwortung hat man so oder so, egal ob man eine C152 fliegt oder eine 737. Ich habe mit 15 auf der C152 angefangen, den ersten Solo mit 16 und die Lizenz mit 17. Was soll daran seltsam sein, wenn jemand mit 23 Kapitän auf einem Airliner ist? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Luftkutscher Geschrieben 19. Juli 2012 Teilen Geschrieben 19. Juli 2012 Genau :) Um nochmal zur Ursprungsfrage zurückzukehren: Ich sehe das als normal an, wenn man so früh mit dem Fliegen angefangen hat. Schließlich macht es meines Erachtens rein gar nichts aus, ob man 2, 3 oder 150 Passagiere in seinem Flugzeug sitzen hat: Verantwortung hat man so oder so, egal ob man eine C152 fliegt oder eine 737. Ich habe mit 15 auf der C152 angefangen, den ersten Solo mit 16 und die Lizenz mit 17. Was soll daran seltsam sein, wenn jemand mit 23 Kapitän auf einem Airliner ist? Lieber Freund der Luftfahrt. Ich finde es äusserst seltsam, dass du sowas als "normal" empfindest. Ich hab dich aus Zeitgründen und Desinteresse nicht gegoogelt und weiss demzufolge nichts über dich. Also nimm es bitte nicht persönlich. Trotzdem: Es macht einen riesigen Unterschied, ob ich drei oder 150 Passagiere in meinem Flugzeug habe. Das kannst du wahrscheinlich, mit Verlaub, nicht wissen. Die Verantwortung ist aus Gründen, welche hier den Rahmen sprengen würden, sehr viel grösser. Wenn einer mit 23 Kapitän auf einem Airliner ist, hat das sehr viel mit Beziehungen, Geld u.s.w. zu tun. Es sind die Einzelfälle, welche statistisch relativ schlecht abschneiden. Ich weiss von drei Fällen, welche ihren (Turboprop-) Passagierflieger in den Boden geflogen haben. Mit vielen Toten. Der letzte Fall war eine Fokker 50. Alle drei ganz junge Kapitäne. Welche seriöse Firma gibt einem 23-jährigen, jungen Herrn eine 50 Millionen Kiste um bei Wind und Wetter Geld damit zu verdienen? Natürlich keine. Mit 23 kann man einfach nicht genug Erfahrungen gesammelt haben (Winter OPS, System failures, etc.), um ein Passagierflugzeug mit 150 zahlenden Menschen und mit gutem Gewissen als Gabbidähn durch die Lüfte zu fliegen. Von der menschlichen Reife mag ich nicht sprechen. Aber im Ernst: Welche Crew oder welcher Passagier traut einem 23-jährigen Käptn?? Die Antwort ist geschenkt. Eine Cessna 152 mit einem Airliner zu vergleichen ist provokativ oder eben nicht gerade schlau. Ich denke, dass man mit etwa dreissig Lenzen auch die geistige Reife mitbringt, sich der Verantwortung als Passagierflugzeug-Kapitän bewusst zu sein. Übrigens; dass man mit 23 Jahren im Militär eine F/A 18 oder einen Eurofighter fliegen darf ist völlig ok. Man hat erstens eine ausgezeichnete Ausbildung hinter sich gebracht und zweitens sitzt man vorwiegend alleine darin. Schöne Grüsse aus Korea. Renato :) PS: Ich wurde erst mit 32 Kapitän auf der Falcon 900. . Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
CPL-IR Geschrieben 19. Juli 2012 Teilen Geschrieben 19. Juli 2012 Hallo Renato, natürlich mag mein Beitrag provokativ erscheinen, ich habe in der Beziehung eben eine andere Sicht auf die Dinge. Das jemand nach einer solchen Flugerfahrung wie Du sie hast, das ganze wiederum ander siehst, verstehe ich absolut. Allerdings finde ich die Art, wie Dein Beitrag geschrieben wurde, nicht passend (beleidigend wäre zu hoch gegriffen). Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Luftkutscher Geschrieben 19. Juli 2012 Teilen Geschrieben 19. Juli 2012 Allerdings finde ich die Art, wie Dein Beitrag geschrieben wurde, nicht passend (beleidigend wäre zu hoch gegriffen). Hallo Patrick. Dann verstehen wir uns also. Gruss. Renato Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Danix Geschrieben 19. Juli 2012 Teilen Geschrieben 19. Juli 2012 Wenn einer mit 23 Kapitän auf einem Airliner ist, hat das sehr viel mit Beziehungen, Geld u.s.w. zu tun. Es sind die Einzelfälle, welche statistisch relativ schlecht abschneiden. Ich weiss von drei Fällen, welche ihren (Turboprop-) Passagierflieger in den Boden geflogen haben. Mit vielen Toten. Der letzte Fall war eine Fokker 50. Alle drei ganz junge Kapitäne. also ich kann das nicht bestätigen. Ich behaupte nicht, dass ich 23jährige Captain flächendeckend begrüsse. Ich kenne nur wenige Piloten, die sehr bald (so 25) Captain wurden. Die waren alle top. Wenn einer so schnell Captain wird, liegt es manchmal nicht an Geld und Beziehungen, sondern weil sie gut sind. Wenn diese Airline die Leute wegen Beziehungen oder Geld einstellen, dann ist sie wohl eh nichts wert, und dann ist es egal, ob ihre Piloten 23 oder 73 sind. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
DaMane Geschrieben 19. Juli 2012 Teilen Geschrieben 19. Juli 2012 Lieber Freund der Luftfahrt. Ich finde es äusserst seltsam, dass du sowas als "normal" empfindest. Ich hab dich aus Zeitgründen und Desinteresse nicht gegoogelt und weiss demzufolge nichts über dich. Also nimm es bitte nicht persönlich. Trotzdem: Es macht einen riesigen Unterschied, ob ich drei oder 150 Passagiere in meinem Flugzeug habe. Das kannst du wahrscheinlich, mit Verlaub, nicht wissen. Die Verantwortung ist aus Gründen, welche hier den Rahmen sprengen würden, sehr viel grösser. Wenn einer mit 23 Kapitän auf einem Airliner ist, hat das sehr viel mit Beziehungen, Geld u.s.w. zu tun. Es sind die Einzelfälle, welche statistisch relativ schlecht abschneiden. Ich weiss von drei Fällen, welche ihren (Turboprop-) Passagierflieger in den Boden geflogen haben. Mit vielen Toten. Der letzte Fall war eine Fokker 50. Alle drei ganz junge Kapitäne. Welche seriöse Firma gibt einem 23-jährigen, jungen Herrn eine 50 Millionen Kiste um bei Wind und Wetter Geld damit zu verdienen? Natürlich keine. Mit 23 kann man einfach nicht genug Erfahrungen gesammelt haben (Winter OPS, System failures, etc.), um ein Passagierflugzeug mit 150 zahlenden Menschen und mit gutem Gewissen als Gabbidähn durch die Lüfte zu fliegen. Von der menschlichen Reife mag ich nicht sprechen. Aber im Ernst: Welche Crew oder welcher Passagier traut einem 23-jährigen Käptn?? Die Antwort ist geschenkt. Eine Cessna 152 mit einem Airliner zu vergleichen ist provokativ oder eben nicht gerade schlau. Ich denke, dass man mit etwa dreissig Lenzen auch die geistige Reife mitbringt, sich der Verantwortung als Passagierflugzeug-Kapitän bewusst zu sein. Übrigens; dass man mit 23 Jahren im Militär eine F/A 18 oder einen Eurofighter fliegen darf ist völlig ok. Man hat erstens eine ausgezeichnete Ausbildung hinter sich gebracht und zweitens sitzt man vorwiegend alleine darin. Schöne Grüsse aus Korea. Renato :) PS: Ich wurde erst mit 32 Kapitän auf der Falcon 900. . Lieber Gabbidähn und Luftkutscher, ich bin ja mit fast allem einverstanden, was Du uns hier so schön gepostet hast. Man erkennt daraus unschwer, daß Du die Welt und das 'wirkliche' Leben kennst. Um Verantwortung zu tragen und dieser ggf auch gerecht werden zu können bedarf es persönlicher Reife und Erfahrung. Der Erwerb von Erfahrung kann mit entsprechendem finanziellen Background durchaus beschleunigt werden, während Reife zu entwickeln einfach seine Zeit braucht. Womit ich nicht einverstanden bin, ist deine Relativierung von Pilotenverantwortung nach Typ und Größe des Flugzeuges und nach Anzahl der Passagierplätze. Der PIC trägt die Verantwortung für die sichere und sachgerechte Durchführung des Fluges. Das gilt in der C-152 genauso wie im A-380 . Wer mindesten 2 Schubhebel vor sich, und eine Kabine mit Mittelgang hinter sich braucht um zu