Roli LSMU Geschrieben 3. Juli 2009 Geschrieben 3. Juli 2009 Um den Winter etwas zu verkürzen stieg ich Ende Februar spätabends in den A343 der Swiss um via São Paulo nach Santiago de Chile zu fliegen. Im Gepäck: Meine Fotoausrüstung und was Man(n) sonst noch so für fünf Wochen Südamerika benötigt. Gerne zeige ich euch einen Querschnitt mit einigen Informationen und Fotos meiner Reise. Ich habe versucht mich aufs Wesentliche zu konzentrieren, was aufgrund des Erlebten und der Anzahl Fotos aber gar nicht so einfach war. Nach einer ruhigen Nacht mit gewohnt viel Schlaf verging die Zeit buchstäblich wie im Fluge. Der Flieger wurde in São Paulo aufgetankt, die Crew wechselte und im Flieger wurde wieder etwas Ordnung hergestellt. Wir durften während diesen knapp 90 min im Flieger bleiben. Da ich das Morgenessen halb verschlafen hatte, bevorzugte ich den kulinarischen "Refresher" kurz nach dem Start in Brasilien. Erst anschliessend wechselte ich den Platz zwecks "besserer Aussicht": Da in Santiago eine Piste in Revision – sprich gesperrt war – musste unser Airbus genügend Treibstoffreserven dabeihaben, um den nächsten Ausweich-Flughafen anfliegen zu können. Und der wäre Mendoza gewesen, also wieder zurück über die 5'000 m hohen Anden, was ein stolzes Landegewicht zur Folge hatte Da hat wohl vor langer Zeit ein Steinchen aus dem All eingeschlagen… Da erscheint er… …der höchste Berg ausserhalb Asiens, der 6'962 m hohe "Aconcagua". Dank einer Anfrage unseres Co-Piloten durften wir vom Kurs abweichen und näher ran. Sehr spektakulär! Auf dieser Strasse war ich zwei Wochen später in Richtung Argentinien unterwegs Nach einem spektakulären Sinkflug in den Talkessel unter maximalem Einsatz der Bremsklappen hier bereits kurz vor dem Aufsetzen auf dem "Aeropuerto Internacional Comodoro Arturo Merino Benítez" in Santiago de Chile. Tschüss und herzlichen Dank für die Gastfreundschaft! Santiago de Chile Die Hauptstadt mit rund 5,5 Mio. Einwohnern liegt unmittelbar am Fusse der Anden und ist etwa 150 km vom Pazifik entfernt. Ich habe einen sehr positiven Eindruck mitgenommen. Das ÖV-System ist einwandfrei, die Menschen sehr freundlich und die Stadt macht einen sauberen und sicheren Eindruck. Sehenswürdigkeiten en Masse, eine grosse kulinarische Bandbreite und vieles bequem zu Fuss erreichbar. Per Gondeln auf den Hausberg "Cerro San Cristóbal"... … und dann per Standseilbahn hinunter ins Ausgangsviertel "Barrio Bellavista" Viele Metro-Stationen sind durch Künstler mit prächtigen Bildern versehen Präsidentenpalast, welcher besichtigt werden kann Schilder-Wald Viel Betrieb rund um den "Plaza de Armas" viele Künstler und Selbstdarsteller, mal mehr oder weniger "loco" Berittene… … und motorisierte Polizei Bananaphone? Zwei Nächte später bereits wieder auf dem Airport entdeckte ich noch mehr "Kunst am Bau" – zum Glück war mein Koffer nicht dabei Bis um halb acht Uhr bewegte sich auf dem Airport wenig. Dann erwachte alles zum Leben und so wurden auch die Flieger zu den Gates gezogen. Rapa Nui, Chile "Rapa Nui" (Osterinsel / Isla de Pascua) befindet sich ungefähr auf halber Strecke zwischen Chile und Tahiti, ist also jeweils rund 4'000 km entfernt. LAN fliegt die Insel als einzige Airline regelmässig an, zweimal wöchentlich zudem als Zwischenhalt von/nach Papetee, Tahiti. Der Airport wurde von der NASA als Notlandeplatz für die Space-Shuttles modernisiert (u.a. mit ILS) und die Landebahn für die Huckepack-747 entsprechend verlängert. Der Anflug war spektakulär, zuerst überflogen wir den Airport / das VOR. Dann gings nochmals raus aufs Meer, dann eine 180°-Kurve und schlussendlich Anflug