Zum Inhalt springen

Wer ist verantwortlicher PIC?


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Meine Güte, nach der Diskussion hier zu urteilen habt ihr die Fliegerei schon begraben...

 

Markus

Geschrieben
Meine Güte, nach der Diskussion hier zu urteilen habt ihr die Fliegerei schon begraben...

Markus

 

Warum? Wegen dem Versuch Klahrheit zu verschaffen über etwas das schon da ist? Wegen dem Versuch etwas zu verstehen? Ich bin Flügschüler, muss fast zwangsläufig interessiert sein. Mich Freuts daher um so mehr, dass einige mit der PPL im Sack sich dennoch interessieren wie das genau läuft - ohne sich erschrecken zu lassen oder abweisend zu reagieren. Das ist doch gut so und begräbt gar nichts, eher im Gegenteil. Meine Meinung.

 

Gruess Roy

Geschrieben

Schon gut, während ihr euch hier noch mit der Zerredung einer Thematik welche sich praktisch nie stellt beschäftigt gehe ich einfach fliegen.

 

Markus

Geschrieben
Deine Aussage interpretierte ich aber so: Das Gesetz ist gut wie es ist und es muss nie und nimmer mehr etwas geändert werden.

Oh, da kennst Du mich aber schlecht! Aber es gibt durchaus Fälle, bei denen eine ungeregelte Grauzone unter dem Strich das kleinere Übel ist.

Geschrieben

Habe mal all die Einträge interessiert kurz angeschaut. Ich glaube es besteht Konsens, dass der Halter den PIC festlegen kann/muss/soll.

 

Damit wäre ja auch ein Teil der Frage von Beat beantwortet: Wenn der Pilot der Dich im eigenen Fliger abholt auch der Halter ist, bestimmt er den PIC.

 

Würde mich interessieren, ob das korrekt ist. Da ich ebenfalls Halter bin und zudem ab und zu mit Beat unterwegs bin (ich hab aber mehr Flugstunden, gell Beat :009:)

 

Gruss

Urs

Geschrieben

Okokee urs, dass du in quantitativer hinsicht mehr hast lasse ich gelten...:p

 

Aber ob deine Annahme auch zutrifft, wenn wir uns z. B nach einem Unfall widersprechen würden, weiss ich nicht oder noch schlimmer einer gar nicht mehr befragt werden kann.... Bin auch gespannt auf Feedback.

Beat

Geschrieben
Okokee urs, dass du in quantitativer hinsicht mehr hast lasse ich gelten...

 

:rolleyes:

Geschrieben

Ich meine, viele der obigen Verständnis- und Interpretationsschwierigkeiten stammen daher, dass man zwei verschiedene Situationen vermischt.

 

Situation 1: Ganz einfach, man möchte nur wissen, was nun Sache ist. Da gibt es ein paar einfache Grundsätze: Es gilt die Abmachung der Beteiligten, am Besten schriftlich 'beurkundet' durch einen Eintrag auf einer Fluganmeldung oder auf einem Flugplan, und es gilt das Gesetz (oben zitiert). Wo das Gesetz nicht genau genug ist, oder wenn z.B. der Halter keinen PIC bestimmt (wie er vielleicht eigentlich sollte), da gilt wieder die Abmachung der Beteiligten. Wo das Gesetz oder das POH nicht ausdrücklich schreibt, dass der ältere oder höher qualifizierte Pilot die Verantwortung trägt, oder derjenige auf dem linken Sitz, oder sonst irgend etwas, dort gilt das halt eben nicht.

 

Situation 2: Es passiert etwas, sei es "nur" eine Lufraumverletzung oder schlimmsten Falles ein Unfall ohne Überlebende. Jetzt wird die ganze Sache im Nachhinein von den Beteiligten oder gar von einem unbeteiligten, "neutralen" Richter mit ganz anderen Augen und Kriterien beurteilt. Szenario A) Ein PPL nimmt seinen Freund (zufällig ATPL oder Fluglehrer) zu einem Feierabendausflug mit; der PPL ist in der Fluganmeldung als PIC eingetragen. Es gibt eine Luftraumverletzung, z.B. weil ein temporärer Luftraum aktiv ist und der Passagier sich - zurecht - nicht so detailliert auf diesen Flug vorbereitet hat. Der PPL/PIC wird wegen der Luftraumverletzung zitiert und versucht sich (rein menschliche Reaktion) zu rechtfertigen, dass er ja einen ATPL oder Fluglehrer dabei hatte. Auch wenn die Sache rein juristisch völlig klar ist, sie ist für alle Beteiligten, insbesondere für den ATPL/FI-Passagier, trotzdem sehr unangenehm. Szenario B) Wiederum PPL mit FI als privater Passagier. Keine Fluganmeldung, ein Unfall, keine Überlebenden, Straf- und Zivilprozess. Ein Richter muss nun im Nachhinein entscheiden, wer die Verantwortung für diesen Flug hatte und wer nun für die Hinterlassenen des anderen aufzukommen hat. Hässlich. Der Richter muss die Verantwortung klären, das ist sein Job, er kann nicht sagen: "ich weiss es nicht". Wenn nun keinerlei schriftliche Abmachungen vorliegen, dann muss er richterliche Usanzen anwenden, so wie etwa bei einem Unfall zwischen Auto und Fahrrad. Dort gilt grundsätzlich ja auch, dass der Stärkere zunächst mal schuld ist, sofern nicht ganz klar andere "Beweise" vorliegen. So auch hier, der Richter wird die Schuld grundsätzlich dem "Stärkeren" (CPL, ATPL, FI) geben müssen; er hat eigentlich keine andere Wahl. Selbst wenn eine Fluganmeldung vorliegt, d.h. die Sache eigentlich klar wäre, dann haben in unserem Rechtsstaat die Hinterbliebenen des PPL/PIC trotzdem das Recht, diese Abmachung anzufechten. Können die Hinterbliebenen z.B. glaubhaft darlegen oder beweisen, dass ein FI für einen Freundschaftsdienst nicht seinen Anteil mitbezahlt hat, dann kann das der Richter als Entschädigung und gewerbliche Interessen werten und ihm mindest eine Mitschuld einräumen. Und "your controls - my controls" oder andere mündiche Abmachungen sind in einem solchen Fall natürlich absolut und völlig nutzlos.

