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SN Brussels No Flaps Landing


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Geschrieben

Der Flug SN 2721 gestern abend (23.11.) von BRU nach GVA endete mit einer interessanten "no flaps" Landung. Nach einem go around wegen eines "kleinen technischen Defektes" (keine Flaps, auch das Fahrwerk war nicht ausgefahren) ein zweiter Approach, ohne Flaps, und mit einem untypisch heftigen Geräusch beim Ausfahren des Fahrwerks, dass man meinte, das Fahrwerk sei mit dem Notschalter manuell betätigt worden und in seine Position gefallen, statt von der Hydraulik kontrolliert auszufahren.

 

Anflug mit höherer Geschwindigkeit als sonst (klar, der Stall tritt in clean configuration schon eher ein, also höheres Tempo nötig). Die AVRO wurde gut aufgesetzt, nutzte die gesamte Länge der Landebahn und blieb dann erstmal stehen (mit Anweisung an die Crew, "remain at station") - bestand die Befürchtung, das Bugrad könne nicht lenkbar sein? Nach kurzem Aufenthalt auf der Piste dann taxiing zum Gate, begleitet von einer Meute von Feuerwehr- und Einsatzfahrzeugen mit Blaulicht. Kommentar oder Aufklärung der Fluggäste - Fehlanzeige. Das einzige, was sie zu hören bekamen, war während des go around, sie sollten gefälligst den Anweisungen des Kabinenpersonals folgen (wohl für den Fall einer unsanften oder zu langen Landung).

 

Diese Art Incident scheint bei Brussels Airlines inzwischen an der Tagesordnung zu sein (lt. Blogs war am Tag davor eine AVRO in Budapest ohne Flaps gelandet). Das - und mangelnde Information über das, was da wirklich los war (Hydraulikfehler?):confused: - schafft jedenfalls nicht unbedingt Vertrauen.:003: Aus meiner Sicht sah alles "schulmässig" aus, wie man es halt lernt, wenn die Flaps nicht ausfahren, und das Fahrwerk auch nicht will... die Piloten waren professionell und beherrschten die Verfahren.

 

Weiss jemand was näheres? Hatte leider keine Zeit, den Piloten gestern abend zu befragen....

 

Gruss

Michael

Geschrieben

Ich war der zuständige TWR-Controller für den 2. Approach, habe den ersten Anflug und go-around nicht gesehen!

Die Anfluggeschwindigkeit war wirklich sehr hoch 180kts angezeigt auf dem Bodenradar über der Pistenschwelle, hatten leichten Rückenwind (max 5kts) bis zum Short-Final

Feuerwehr war auf Standby bei jeder Intersection der Piste und sind dem Avro sofort gefolgt, da dieser aber so schnell und weit rollte, brauchten sie eine kurze Zeit um ihn nach dem Stillstand aufzuholen. Der Pilot hatte uns angefragt nach dem Manöver durch die Feuerwehr die Bremstemperatur zu bestimmen und eine optische Kotrolle durchzuführen (Rauchentwicklung)

Da alle Werte im grünen Bereich waren, wurde die Piste normal verlassen.

Die Techniker waren sofort danach im Einsatz doch der Avro blieb dennoch über Nacht in Genf, Ursache des Zwischenfall ist auch uns nicht bekannt, aber professionelles und sehr ruhiges Verhalten vom Piloten

Geschrieben

Beunruhigend solltest du das aber nicht unbedingt finden, und von dem Vorfall auf die Wartungsqualität zu schliessen würde ich auch nicht.

 

Bestes Beispiel dazu ist ja Qantas. Statistisch eine der sichersten Fluglinien überhaupt kam es da auch letztens innerhalb von nur wenigen Tagen zu zwei Vorfällen. Keine Sorge...

 

Abgesehen davon werden no flaps landings bereits früh in der Pilotenausbildung trainiert und sind auch Teil des CPL / IR skills test - rein fliegerisch ist's also kein Problem. :)

Geschrieben

Die fliegerischen Qualitäten wollte ich sicher nicht anzweifeln - im Gegenteil, die Piloten haben das echt schulbuchmäßig geflogen, wirklich komplett nach Checklist.