auf die Landebahn, wobei sich diese erhöht auf einem Plateau befindet. Besiedelt durch polynesische Seefahrer entwickelte sich eine eigene Kultur und daraus die Erschaffung hunderter Steinstatuen (Moais) zu Ehren der Götter. Später verfeindeten und bekriegten sich die Stämme. Als der holländische Seefahrer Jako Roggeveen an Ostern 1722 (genau, daher der Name) die Inseln "entdeckte", war die Bevölkerungszahl von mehreren Tausend auf einige Hundert dezimiert. Zudem war die Insel praktisch kahlgerodet. "Isla de Pascua" gehört seit 1888 zu Chile. Heute leben 4'500 Einwohner auf der rund 27 x 11 km grossen Insel. Die Osterinsel gehört zum "polynesischen Dreieck" Tahiti-Hawaii-Rapa Nui und ist UNESCO-Weltkulturerbe. Vor allem australische, nordamerikanische und ebenso chilenische Touristen bevölkern die Insel, wobei im Schnitt nur etwa 500 Touristen auf der Insel sind. Es gibt einige mehr oder weniger schöne Resorts plus neuerdings ein sauteures Explora-Resort. Schmucke Restaurants in der einzigen Ortschaft Hanga Roa laden zum gemütlichen Einkehren ein, die Einheimischen sind freundlich und sehr nett. Der Besuch der Osterinsel (Flug, Hotel, Ausflüge, Verpflegung) war zwar eher teuer, aber jeden einzelnen Rappen wert! Kurzer Besuch im Cockpit der B763 "Mein" Balkon… herrlich! Ich sass zuerst eine Stunde einfach mal da und liess die Seele baumeln So wurden die Steinstatuen aus den Felsen gehauen Über 7'000 wilde Pferde leben auf der Insel. Und nein, sie stehen nicht auf der Speisekarte Felsmalereien Der einzige (brauchbare) Strand auf der Vulkaninsel Aha – da rauscht ja eine 757 der Starquest-Expeditions heran Ich verstehe, warum (See)männer lieber in der Südsee bleiben woll(t)en… Wer den Kevin Kostner-Film "Rapa Nui – Rebellion im Paradies" gesehen hat weiss welche Bedeutung diese Inseln haben Vulkansee "Rano Kao" "Hanga Roa" – einzige Ortschaft der Insel. Im Hintergrund kann man den Airport entdecken. Der Starquest-Flieger war während deren "around-the-World-Tour" für zwei Tage auf der Insel Diesen Weg düste ich mit dem gemieteten Roller entlang, um noch einige Bilder von der startenden 757 am anderen Ende der Piste zu machen – unter "Einsatz meines Lebens" wohlgemerkt und dies ausschliesslich um dem Flightforum schöne Bilder zu liefern... Doch die 757 war schneller als meine 80km/h-Honda, daher nur noch dieses Bild Terminal 1 ;-) Mein Flieger kam aus Papetee Zurück in Santiago erwischte ich eine bekannte Maschine noch knapp, als ich nichts ahnend aus dem Airport schlenderte… Valparaiso / Viña del Mar, Chile Nach knapp zwei Stunden Fahrt erreichte ich die Küstestadt Valparaiso. Als die Schiffe noch Kap Hoorn umrunden mussten, war dies der erste grössere Hafen. Noch heute ist es der bedeutendste Hafen Chiles. Interessant aber auch durch die "Ascensores" (Aufzüge/Standseilbahnen), welche über 100 Jahre alt sind und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Knapp 10km nördlich liegt der mondäne Badeort "Viña del Mar", per U-Bahn oder Bus bequem erreichbar. Hat den "Zenit" zumindest erreicht Musik- und Strassenfestival Was "Feuerwehr"? Aha, gesponsert von der Deutschen Schule in Valparaiso Das "Sheraton Miramar Hotel" in Viña del Mar Erholungsstrand – baden wollen hier die wenigsten, da sich die Antarktisströmung negativ auf die Wassertemperaturen auswirken Andenüberquerung Das Bus-System in Südamerika ist ausgezeichnet. So buchte ich mir einen Platz um in sieben Stunden von Valparaiso aus über die Anden nach Mendoza, Argentinien, chauffiert zu werden. Als Tipp bekam ich vom österreichischen Vermieter meiner Loft in Valparaiso eine argentinische