Kitfox503 Geschrieben 11. Juli 2011 Geschrieben 11. Juli 2011 Hallo Zusammen, Um es gleich vorneweg zu nehmen: Ich bin sicher kein Meisterfotograf und mein deutsch hat nach 5 Jahren Finnland auch etwas gelitten. Ich bitte also um Nachsicht. Kennt Ihr das? Eigentlich ist im Leben alles in Ordnung, da kommt eine Kleinigkeit, die alles für einige Zeit auf den Kopf stellt. In meinem Falle war es eine simple SMS von meinem alten Bekannten und Fliegerkollegen Robert, was ich davon halten würde, wenn wir im folgenden Jahr einen Flieger in den USA chartern und das Land abfliegen. Natürlich war ich sofort Feuer und Flamme! Ich holte im Frühjahr 2009 meinen US-PPL nach, aber ein paar Wochen später musste ich mich einer Operation unterziehen. Somit mussten wir leider unser Vorhaben um ein Jahr verschieben. Damit hatten wir zwei Jahre Zeit um den Trip ausgiebig zu planen. Um es vorneweg zu nehmen, am Ende hat unser Flug fast wie geplant geklappt. Nur die Westküste haben wir wegen dem Wetter nicht gesehen. Unser Flugweg: Die Punkte sind die Übernachtungen Ein paar Fakten: Total ca. 6.700 nm Ca 65 Flugstunden 27 Bundesstaaten besucht, bzw. überflogen 3 Wochen on Tour 14 Flugtage Und plötzlich wird es Ernst. Zeit Sachen zu packen. Wie wenig man eigentlich für 4 Wochen Urlaub braucht.. Für mich ist es erstmal ein kleiner Hoppser; Vantaa – Frankfurt. Robert hat mich vom Flughafen abgeholt und erstmal gibt es im Biergarten bei Tee (Hopfentee natürlich..) ein letztes Briefing. Danach packt der Herr noch geschwind seinen Koffer. Zeit zu schlafen. Am nächsten Morgen, warten aufs Boarding. Zeit um zum 150sten Mal irgendwelche Unterlagen durch zu gehen. :rolleyes: Mit US Airways geht es über Philadelphia nach Tampa. Über den Teich ist geschafft, im zweiten Flieger nach Tampa. Unterwegs gibt es eine Lektion zum Thema amerikanisches Wetter. Endlich in Florida. Der folgende Tag vergeht mit Einweisung auf die Piper Archer II, N82746, sie soll für die nächsten vier Wochen unsere Weggefährtin sein. Am nächsten Morgen geht es endlich los. Unser Tagesziel sind die Outer Banks in North Carolina. Ich habe die Ehre, den ersten Flug machen zu dürfen. Piper746 ist basic VFR ausgerüstet, ohne Autopilot. Langsam geht es Richtung Nord-Ost, den Atlantik entgegen. Da ist der grosse Teich. Nach einem kurzen Tankstop in Brunswick geht es über Georgia weiter. Stimmung an Bord ist inzwischen von einer gewissen Anfangsanspannung auf „macht Spass“ gewechselt. Über South Carolina geht es nach.. …North Carolina.. … wo wir die Outer Banks erreichen. Wir landen in Okracoke, ein kleines, unbesetzes Flugplätzchen. Mein Plan war Zelt, grillen und einen schönen Abend machen. Leider hatte ich die Rechnung ohne die einheimischen Stechmücken gemacht. Die finnischen Mücken sind ja noch soweit nett, als dass sie sich mit Summen ankündigen, die amerikanischen Kollegen sind schlauer; man hört sie nicht, sie stehen nur.. Wir gehen in die Ortschaft zum essen, statt zu grillen. Zurück beim Flugplatz verzieht sich Robert bald ins Zelt, ich bleibe beim Bier noch eine Weile sitzen, mein finnisches Blut schmeckt den Biestern nicht so gut. Als ich am nächsten Morgen erwache ist das Mosquitonetz am Eingang vom Zelt gerade zu schwarz. Wir geben uns geschlagen und packen unseren Kram in den Flieger. Diesmal ist es nur ein kleiner Sprung... ..nach Kitty Hawk. Im Anflug auf First Flight Airfield Ach ja, ist nicht neu, dass man von Otto Lilienthal noch nichts gehört hat. Von Karl Jatho und Gustav