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04.11.2010 | QF32 | A388 VH-OQA | Bantam | Triebwerksexplosion


Empfohlene Beiträge

  • 1 Jahr später...
Achim Vollhardt
Geschrieben

Wenn ich den Abschlussbericht so lese habe ich den Eindruck, dass QF32 viel Glück gehabt hat..:002: oder bin ich zu pessimistisch?

Geschrieben
viel Glück gehabt
In politisch korrekt heisst das "exakt so viel Reserve eingebaut wie nötig" ;)

Der Bericht ist eine nette Lektüre für meinen nächsten Transatlantikflug am Sonntag...

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

Glück ja, gute Konstruktion aber auch. Der Vorfall zeigt, dass so ein Ding selbst dann in der Luft bleibt, wenn praktisch sämtliche Systeme und mehrere redundante Einheiten zerstört sind oder falsche Daten liefern. Das Buch QF32 ist Zwangslektüre für jeden Piloten, Mechaniker und Luftfahrtinteressierten moderner Airliner.

 

Dani

Geschrieben
Das Buch QF32 ist Zwangslektüre für jeden Piloten, Mechaniker...
... Konstrukteuer, Qualitätsmanager, Produktionsplaner, Hersteller, Gesetzgeber, Handbuchautor, praktisch für jeden der einen Job in der Luftahrtbranche hat. Dieser "successful failure" wird Eingang in alle Lehrbücher finden. Hoffentlich in der nötigen Detailtiefe, die Australier haben jedenfalls viel geliefert. Er beweist jedenfalls die Richtigkeit der Designphilosophie der mehrfachen Redundanz in der Luftfahrt, er beweist "shit happens" also das auch das sehr unwahrscheinliche hin und wieder passiert und man dafür Vorsorge treffen muss. Auch wenn es etwas Geld und Gewicht kostet, und man dafür Spitzenkräfte braucht (vom Engineering bis runter in die Werkstatt wo die Löcher gebohrt werden), die dann auch entsprechend entlohnt werden wollen. Denn andernfalls ist es wirklich pures Glück, wenn solche Zwischenfälle gut ausgehen.

 

Gruß

Ralf

Geschrieben
Glück ja, gute Konstruktion aber auch. Der Vorfall zeigt, dass so ein Ding selbst dann in der Luft bleibt, wenn

 

 

...wenn, ja wenn man denn vor allem Fachpersonal in Reihe 0 hat, das intellektuell auch in der Lage ist, die Zusammenhänge auf diesem Niveau nachzuvollziehen, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und in die akute Praxis umzusetzen. Fachpersonal, das man wirklich als "grundsolide" bezeichnen kann. Wenn man sich anschaut, in welchem Umfang Hochtechnologie in alle Winkel der Welt verschifft wird, fragt man sich, ob man bei jeder Airline diese glückliche Konstellation vorgefunden hätte.

Beim Quantas-Vorfall scheinen ja mehrere ungünstige Faktoren gleichzeitig aufgetreten zu sein - als Ausgleich aber auch mehrere günstige Faktoren auf Seiten der Crew.

Geschrieben
...wenn, ja wenn man denn vor allem Fachpersonal in Reihe 0 hat, das intellektuell auch in der Lage ist, die Zusammenhänge auf diesem Niveau nachzuvollziehen, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und in die akute Praxis umzusetzen.

 

Ich bin nach wie vor überzeugt, dass es nicht nötig gewesen war, sämtliche ECAM-Checklisten abzuarbeiten. Und ziemlich sicher war sich die QF-Crew sich dies auch bewusst. Da sie jedoch genügend Manpower und Zeit zur Verfügung hatten, und weil sie eh warten mussten, bis sie eine vernünftige Fuelmenge verbrannt hatten (Dumping war nicht mehr möglich), konnten sie sich den Luxus leisten. Sie erreichten jedoch keine Verbesserung der Fliegbarkeit oder einer vergrösserung ihres Wissens durch das Abarbeiten all der Messages.

 

Ich glaube, eine "quick and dirty" Behandlung des Problems hätte auch genügt: Herausfinden, dass der explodierte Motor viele Systeme zerstört hat und all die anderen Messages nur Folgefehler sind. Wenn man das mal herausgefunden hat, geht man landen.

 

Natürlich zweifelt man bei gewissen Crews aus der "3. Welt" (Stichwort Yemeni Kommoren) ob sie diese geistige Fähigkeit aufgebracht hätten. Aber sonst hätte das jede mittelmässige Crew im Westen geschafft.

 

Sämtliche Beteiligten beeilen sich denn auch in der Aussage, dass man auch diesen Failure mit nur 2 Piloten hätte bewältigen können.

 

Dani

Geschrieben

Ich muss den Bericht erst vollständig lesen, bevor ich mir eine Meinung dazu bilden kann ob das jede Standardcrew aus 2 durchschnittlich erfahrenen Piloten ähnlich hinbekommen hätte. Manchmal verderben zu viele Köche ja sogar den Brei... Ich denke da an die TriStar in den Everglades...

