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Fatigue zum x-ten


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Ein Burnout (BO) oder chronic fatigue syndrom ist ein vegetatives Erschöpfungssyndrom infolge einer chronischen Beanspruchungsreaktion - ohne entsprechende Regenerationsmöglich- u./o. fähigkeit.

 

Wow, da wird mal wieder die ganze Küchenmedizin zusammengeschmissen!

 

CFS und BO haben so viel gemeinsam, wie ein gebrochener Fuss und eine Blutige Nase - beides tut weh...

 

CFS wird allgemein als physiologisch manifeste entzündliche Nervenerkrankung betrachtet, auch wenn der pathologische Nachweis der Entzündung oft schwer fällt. Entsprechend ist ihre Eingruppierung irgendwo bei G90 im ICD 10. Patienten mit CFS reagieren typischerweise positiv auf Entzündungshemmer wie Interferon oderCortison.

 

Der eigentliche Burnout ist keine Krankheit, sondern wird im ICD als "Problem mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung" (Z-irgendwas) gesehen und ist damit lediglich eine psychosoziale Störung mit Einflüssen auf das Wohlbefinden. Allerdings hat man erkannt, dass ein signifikanter Anteil der Patienten mit Selbst- oder Laiendiagnose Burnout in Wirklichkeit unter klinischer Depression leiden (was aber auch etwas gänzlich Anderes ist, als CFS).

 

Beides hat nicht im entferntesten was mit Arbeits- oder Flugdienstzeiten zu tun. Es gibt in der Zwischenzeit sehr gute Untersuchungen dazu, dass übermäßige Arbeitszeiten kein Treiber für Burnout und Depression sind.

 

Ich finde, man tut weder den Piloten die von Fatigue betroffen sind, noch den CFS-Kranken oder Depressiven einen gefallen, wenn man das hier alles in einen Topf schmeisst.

 

Gruss,

Florian

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Diese Diskussion gibt es übrigens leicht abgewandelt auch in der Medizin. Deshalb gibt es ein besseres Verständnis zwischen diesen Berufsgruppen.

 

Einer der wesentlichen Unterschiede: Von 900h "Blockzeit" pro Jahr können Mediziner nicht mal träumen, weil ihnen das zu absurd erscheinen würde. Ein durchschnittlicher Assistenzarzt an einem deutschen Krankenhaus hat mehr als 2000h "Blockzeit" pro Jahr.

 

Gruss,

Florian

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aha, und jetzt können die "Supermänner" Piloten sogar noch selber entscheiden, ob sie an einer Depression oder einer Übermüdung leiden...

 

Dafür muss man natürlich in ärztliche Behandlung.

 

Aber grundsätzlich hast du schon recht: Erst mal muss er entscheiden, dass er nicht fliegen geht. Wenn er allerdings neben dem Job noch Blogs und Forumsbeiträge schreiben kann oder sogar gewerkschaftlich tätig ist, hat er noch Reserven.

 

Es ist etwas ähnliches wie mit dem Schleudertrauma. Es gibt - wahrscheinlich, bewiesen ist immer noch nichts - tatsächliche Fälle, und dann gibt es eine Menge Leute, die in ihrem Schlepptau auch ein bisschen klagen und ihre - zum Teil zugegebenermassen schwierige - Situation zu verbessern suchen.

 

Da bin ich immer ein wenig skeptisch.

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Genau das ist das Problem. So schwierig das bei psychischen oder psychosozialen Erkrankungen auch ist: Wenn es keine klar anerkannten klinischen Diagnoserichtlinien gibt, dann ist das halt problematisch als Grund für (temporäre) Berufsunfähigkeit anzuerkennen. Der Ansatz, dass der Arbeitnehmer der einzige ist, der feststellen kann, dass der Arbeitgeber ihn bezahlen muss obwohl der AN die geschuldete Arbeitsleistung nicht erbringt funktioniert zumindest in der heutigen Zeit nicht mehr (wenn er denn je funktioniert hat).

Es geht um Verträge und um Geld, daher muss das letztendlich durch einen neutralen Dritten überprüfbar sein (im Zweifelsfall ein Gericht).

 

Aber mein Gefühl ist, dass hier in der Diskussion grundsätzlich verschiedene Dinge durcheinander geworfen werden, die wenn überhaupt nur schwach miteinander verbunden sind.

 

- "Akute Müdigkeit" ist ein Thema, dass weniger an der Gesamtstundenzahl pro Jahr hängt sondern sehr im Detail an der Gestaltung von Dienstplänen unter Berücksichtigung von Zeitzonen, Schlafrythmen, etc. sowie am Freizeitverhalten des Piloten und einigen anderen Faktoren. Um bei Bernhards Beispiel mit den 900h Bockzeit zu bleiben: Ohne selbst Verkehrspilot zu sein kann ich mir schlicht nicht vorstellen, dass akute Müdigkeit ein Problem wäre, wenn ich an 200 Tagen im Jahr jeden Tag von morgens um 9 bis mittags um 13:30 (Blockzeit) fliegen müsste.

