MarkusP210 Geschrieben 12. April 2010 Teilen Geschrieben 12. April 2010 Hallo Heli-Piloten War letzte Woche in Kamtchatka in den Ferien. Wir sind mit einer MIL MI-8T (zivile Bezeichnung MI-17) geflogen. --> http://en.wikipedia.org/wiki/File:Mi-8_YPA.jpg Motorisiert sind die Dinger mit jeweils zwei Klimov TV3-117MT Turboshafts mit 1950 SHP pro Seite. Vor dem ersten Anlassvorgang des Tages sind beide Turbinen mit dem Elektrostarter zuerst mal gedreht und dann wieder abgestellt worden. Wozu dient das? Ist das eine Art Vorschmierung der Lager? Vor dem jeweiligen Start wurde dann etwas wie ein Run-Up durchgeführt (Leistung hoch und wieder runterfahren) wozu dient dieses Verfahren? Gruss Markus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
consti Geschrieben 12. April 2010 Teilen Geschrieben 12. April 2010 1: Vielleicht um das alte Öl aus der Brennkammer zu schaufeln :p 2: Könnte sein, dass man den Freilauf so prüft. Bei der Hughes ist es jedenfalls so, dass man auf eine gewisse Drehzahl beschleunigt und anschliessend in den Idle geht. Die beiden Nadeln (Eng. RPM und Rotor RPM) sollten sich dann klar von der Drehzahl her unterscheiden. gruess Constantin Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Roberto Geschrieben 12. April 2010 Teilen Geschrieben 12. April 2010 Hallo Heli-Piloten War letzte Woche in Kamtchatka in den Ferien. Wir sind mit einer MIL MI-8T (zivile Bezeichnung MI-17) geflogen. --> http://en.wikipedia.org/wiki/File:Mi-8_YPA.jpg Motorisiert sind die Dinger mit jeweils zwei Klimov TV3-117MT Turboshafts mit 1950 SHP pro Seite. Vor dem ersten Anlassvorgang des Tages sind beide Turbinen mit dem Elektrostarter zuerst mal gedreht und dann wieder abgestellt worden. Wozu dient das? Ist das eine Art Vorschmierung der Lager? Vor dem jeweiligen Start wurde dann etwas wie ein Run-Up durchgeführt (Leistung hoch und wieder runterfahren) wozu dient dieses Verfahren? Gruss Markus Der sogenannte Run up war eine Überprüfung der Triebwerke mit der getrennten Triebwerkssteuerung. Dabei wird jedes Triebwerk einzeln hochgefahren und auf seine Leistung überprüft. Dafür gibt es im Cockpit separate Bedienhebel. Werden beide Triebwerke über den Gas/Steigungshebel angesteuert übernimmt ein Leistungssynchronisator die Leistungsangleichung (Synchronisation) zwischen dem rechten und dem linken Triebwerk. Das durchdrehen der Triebwerke mit dem Elektrostarter ist ein sogenanntes Kaltdurchdrehen der Triebwerke und wird gern vor dem ersten Anlassen durchgeführt. Es ist von der Sache her zu vergleichen mit dem erzeugen eines Luftstromes durch den Verdichter welcher nur das Triebwerk durch bzw. frei bläst. Es erfolgt keine Zündung. Interessant ist vielleicht noch, dass es sich um einen Startergenerator (STG 3 oder so, weiss nicht mehr genau) handelt welcher als Starter fungiert und dann zum Generator geswitcht wird. Mi-8T und Mi-17 haben zwar einen Papa und eine Mama sind aber als Geschwister wie Junge und Mädchen. Will sagen sie unterscheiden sich durch den Triebwerkstyp, das Anlasstriebwerk AI-9 und die PSU´s vor den Triebwerken. (PSU in neudeutsch = engine dust protection). Wobei die Mi-17 eindeutig das Mädchen ist. (siehe die beiden rotationssymmetrischen Ausbuchtungen vor den Triebwerkseinläufen) Hoffe es hat Deine Fragen ein bischen beantwortet. Hast bestimmt geile Tage und einen tollen Urlaub dort verbracht! Wo bleiben Deine Bilder? :005::D Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
MarkusP210 Geschrieben 13. April 2010 Autor Teilen Geschrieben 13. April 2010 Roberto, besten Dank für die tollen Ausführungen. Wenn man die Triebwerkssteuerung nicht einzeln testet, würde man u.U. gar nicht merken wenn eines nicht bzw. nicht richtig läuft, oder? Den exakt verwendeten Triebwerkstyp (Zusatzbezeichnung, exakte Leistung) kann ich nicht genau beziffern, die Angaben in meinem Post entstammen Wiki. Beim eingesetzten Heli handelte es sich mit Sicherheit um einen MI-8 (stand angeschrieben). Ja, Helifliegen und Skifahren sind in Kombination wahrlich genial. Leider wurde unser Aufenthalt letzten Samstag durch ein schweres Lawinenunglück, bei welchem der wartende Heli inkl. der Passagiere und Crew verschüttet wurde, überschattet. http://www.epochtimes.de/articles/2010/04/11/565138.html Muss mir demnächst etwas Zeit nehmen ein paar Bilder zu posten. Gruss Markus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Roberto Geschrieben 13. April 2010 Teilen Geschrieben 13. April 2010 Die Häufung von Tragödien derzeit möchte