inn340 Geschrieben 17. September 2011 Geschrieben 17. September 2011 Hallo, das ist mein erster Post, also bitte nett sein :-)) Habe hier schon lange leise mitgelesen und mich aufgrund einer Flugerfahrung in jüngster Zeit entschlossen, hier mal eine Frage zu stellen... Kurz voraus, es geht um clear-air turbulences. Ich weiß, Piloten empfinden Turbulenzen ganz anders als Passagiere und ich weiß auch natürlich, dass das Empfinden der Stärke von Turbulenzen etwas höchst persönliches ist, aber dennoch will ich mal folgendes schildern. Ach so, nur so zum Hintergrund... Mein "Heimatflughafen" ist INN... Ich bin also an etwas turbulentere Starts und Landungen gewöhnt... Ich bin auch in Innsbruck schon ein paar Mal durchgestartet, wo ich in der Kabine schon gesehen habe, wie die übrigen Gesichter kreidebleich geworden sind... Hat mir alles nichts ausgemacht... Ich fliege auch sonst viel herum und relativ oft in die USA... Turbulenzen waren nie ein Problem. Ich bin jetzt allerdings Anfang September von SYD nach BKK geflogen... Der Flug hat noch ganz normal begonnen, aber als wir dann kurz davor waren, Australien hinter uns zu lassen und aufs offene Meer in Richtung Indonesien zu fliegen, kamen wirklich heftige Turbulenzen... Ich hatte das Gefühl, als würde jemand von hinten das Flugzeug anheben und kräftig durchschütteln... Es gab dann auch quasi Gegenbewegungen in die andere Richtung, sprich beim Rausblicken aus dem Fenster hab ich gesehen, dass die Flügel hochgingen und dann wieder runter, als würden wir eine Kurve fliegen und dann auf der anderen Seite hoch und wieder runter... Für mein persönliches Empfinden sehr unangenehm... Langer Rede, kurzer Sinn... Die Anschnallzeichen gingen für gute 4,5 Stunden nicht mehr aus, über weite Teile blieben diese starken Turbulenzen... Ich bin ganz vorne gesessen in der Maschine und die Purserin hat sich gleich eine FB geschnappt und ist nach hinten (ganz vorne war die Kabine quasi leer)... Als sie dann nach ca. 1 Stunde wieder nach vorne kam, hat sie sich entschuldigt und gesagt, der Pilot wisse nicht, wie lange das noch andauere, das seien clear-air turbulences und sie hätten schon leichte Kurskorrekturen versucht, aber ohne Erfolg... Als wir dann Richtung BKK kamen, sind wir dann auch noch im Gewitter dort gelandet... Ein Geschäftsmann aus SYD, der auf der anderen Seite saß, hat mir später auch gesagt, er fliege ca. alle 3 Wochen SYD-LHR und so einen turbulenten Flug hätte er in all den Jahren noch nie erlebt, diese Turbulenzen müssten Monsun-Ausläufer gewesen sein. Was mich dann allerdings gewundert hat war, dass die A-340-600 nicht ans Gate gefahren wurde (obwohl genügend frei waren), sondern wir - mitten im strömenden Regen und Gewitter - direkt vor dem Thai-Hangar aussteigen mussten... Nun meine Fragen... 1. Ich hab während dem Flug gesehen, dass ein Pilot immer wieder aus dem Cockpit kam und auch mal 20 Min. angeschnallt vorne allein auf dem Sitz des Pursers gesessen ist... War das ein 3-Mann-Cockpit? Kann ein Pilot bei clear-air turbulences einfach mal 20 Min. aus dem Cockpit raus? Gibt es Vorschriften, ab welcher Flugzeit ein 3-Mann-Cockpit den Flug durchführen muss (SYD-BKK ca. 9:30 h). 2. Die Purserin hat zum Abschluss gesagt, so starke Turbulenzen über einen so langen Zeitraum hätte sie noch nie erlebt... Zumal es auf der Strecke nach Australien eigentlich nie solche Turbulenzen gebe (in der Regel). Auf den Strecken nach HKG, Vietnam und vor allem NRT gebe es jedoch häufig stärkere Turbulenzen... Gibt es Gebiete, in denen Turbulenzen eher vorkommen, oder ist das nur subjektives Empfinden gewesen? 3. Stimmt es, dass Turbulenzen, je weiter hinten man sich im Flugzeug befindet, stärker wahrgenommen werden oder evtl. stärker sind (oder war das in dem Fall ein Spezifikum der 340-600, weil sie so lang ist)? 4. Gibt es Vorschriften, dass nach bestimmten Turbulenzen das Flugzeug genauer gecheckt werden muss? Ich frage mich immer noch, warum wir trotz freier Gates - und zudem noch am Heimatflughafen der TG - im Regen vor dem Hangar geparkt haben... 5. Und natürlich noch der Klassiker aller Fragen... Wie gefährlich sind solche clear-air turbulences? So, ich hoffe, dass die Fragen nicht total daneben sind und - bei Interesse - jemand vielleicht Lust hat, zu antworten... (und ich weiß, dass das alles subjektive Schilderungen sind!) Gruss, Ulrich Zitieren
