Alexander_31 Geschrieben 2. Mai 2010 Teilen Geschrieben 2. Mai 2010 Südafrika Ein Flughafen zieht um Sendeanstalt und Sendedatum: WDR, Sonntag, 2. Mai 2010 South African Airways, Flug SA 585. Der letzte Flug zum alten Flughafen Durbans, der Stadt am Indischen Ozean. 20 Uhr. In der Abfertigungshalle Suhara Khan. Die indisch-stämmige Südafrikanerin wird gefeiert wie ein Popstar. Und das nur, weil sie die letzte Passagierin ist, die am alten Flughafen ihre Bordkarte bekommt. “Ich habe gewartet, weil ich ein Foto vom letzten Passagier machen wollte, der hier eincheckt. Jetzt bin ich das selber. Wie aufregend!“ 21 Uhr. Auf die letzte rein kommende Maschine wartet eine Überraschung. Kurze Schrecksekunde für die Menschen im Flugzeug. Dies aber ist kein Notfall, sondern eine alte Flieger-Sitte. O-Ton Hugh Ben David Piilot SA 585 “Normalerweise wird das für einen Piloten gemacht, der in Rente geht, nach seiner letzten Landung. Ich hatte keine Ahnung, dass wir heute besprüht werden. Es ist eine Art Abschied, weil der alte Flughafen jetzt geschlossen wird.“ Die Passagiere des letzten Fluges werden bejubelt, als ob sie eine besondere Leistung erbracht hätten, auf dieser Maschine gewesen zu sein. Für viele ist die Schließung eine emotional wichtige Sache. Sie waren stolz auf ihren Flughafen. „Das war cool. Der Pilot hat eine nette Rede gehalten. Wir waren die letzten Passagiere, und wurden sogar besprüht!“ 22 Uhr. Im Flughafengebäude werden die Möbel weggeräumt. Manches Inventar wandert über Nacht in den neuen, 60 Kilometer entfernten Flughafen. Andere feiern Abschied. Sie werden nicht im neuen Airport arbeiten. Terence Delomoney hat den alten Flughafen seit 16 Jahren geleitet. Wie viele Menschen in Durban ist auch er indisch-stämmiger Südafrikaner. Und stolz darauf, was hier geleistet wurde. “Baubeginn für den neuen Flughafen war erst im September 2007. Wir Südafrikaner haben also in weniger als 32 Monaten einen völlig neuen Flughafen gebaut. Und nicht nur gebaut, sondern auch betriebsfertig gemacht, und den alten hier dorthin verlegt.“ Wieder wird ein Flugzeug mit dem alten Flieger-Ritual des Besprühens verabschiedet „Seht her“, sagen auch Neville Naidoo und seine Frau Valery. „Wir Südafrikaner können Großes leisten.“ Für die beiden aber auch ein Tag voller Melancholie. „Es ist so traurig. Wir sind immer von hier aus abgeflogen, wann immer wir verreist sind. Auch unsere Kinder. Ja, es ist traurig.“ „Haben Sie eine Erinnerung an etwas, was Ihnen besonders nahe geht?“ «Ja. Hier haben wir uns von unseren Eltern verabschiedet, als sie nach Indien gezogen sind. Unsere Familien sind seit Generationen von diesem Flughafen abgeflogen. Hier haben wir uns von geliebten Menschen verabschiedet. Wir kommen ja aus einfachen Verhältnissen!“ Mitternacht. Die letzte Passagiermaschine, die leer den alten Flughafen verlässt, auf dem kurzen Weg in den neuen Flughafen. Es wird still am Durban International Airport. Es ist noch still auf dem neuen King-Shaka-Flughafen, benannt nach einem berühmten König des Volkes der Zulu. In 3 Stunden soll King Shaka seinen Betrieb aufnehmen. Dreimal so groß wie der alte Flughafen ist King Shaka. Er soll während der Fußball-Weltmeisterschaft das Einfallstor für Fußball-Fans aus Asien und der arabischen Welt sein, und später das südafrikanische Drehkreuz für Asien. Fluglotse Trevor du Plessis gehört zu jenen Südafrikanern, die der Welt zeigen wollen, dass auch der afrikanische Kontinent Großartiges leisten kann. Wie zum Beispiel den Flughafen-Neubau. Wie zum Beispiel die Fußball-WM zu veranstalten. «Der Flugverkehr wird während der WM viel intensiver sein. Wir müssen uns hier am King-Shaka-Flughafen auf eine neue Dimension und Qualität der Arbeit einlassen. Aber die Welt soll unbesorgt sein. Wir schaffen das. Alle Flugzeuge werden hier starten und landen, wir sind einsatzbereit.