Herausfinden, dass der explodierte Motor viele Systeme zerstört hat und all die anderen Messages nur Folgefehler sind. Wenn man das mal herausgefunden hat, geht man landen.
Ein bisschen mehr braucht es dann glaube ich doch. Wenn ich das richtig verstehe, war doch nicht viel Spielraum bei der Landestrecke, von daher muss man schon qualifiziert entscheiden, wieviel Sprit man noch im Holding verbrennen möchte bevor man sicher landen kann, und umgekehrt herausfinden wie lange man denn noch maximal fliegen kann, bis auch das letzte nur leicht beschädigte System endgültig den Betrieb einstellt (oder sich z.B. die nicht mehr kontrollierbaren Spoiler durch die Luftkräfte kritisch weit herausgesogen haben). Ich denke schon, dass man ein ziemlich vollständiges Bild der noch verfügbaren Systeme und Funktionen braucht, um so eine Landung sicher abzuschließen. Bei all den Einschränkungen ist das Fenster dafür doch schon relativ klein. Mag z.B. sein, dass man nicht genau wissen braucht welche Spoiler denn nun noch zur Verfügung stehen, es kann aber auch sein das sich genau daraus ergibt wieviel Sprit man noch verbrauchen muss, bis man leicht genug ist das Flugzeug auf der Piste zum Stehen zu bekommen. Ich weiss jetzt nicht, wieviel Auslaufzone Changi hat, aber bei Flughäfen wie Osaka Kansai oder Nagoya sind das nur Meter, danach fängt das Meer an und es gibt vermutlich Tote. Ich kann auch noch nicht beurteilen, wieviel fliegerisches Können es braucht einen Anflug zu machen, bei dem man trotz deutlich erhöhter Stallspeed (Übergewicht, einige Spoiler halb offen, keine Slats...) nicht ein Joule zuviel kinetische Energie auf die Piste bringt. Und das ohne die vollständige Funktionalität aller Avionik und Steuerungssysteme. Fürs erste denke ich noch, das wir der Crew in der Tat einiges zu verdanken haben.

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

Genau, wenn ich "quick and dirty" sage, dann meine ich die Fehleranalyse, nicht die Ausführung! Zur Analyse muss man aber nicht alle 100 oder was ECAM-Checklisten abhaken, sondern den Status prüfen, einmal aus dem Fenster schauen und die Synoptic Pages anschauen. Das haben sie ja auch festgestellt, nach der 20. oder so Checkliste: Es bringt rein gar nichts, man bekommt keine zusätzlichen Informationen durch das Abarbeiten von zusätzlichen Cheklisten. Im Gegenteil. Mehr als einmal waren sie kurz davor eine Dummheit zu machen (Sie sagten "Nein" im Chor, als sie etwas falsches machen sollten, welches das System vorschlug, sehr schön beschrieben im Buch).

 

Wenn man das mal verstanden hat, gibt es ein Zeitfenster, in dem man landen muss, nämlich bis so viel Fuel verbraucht ist bis man genug Pistenlänge hat aber nicht so lange, bis man mit der Balance hinten aus dem Ruder lauft (weil der Fuel im Tail nicht benutzbar ist). Dieses Zeitfenster beträgt ungefähr ein paar Stunden, also auch da kein Stress, aber auch kein Vertrödeln gefragt.

 

Dani

Geschrieben

Ohne mich jetzt groß eingelesen zu haben behaupte ich dennoch, dass hier eine Riesenportion Glück mit im Spiel war.

 

Gehört aber bekanntlich mit zum Leben...

 

Gruss

Johannes

Geschrieben
Das Buch QF32 ist Zwangslektüre für jeden Piloten, Mechaniker und Luftfahrtinteressierten moderner Airliner.

 

 

Hey Dani, meinst Du mit Buch den offiziellen Bericht?

 

ciao Andreas

Geschrieben
Hey Dani, meinst Du mit Buch den offiziellen Bericht?

 

ciao Andreas

 

Wahrscheinlich meint er das Buch das der Captain vo QF32 geschrieben hat:

QF32 von Cpt. Richard de Crespigny

-> http://cart.qf32.aero/

 

Das Buch ist wirklich lesenswert!

 

Hat jemand den Untersuchungsbericht & das Buch des Captains beides gelesen? Mich würde sehr interessieren ob es da grosse Unterschiede gibt, bezüglich der Sichtweise was geschah und der von der Crew getroffenen Entscheidungen. (Darstellung des Captains <=> Darstellung des Untersuchungsbericht)

 

Dominic

Geschrieben
...

 

Das Buch ist wirklich lesenswert!

 

Hat jemand den Untersuchungsbericht & das Buch des Captains beides gelesen? ...

Für das Buch müsste ich so um die 20 € bezahlen.

Du könntest dir den Bericht ohne Kosten herunterladen... :005:

Ernst Dietikon
Geschrieben
Für das Buch müsste ich so um die 20 € bezahlen.

Du könntest dir den Bericht ohne Kosten herunterladen... :005:

E-Book Kindle Edition kanpp 9 €. So viel gab ich ohne lange zu überlegen aus.

 

Gruss

Ernst

Geschrieben

Ich habe Ingo schon verstanden, es geht eher um den Arbeits/Zeitaufwand das ganze zu vergleichen ;)

 

Vieleicht kommt auf airliners.net / pprune irgendwo etwas dazu heraus, wenn jemand was sieht bitte posten.

 

Ich hab das Buch, falls es jemand ausleihen will. Bin unter der Woche jeden Tag in Zürich. (HB oder ETH/Uni). Ich will es dann einfach wieder zurück! :005:

 

Dominic

Geschrieben

Das Buch hat mit dem Bericht nichts zu tun, ausser dass es um den gleichen Vorfall geht. Der Untersuchungsbericht ist eine neutrale Aufarbeitung der Fakten, das Buch ist die persönliche Sicht des verantwortlichen Commanders des Fluges. Beides muss man gelesen haben, um den Vorfall zu verstehen.

 

Meiner Meinung hat der Captain nicht immer recht, aber es gibt eine guten Einblick weshalb er so gehandelt hat. Es ist wirklich sehr interessant, vor allem für Piloten von Airbussen. Wirklich zu empfehlen.

 

Dani

  • 9 Monate später...

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