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Lärmpolitik kontra Flugsicherheit


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Am 24. Oktober 2007 wurde über dem Flughafen Zürich der minimale Abstand zwischen zwei Flugzeugen unbeabsichtigt unterschritten. Ein von Piste 10 startendes Flugzeug befand sich auf der publizierten Abflugsroute und kam einem anderen Flugzeug zu nahe, welches ein ungeplantes Fehlanflugverfahren der Landebahn 14 abflog. Es bestand zum Zeitpunkt des Vorfalls keine verfahrensmässige Staffelung, welche den Vorfall hätte verhindern können. Fast vier Jahre später existieren noch immer keine getrennten Flugwege, weil lärmrelevante Anpassungen bei den Verfahren um den Flughafen politisch heikel sind.

 

Lärmpolitik vor Sicherheit

Das Büro für Flugunfalluntersuchungen (BFU) stellt in seinem Schlussbericht fest, dass dieser Vorfall auf mangelhafte Verfahren im Rahmen des komplexen Pistenbenützungskonzepts mit Startpiste 10 zurückzuführen ist. Bei Bisenlage, welche in der Region Zürich ein seltenes Phänomen ist, starten die Flugzeuge Richtung Osten und drehen aus lärmpolitischen Überlegungen noch vor Bassersdorf wieder in Richtung Flughafen. Dies führt zu einer Kreuzung der Anflugachse auf Piste 14 in geringer Höhe. Damit werden die Flugwege der landenden und startenden Flugzeuge unnötigerweise zusammengeführt. Skyguide hat nach diesem Vorfall das Durchstartverfahren der Piste 14 mit einer tieferen Höhenbeschränkung versehen und so versucht, die Situation etwas zu entschärfen. Eine Anpassung des betreffenden Abflugweges zur wirksamen Entschärfung des Konflikts scheint jedoch aus lärmpolitischen Gründen nicht möglich zu sein. Somit ist trotz einer entsprechenden Empfehlung des BFU noch keine verfahrensmässige Staffelung gewährleistet, welche zukünftige Vorfälle gänzlich verhindern würde. Auch durch eine intensivere Schulung der Flugverkehrsleiter wird dieses Problem in keiner Weise gelöst.

 

Einfachere und logische Verfahren erhöhen die Sicherheit

Die Verfahren am Flughafen Zürich sind mehrheitlich auf die lärmpolitischen Bedürfnisse der Bevölkerung ausgerichtet. Um möglichst wenige Anwohner zu belasten, werden die Abflüge nach einem kurzen Geradeausflug wieder zurück über den Flugplatz geführt. Diese Vorgabe hat nun ein weiteres Mal zu einem schweren Vorfall geführt. Es zeigt sich, dass das komplexe Flugsicherungssystem am Flughafen Zürich offenbar nicht mehr fehlerfrei beherrschbar ist. Würden die Verfahren vereinfacht und die Flugwege getrennt, könnte der Flughafen sicherer und effizienter betrieben werden. Tatsächlich aber werden die Verfahren komplexer, die lärmpolitischen Auflagen strenger und dies bei stets wachsender Kapazitätsnachfrage. Der Berufsverband der Flugverkehrsleiter, Aerocontrol, wehrt sich gegen diese Entwicklung und fordert, dass die Lärmpolitik endlich der Sicherheit untergeordnet und die Komplexität der Verfahren am Flughafen Zürich – einschliesslich der An- und Abflugrouten – deutlich reduziert wird.

 

Link zum BFU Bericht: http://www.bfu.admin.ch/common/pdf/airprox/u2093_d.pdf

 

Link zur Pressemitteilung der Fluglotsen: http://www.swissatca.org/typo3/fileadmin/content/aerocontrol/Pressemitteilung_Aerocontrol_zu_Vorfall_und_Komplexitaet_Flughafen_Zuerich.pdf

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