Weisskopf schweig ich auch mal besser.. Egal, das Wright Brother Monument ist beeindruckend. Such a hero in front of it... Noch so Einer.. Eines muss man den Amis lassen; sie verstehen Geschichte greifbar zu machen. Die nachgebauten Schuppen. Der Herr ganz links im roten T-Shirt hat von der Hitze schon wieder die Nase voll. Sind auch nur so 36 C. Mir läuft auch schon die Suppe runter. Und weiter geht es. Der Tag entwickelt wirklich eine Affenhitze, teilweise gibt uns ATIS mehr als 100 F (rund 37 C). Bei einer Zwischenlandung kommt uns die Erkenntnis, dass unser Flieger mit einem Backofen durchaus seine Parallelen hat: Oberhitze (Sonne), Unterhitze (dunkelblaue Ledersitze), Umluft (Motor, nur bei geöffneter Türe lässt sich das Rollen ertragen). :D Immer weiter an der Küste entlang Richtung New Jersey. Schliesslich im Endteil auf Monmouth. Wir haben den Flugplatz gewählt um aus dem Luftraum von JFK zu bleiben. Als wir das FBO entern stellt sich die Frage wie wir nach Manhattan kommen. Ich, als in der Helsinki Region lebender Finne, setze bevorzugt auf öffentliche Verkehrsmittel. Meine Idee ist Zug, zur Not auch Taxi. Robert ist öfters mit dem Auto in Frankfurt/Main unterwegs und setzt deshalb auf Mietwagen. Mir wäre es in hundert kalten Wintern nicht in den Sinn gekommen, dass man sich im Auto nach Manhattan wagen könnte. Die Dame hinter dem Schalter ist so nett und erkundigt sich beim örtlichen Taxiunternehmen nach dem Preis nach Big Apple. „130 Dollar, Auto kostet 37 Dollar pro Tag“. „We take the car“ sagen wir wohl gleichzeitig. Okey, denke ich mir, wenn der Herr sich seiner Sache so sicher ist.. Wir laden also das Auto ein und fahren los. Nach einer Stunde Autofahrt sind wir da. Ich will ehrlich sein, ich hätte es mir nicht zugetraut, aber Robert hat die Sache mehr als suverean gemacht und nicht einem einzigen Drängler durch gelassen. „Wer die besseren Nerven hat, gewinnt“ Den Satz wird ich mir merken… Aber am Ende sind wir im Hotel angekommen. Nach einer gerade zu erlösenden Dusche, der komplette Tag war nicht nur jenseits von 35 C sondern auch richtig schwül, geht es zu später Stunde nach Manhattan rein. Me too.. Nach dem ersten Sightseeing geht es in die nächste Bar. Nach dem anstrengenden Tag bedarf es nur einer kleinen Anzahl von Tees (Hopfen.., Ihr wisst schon) um den Abend recht lustig ausklingen zu lassen.. Am nächsten Tag geht die Touristentour weiter. Wo ist den nur der Himmel hin.. Empire State Building Kurz nach Mittag machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Flugplatz, den wir wollen noch 2-3 Stunden fliegen. Wir haben Sonntag und wir planen Dienstag Morgen in Oshkosh anzukommen, da es nach allgemeiner Meinung der ruhigste Tag ist. Somit müssen wir Montag Abend bei Chicago sein. Aber bei der Fahrt sehen wir schon, dass eine Kaltfront von Westen rein kommt, so dass an fliegen gar nicht erst zu denken ist. Wir verlängern den Mietvertrag für das Auto um einen Tag und machen uns auf die Suche nach einem Motel. Mit einem Motel 6, rund 30 Meilen weg, werden wir fündig. Am nächsten Morgen ist es wunderbar klar. Auf Richtung Westen! Über die Appalachen.. Anflug auf Penn Valley Penn Valley stellt sich als richtig nettes Flugplätzchen heraus. Ist man die Verhältnise in Europa gewohnt, so fällt es am Anfang schon schwer sich daran zu gewöhnen, dass man, nachdem man das FBO betreten hat, erstmal eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt bekommt, danach eine Kaffee angeboten und zum Schluss