“ 2 Uhr. Noch immer wird am alten Flughafen schweres Gerät verladen. Die ganze Nacht über sind LKW-Konvois unterwegs. Kritiker hatten vorhergesagt, dass eine solche Leistung von einem afrikanischen Schwellenland nicht zu schaffen sei. Sie haben sich getäuscht. 3 Uhr 30. In drei Stunden soll der erste Flug gehen. Ladenbesitzer, die 9 Stunden zuvor noch am alten Flughafen geöffnet hatten, legen ihre Ware zurecht. Selbst bei solchen Nebensachen läuft der Umzug glatt. Familie Naidoo stattet dem neuen Flughafen einen Besuch ab. Kritisch prüfen sie den Zustand der Check-In-Schalter. Sie erzählen, dass sie in der Nähe des neuen Fußball-Stadions von Durban wohnen. Und dass sie glauben, dass die WM ein Erfolg wird. «Wir hatten auch in Südafrika gemischte Gefühle, als die WM 2010 an uns vergeben wurde. Mittlerweile aber glaube ich, dass wir den ganzen Zweiflern in der Welt beweisen werden, dass sie Unrecht hatten. Wir schaffen das, auch mit der Sicherheit der Fans. Wir sind bereit.“ 4 Uhr. Der letzte Konvoi verlässt den alten Flughafen. Für viele Arbeiter, die an diesem Umzug mitwirken ist dies der letzte Arbeitstag an den Flughäfen. Die meisten von ihnen wohnen in den Townships in der Nähe des alten Flughafens. Der neue aber liegt im Norden der Stadt, und ist viel zu weit weg für die Arbeiter, die alle keine eigenen Transportmöglichkeiten haben. „Ich habe Glück, ich kann weiterhin als Pförtnerin an diesem Flughafen bleiben. Ein anderer Wachdienst hat den Job am King Shaka Airport übernommen. Der neue Flughafen ist zu weit von meinem Haus entfernt, da würde ich meine Familie ja gar nicht mehr sehen. Der Bus dorthin ist außerdem zu teuer. Ich mache hier weiter.“ 4 Uhr 30. Weite Teile der Autobahn sind zeitweise für den normalen Verkehr gesperrt. 15 LKW sind in diesem letzten Konvoi, dazu noch die Begleitfahrzeuge. Müde ist keiner. Alle sind sie froh, dass sie Teil dieses Unternehmens sind. “Ich finde es spannend, am Umzug mitzumachen. So etwas erlebt man ja nicht alle Tage. Schließlich zieht ein Flughafen nicht jeden Tag um. Und auch nicht jede Woche, oder jedes Jahr. Das erlebt man nur ein Mal im Leben.“ In 2 Stunden soll das erste Flugzeug vom King-Shaka-Airport starten. 5 Uhr 30. Jubel brandet auf, als das Check-In am neuen Flughafen beginnt.Die erste Passagierin lässt sich zwar filmen, will ihren Namen aber nicht nennen. Auch sie aber eine stolze Südafrikanerin. „Ich bin die Allererste, die diesen neuen Flughafen benutzt. Der King-Shaka-Airport ist ein Meisterwerk. Ich kann unserem Land nur dazu gratulieren, dass wir so etwas auf die Beine stellen können. Südafrika verschafft dem ganzen Kontinent einen guten Namen.“ Pünktlich um 6 Uhr 30 startet South African Airways, Flug 528 nach Johannesburg. Zum Zeitpunkt des Starts sind es noch genau 40 Tage bis zur Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Bericht Richard Klug Dieser Text informiert über den Fernsehbeitrag vom 02.05.2010. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt. Beitrag drucken Zu allen Themen dieser Sendung Beitrag empfehlen Zurück zum Seitenanfang E-Mail an WeltspiegelURL: mailto:Weltspiegel@wdr.de Beitrag druckenURL: javascript:window.print(); Video zum Beitrag Video zum BeitragURL: http://mediathek.daserste.de/daserste/servlet/content/4318468?pageId=&moduleId=329478&categoryId=&goto=&show= Die Landesrundfunkanstalten der ARD: BR, HR, MDR, NDR, Radio Bremen, RBB, SR, SWR, WDR, Weitere Einrichtungen und Kooperationen: ARD Digital, ARTE, PHOENIX, 3sat, KI.KA, DLF/ DKultur, DW Link: http://mediathek.daserste.de/daserste/servlet/content/4318468?pageId=&moduleId=329478&categoryId=&goto=&show= Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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