pkw21 Geschrieben 20. August 2011 Geschrieben 20. August 2011 --- Mit Q400 und Zug durch und über sieben Bundesländer --- Nachdem wir unseren alljährlichen Sommerurlaub in diesem Jahr schon in den Juni vorverlegt hatten, musste ich mir damit für die restlichen Sommerferien eine Beschäftigung überlegen, um mich in den sieben Wochen allein in Wien nicht zu langweilen. Schnell wurde klar, dass ich mir aus diesem Grund zum ersten Mal das Sommerticket der ÖBB, mit dem man die ganzen Ferien über gratis durch Österreich fahren kann, zulegen würde und so unter anderem die Bundesländerflughäfen, die ich bis dato nicht kannte, besuchen könnte. Um die Trips zudem noch interessanter zu gestalten, kam ich dann auf die Idee, auch einige Inlandsflüge dazuzubuchen. Leider sollte jedoch Welcome Air bald die Verbindung Graz-Innsbruck mit Dornier 328 streichen und auch Robin Hood hatte offenbar zu jener Zeit andere Sorgen, als die Verkehrsrechte für die zwei wöchentlichen Linz-Graz Rotationen zu beantragen, damit ich einmal die Möglichkeit hätte, Saab 340 zu fliegen. Damit blieb also nur das etwas begrenzte Inlandsstreckennetz der AUA übrig und, nachdem ich über längere Zeit Preise für verschiedene Gabelflugvarianten verglichen hatte, entschied ich mich dafür, zwei Reservierungen für die Streckenführungen Graz-Wien-Klagenfurt und Linz-Wien-Salzburg mit Gutscheinen auf verschiedenen Flugportalen zu tätigen, um so den Preis auf knapp 50 Euro pro Destination zu drücken. In einem Zeitraum von einem Monat würde ich so jede Woche einen neuen Regionalflughafen kennenlernen und nebenbei auch noch ausgiebig Dash 8-400 fliegen. GRAZ Am 27. Juli ging es also mit dem IC ab Wien Meidling zum Grazer Hauptbahnhof, wo ich in einen Regionalzug umstieg und bequem den Flughafen erreichte. Sofort entdeckte ich die kleine Besucherterrasse, auf der gerade zur Stoßzeit um 12:00 recht viel los war. Eine verspätete Austrian Arrows Fokker 70 wartete auf ihre Startfreigabe nach Griechenland, eine NIKI A320 brach gerade in Richtung Palma auf und eine Intersky in Steiermark-Bemalung machte einer Augsburg Airways Q400 aus München Platz. Aus dem Zug heraus hatte ich bereits eine Cirrus Embraer 170 erblickt, die am Vortag aus Paris gekommen war und an jenem Tag nach Leipzig/Halle zurückkehren sollte und am Rande des Vorfelds auf ihren Einsatz wartete. Von dem angrenzenden Zaun unweit des Terminals beobachtete ich – gemeinsam mit unzähligen lästigen Insekten – anschließend das Geschehen und lichtete die Maschinen ab, die direkt an mir vorbei zur Startbahn rollten: Eine 737-800 in Laudaair-Bemalung, die Sonnenhungrige nach Antalya brachte, eine schneeweise Fokker 100 der Denim Air, die aus Tiflis in Graz gelandet war und anschließend nach Bratislava aufbrechen sollte, Lufthansa und Töchter, Ryanair mit „Communitat Valenciana“-Titeln und natürlich jene Cirrus ließen sich blicken. Nachdem ich mir an der Information den Code für die Lounge geholt und die gründlichste Sicherheitskontrolle meines Lebens passiert hatte, ging es bald darauf in die volle Abflugshalle, wo Austrian, Lufthansa (soeben war eine Boeing 737-500 der Airline eingetroffen) und Robin Hood-Passagiere auf das Boarding ihrer Flüge warteten. Leicht verspätet durften wir dann schließlich unsere OE-LGE entern, mussten uns jedoch wegen einer Überlastung des Flughafen Wien noch etwas in Geduld üben. Der Flug war mit einer Auslastung von 95% sehr gut gebucht – wie ich aus den Gesprächen meiner Mitreisenden in der Maschine und während der Busfahrten schließen konnte, waren fast ausschließlich Franzosen, sowie Österreicher mit Anschluss nach Paris an Bord. Nach dem Start wurden hastig winzige Vöslauerflaschen verteilt und unmittelbar danach wieder eingesammelt, da die Landung in Schwechat bereits bevorstand. Dort angekommen durften wir jedoch das Flugzeug eine gute halbe Stunde nicht verlassen, da aufgrund eines Gewitters und akuter Blitzgefahr das Groundhandling in Wien eingestellt worden war. Die Ankunftshalle war dementsprechend überfüllt, die Bildschirme reichten gar nicht mehr aus, um all die angekommenen Flüge anzuzeigen, deren Gepäck