begreifen, welche Verantwortung er trägt, ist tatsächlich noch zu unreif. Ob man dabei für das Leben von einem, oder ein paar hundert Menschen verantwortlich ist, sollte während des Fluges im Bewußtsein des Piloten keine Rolle spielen. Im Falle eines fatalen crashs ist die Schadenssumme bei einem wide-body natürlich eine ganz andere, vom Image-Schaden für die Airline gar nicht zu reden. Ob es aber z.B. für einen davongekommen Piloten leichter wäre, mit dem Bewußtsein leben zu müssen , für den Tod 'nur' eines Menschen anstatt 100 verantwortlich zu sein, bleibt dahingestellt. Und wenn wir schon beim Vergleichen sind: Wenn ihr in eurem Airliner ein wirklich ernstes Problem habt, seid ihr eine (hoffentlich) gut ausgebildete und trainierte Crew, die sich im abgeschlossenen Cockpit auf die Problemlösung konzentrieren kann, während ein C-172 Pilot in gleicher Lage als Einzelkämpfer überleben muß, mit angstvollen oder gar panischen Mitfliegern im Genick (die kriegen ja alles ungefiltert mit), aber ohne einen schon aus psychologischen Gründen so wichtigen Pilotenkollegen neben sich, der ihn unterstützen könnte. Auch kein leichter Job, würde ich sagen..... Gruß Manfred Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Luftkutscher Geschrieben 20. Juli 2012 Teilen Geschrieben 20. Juli 2012 Lieber Gabbidähn und Luftkutscher, ..und wenn wir schon beim Vergleichen sind: Wenn ihr in eurem Airliner ein wirklich ernstes Problem habt, seid ihr eine (hoffentlich) gut ausgebildete und trainierte Crew, die sich im abgeschlossenen Cockpit auf die Problemlösung konzentrieren kann, während ein C-172 Pilot in gleicher Lage als Einzelkämpfer überleben muß, mit angstvollen oder gar panischen Mitfliegern im Genick (die kriegen ja alles ungefiltert mit), aber ohne einen schon aus psychologischen Gründen so wichtigen Pilotenkollegen neben sich, der ihn unterstützen könnte. Auch kein leichter Job, würde ich sagen..... Gruß Manfred Ja, Manfred, da hast du natürlich völlig Recht. Gruss Renato Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Chipart Geschrieben 20. Juli 2012 Teilen Geschrieben 20. Juli 2012 Es sind die Einzelfälle, welche statistisch relativ schlecht abschneiden. Mit Verlaub - selten habe ich so einen Unsinn gelesen! Einzelfälle schneiden statistisch nie gut oder schlecht ab, weil man mit Einzelfällen keine Statistik machen kann. Und die echte Statistik die belegt, dass junge Kapitäne unsicherer Fliegen als alte möchte ich erst mal sehen! Welche Crew oder welcher Passagier traut einem 23-jährigen Käptn?? Wenn Sicherheitsgefühl der Passagiere das ausschlaggebende Kriterium ist und nicht Sicherheit, dann sollten wir nur noch 60 jährige Piloten fliegen lassen, am Besten mit graumellierten Haren und Bart! Ich kenne keine Untersuchungen aus der Luftfahrt, aber in einem anderen Bereich, in dem es genau das gleiche Problem gibt, nämlich das der "Kunde" völlig unfähig ist, die tatsächliche Leistung des Dienstleiters zu beurteilen gibt es sehr gute und stichhaltige: Wenn Du Patienten fragst, ob sie lieber von einem 30-Jährigen "frischen" Facharzt oder von einem 60 jährigen "erfahrenen" alten Hasen am Herz operiert werden wollen, dann wird die überwiegende Mehrheit letzteren wählen. Schaut man auf klinische Evidenz, dann ist man in fast allen OECD-Ländern aber objektiv bei ersteren in den besseren Händen! Gruss, Florian Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