Busgesellschaft zu bevorzugen. Was sich dann als wertvoll herausstellen sollte… Für mich als Motorradfahrer wäre das eine Traumstrecke Die letzte chilenische Flagge Diesen Berg kennen wir, das ist der "Aconcagua". Der Strassenpass ist knapp 3'200 m hoch, die schwer beladenen LKWs haben's entsprechend schwer und schnaufen im Schritttempo hinauf. Und dann kam die mühsamste Episode: Grenzübergang Argentinien. Alles aussteigen, Passkontrollen, Koffer ausladen, durchleuchten, aufmachen, Fragen beantworten bis dann der Busfahrer – und hier kam der Trick – der argentinischen Busgesellschaft den Zöllnern sagte, wir müssten jetzt dringend weiter… Mendoza, Argentinien Als Weinstadt Argentiniens ein idealer Zwischenstopp für mich. Drei Tage lang habe ich mittels geführten und chauffierten Touren verschiedene Weinkeller be- und versuchen können. Lecker! Überhaupt ist es eine Stadt mit vielen schönen Plätzen, verkehrsfreien Bummelmeilen, Parks und sensationellen Restaurants. A propos: Auf dem Weg über die Anden muss ich wohl zum T-Rex mutiert sein, jeden Abend ein "Asado" – Fleisch vom Kohlegrill, aber WELTEN besser als alles bisher Dagewesene! Rustikale Traubenlieferung Gedenkstätte zu Ehren der spanischen Kolonialzeit bzw. deren "militärischen Expansionsgelüsten" Weiter ging's wieder per Bus, diesmal während der Nacht ins knapp tausend Kilometer entfernte Buenos Aires. Es gibt verschiedene Buchungsklassen, ich habe mich für "Cama" entschieden, also "Bett". Und tatsächlich liess sich der breite Sessel in eine gemütliche Liegefläche umfunktionieren. Zuvor ein Menü wie im Flugzeug, serviert durch die Busbegleitung. Das Ticket kostete dafür 50 Franken, also etwa 10 % eines Flugtickets. Buenos Aires, Argentinien In der 13 Millionen Einwohner zählenden Stadt ist Kultur gross geschrieben und sie wurde 2005 von der UNESCO mit dem Titel "Stadt des Designs" ausgezeichnet. Direkt an der Atlantikküste gelegen ist der Hafen ein wichtiger Wirschaftsfaktor. Überhaupt ist Buenos Aires dank dem Hafen gross geworden, vor allem Einwanderer aus dem italienischen Genua liessen sich hier nieder und haben die Stadt geprägt. Das Boca-Viertel zeugt davon. Und alle sind sie fussballverrückt… In der argentinischen Hauptstadt wird kräftig gebaut Das Hafenviertel "Puerto Madeira" mit vielen (teuren) Restaurants und ebenso luxuriösen Appartements "Baden verboten" – im Schilf oder was? Ich liebe Choripan! Das ist ein Mutschli/Büürli/Semmel mit einer knusprig gebratenen und äusserst leckeren Schweinswurst, dazu etwas Gewürz-Olivenöl – mhmmm… Das Stadtviertel "San Telmo" im Abendlicht Die Ausstellung "United Buddy Bears" war zu Gast – ja, ich habe alle 140 Bären fotografiert links der Schweizer Beitrag, farblich atypisch aber trotzdem gelungen. Rechts derjenige aus Paraguay, stets bewacht, da als einziger Bär mit traditionellen Schnitzereien dekoriert Zur Erinnerung an den Falkland-Krieg gegen England existiert eine Gedenkstätte mit einer Auflistung der Gefallenen… die militärische Denkzentrale Wachtablösung beim Präsident(innen)palast und rechts ein repräsentatives Gebäude im Boca-Viertel Hier wurde der Tango geboren und lebt nach wie vor "Club Atlético Boca Juniors" – u.a. Maradonas Stammverein! Ich schaute mir am Abend ein Spiel an, ein gewaltiges Erlebnis. Das Stadion wurde vor dem Spiel komplett in Blau-Gelb geschmückt. Die Farbgebung kommt übrigens von einem schwedischen Schiff, welches die Entlöhnung der Hafenarbeiter mittels Farbkübeln beglichen hat. Die knapp 60'000 friedlichen Fans heizten ihr Team ohne Unterbruch durch Gesang und Rhythmen an. DAS ist Fussball, und das Resultat von 3:1 für den