noch nicht ausgegeben worden war. KLAGENFURT In der Woche darauf machte ich mich mit der S7 auf den Weg zum Flughafen und nach einem kurzen Abstecher in der neu gestalteten Jet Lounge ging es zu den Busgates, wo das Boarding der ausgebuchten Maschine nach Klagenfurt verspätet begann. Die OE-LGK, wieder eine Dash 8, leider ebenfalls noch mit der alten Inneneinrichtung, sollte mich und unzählige deutsche Umsteiger zum Wörthersee bringen, wo viel besseres Wetter als in der verregneten Hauptstadt herrschen sollte. Der Flug verlief erneut unspektakulär, zusätzlich zu den Mini-Vöslauerflaschen wurde auch Tee und Kaffee gereicht. Über das leere Vorfeld verschlug es mich erst einmal in die Ankunftshalle und hinauf auf die Dachterrasse, wo ich fast fünf Stunden lang das etwas schleppende Treiben auf dem kleinen Flughafen beobachtete. Air Berlin und NIKI kamen mit A319 und EMB190 aus Hamburg und Berlin und Air Dolomiti mit ATR brachte Passagiere aus München. Am Vorfeld waren nie zwei Maschinen zugleich, weshalb auch immer zu Fuß geboardet werden konnte. Einzig die kleine italienische Lufthansa-Tochter bekam ihren Bustransfer. Der Weg nachhause von Annabichl über St.Veit/Glan und Wien Meidling stellte sich jedoch als relativ mühsam heraus: Fünf weitere Stunden brauchte ich mit drei verschiedenen Zügen vom Flughafen Klagenfurt nach Floridsdorf. LINZ Am 11. August sollte es dann zum schnell erreichbaren Flughafen Linz gehen. Angekommen mit dem Railjet am Linzer Hauptbahnhof, nahm ich eine Schnellbahn nach Hörsching und ließ mich dort von einem Kleinbus des Flughafens gratis zum Airport bringen. Auch hier verbrachte ich wieder meine Zeit auf der Terrasse, beziehungsweise am an einem Taxiway entlangführenden Zaun. NIKI A320 und A321, die nach Samos/Rhodos und Hurghada flogen, Austrian Arrows aus Wien, Lufthansa 737 und Embraer 190 aus Frankfurt, Ryanair aus Stansted und schließlich endlich auch eine (erneut verspätete) Robin Hood Saab, die aus Graz über Linz nach Zürich weiterflog, sowie einige Maschinen des Österreichischen Bundesheeres kamen mir zu Gesicht. Nach der Sicherheitskontrolle mussten die gezählten 16 Passagiere für den Flug nach Wien noch etwas Geduld haben, da die drei in Linz zusteigenden Gäste der Robin Hood zuerst abgefertigt werden mussten. Endlich wurden wir anschließend mit einem Bus zur fast leeren OE-LGM, diesmal endlich einer Q400 mit dem neuen „Next Generation“-Interieur, gebracht. Durch die neue LED-Beleuchtung, die größeren Fenster und Overhead Compartments und die anders gestalteten Wandverkleidungen wirkte die Maschine von innen gleich viel freundlicher und heller als ihre Vorgänger. Mit der obligatorischen Bordverpflegung bestehend aus Wasser, Tee und Kaffee kam einem der kurze Hüpfer noch kürzer vor und bei strahlendem Wetter und klarer Sicht auf die Stadt und darüberhinaus, setzten wir überpünktlich in Wien auf. SALZBURG Der Morgen vor meinem Flug nach Salzburg, der für 10:00 angesetzt war, verlief recht vielversprechend, hatte ich doch bei der Boardkartenkontrolle einen drei Euro-Gutschein für den Dutyfree gewonnen und sofort eingelöst. Pünktlich zur Boardingzeit war ich dann schon bei den B-Gates, wo sich jedoch gerade etwas abspielte, was ich so schnell nicht vergessen sollte und was meine Stimmung, sowie die meiner Mitreisenden trübte. Am Nachbargate für einen LOT-Flug nach Krakau war ein fünf Monate altes Baby in den Armen ihrer polnischen Mutter kollabiert und nicht einmal die schnell eingetroffenen Sanitäter und ein Kinderarzt konnten den kleinen Jacob, der auf einem Langstreckenflug aus Toronto angekommen war und nach Polen weiterfliegen sollte, in jener halben Stunde reanimieren. Schaulustige unter den Flughafenmitarbeitern und Passagieren mussten mitansehen, wie die verzweifelte Mutter ihr Kind anflehte, bei ihr zu bleiben, und der Vater in Tränen ausbrach. Auch Minuten nach dem Abtransport durch die Rettung konnte der Betrieb um Gate B36 noch nicht normal fortgesetzt werden. Das hilflose Bodenpersonal, auf deren Tisch der Bub behandelt worden war, war noch immer in Tränen aufgelöst und auch einige Passagiere konnten