auch noch auf einen Hamburger eingeladen wird. Auch das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite, endlich haben wir die schwüle Luft hinter uns gelassen. Robert plant den nächsten Flug Und weiter geht es. Die Bordverpflegung ist noch ausbaufähig; heute servieren wir „Two bite Brownies à la sun-warmed“ Langsam wird es Abend und wir müssen schauen wie wir es bis nach Chicago schaffen. Wir machen in Findlay, Ohio Tankstop und kaufen die nächsten Sectional Charts. Wir suchen uns Poplar Grove aus. Es liegt Nordwestlich von Chicago und bietet damit den optimalen „Absprungplatz“ nach Oshkosh. Das FBO ist bis Sunset geöffnet. Aber nachdem wir die Flugplanung gemacht haben, passt es hinten und vorne nicht. Der Blick auf die Uhr verrät uns, dass einfach eine Stunde fehlt und dass wir es nicht mehr schaffen. Nach einer Weile rätseln dämmert es uns, dass wir ja in eine neue Zeitzone fliegen und uns eine Stunde geschenkt wird. Alles zum ersten Mal.. :o Irgendwo über Indiana Wir nähern uns Chicago, da ist ganz schön was los in der Luft, wir machen einen Bogen drum herum. Am Horizont ist Chicago Anflug auf Poplar Grove, ziemlich optimiertes Timing wenn man bedenkt, dass wir diesen Tag über 700 nm zurückgelegt haben.. Beim Anflug dachte ich mir schon, dass der Flugplatz etwas komisch aussieht. Wer baut schon ein Dorf bis an die Bahn? Beim zurückrollen ist alles klar, es ist ein Airpark. Kurz gesagt; ersetze die Strassen durch Taxiways und die Garagen durch Hangars. Ich weiss jetzt wo ich wohnen möchte.. :) Auch hier finden wir ein super nettes FBO. Der Crew Car ist schon vergeben, wir bekommen kurzerhand den firmeneigenen Van. Umsonst, versteht sich. Robert tankt die Archer auf, während ich das Hotel buche. Unser Plan ist ganz einfach; der Anflug ist ab 7.00 offen. Und da wollen wir über RIPON (erster Einflugpunkt) sein, damit sollten wir den grössten Ansturm umgehen. Soweit der Plan. Nach dem Abendessen klemmen wir uns hinter den Rechner in der Hotellobby um die letzten NOTAMS zu checken. Grosse Ernüchterung: KOSH ist für Anflüge gesperrt. Grund sind vorhergegangene Regenfälle, die den Boden komplett aufgeweicht haben. Wenigstens brachen wir nicht mehr so früh aufstehen.. Am nächsten Morgen hat sich die Lage nicht verändert. Der Flugplatz ist weiterhin gesperrt. Wir überlegen verschiedene Alternativen, bishin den Flieger in Polpar Grove stehen zu lassen und mit einem Mietwagen zum Airventure zu fahren. Das ist natürlich wenig befriedigend. Missmutig fahren wir zum Flugplatz. Die Chefin meint, wir sollten mal ins Life-ATC reinhören. Oshkosh hat gerade wieder aufgemacht und im Funk ist die Hölle los. Wir beschliessen, obwohl es bald Mittag ist, zu fliegen. Nochmal wird der Anflug durchgegangen, dann geht es los. Man beachte die „entspannte“ Haltung der Crew... Robert fliegt, ich kümmere mich um den Funk. Je näher wir an RIPON heran kommen, umso angespannter werden wir. Ich habe inzwischen von ATIS auf FISK Approach (FISK ist nach RIPON der zweite Einflugpunkt) geschalten und wieder empfängt uns ein ganz schönes Spektakel. Wir suchen den Luftraum konzentriert ab, aber um uns herum ist alles leer. Wir überfliegen RIPON und folgen, streng nach NOTAM, die Eisenbahn nach FISK. Tatsächlich haben wir Glück gehabt und erwischen eine ruhige Minute. Schliesslich hören wir „White Cherokee, follow railroad track to right downwind 27, monitor tower on 118.5, rock your wings“. Wir wackeln also mit den Flächen und fliegen der Eisenbahn