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Piloten - lieber Kurz- oder Langstrecke?


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Geschrieben

Hallo,

 

hab mal eine Reihe von Fragen zum Thema Kurz/Langstreckenfliegerei an die Airlinepiloten: Ist die körperliche Belastung als Pilot auf der Kurzstrecke oder auf der Langstrecke höher? (Ich weiß die Frage ist sehr subjektiv, da jeder Pilot das anders empfindet - Meinungen/Erfahrungen interessieren mich aber trotzdem). Auf der einen Seite hat man auf der Langstrecke natürlich mehrere Zeitzonen (Jetleg) und schnell wechselnde klimatische Verhältnisse zwischen Abflug- und Ankunftsflughafen zu bewältigen (z.B. Im Winter vom eiskalten Deutschland ins tropisch warme Thailand etc.). Andererseits hat man durch den einzigen Leg pro Tag auch nur fliegerisch eine Landung zu bewältigen. Auf der anderen Seite haben die Kurzstreckenpiloten die klimatischen und zeitlichen Stressfaktoren innerhalb Europas in diesem Ausmaß nicht, dafür aber sehr häufige Starts und Landungen(also sehr häufig Flugabschnitte die besondere Aufmerksamkeit erfordern).

Wie sieht es in diesen Zusammenhang eigentlich mit dem Faktor "große weite Welt" aus? Da müssten die Langstreckenpiloten doch noch einiges mehr erleben. Natürlich kennt man irgendwann Städte wie New York (wenn man zum 20mal in JFK landet), aber andereseits hat man doch regelmäßige "Tapetenwechsel" vom gewohnten europäischen Leben und lernt andere Kulturkreise kennen (aber auch wieder eine häufige Abwesenheit von der Familie / Freunden etc.) . Die Kurzstreckenpiloten haben dann ja doch einen eher eingeschränkten Radius innerhalb Europas ( z.B. am Tag FRA-DUS dann FRA-NUE dann FRA-AMS etc.). Nicht so wirklich spannend als Pilot auf einer Lufthansa 737 oder SWISS A320, oder? Gibt es viele Piloten die im Alter von der Langstrecke zur Kurzstrecke wechseln , aufgrund der genannten Stressfaktoren? Gibt es Piloten hier im Forum die von Kurz zur Langstrecke oder andersrum gewechselt sind? Wenn ja, warum bzw. habt ihr es bereut? Würde mich über viele Meinungen und Äußerungen freuen!

 

Christian

Samuel Jaccard
Geschrieben

Ein paar gute Fragen! Würde mich auch sehr interessieren...

Geschrieben
Der war gut ... ;)

 

 

Das war auf die Destinationen bezogen, nicht unbedingt darauf das das fliegen in einem Kurz/Mittelstreckenjet langweilig ist....

 

Christian

Geschrieben

Klar kommt mit der Zeit Routine in das ganze hinein. Aber das bedeutet nicht, dass es unspannend ist, in einer A320 der Swiss / Lufthansa / Air Berlin etc. zu fliegen. Der Beruf ist, auch bei innereurop. Flügen interessant und abwechslungsreich.

 

Bei Langstrecken siehst du andere Kulturen/Länder etc. du musst aber auch die Nachteile dazu abwägen. Wenn du Familie hast, bleibst du je nachdem einige Tage fern, dazu Jetlag und Klima, aber du kommst um die Welt.

 

İch glaube nicht, dass durch weniger Landungen bei Langstrecken das Risiko kleiner ist als bei Kurz-/Mittelstrecke. Ausserdem nicht zu vergessen, dass meistens die Langstrecken-Piloten vorher auch auf innereurop. Flügen im Einsatz waren.

 

Ein Jumpseatflug hilft meistens, solche Fragen zu beantworten.

Geschrieben
Ein Jumpseatflug hilft meistens, solche Fragen zu beantworten.

 

Wie kommt man denn am einfachsten zu so einem? :005:

Geschrieben
Ich weiss, und trotzdem bleibe ich bei meiner Aussage. Wenn ein Kurzstreckenpilot auf einer 5-Tagestour 4 Übernachtungen in - sagen wir beispielsweise - Genf, Kopenhagen, Budapest und Bologna hat und grosslaut von langweiligen Touren spricht, weil er vor Ort nie mehr als einen halben Tag frei hat und zu nichts kommt, der hat definitiv ein "Attitude Problem" - punkt.

 

Mit der richtigen Einstellung reicht auch bereits ein halber Tag, um in einer fremden Stadt Geniales zu erleben ... ;)

 

Gruzz! Räffu

 

Den halben Tag den der Kurzstreckenpilot wenn ueberhaupt an 'Fremdem Ort' erhaelt ist seine Nachtruhe. Nur wenn er diese Zeit fuer anderes als die Ruhe verwendet hat er ein Attitude Problem. Leute auf Kurzstrecken sehen ausser dem Flughafen vom angeflogenen Ort praktisch nie etwas. Und bei der Langstrecken hat man auch nicht wirklich viel mehr Zeit, denn in den meisten Faellen heisst es 24 Stunden später den Rueckflug anzutreten.