Lausig Geschrieben 17. September 2011 Geschrieben 17. September 2011 3. Stimmt es, dass Turbulenzen, je weiter hinten man sich im Flugzeug befindet, stärker wahrgenommen werden oder evtl. stärker sind (oder war das in dem Fall ein Spezifikum der 340-600, weil sie so lang ist)? So weit ich weiss; ja, weil das Flugzeugs den Auftrieb hauptsächlich an den Flügeln etwa in der Mitte erfährt. Wenn das Flugzeug nun an der Querachse gedreht (geschüttelt) wird, werden logischerweise das Heck und der Bug um eine grössere Distanz bewegt, als an der ungefähren Mitte. Das gleiche gilt für die Hochachse (aber nicht für die Längsachse!). Zitieren
FalconJockey Geschrieben 18. September 2011 Geschrieben 18. September 2011 Hallo und willkommen im Forum, bitte die Regeln durchlesen, bei uns muss mit dem realen Vornamen unterschrieben werden. Kannst Du ja nachholen, indem Du Deinen ersten Beitrag editierst. 1. Ich hab während dem Flug gesehen, dass ein Pilot immer wieder aus dem Cockpit kam und auch mal 20 Min. angeschnallt vorne allein auf dem Sitz des Pursers gesessen ist... War das ein 3-Mann-Cockpit? Kann ein Pilot bei clear-air turbulences einfach mal 20 Min. aus dem Cockpit raus? Gibt es Vorschriften, ab welcher Flugzeit ein 3-Mann-Cockpit den Flug durchführen muss (SYD-BKK ca. 9:30 h). Bist Du sicher, dass das ein Pilot war? Falls ja, wuerde es mich wundern, allerdings kann die Crew so oft in das Cockpit gehen wie sie will :) Vielleicht war dem Kapitaen ja uebel und der fluechtende Pilot wollte sich die Misere nicht anschauen :D Und wenn da WIRKLICH ein Pilot auf den Jumpseat gegangen ist, dann waren das GANZ SICHER mindestens drei Piloten unterwegs, alles andere wuerde ja keinen Sinn machen, wenn Du genauer darueber nachdenkst. Intern kann jede Firma bestimmen, ab wann und auf welchen Strecken sie drei oder mehr Piloten auf die Reise schickt, egal was die Vorschriften sagen. Natuerlich sind die Vorschriften das legale Minimum, Airlines koennen es noch strenger handhaben, nicht laxer. 2. Die Purserin hat zum Abschluss gesagt, so starke Turbulenzen über einen so langen Zeitraum hätte sie noch nie erlebt... Zumal es auf der Strecke nach Australien eigentlich nie solche Turbulenzen gebe (in der Regel). Auf den Strecken nach HKG, Vietnam und vor allem NRT gebe es jedoch häufig stärkere Turbulenzen...Gibt es Gebiete, in denen Turbulenzen eher vorkommen, oder ist das nur subjektives Empfinden gewesen? Sicher, wenn man ueber die Aequatorregion fliegt und dort die ITCZ erwischt, kann es holprig werden. In diesem Fall scheint es ja mit dem Monsun zusammenzuhaengen. Dazu koennen vielleicht unsere Asien-Experten aus dem Cockpit was schreiben, bin da nicht so mit der Praxis vertraut. 3. Stimmt es, dass Turbulenzen, je weiter hinten man sich im Flugzeug befindet, stärker wahrgenommen werden oder evtl. stärker sind (oder war das in dem Fall ein Spezifikum der 340-600, weil sie so lang ist)?Ja, laengerer Hebelarm ergibt hoeheren Ausschlag. 4. Gibt es Vorschriften, dass nach bestimmten Turbulenzen das Flugzeug genauer gecheckt werden muss? Ich frage mich immer noch, warum wir trotz freier Gates - und zudem noch am Heimatflughafen der TG - im Regen vor dem Hangar geparkt haben...Nur wenn die Limits ueberschritten wurden. Dies kann man aber nirgends im Cockpit ablesen. Wenn sowas geschieht, dann wird in den mordernen Flugzeugen wohl eine automatische Nachricht vom Diagnosesystem an die Heimatbasis geschickt. Auch hier gilt: Bitte die Airliner mal kurz kommentieren. 5. Und natürlich noch der Klassiker aller Fragen... Wie gefährlich sind solche clear-air turbulences?Solange man angeschnallt ist, sind sie harmlos fuer die Technik. Man muss halt mit den Getraenken aufpassen. Es gilt auf JEDEM Flug: Angeschnallt bleiben, ausser man steht kurz auf. Es reicht, wenn der Sitzgurt weit eingestellt ist, Hauptsache man kann sich nicht den Kopf an der Decke anhauen, das kann toedliche Verletzungen hervorrufen. Die ganzen Clowns, die unangeschnallt fliegen warne ich schon nicht mehr, die sind dann selbst Schuld. Es wird oft genug darauf hingewiesen. Zitieren