Gastgeber rundete ein unvergessliches Erlebnis bestens ab. Diese Metallblume schliesst und öffnet sich je nach Tageszeit Zwei Vertreter der Tierwelt, der rechte sass vor einer Bewässerungsalage und genoss es offensichtlich Nach einigen Tagen buchte ich die Weiterfahrt, wieder per Nachtbus. Auch Buenos Aires war jede Reise wert, ich habe durchwegs positive Erinnerungen mitgenommen. Weniger bewegend war dann wiederum der Grenzübertritt – dank den argentinischen Zöllnern wohlgemerkt. Wir mussten zuerst einmal 30 min warten, da alle Zöllner gleichzeitig Rauchpause machten. Links und rechts Dutzende von wartenden LKWs, Pkws und Bussen. Dann wieder Quercheck des Gepäcks – wohlverstanden, wir verliessen Argentinien, also müsste dies doch die Paraguayos interessieren? Nach der üblichen einen Stunde am Zoll durften wir dann weiter. Grrr… Asunción, Paraguay Im Ballungsraum von Asunción, der Hauptstadt Paraguays, leben knapp 2 Mio. Einwohner, also etwa 30 % der Gesamtbevölkerung. Sie ist eine der ältesten Städte Südamerikas. Weder hübsch noch viele Sehenswürdigkeiten, da ich aber bereits mehrmals in Paraguay war ein "must see". Fahnenmarsch beim "Panteón de los Héroes" Der Regierungspalast. Aktuell ist ja ein ehemaliger Bischof Präsident. Weiteres ist in den einschlägigen News-Portalen nachzulesen Über den "Rio Parana" kommen von Buenos Aires her kleinere Containerschiffe Irgendwie verfolgten mich die "Boca Juniors". Denn sie waren zeitgleich in Asunción zu Gast um gegen den heimischen Club "Guaraní" im Rahmen des Südamerika-Cups zu spielen. Natürlich liess ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen und sah so die Mannschaft drei Tage später bereits wieder gewinnen Ciudad del Este, Paraguay Weiter ging es dann in die Nähe von Ciudad del Este. Dies ist die zweitgrösste Stadt des Landes und zugleich Ausgangspunkt für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Region. Die bekannten Iguassu-Wasserfälle, der grandiose Itaipu-Staudamm und die Stadt selber - dank Direktimporten und Zollfreigebiet zugleich Einkaufszentrum für Unterhaltungselektronik. Als Grenzstadt zu Brasilien und Argentinien finden daher regelrechte Völkerwanderungen statt, das gekaufte wird dann über die Freundschaftsbrücke zurück nach Brasilien getragen. Verkehrschaos pur, ausser am Sonntag. Die Staumauer ist 8 km lang, die Leistung des Werks entspricht etwa 10 Schweizer AKWs und ist weltweit immer noch die leistungsstärkste Anlage links Brasilien, rechts Paraguay Eine Turbine in Revision, welche ich in Begleitung eines Ingenieurs besuchen durfte. Rechts das Innere der Staumauer, per Lift ging es 124 Stockwerke abwärts… Rückfahrt auf der Staumauer Die Iguazu-Fälle befinden sich in Brasilien bzw. Argentinien. Sie sind die breitesten Wasserfälle der Welt, welche von brasilianischer Seite her besser einzusehen sind. Die ganze Grösse ist aber nur beim Start bzw. der Landung auf dem Iguazu-Airport zu geniessen. Nach einer Woche in Paraguay bestieg ich den TAM-Flieger von Ciudad del Este "Aeropuerto Guaraní" (AGT) aus nach São Paulo, um von dort aus mit der Swiss zurückzufliegen. Auf dem Guarani-Airport standen noch eine 747F und DC-8, welche einem mir Bekannten gehören und Fracht von China und Taiwan aus direkt nach Paraguay befördern. Dieser Direktimport wiederum ist den Amis ein Dorn im Auge, da ja Miami Frachtdrehkreuz für Südamerika ist. Gerne hätte ich diese Flieger für euch fotografiert, aber die Airport-Security wollte hier nicht so wie ich. Ich hoffe mein Reisebericht hat gefallen und vielleicht auch etwas gluschtig gemacht.
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