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Notversorgung von Airports bei Stromausfällen


Kjeld

Empfohlene Beiträge

Hallo zusammen,

wir hatten hier gestern einen ziemlich heftigen Stromausfall:

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,660548,00.html

 

Das hat für mich die Frage aufgeworfen, wie in solchen Situationen der Luftverkehr weiter funktioniert. Gibt es an allen Airports Notstromgeneratoren? Oder nur an den größten? Und was betreiben die? ILS, Runwaybeleuchtung Taxilights?

Kann mir vorstellen, dass das ne Menge Leistung ist...

Freue mich auf zahlreiche Antworten :)

VG

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Das hat für mich die Frage aufgeworfen, wie in solchen Situationen der Luftverkehr weiter funktioniert. Gibt es an allen Airports Notstromgeneratoren? Oder nur an den größten? Und was betreiben die? ILS, Runwaybeleuchtung Taxilights?

Kann mir vorstellen, dass das ne Menge Leistung ist...

Freue mich auf zahlreiche Antworten :)

VG

 

Hallo

kann nur für LSZG sprechen. Hier sind nebst der Informatik alle die zur Landung von Flugzeugen benötigten el. Verbraucher wie Pistenbeleuchtung DVOR etc. an verschiedenen USV's angeschlossen. Somit kann auch bei einem teilweisen Stromausfall ca. 2 Stunden überbrückt werden. Nachher wirds kritisch und der Flugverkehr muss umgeleitet werden.

 

Andy

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Bin kein Insider, aber alle Flughäfen haben Notstromaggregate. Für die sicherheitsrelevanten Dinge wie Pistenbefeuerung und Anflughilfen sehe ich keine Probleme. Die sind schon allein durch die Cat III-Tauglichkeit sicher genug. Es können alle Flieger landen die noch müssen. Da habe ich keine Bedenken.

 

Mit der Zeit (nach Stunden) wird es dann natürlich schwierig, weil die Flieger gar nicht mehr wegkommen, weil die Passagierabfertigung gar nicht mehr funktioniert - Reservationssysteme, Komforteinrichtung, Verpflegung, Sicherheit usw. Hängt alles am Strom. Da geht kein Flieger mehr weg oder nur noch sehr wenige (z.B. müssen ja alle Berechnungen von Hand gemacht werden).

 

Also: Sicherheitsproblem nein, ordentliche Weiterführung nein.

 

Dani

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In Genf müssen, sobald LVP (also CAT II oder CAT II) Betrieb ist die Notstromaggregate ständig eingeschaltet sein. So wird garantiert, dass bei einem Stromausfall das ILS keinen Unterbruch hat, da die Aggregate auch eine kurze Zeit brauchen, um hochzufahren.

 

Umgekehrt heisst das, dass, wenn die Aggregate nicht einsatzfähig sind (z.B. Wartung), auch keine CAT II oder III Anflüge gemacht werden können - auch wenn das normale Stromnetz einwandfrei funktioniert.

 

Ich nehme mal an, alle Flughäfen handhaben das in etwa gleich.

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Hallo, dank für die zahlrecihen Antworten!!

 

Somit kann auch bei einem teilweisen Stromausfall ca. 2 Stunden überbrückt werden. Nachher wirds kritisch und der Flugverkehr muss umgeleitet werden.

 

Andy

 

Der Stromausfall gestern ging deutlich länger...Was machen dann Flieger die noch in der Luft sind? NVFR Landing?

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Ich finde das gerade nicht in elektronischer Form, aber es gibt da genaue Vorgaben durch die Behörden: Die Notstromaggregate müssen innerhalb von x Sekunden anspringen etc.. Vielleicht hat das jemand anderes gerade parat und kann es hier bereitstellen.

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Hier gibt es ein paar interessante Dinge zur Stromversorgung am Flughafen in Zürich.

 

http://www.bfu.admin.ch/common/pdf/1953_d.pdf

 

und hier das offizielle ICAO DOC (Annex 14)

 

http://dcaa.slv.dk:8000/icaodocs/Annex%2014%20-%20Aerodromes/Annex%2014%20Volume%201,%20Aerodrome%20Design%20and%20Operations%20-%20Edition%20no%205.pdf

 

zu finden unter Chapter 8

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Christian Thomann

Wie die Notstromaggregate bei Airports technisch ajour sind, weiss ich natürlich nicht. Ich kann aber vom KSA Kantonsspital Aarau und Stützpunktfeuerwehr berichten.

 

Spitäler haben einen sehr empfindlichen Bereitschaftsgrad mit unterschiedlichen Versorgungen. Wichtige lebenserhaltende Geräte sind teilweise doppelt gespiesen, d.h. sie bekommen Strom aus USV und nachgeschalteten Notstromaggregaten. Das begünstigst einerseits einen unterbruchreien Betrieb und andererseits auch eine Langzeitversorgung. Grössere Verbraucher wie Lift, Beleuchtung, ev. Heizung und Verpflegungsbetriebe sind sekundär und bekommen erst wieder Strom, wenn das Aggregat einen vorbestimmten Prozentgrad an Leistung abgeben kann.