ihre Verstörtheit kaum verbergen. Nachdem auch mich dies sehr beschäftigt hatte, musste ich am nächsten Tag leider in der Zeitung lesen, dass Jacob nicht mehr geholfen werden konnte. Rund 40 Personen wurden dann schließlich zur Q400 „Next Gen“ „Altenrhein“ gebracht und von verstörend freundlichen Flugbegleitern in Empfang genommen, die mit der getrübten Stimmung ihrer Gäste nichts anzufangen wussten. Auch jener Flug war wieder sehr kurz und bis auf eine wunderschöne Aussicht auf die Alpen und Salzkammergutseen (die man natürlich nur auf der Seite genießen konnte, auf der ich nicht Platz genommen hatte) unspektakulär. Zwei Air Berlin-Flugzeuge, eine A319 und eine 737-700, wollten gerade nach Deutschland zurückkehren, als wir landeten. Von der Besucherterrasse, sowie einem „Spotterhügel“ in der Nähe des Ski-Terminals hatte man die Flieger schön im Blick: NIKI mit A320 (Mallorca) und A321 (Kos), Ryanair, First Choice mit A320 aus Manchester, Germanwings, British Airways aus London Gatwick, Austrian Arrows F100 aus Frankfurt und Cirrus aus Zürich, sowie einige Bizjets konnte ich an jenem Nachmittag ablichten. Mit Bus, Intercity, U-Bahn und Schnellbahn fuhr ich schließlich nachhause. Schöne Grüße aus Wien, Patrick Zitieren
tamiko Geschrieben 20. August 2011 Geschrieben 20. August 2011 Schöne Reportage! musste ich mir damit für die restlichen Sommerferien eine Beschäftigung überlegen, um mich in den sieben Wochen allein in Wien nicht zu langweilen. *schmunzel* Keine Sorge, die Schulzeit verfliegt so rasend schnell, dass man keine zwei, drei Augenblicke später berufstätig ist, und sich über eine ganze planbare freie Woche am Stück den sprichwörtlichen Haxn ausfreut :005: (zumindest war es bei mir so...) Irgendwie ist es aber auch ein bisschen traurig anzusehen anhand deiner Reportage, welchen Stellenwert die öst. Bundesländerflughäfen (im Sommer) zu haben scheinen... Wie du ja geschrieben hast, hat Welcome Air die Linienflüge eingestellt, und Robin Hood ist sowieso ein grüner Spezialfall... -Dann gibt es die "üblichen" Charterflüge an die beliebtesten öst. Sonnenziele (Mallorca, Griechenland, Türkei, Ägypten). -airberlin und 4U (Erstere bald nicht mehr :( ) bringen deutsche Touristen in das schöne Kärnten und Salzburg. -Mit O'Leary geht es 3x pro Woche nach "Staaanstad" ...und der Rest sind Leute die mit Austrian via Wien oder mit Lufthansa via München/Frankfurt/Zürich (Cirrus) im Star Alliance Streckennetz fliegen/propellern :D ... im Groben und Ganzen Dein Bericht zeigt meiner Meinung nach sehr gut (wie auch vor kurzem in einem anderen Thread hier im Forum geschrieben), dass die Situation (leider) überhaupt nicht mit der in der Schweiz (Zürich vs. Bern, Darwin nach Lugano etc.) vergleichbar ist :007: Mich würde noch interessieren, wie lange die effektive Flugzeit für Linz->Wien war? :008: lg, Joseph PS: Bei der nächsten "Tour d'Autriche" umbedingt auch die Innenstädte ansehen gehen wenn noch nicht getan (vielleicht mit Ausnahme von Linz :009: ) Oder gleich nur für ein Abendessen nach Salzburg. ÖBB Sommerticket gilt noch bis 11. September :D Zitieren
pkw21 Geschrieben 20. August 2011 Autor Geschrieben 20. August 2011 danke! klar, die Innenstädte mache ich extra. In Graz war ich schon im Juli, die Stadt Salzburg möchte ich nächste Woche anschauen. :005: Ich habe gerade die Aufnahmezeiten der Fotos vom Linz-Trip angeschaut: Um 18:19 sind wir in LNZ losgerollt, um 18:24 waren wir dann auf der Startbahn, touch down in VIE um 18:47. Ausgestiegen bin ich um 18:50...:cool: Zitieren
dotter1976 Geschrieben 21. August 2011 Geschrieben 21. August 2011 Danke für den Bericht! Die Flugzeit Wien-Linz bekomme ich auch mit der "Kleinen" hin (fast :005:) Du warst in Salzburg und hast den Hangar 7 nicht besucht? Zitieren
pkw21 Geschrieben 21. August 2011 Autor Geschrieben 21. August 2011 Hangar 7? Nein, dort war ich nicht. Sind dort die Red Bull Flieger untergebracht? Zitieren
dotter1976 Geschrieben 22. August 2011 Geschrieben 22. August 2011 Ja genau...zu Fuss erreichbar in ca. 10-20 min. genial dort! Zitieren
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