 

Will nun heissen: Selbstverständlich gibt es Gerichtsurteile, welche dem höher qualifizierten Piloten die Verantwortung geben, aber aus einem solchen Urteil den Allgemeinfall abzuleiten, das ist total falsch. Es wurden auch schon Mörder aufgrund mangelnder Beweise und Indizien freigesprochen, aber man kann daraus auch nicht ableiten, dass morden nun straffrei wäre. Die Anwendung des Gesetzes im täglichen Leben und die Beurteilung danach durch einen Richter, das sind zwei verschiedene Dinge (auch wenn mir neunmalkluge Juristen da vielleicht widersprechen wollen). Deshalb stimmt die Aussage so einfach nicht, dass immer der höher qualifizierte Pilot der PIC ist, auch wenn das ein Richter in einem ganz spezeilen Urteilsspruch einmal gesagt haben sollte.

 

Fazit: Wenn man sich für alle Eventualitäten absichern will, dann gibts nur die schriftliche Abmachung am Boden und - aus Sicht des höher qualifizierten Piloten - ein ensprechendes Verhalten, das einem durch den Richter nicht zur Last gelegt werden könnte. Für den täglichen Gebrauch ist es mir nur einfach wichtig, dass einer im Cockpit weiss und versteht, dass er die Verantwortung trägt.

 

Wegen dem Versuch Klahrheit zu verschaffen über etwas das schon da ist?

Merke: Klarheit in einem Rechtsstaat schafft einzig der Richter (wobei man auch sein Urteil meist noch weiterziehen kann). Wir Normalsterblichen können uns nur darauf beschränken, uns im Rahmen der meist nicht bis ins Detail klaren Gesetze einigermassen sinnvoll zu bewegen und dem Richter keine falschen Fährten zu hinterlassen. Wem es wichtig ist, der hält den Namen des PIC in der Fluganzeige fest und - genau so wichtig - verhält sich danach auch entspechend.

 

Sorry für das lange Posting. Philippe hat in Posting #48 eigentlich schon alles wichtige gesagt, aber irgendwie ist der Funke nicht so recht gesprungen.

 

Grüsse,

Berchi

Geschrieben

So, ich habe soeben die Antwort von der Person erhalten, bei der nachgefragt hatte (ehem. Swissair FI, heute FE/IRE/CRE und Pilot auf GLEX und F900):

 

- falls kein PIC vom Halter bestimmt wurde, und falls die Piloten untereinander sich nicht auf einen PIC geeinigt haben, ist der Pilot mit mehr Erfahrung (höhere oder ältere Lizenz) verantwortlich. Der PIC muss nicht zwingend durch den Halter bestimmt werden: das können natürlich die Piloten machen

 

- das Bundesgericht hat in letzter Zeit nach einem Unfall (PPL+FI, PPL hat bei der Landung das Flugzeug beschädigt) eine Ausnahme zum Art. 3.2 der Verordnung über die Rechte und Pflichten des Kommandanten eines Luftfahrzeuges gemacht, und zwar wie folgt: falls plötzlich eine Gefahrsituation auftritt, wo der erfahrenere Pilot nicht mehr vernünftigerweise eingreifen kann, ist dieser nicht verantwortlich für die entstehenden Konsequenzen. Bei einer Situation wo also nicht geplant und vorgebeugt werden kann, ist der Erfahrenere nicht haftbar. Wo aber eine Planung möglich ist (z.B. Luftraumverletzung) eben doch.

 

Dazu hat er noch folgende Anmerkungen hinzugefügt:

 

- wenn er als Pax mit Piloten mitfliegt, die weniger Erfahrung haben als er, sitzt er immer vorne, nach dem Motto "man weiss ja nie"

 

- es ist egal, ob der PIC links oder rechts sitzt, denn ein PPL darf sehr wohl von rechts fliegen, falls er die Normal- und Notfallsprozeduren auch von rechts beherrscht (und dazu braucht es kein extra-rating)

 

- falls man die Piloten nach dem Unfall nicht einvernehmen kann, und deshalb nicht feststellen kann, welche verbalen Abmachungen getroffen wurden bzgl. wer PIC war, wird der Flugplan angeschaut, da man nicht feststellen kann, wer das Flugzeug lenkte

 

- wenn 2 PPL fliegen, ist es immer besser, wenn der PIC links sitzt, sodass es keine Kreuzung der Verantwortungen und unklare Situationen gibt. Wenn man auf einem Überlandflug die PIC Zeit teilen will, soll man lieber zwischenlanden und den Sitz tauschen. So ist jederzeit jedem zu 100% klar, was Sache ist

 

Ich habe diese Infos sehr interessant gefunden. Ich hoffe, sie schaffen ein bisschen Klarheit.

 

Gruss

Manuel

Geschrieben

@Berchi

 

Ganz, ganz, ganz geiler Beitrag... sorry die Teenybedankungsart, aber du hast das so einfach und redundant erklärt, dass ich keine Chance mehr habe mir noch eine Frage einfallen zu lassen. Danke! thumbs_up.gif

 

Wirklich, perfekt... bin baff.

 

Gruss Roy

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...