 

Notstromaggregate dieser Grösse sind vollautomatische Schnellstarter. Auf der einen Seite steht das Aggregat als Kraftprotz. Getrennt vom Motor läuft eine Arbeitswelle mit einem schweren und grossen Schwungrad dauernd mit und wird direkt vom aktiven Netz angedreht. Auf der gleichen Welle ist natürlich auch mitdrehend der Stromgenerator platziert, der gleichsam bei Netztbetrieb das Ganze im Schwung hat. Bei einem Stromausfall im Sekundenbereich knallt die Kupplung zwischen drehender Schwungmasse-Generator die Kraftverbindung zum Motor, der dadurch angeworfen wird, auf 50 Hz synchronisiert und sofort geregelt für die stufenweise zugeschalteten Verbraucher Kraft abgibt. Das tönt zwar kompliziert aber funktioniert berauschend gut!

 

Ich war im Militär als solcher Oldie in einer Hochgebirgs-Radaranlage auf 3'160 m AMSL zugeteilt. Dort hatten wir drei "begehbare" Schiffsdiesel nach Uraltmanier von Hand mittels Pressluft zu starten, auf Sammelschienen zu schalten und die Verbraucher händisch zuzuschalten. Von den Radaristen kam selten ein Gemurmel, da sie jeweil einige Minuten Pause hatten. Ich möchte fast behaupten, dass ich diese Manipulationen heute noch unter Zuhilfenahme der Checkliste beherrschen würde. Das war echt spannend!

 

Bei der Stützpunktfeuerwehr war das alles etwas kleiner und schön brav von Hand zu bedienen. Es war ja auch nicht lebensbedrohend. Wegschalten des Hauptnetztes, Stromschienen von Verbrauchern trennen, Aggregat hochfahren, 51 Hz anlegen, zuschalten, nachregeln, zuschalten etc. Vor wenigen Jahren, als die ganze Stadt Aarau vom einen Kraftwerk wegen eines Blitzschlages für mehrere Tage tot war, wusste der Werkmeister der Feuerwehr nicht, weshalb das aufschalten des Aggregates in der Feuerwehr nicht funktionierte. Er versuchte bloss die ganze Stadt mit seinem 150 PS-Pfupferli zu speisen. Ich unterstützte ihn dann halt: "vom Netzt trennen, dann geht's".

 

Ist doch easy!

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Danke für das Dokument, sehr aufschlussreich!

 

Also, für CAT I reicht es, wenn die Lichter innerhalb von 15 Sekunden von "normal" auf "backup" umgeschaltet werden können. Bei CAT II/III muss eine Reaktionszeit von 1 Sekunde nachgewiesen werden.

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Notstromaggregate dieser Grösse sind vollautomatische Schnellstarter. Auf der einen Seite steht das Aggregat als Kraftprotz. Getrennt vom Motor läuft eine Arbeitswelle mit einem schweren und grossen Schwungrad dauernd mit und wird direkt vom aktiven Netz angedreht. Auf der gleichen Welle ist natürlich auch mitdrehend der Stromgenerator platziert, der gleichsam bei Netztbetrieb das Ganze im Schwung hat. Bei einem Stromausfall im Sekundenbereich knallt die Kupplung zwischen drehender Schwungmasse-Generator die Kraftverbindung zum Motor, der dadurch angeworfen wird, auf 50 Hz synchronisiert und sofort geregelt für die stufenweise zugeschalteten Verbraucher Kraft abgibt. Das tönt zwar kompliziert aber funktioniert berauschend gut!

 

So wie Chregel das beschreibt, war das mindestens früher auf dem Flughafen Kloten. Ich glaube, das Schwungrad wog (wiegt?) 3 Tonnen.

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Hallo Kjeld,

 

Hast Du schon etwas in Erfahrung bringen können, wie es wärend der Strompanne "Eurem Air Traffic System" ergangen war ?

Hattet Ihr auf Euren Grossflughäfen auch so "Black Outs" wie in vielen Eurer Gross-Städte?

Die TV Bilder, die wir hier in Europa zu sehen bekamen, war schon noch eindrücklich, richtige "Geisterstädte" bekamen wir zu sehen.

 

Beste Grüsse in die Wärme

Andy :)

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Hallo zusammen,

vielen Dank für die vielen Antworten! Vor allem Christians Beschreibung hat mein Ingenieurherz schneller schlagen lasse ;)

So ne Anlage würde ich zu gerne mal sehn

 

@Andy:Leider noch nichts in Erfahrung bringen können was die Flughäfen angeht. Es hieß lediglich es sei zu stundenlangen Verspätungen gekommen...aber nichts schlimmes passiert oder so..