weiter entlang. Kaum sind wir im Gegenanflug, kommt schon aus dem Funk; „White Cherokee, you are cleared to land, touch down on orange dot, leave runway on green dot, rock your wings“. Mir fällt in dem Moment schon ein Felsen vom Herzen, den der Robert kann fliegen und der Rest ist noch eine Kleinigkeit. Aber irgendwie bin ich trotzdem noch zu aufgeregt um ein paar vernünftige Bilder machen zu können. Nach rund 20 min rollen stehen wir auf unserem Platz, mitten im „General Aviation Camping“, North 40 genannt. Nachdem der Motor steht werfe ich die ganzen Anflugkarten nach hinten, erstmal raus aus dem Flieger! Schon werden wir von zwei Volenteers begrüsst. Wir sind in Oshkosh! Zugegeben, wir sind schon mächtig stolz.. Zuerst geht es zum Registrieren, danach richten wir uns häuslich ein. Robert baut seine Behausung auf,.. ...während ich mit meinem „Kitfox-tauglichen“ Leichtzelt recht schnell fertig bin. Dafür muss ich aber auch mit dem allmorgentlichen Kondenswasser auf der Nase leben.. Oshkosh kann man nicht beschreiben, man muss es selbst erlebt haben. Auch kann man es nicht in Bildern zeigen. Was das Airventure ausmacht, ist die Stimmung. 12.000 Flugzeuge, rund 1 Million Besucher, eine Woche lang geht es nur um Luftfahrt. Hier nur einige Bilder von den 5 Tagen, in denen wir mitten drin waren. Aeroshell Square Nur RV’s auf dem Bild. Unmöglich sie zu zählen. Am Nachmittag geht die Airschow los. Hier eine private Phantom.. Aeroshell Team Auf dem Campingplatz gibt es einen Art Supermarkt, wo wir nach der Show einkaufen. Mit unserem Bunzenbrenner können wir nicht nur unseren Kaffee am Morgen machen, sondern für Ravioli aus der Dose reicht es auch noch. Wobei das ein einmaliges Experiment war, normal gehen wir Abends einfach essen. Unsere Nachbarn sind da etwas weniger bescheiden. Teilweise kommen da halbe Hausräte aus den Bonanzas raus.. Die Morgende verbringen wir mit Flugzeuge schauen. Und weiter geht es mit der Show Die US Airforce ist auch vertreten Udet lässt grüssen.. In so einer Beech 18 steckt ganz schön was drin.. Höhepunkt ist immer das Warbird-Spectacular. Dabei wird etwas Pyrotechnik eingesetzt. ...bzw. auch etwas mehr. Am Samstag Abend hat sich der Campingplatz gelichtet. Auch wir wollen am nächsten Tag weiter. Wir geniessen noch einmal einen gemütlichen Abend mit Budweiser... ...und schauen dabei zu wie eine (echte) Zero Platzrunden macht. Teil 2 hier Zitieren
INNflight Geschrieben 11. Juli 2011 Geschrieben 11. Juli 2011 Absolut genial - der Traum eines jeden Fliegers... ich bin zwar schon hie und da in den Staaten geflogen - aber eine komplette Tour (inkl. AirVenture) muss irgendwann mal auf der Tagesordnung stehen. Vielen Dank für die wunderbaren Eindrücke! Zitieren
Andrews Geschrieben 12. Juli 2011 Geschrieben 12. Juli 2011 Echt ein super Trip :)! Mit US Airshow inklusive...Ein Grund mehr die PPL zu machen :D Die Fotos sind übrigens gar nicht schlech, abgesehen von ein oder zwai etwas verwackelten Shots. Wir hätten natürlich gerne noch ein bisschn mehr davon, wenn du hast...;) Zitieren
americanflyyer Geschrieben 14. Oktober 2011 Geschrieben 14. Oktober 2011 Jaja, Oshkosh 2010 wurde in der amerikanschen Presse später als "slosh-kosh" tituliert. Amtliche Tour die ihr da gemacht habt. Bei mir hat's nur für Florida-San Fancisco hin und zurück gereicht. Wobei zurück dann leider auch flach gefallen is (die Story kommt demnächst von mir hier im forum). Zitieren
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