 

Einzig die Crews von 'Ferienflieger' wie Edleweiss oder Condor bleiben bis zu einer Woche vor Ort. Nur, nach dem dritten Mal Malediven fuer eine Woche ist selbst das Langweilig und ein schlechter Ersatz fuer eine Woche zuhause.

Geschrieben

@josch: Danke für die Blumen :-)

 

Damit man sich ein Bild machen kann, warum ich folgende Zeilen schreibe, liste ich zuerst meine Eckdaten auf:

 

3 Jahre Kurzstrecke MD80

16 Jahre Langstrecken 747/MD11/Airbus

seit Feb 2011 wieder Kurzstrecke

 

Immer das Flugzeug, das ich geflogen bin, war das Beste. Immer den Arbeitsrhythmus, den ich abgeflogen bin, war mir vertraut und ist mir somit ans Herz gewachsen. Bis auf die letzten Jahre Langstrecke…

 

16 Jahre am Stück war zu lange. Mein Körper hat das nicht mehr ertragen und der Geist war abgestumpft. Als der CFI uns nach dem Kapitänskurs gefragt hat, was am Upgrading das Beste war, antworteten alle ehemaligen Langstrecken-Copiloten gleich: der regelmässige Schlaf.

Ich arbeite nun seit über einem Jahr auf den Kleinen und arbeite wie ein Pferd. Rauf, runter; Turnaround in 35 Minuten; Essen, das die Bezeichnung Nahrung nicht verdient; 4 Landungen am Tag in stürmischem Wetter und sechs Tage am Stück arbeiten. Klingt hart, aber ich war in meiner fliegerischen Karriere noch nie so zufrieden mit meinem Job.

 

Langstrecke? Nein Danke! Und ich garantiere Euch, dass ich in ein paar Jahren genau das Gegenteil behaupte :-)

 

So ist die Fliegerei, so sind die Piloten. Solange jenes Flugzeug das Beste der Welt ist, sind sie zufrieden. Doch sobald der eigene Name auf einer Umschulungsliste erscheint, ändert das schlagartig!

 

Geniesst das Fliegen!

 

Peter

 

PS: ich war in den 16 Jahren LH geschätzte 100 Mal in New York. Es ist schön und faszinierend, aber an den Grillplatz vor meinem Haus kommt es nie heran.

Oder anders ausgedrückt: Wer von Schlieren nach Dietikon wandert und nichts erlebt, der wird auch auf einer Weltreise nichts erleben…

Geschrieben
Wer von Schlieren nach Dietikon wandert und nichts erlebt, der wird auch auf einer Weltreise nichts erleben…

 

 

Peter bringt es (wie immer) auf den Punkt!

 

Es spielt überhaupt keine Rolle, ob man Kurz- oder Langstrecke fliegen darf. Hauptsache man darf! Es macht uns allen praktisch immer Spass. Sonst würden wir ja was anderes machen... Das Bisschen Jetlag stecken wir easy weg. Büro ist erfahrungsgemäss seeehr viel langweiliger. Dass Fliegen so langweilig wie Busfahren sein soll, entstammt grösstenteils den unbefriedigten Phantasien jener, welche es nicht mal versucht haben, Pilot zu werden. Schade.

 

Da gabs doch mal eine Buchvorstellung in der Rubrik TV-Tipps / Büchertipps .... :005:

 

Gruss von der Kurz- und Langstrecke. Gestern Wien-Zaragoza-Seoul mit dem Frachtjumbo. Morgen Passagier-Jumbo nach Hong Kong. Mit 24 Stunden Layover. Müde, aber allzeit happy!

 

Renato :008:

Geschrieben

Hab da noch eine Frage, passt so in das Thema hier herein.

Habt ihr lieber einen Tages- oder doch lieber einen Nachtflug.

Geschrieben

Tagflug mit Ankunft am Abend :) Nachtflug ist anstrengend, weil man am naechsten Tag einfach nur geraedert ist. Aber ich fliege nur ganz selten Langstrecke oder bei Nacht, habe da weniger Erfahrung als unsere Kollegen von der Swiss, Emirates oder von den Koreanern.

 

Optimal ist einfach eine Mischung. Wenn ich waehlen koennte, wuerde ich Kurz- und Mittelstrecke fliegen, unterbrochen von einer oder zwei Langstrecken im Monat. Bei mir reicht es statistisch nur fuer ca. 5 Langstrecken im Jahr. Europa wird langsam langweilig - immerhin bieten einem gekenterte Ozeanriesen vor italienischen Inseln ein wenig Abwechslung.

 

Gruesse aus Rom

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