josch Geschrieben 20. Juli 2012 Teilen Geschrieben 20. Juli 2012 Ich glaube es kann nicht darum gehen, ob Mittzwanziger gute Kapitäne sein können (das hier weiter auszudiskutieren bringt m.E. eh nix), sondern daß das System dies möglicherweise wegen des Einsparungspotentials als Usus etabliert. Echte Lebenserfahrung läßt sich nicht kaufen - schon gar nicht über betriebsinterne Quafifizierungsmassnahmen und incentive-Wochenenden in den Bergen. Zahlende Kunden, die sich anvertrauen, sind für mich auch eine andere Basis als etwa ein Frachtraum voller Soldaten oder Panzer. Bei der Marine ist das Vierstreifen-Äquivalent (Captain) dem Colonel bzw. Oberst gleichgestellt. Und Oberst wird man in der Regel niemals mit einem Zweier vorne dran. Kann man nicht ganz vergleichen (jaja ich weiß, dass Airforce-Piloten i.d. Regel Leutnants und Hauptmänner sind), aber hieraus resultiert wohl die Geschichte, dass Kapitäne erfahren sind, weil sie "die Jahre" haben. Luftschiff-Kapitäne sowie die Commander der großen Clipper waren gewiß auch keine Jungspunde, sondern erfahrene Haudegen. Solange nun Jungspunde mit vier Streifen Ausnahmen sind, die mit 14 Schon am Segelflugplatz waren und ihre Leidenschaft stets verflogt haben, ist es m.E. keine große Sache. Wenn aber - wie etwa in Indien - ein Cockpit-Platz (rechts wie links) tatsächlich erkauft (Kaste, Geld) werden kann, oder es bei O'Leary nur um's Geld geht, halte ich das für eine recht bedenkliche Entwicklung. Wir haben zwischen 20 und 24 auf den Putz gehauen. Heute wird ja schon ab der Schwangerschaft herumgepfuscht, um dem Nachwuchs beste Chancen zu bieten, ein "High Potential" zu werden. Traurig traurig...und so wie es aussieht, glauben die nur Statistiken... Zu guter letzt zum Thema Führung: Ein Kapitän ist auch eine Führungskraft. Zwar gibt es ein Talent für Führung, die aus dem Charakter und anderen Aspekten hervortreten kann (jedoch nicht muß), aber mit Anfang der 20er zeichnet sich dieses ungebändigte Talent noch eher mit dem Resultat aus, dass es den anderen (Unterstellten) eher schlechter den besser geht. Führungsqualitäten müssen entwickelt bzw. kanalisiert werden, um effektiv zu sein. Sich beispielsweise in Alpha-Manier auf den Hügel zu stellen und zu sagen, dass man die Nummer Eins sei und alle anderen haben zu machen, was man sagt, funktioniert in manchen Fällen, aber wohl eher nicht in der professionellen Luftfahrt. Kommt dann bei einem jungen Entscheidungsträger doch Unsicherheit auf oder ist Not am Mann, sucht man halt die "väterliche" Brust - sei es beim Mentor oder Vorgesetzten. Bei einem Notfall im Cockpit, wo mitunter ungewöhnliche Faktoren zusammenkommen und manche als tatsächlich reales Ereignis ggf. gänzlich neu für den Konfrontierten sind, geht das aber nicht... Fazit: Der Pool an tatsächlichen Erfahrungen, rezipierten Stories von anderen (Kollegen, Literatur, etc.) und eben auch Führungskompetenzen ist bei Älteren Semestern ungleich tiefer und somit reichhaltiger, als bei einem Jungen. Eine schnellere kognitive Auffassungsgabe sowie andere Faktoren, die Junge besser drauf haben, kompensieren das in einem Airliner-Cockpit meines Erachtens nicht zwangsläufig! Gruß Johannes Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
FalconJockey Geschrieben 20. Juli 2012 Teilen Geschrieben 20. Juli 2012 Johannes bringt wohl das auf den Punkt, was Renato in anderen Worten sagen wollte ;) Demnach Zustimmung. Ich hätte im Jahre 2004 bei meinem jetzigen Arbeitgeber schon wenige Wochen nach dem Initial Line Check als Erster Offizier ins Upgrading gehen sollen. Auch inspiriert durch einen guten Freund, den ich noch von CRX/Swiss kannte und der mir den Eintritt in die Firma nahegelegt hatte, habe ich das Upgrading abgelehnt und mir noch ein paar Monate mehr Zeit erbeten, um die Operation kennenzulernen. Das war genau richtig. Ich war zum Zeitpunkt des Upgrade, welches dann 6 Monate später begann, 29 Jahre alt, immer noch sehr jung für einen so verantwortungsvollen Posten. Es gibt Ausnahmetalente (in Sachen Führung und Reife), die mit 23 super Kapitäne werden! Aber in der Mehrheit muss unsereins erst einmal hunderte oder tausende Fehler machen und die Erfahrung "des Alten" aufnehmen und verdauen. Das dauert ein paar Jahre. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Hunter58 Geschrieben 20. Juli 2012 Teilen Geschrieben 20. Juli 2012 Ich kann mich allerdings auch erinnern dass im Militaer die pfeifenden Streifenhoernchen auch im letzten WK noch solche waren, waerend die Guten schon in der RS gut waren... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Robin Geschrieben 21. Juli 2012 Teilen Geschrieben 21. Juli 2012 Da ich auch das Glück hatte, im selben Alter wie Andi, durch (zufälliges) gutes Timing ein Upgrade zu erhalten, hier noch mein kurzer Meinungsabriss: Das eine ist es, dass CMD Training im Sim (Schwerpunkt Technik und Decisionmaking) und auf der Strecke (Schwerpunkt "Routinegewinnung", Timing festigen, operationelles Decisionmaking) zu bestehen. Das andere aber, was man daraus hinterher macht. Insbesondere im Zwischenmenschlichen bzw. "soft" Factor allgemein. Dies beginnt, IMHO, mit Selbstreflexion und der Erkenntnis, dass man noch keinen grauen und rauschigen Vollbart hat, der Erfahrungsrucksack links so gut wie ungefüllt ist, das man auch Fehler macht, Deligieren zu können bzw. auch etwas der Gesamtverantwortung abzugeben und sich vor allem eingestehen, dass man kein "toller Hecht" ist, nur weil man nun links sitzt und man Gott spielen könnnte. Wenn man sich das o.g. und weitere Aspekte immerwieder vor Augen hält, dann hat man auch eine entsprechende Herangehensweise an den CMD Job. Da Menschen unterschiedlich reif im jeweiligen Alter sind, ist eine pauschalisierte Aussage über ein Upgrade mit 23 Jahren betreffend nicht ganz so einfach. Aber in der Tat wäre ein Upgrade in diesem Alter eher auf der jungen Seite. Insbesondere, wenn derjenige auch noch eine mehr als zweiköpfige Cabincrew unter sich hat. Im nachhinein denke ich, dass mein Upgrade mit fast 30 vom Alter her ok ist. Man sollte aber keine Mühe haben, älteren noch rechtssitzenden Kollegen genügend Respekt entgegenzubringen und deren Erfahrung und Support auch anzunehmen. Auch diese Eigenschaft hängt vom Charakter des einzelnen ab. Ich meine ausserdem, dass ein frischer CMD noch ehesten dazuneigt, eher konservativ zu entscheiden, als ein alter und erfahrener Jockey, der schon viel gesehen und erlebt hat. "Erfahrung schützt nicht vor Fehlern" könnte man auch unter so manchen Incident Report schreiben. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Lomo Geschrieben 21. Juli 2012 Teilen Geschrieben 21. Juli 2012 Das Alter spielt für die Flugsicherheit keine Rolle. Wenn man Unfallberichte liest, sind die Faktoren auf der menschlichen Seite die folgenden: - schlechte Attitude - Unerfahrenheit on Type - katastrophaler fliegerischer Standard durch schlechte Selektion und schlechtes Training. Gute Airlines haben das im Griff, indem sie streng selektieren, auch mit Psychotests. Sie lassen neue Piloten in ihrer Rolle erstmal ein paar Monate nur mit in ihrer Rolle erfahreneren Kollegen fliegen. Und sie machen ein ausführliches und sehr strenges Training, bevor man sie alleine links loslässt. Deswegen, wenn einer mit 23 auf dem linken Sitz sitzt bei ner guten Airline, ist das unproblematisch. Umgekehrt, bei ner unseriösen Airline kann auch ein 60-jähriger Silberschnauz problematisch sein. Wir haben auch ein paar Jungs, die sind schon mit 27 zum Handkuss gekommen. Was man hört, machen die alle einen top Job. Weil ihre Attitude stimmt, und weil sie ausführlich auf ihre Rolle vorbereitet wurden. Grüsse Lorenz Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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