 

Mich stört aber doch, dass SN Brussels offenbar (s. andere Blogs - der bei pprune.org ist nur einer von vielen) in weniger als zwei Wochen vier solcher Incidents hatte, mit demselben Flugzeugtyp. Das ist dann doch ein bisschen mehr als bei Quantas, wo zwei unterschiedliche Probleme bei zwei ganz unterschiedlichen Flugzeugtypen auftraten.

 

Da ich ziemlich oft die Strecke GVA-BRU-GVA zu fliegen habe, und dabei immer die AVROs eingesetzt werden, wäre es schön zu wissen, dass SN weiss, woran es liegt, und etwas daran tut.

Geschrieben
...wirklich komplett nach Checklist.

Darf man fragen, wie Du zu diesem Urteil kommst?

 

Wenn ich am Flughafen oder anderen geeigneten Plätzen zum Teil beobachte, wie lächerlich Laien (damit sind in diesem Fall hier Passagiere verschiedener Arten von Transportmitteln gemeint) urteilen, Schlüsse aus nichts und geradezu gewollt Entsetzen mit ihren Beobachtungen verbreiten können, verstehe ich eine selektive, knappe oder auch ganz ausbleibende Information einer aktuellen Situation durch den Verantwortlichen nur zu gut.

Geschrieben
Mich stört aber doch, dass SN Brussels offenbar (s. andere Blogs - der bei pprune.org ist nur einer von vielen) in weniger als zwei Wochen vier solcher Incidents hatte, mit demselben Flugzeugtyp. Das ist dann doch ein bisschen mehr als bei Quantas, wo zwei unterschiedliche Probleme bei zwei ganz unterschiedlichen Flugzeugtypen auftraten.

 

Nicht nur mit dem selben Flugzeugtyp, die Incidents beschränken sich auf 2 Maschinen, wobei die OO-DWI in Sachen Incidents mit Flaps vorne liegt ...

Geschrieben
Darf man fragen, wie Du zu diesem Urteil kommst?

 

Wenn ich am Flughafen oder anderen geeigneten Plätzen zum Teil beobachte, wie lächerlich Laien (damit sind in diesem Fall hier Passagiere verschiedener Arten von Transportmitteln gemeint) urteilen, Schlüsse aus nichts und geradezu gewollt Entsetzen mit ihren Beobachtungen verbreiten können, verstehe ich eine selektive, knappe oder auch ganz ausbleibende Information einer aktuellen Situation durch den Verantwortlichen nur zu gut.

 

Zum ersten - klar, ich sass nicht im Cockpit. Dennoch wurden die Manöver -soweit als Betrachter feststellbar - so durchgeführt, wie ich es gelernt habe. Daher meine ich, es sei nach Checklist vorgegangen worden.

 

Zum zweiten - Welche Eindrücke bei Passagieren verbleiben, die gar keine Aufklärung erhalten, was da eben abgelaufen ist (in der Luft wurde von einem "kleinen technischen Problem" gesprochen, das zum Go Around gezwungen hat, und dessetwegen die Passagiere doch bitte die Anweisungen des Kabinenpersonals befolgen sollten) - warum das Flugzeug mit so hoher Geschwindigkeit aufgesetzt hat, bis zum Ende der Landebahn saust und dann dort erstmal auf der Landebahn stehen bleibt, und was die ganzen Feuerwehrwagen sollen, liegt doch ziemlich klar auf der Hand. Etliche Passagiere rund um mich herum waren total nervös. Eine kurze Ansage hätte wohl doch vermieden, dass hinterher spekuliert wird. Dass die Landung ungewöhnlich war, ist allen aufgefallen, auch dem Handling Agent (und wahrscheinlich den Passagieren für den Rückflug), der das vom Gate aus beobachtet hat und fragte, was war denn da los...

 

Gruss

Michael

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