ich etwas banal mal mit dem Verlauf einer Sinuskurve vergleichen. Momentan, wenn ich mir das Weltgeschehen, alleine dieses Jahr, so betrachte scheint diese zyklische Schwingung gerade wieder einmal Ihre höchste Amplitude erreicht zu haben. Manche Jahre sind einfach so. Tragisch und eine Prüfung für die Menschen... ** Wenn man die Triebwerke nicht einzeln testen würde könnte man unter Umständen eine böse Überraschung beim abstellen eines der Triebwerke erleben. Wenn das "Licht" bei einem der Triebwerke im Flug ausgeht fehlt dann im Leistungssynchronisator ein gewisser Gegendruck des ausgefallenen Triebwerkes. Das ist dann Zeichen für das andere intakte Triebwerk dicke Backen zu machen und hochzufahren bzw. sich mächtig aufzuregen und max. Leistung zu produzieren bis neue Inputs vom Lotschik (Piloten) kommen. Der wird aber einen Teufel tun und sich freuen wenn der Heli in einen laaaangen gestreckten kontrollierten Sinkflug übergeht und sich die Geschwindigkeit bei Laune halten lässt. Wenn man nun die getrennte TW Steuerung nicht macht könnte ein Triebwerk welches vielleicht nicht so potent ist ein bischen mogeln und von der Power des stärken Tw´s partizipieren. Meistens ist es so, dass die getrennte TW-Steuerung einmal am Tag gemacht wird. (Probelauf zur Vorflugkontrolle VFK) Wobei sowohl Drehzahlanzeige als auch Leistungsanzeige jeweils zwei Zweizeigergeräte sind wo die Zeiger mit I und II bezeichet sind, jeweils für rechtes und linkes Triebwerk. Man würde also auch rein optisch sehen wenn ein Triebwerk nicht so richtig Bock hat und hängt. Also sich hinterm stärkeren Bruder verstecken ist auch nicht so richtig drin. Rein theoretisch würde man auch mit der getrennten Tw-Steuerung kleine Drehzahldifferenzen ausgleichen können. So wie bei manchen alten Proplinern, wenn die Leistungshebel der vier Knalleisen nicht in einer Linie stehen sondern wie die Noten auf einer Notenzeile aussehen (stark übertrieben, das macht in real mm aus). Das ist praktisch nichts weiter wie eine Veränderung des Steuerweges. Beim anlassen wird quasi jeweils die getrennte TW-Steuerung des anzulassenden Triebwerks in Arbeitsstellung gebracht. Eine Mi-17 kannst Du eigentlich am besten an diesen beiden Beulen vor den TW Einläufen erkennen welche einem Mechaniker schon viel Spass machen können. Aber wie immer bei schönen Sachen kosten die natürlich auch wieder Leistung. Unter russischen Verhältnissen kann es natürlich auch sein, dass die mal ganz fix wieder abgebaut sein können. Die sicherste Erkennung ist auf dem Rümpfrücken hinter der Tragschraube und hinter dem Compartment des Hydrauliksystems (Haupt, Not, Hilfssystem) vor dem Ansatz des Tailbooms ein Häuschen welches den Abschluss bildet und wo auf der lh in Flugrichtung ein kleines Abgasrohr herausschauen sollte. Das ist das Anlasstriebwerk AI-9 welches neben der autonomen Versorgung mit Strom auch noch mächtig viel heisse Luft mit Druck für das anlassen des jeweiligen Triebwerks zu erzeugen hat. Denn, das ist der zweite Unterschied....eine Mi-8 wird mit dem Startergenerator also elektrisch, angelassen....und die Mi-17, 24 etc. werden mit heisser Druckluft vom AI-9 über einen Luftstarter welcher nichts anderes als eine kleine Turbine mit Planetengetriebe ist, angelassen. Das Triebwerk kommt dann eben beim Kaltdurchdrehen durch den Luftstarter auf Drehzahl (ohne Zündung) Direkt über dem Luftstarter ist in der Verkleidung des Triebwerks eine Lüftungshutze angebracht, von wo aus mal schon Wasser auf den Luftstarter gelangen konnte und das Turbinenrad des Luftstarters festfrieren lassen konnte. Aber wie überall, heisse Luft hilft auch hier. Hoffe Euch mit meinem langatmigen Exkurs über die "Mil Milowitsch" nicht zu sehr gelangweilt zu haben. Freu mich schon auf die Fotos. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
MarkusP210 Geschrieben 13. April 2010 Autor Teilen Geschrieben 13. April 2010 Das Drama in Kamtchatka hat in diesem Sinne einen besonderen STellenwert, weil wir ja Tags zuvor auch noch und in derselben Region geflogen sind... Meistens ist es so, dass die getrennte TW-Steuerung einmal am Tag gemacht wird Das ist so, wurde jeweils morgens vor dem ersten Flug gemacht. eine Mi-8 wird mit dem Startergenerator also elektrisch, angelassen Stimmt auch, es war keine Hilfsturbine vor dem Start der Haupttriebwerke zu hören. Aber sag nur, wo hast Du diese genialen Info's her? Markus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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