FARs und JARs

[SWISS 1988 heavy]

Hi, habe eine Frage an euch: Generell interessiert es mich mal, ob die Unterschiede FARs zu JARs sehr groß sind? Wie sieht es mit PPL-Bereich aus, und wie mit commercial? Warum ist es eigentlich so, dass man - vom student pilot bis zum CPL - in den USA weniger Therorie lernen muss, wie in Europa? Von Jepp. gibts das Private Pilot handbook mit ca. 800 Seiten, dann das Instrument commercial manual, und der Theoriebereich ist abgedeckt, laut eines FAA Schülers, der sein Kommentar zu den Büchern abgegeben hat auf amazon.com :D Wenn ich in Europa ATPL machen will, brauch ich 15 dicke Bücher (Jepp oder Oxf.) ??? irgendwie komisch...

 

Liebe grüße

 

David

[INNflight]

Hi David,

 

Der Grundsatz sind hauptsächlich zwei verschiedene Mentalitäten.

 

In den USA ist GA praktisch Teil des öffentlichen Verkehrs, gerade in dünner besidelten Gegenden hat oftmals Mann, Frau und deren Haustiere einen PPL. Fliegen ist günstig und unkompliziert, und von der Bevölkerung als Fortbewegungsmittel akzeptiert. In Europa hat die Privatfliegerei ein wenig den Ruf des Ärzte-/Anwaltshobbys.

 

Auf PPL Niveau beschränken sich die Unterschiede auf einige wenige Feinheiten, das Prinzip ist aber mehr oder weniger das selbe.

 

Unterschiede z.B:

 

-In den USA gibt's neben dem Class 2 noch ein Class 3 Medical für PPLer.

 

-"Funkerzeugnis" gibt's keines, der Sprechfunk wird einfach in der Ausbildung gelernt, von standard ICAO voice gerade bei kleinen Airports keine Spur.

 

-Landegebühren sind praktisch non-existent, ausgenommen einige wenige internationale Airports (Bsp. Los Angeles, NY JFK, etc.).

 

-Die meisten kleinen Airports sind uncontrolled und 24 Stunden geöffnet. Wie schon gesagt, GA ist eher Teil des öffentlichen Verkehrs, und deshalb gibt's auch wie auf Autobahnen keine Betriebszeiten.

 

-Night VFR Flüge sind problemlos auch uncontrolled durchzuführen und alltäglich. Während meiner Ausbildung in den USA bin ich gute 90 Stunden NVFR geflogen, bei uns wäre das ganze schon schwieriger.

 

Auf CPL Level wird die ganze Sache schon ein wenig unterschiedlicher. In der Praxis kaum, die skills tests sind sehr ähnlich. Stalls, Steep Turns, etc. ist alles dabei.

 

Zu beachten ist, dass es in den USA nicht vorkommen wird, dass ein CPLer mit 250 Stunden in einem Airlinercockpit landet. Ganz im Gegenteil, 1500 Stunden Flugerfahrung / ATPL sind seit neuestem gesetzliches Minimum für Co-Piloten.

 

Hier kommt der grosse Unterschied bei der ATPL Theorie ins Spiel.

 

Unter JAR werden die Flugschüler quasi mit der ATPL Theorie "airlinerfest" gemacht. Das ganze Wissen wird extensiv und auf einmal serviert, da viele (glückliche) Piloten mit 200-500 Stunden in ihrem ersten Airliner sitzen werden.

 

In den USA ist quasi "learn as you go" die Mentalität. Nach Erwerben des CPL IR wird meistens die CFI Ausbildung begonnen, oder irgendwie sonst Stunden gesammelt. Bis die 1500 Stunden und der ATPL erworben sind, vergeht viel Zeit und praktisch wird viel viel Erfahrung gesammelt. Der Theorieumfang, welchen europäische Kadetten brauchen, ist schlichtweg noch nicht erforderlich.

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Abschliessend zu sagen ist, dass vom fliegerischen Können her ich behaupten würde, die amerikanischen Kollegen sind uns voraus. Keine Landetaxen und jede Menge "Wald- und Wiesenairports" laden zum extensiven Landetraining bei allen Wind- und Wetterlagen ein. Es herrscht mehr Freiheit was die GA betrifft.

 

Wer noch nie in den USA geflogen ist, sollte dies zumindest einmal erlebt haben. Ein temporary certificate zu bekommen ist mit JAA PPL hauptsächlich

Behördenarbeit, FAA Class 3 Medical in den USA kostet auch kaum 100 Dollar, und die Mietpreise sind sehr günstig, speziell beim Wechselkurs zur Zeit.