- "Chronische Müdigkeit", wenn sie nicht von neurodegenerativen Krankheiten wie CFS, von denen Piloten nicht mehr als andere betroffen sind stammt, sind im Wesentlichen - und in so fern halte ich die Klassifizierung von "echtem" Burnout für durchaus zieführend - soziopsychologisch begründet. Hier sind Piloten tatsächlich stärker belastet, als andere Berufsgruppen, was aber imho auch kaum an Dienstzeiten hängt, als vielmehr an anderen Punkten, wie z.B.:

- häufige Trennung und unregelmäßige/schlecht planbare Kontakte mit dem sozialen und familiären Umfeld auch und gerade ausserhalb der Dienstzeiten, da Freizeit in vielen Fällen nicht zu Hause verbracht wird

- mangelnde Weiterentwicklung im Job bzw. selbst empfundene Degeneration (Ein 60 jähriger Langstreckenpilote mach heute das gleiche wie vor 30 Jahren, nur, dass ihm heute viel mehr durch die Automatik abgenommen wird)

- Missverhältnis zwischen Aussenbild des Berufes bei/vor Berufswahl und tatsächlichen Arbeitsinhalten

- Fehlende Möglichkeit für positive Bestätigungserlebnisse (das Beste, was ein Pilot in seinem Job machen kann, ist ein reibungsloser Flugverlauf. Das wird von ihm selbst und anderen aber als "normal" und nicht als Leistung gesehen. Es ist für einen Piloten sehr schwer, sich positiv abzuheben)

- Wenig soziale Interaktion und Feedback im Job

 

Die Diskussion um Flugdienstzeiten als Lösung für Fatigue-Probleme anzusehen ist aus meiner Sicht daneben.

 

Gruss,

Florian

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- Fehlende Möglichkeit für positive Bestätigungserlebnisse (das Beste, was ein Pilot in seinem Job machen kann, ist ein reibungsloser Flugverlauf. Das wird von ihm selbst und anderen aber als "normal" und nicht als Leistung gesehen. Es ist für einen Piloten sehr schwer, sich positiv abzuheben)

 

Würde mich interessieren, ob das von den Piloten so gesehen wird. Nennt man "Gratifikationskrise" und ist insbesondere in sozialintensiven Berufen (Pflege, Spital, Arbeitsämter, Schulen, etc.) ein Thema, wo man am Ende eines Arbeitstages - aus Sicht der Betroffenen - auf wesentlich weniger zurückblicken kann, als beispielsweise Menschen, die etwas in der Materie "schaffen".

 

Meines Erachtens werden bei der Pilotenselektion jene Typen ausgewählt, die eben grade die Herausforderungen und Routinen des Pilotenjobs gleichermassen im gros als erfüllend empfinden. Das ist ja einer der Hauptgründe für das ganze BU- und FQ-Brimborium - es gibt nämlich durchaus Kandidaten, die bei LH, OS und LX alle Anforderungen erfüllen, von den Psychologen aber zu einem Gespräch auf die Seite genommen werden, weil man davon ausgeht, dass diesem Typus schnell langweilig wird auf der Linie, weil sie andere work-satisfaction-demands haben. Diese Menschen übernehmen, sollten sie sich dennoch für den Pilotenjob entscheiden, später oft Zusatzfunktionen im Unternehmen.

Ich nehme also an, dass Piloten, die für das Berufsbild prinzipiell geeignet sind, unter angemessenen Rahmenbedingungen durchaus ein Gratifikationsempfinden unmittelbar aus ihrer Tätigkeit generieren können.

 

Gruss

Johannes

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Ein Artikel (Englisch) zum Thema Aircrew Psychology.

Meines Erachtens eine gute Zusammenfassung - von jemanden, der es wissen muss (Dr. Helen Davey, ex Pan Am F/A, heute Psychologin u. Psychotherapeutin in den USA). Hier eine Liste von anderen interessanten Artikeln, die bereits von ihr publiziert wurden - einige davon aviatisch relevant.

 

Gruss

Johannes

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  • 1 Monat später...

aber zum ersten Mal handfeste Informationen - bravo!

 

Es geht also um die 1h Maximal Duty (13h) und 1h für die Nachtflüge (11h). Da bin ich auch einverstanden. Das würde ich unterschreiben.

 

Allerdings wird erneut nicht ganz korrekt widergegeben. Das sind die längsten Zeiten, bei einem Flug. Hier noch einmal der Vorschlag von EASA:

 

Maximum daily FDP — Acclimatised crew members (1-10 sectors)

0600–1329 13:00 12:30 12:00 11:30 11:00 10:30 10:00 09:30 09:00

1330–1359 12:45 12:15 11:45 11:15 10:45 10:15 09:45 09:15 09:00

1400–1429 12:30 12:00 11:30 11:00 10:30 10:00 09:30 09:00 09:00

1430–1459 12:15 11:45 11:15 10:45 10:15 09:45 09:15 09:00 09:00

1500–1529 12:00 11:30 11:00 10:30 10:00 09:30 09:00 09:00 09:00

1530–1559 11:45 11:15 10:45 10:15 09:45 09:15 09:00 09:00 09:00

1600–1629 11:30 11:00 10:30 10:00 09:30 09:00 09:00 09:00 09:00

1630–1659 11:15 10:45 10:15 09:45 09:15 09:00 09:00 09:00 09:00

1700–0414 11:00 10:30 10:00 09:30 09:00 09:00 09:00 09:00 09:00

0415–0429 11:15 10:45 10:15 09:45 09:15 09:00 09:00 09:00 09:00

0430–0444 11:30 11:00 10:30 10:00 09:30 09:00 09:00 09:00 09:00

0445–0459 11:45 11:15 10:45 10:15 09:45 09:15 09:00 09:00 09:00

0500–0514 12:00 11:30 11:00 10:30 10:00 09:30 09:00 09:00 09:00

0515–0529 12:15 11:45 11:15 10:45 10:15 09:45 09:15 09:00 09:00

0530–0544 12:30 12:00 11:30 11:00 10:30 10:00 09:30 09:00 09:00

0545–0559 12:45 12:15 11:45 11:15 10:45 10:15 09:45 09:15 09:00

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  • 8 Monate später...

Ist das jetzt die von Erpressern angedrohte Verunreinigung von Red Bull mit Fäkalien? :D

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