inn340 Geschrieben 18. September 2011 Autor Geschrieben 18. September 2011 Hallo FalconJockey, danke für den Hinweis, ich hab einen Gruss + Namensnennung hinzugefügt. Danke auch für die Beantwortung der Fragen soweit! Bist Du sicher, dass das ein Pilot war? Falls ja, wuerde es mich wundern, allerdings kann die Crew so oft in das Cockpit gehen wie sie will :) Vielleicht war dem Kapitaen ja uebel und der fluechtende Pilot wollte sich die Misere nicht anschauen :D Und wenn da WIRKLICH ein Pilot auf den Jumpseat gegangen ist, dann waren das GANZ SICHER mindestens drei Piloten unterwegs, alles andere wuerde ja keinen Sinn machen, wenn Du genauer darueber nachdenkst. Intern kann jede Firma bestimmen, ab wann und auf welchen Strecken sie drei oder mehr Piloten auf die Reise schickt, egal was die Vorschriften sagen. Natuerlich sind die Vorschriften das legale Minimum, Airlines koennen es noch strenger handhaben, nicht laxer. . Ja, ich bin mir relativ sicher, dass es ein Pilot war, denn die FB sind bei der Thai ganz anders angezogen und ich hab die FB vorne gesehen (die kommen sich ja persönlich vorstellen und die anderen rennen ja auch in ihren hübschein Thai-Uniformen vorbei)... Ich hab das auch vor dem Hintergrund gefragt, dass ich es von der LX her so kenne, dass bei einem 3-Mann-Cockpit der 3. Pilot bei Start/Landung ganz vorne mit in der Kabine sitzt, ich aber bei TG keinen Piloten bei Start/Landung in der Kabine gesehen habe, aber eben später inmitten der Turbulenzen ständig jemanden aus dem Cockpit raus und reingehen, der dann eben auch für längere Zeit auf dem Platz des Pursers gesessen ist. Und auf dem Hinflug nach SYD hatten wir wohl "nur" 2 Piloten, weil die gesamte Crew der Maschine mit mir durch die Immigration ist und ich nur 2 Piloten gesehen habe... Deshalb der Grund für meine Frage... Aber das wird schon anders gehandhabt werden als bei der LX und der 3. Pilot sitzt wohl auch schon beim Start im Cockpit? Aber wo ist das legale Minimum? Ab wann müssen es 3 Piloten sein? Warum sitzt eigentlich bei der Swiss der 3. Pilot bei Start/Landung nicht mit im Cockpit? Gruss, Ulrich Zitieren
FalconJockey Geschrieben 19. September 2011 Geschrieben 19. September 2011 Tja, in dem Fall könnte es auch sein, dass der "unruhige" Pilot einfach nur als Passagier auf dem Jumpseat mitgeflogen ist und dies in Uniform getan hat. Ansonsten ist das auch ein wenig seltsam, das Verhalten. Das legale Minimum regelt für europäische Airlines die EASA in ihren EU-OPS-Dokumenten. Mit zwei Piloten darf man eine maximale Dienstzeit von 13 Stunden ausüben, solange man bis zu 2 Flüge durchführt. Es gibt noch weitere Einschränkungen, die man im entsprechenden Dokument nachlesen kann. Zitieren
Thomas Linz Geschrieben 19. September 2011 Geschrieben 19. September 2011 Hallo Ulrich, Andreas hat schon eigentlich fast alles gesagt. Hier nur eine kleine Ergänzung. Das Gefühl von schweren Turbulenzen ist sehr subjektiv. Die meisten Passagiere haben noch nie wirklich severe turbulences erlebt. Ich kann Dir garantieren, bei derartigem Geschaukel kann sich keiner mehr im Flugzeug frei bewegen, ohne an irgendeiner Kante zu zerschellen. Bei solchen Turbulencen schreibt zumindest Boeing einen technical Check vor (A sicherlich auch). Deswegen haben die wohl vorm Hangar geparkt. Als ganz ungefährlich würde ich echte severe turbulences nicht bezeichnen. Ich habe allerdings schon Pireps über severe turbulences gehört, die würde ich nichtmal als moderate bezeichen. Die sind dann wirklich harmlos. Gruß Thomas Zitieren
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