Die Situation war wirklich gespenstisch!! Saß gerade in einer Bar und die haben den Eingang mit Stühlen verrammelt, die Strassen waren STOCKdunkel...haben gottseidank schnell nen Taxi gefunden und sind nach Hause...

Heute gibt es "nachwehen" in Form einer Frischwasserunterversorgung...(und das trotz Regen ;) )

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Christian Thomann
....So ne Anlage würde ich zu gerne mal sehn.../quote]

 

Kjeld

 

Also, ich geb' hier noch einen drauf:

 

Ehrlich gesagt kocht mein militärisches Herzblut immer noch für diese Anlagen.

 

Nun gut, dann rücke ich halt mal einige alte, erloschene militärische Geheimnisse aus dem damaligen "kalten Krieg" heraus. Beim Lukmanierpass, auf der Grenzlinie Tessin-Graubünden wurde in den 50er Jahren der Berg Scopi (damals 3'189 m, heute inoff. 3'160 m) ausgehöhlt und geköpft und für die FF-Truppen ein Radar-Berg gebaut. Kriegsbestand ca. 400 Mann. Von der US Air Force wurde ein ganze Radarstation AN/FPS-20 gekauft und nach Tests in Wangen-Dübendorf auf den Scopi verschoben und dort fest eingebaut. Genaue Information über das "Lebenswerk der FF-Truppen" findet ihr hier (S. 6 - 7). Das FPS-20 spendete für das modernere FLORIDA-Radar ein Gelände-Rohbild als Unterlage für das synthetische Computer-Bild, während der dazugehörige Philips-Höhenfinder präzise Höhenangaben vermessen konnte. Die mil. Anlage ist mit einer abenteuerlichen Gehänge-Seilbahn (8 Mann sitzend) mit Mittelstation erreichbar. Mil. Name der Anlage: "TG" = Tessin-Graubünden.

 

Diese Anlage wird heute nicht mehr in dieser Form militärisch benutzt. Noch zu meiner Dienstzeit hatte sich am gleichen Ort bereits zivile Nachrichtenübermittlungsdienste (PTT und andere) leicht seitlich auf dem Berg neben dem Bergbahneingang der mil. Anlage eingerichtet. Der in der ziv. Bergstation gelagerte Treibstoff brannte dann eines Nachts derart aus, dass sich das grosse Umlenkrad der Seilbahn mitsamt dem Seil verbog und aus der Verankerung löste. Das Seil zwitscherte dann mit dem Rad ins Tal und ist heute noch teilweise zwischen den Felsspalten unlösbar verklemmt.

 

Es wäre interessant, diese alte Militärfestung, die von aussen nur mit geschultem Auge sichtbar ist, für zivile Interessen zu nutzen. Da der Berg schon längst in touristischen Seiten für Bergsteigen und -Wanderer interessant ist, könnte man dort ja schon fast ein Hotel in den alten Anlageteilen einrichten. Ich würde dort als Touristen-Reiseführer in der Mil. Anlage amten. Im Dienst war ich damals "Anlagekommandant" als Sicherheitsbeauftragter der Truppe und war Verantwortlicher des gesamten Schliesssystems. Dadurch lernte ich den letzten Winkel kennen und könnte heute noch fast die ganze Anlage in 3D von Hand skizzieren.

 

Diese Anlage sieht in vielen Bildmotiven ähnlich aus wie ein Spionage-Action Film aus dieser Zeit. Leider habe ich den Titel nicht mehr im Hirn, ca. "Einer kam durch" oder so...

 

Regelmässig fliege ich mit dem Segelflieger aus dem Frühlingslager Ambri, das ja in der Nähe ist, über den Scopi und schaue mit Herzschmerz nach unten.

 

P.S.: Der Berg Scopi besteht aus dem geologisch einmaligen schwarzen Scopi-Schiefer. Dieser Schiefer existiert in ganz Europa nur dort, als kleiner Auswuchs aus der Unterwelt. Der Schiefer ist sehr mürbe und besteht aus Nuss- bis Handteller-grossen Platten, sehr glitschig und zum Wandern deshalb eher etwas gefährlich (Haxenverstaucher).

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Christian Thomann

Übrigens bitte ich um Entschuldigung für das sanfte Abwandern des ursprünglichen Threadtitels "Notversorgung von Airports bei Stromausfällen". Solange dies ja interessenshalber organisch weiter wächst, dürfen wir das ja tolerieren. Unangenehmer ist es, wenn User einander wegen eines einzelnen Wortes auf den Füssen herum treten. :009:

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Hallo Christian,

freue mich riesig über deine "Abschweifung"!!! Hört sich sehr interessant an!!!

Falls ich hier ganz kurz das OT weiter ausleben darf:

Mir war gar nicht bewusst, dass die Schweiz den Kalten Krieg so "mitgelebt" hat...

Werde auf nun mal "deinen" Berg bei Google Earth suchen..:)

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